Faksimile 0604 | Seite 596
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Gleis
Glēīs, n. (ſ. Anm.), –es; –e: die Einſchnitte,
die ein ſich bewegendes Gefährt auf dem Wege macht;
auch der Abſtand der dieſe Einſchnitte hervorbringen-
den Theile von einander, z. B. der Wagenräder, der
Schlittenkufen ꝛc.; dann (auch übertr. ohne Bezug auf
zurückgelaſſne Spur) der beſtimmte Weg, in dem Etwas
ſich bewegt, zu bewegen pflegt, die vorgezeichnete Bahn,
der gehörige, rechte Gang ꝛc.: Das G. eines Wagens,
Schlittens; Das Wagen-, Schlitten-G.; Ob die
[Eiſen-]Bahn mit einem oder zwei G–en (ein- oder zwei-
ſpurig) zu erbauen iſt. . . Nützlichkeit der Doppel-G–e.
Karmarſch 1, 613 ꝛc. Im G–e, im alten G–e bleiben;
Aus dem G–e kommen; Etwas wieder ins G. bringen;
Wenn man in dem alten G–e bleibt, fährt man nicht ſo bald
irre. (Sprchw.) Alexis H. 1, 2, 153; Dein Erdenbällchen
fliegt | luſtig mit dir fort im G–e. Arndt 402; Hoch rollten
die Wogen entlang ihr G. B. 36a; Gewohnt, zu darben | im
Jammer-G–e [in dem mir geläufigen Jammer]. Dau-
mer H. 1, 264; Bei dem alten Herrn Alles wieder ins G.
zu bringen. Engel 12, 262; Jedes Rad, das Gott ſo gottes-
meiſterlich | ins G. gefuget hat. Gleim 4, 236; Aus dem
G–e gedrängt, .. irrte das knarrende Rad. G. 5, 9; Steine
in die G–e [Anm.] geworfen. 10, 152; So wendete die
Sonne .. ihren Wagen aus dem ew’gen G–e. 13, 18;
Wenn man in das G. des geſetzmäßigen Lebens zurückkehrte.
15, 138; 298; 8, 314; 9, 32; 282; 19, 168 u. v.;
Der Frühling . . reizt dich auf das Gleiß [auf den Weg,
zur Reiſe]. Günther 758; Nach welchem ew’gen Trieb die
lichtgeſtirnten Ballen | in dem beſtimmten G. und ſonder
Anſtoß wallen. Haller 199; Ihr [Verſe] bliebet in Hespe-
riens Wohllauts-G–e. WHumboldt 172; In welchem
Blumen-G–e | ihr [der Elfen] Abendreihn ſich dreht. Mat-
thiſſon 141; Es geht der Menſch auch in beſtimmten G–en.
Pz. 2, 197; Ruhig in dem gleichen G. | rollt des Tages
ſicyrer Wagen. Sch. 54a; Daß die alten G–e ſo ausgefah-
ren ſind. Tieck GſN. 1, 74; Der Alte, der nie altet, | der
lenkt der Dinge G. V. 3, 190; Die Wirthſchaft, Frau,
kommt aus dem G–e. 4, 136; Ein ſchadhaftes G. auszu-
füllen. Myth. 1, 10; W. 20, 225 ꝛc.
Anm. Zuw. auch m., vgl. nam.: Fängt man an einen
zweiten G. zu machen, ſo iſt dieſes bald ebenſo ausgeleert.
Seume Sp. 156 ꝛc. Ferner: Langhin furcht ſich die Gleiſe
des Kiels. G. 1, 242; Die Gleiſen jenes Stern entwarf
erſt deine Hand. Lichtwer 184; In der Fahrgleiſe. Grimm
M. 192; 240 (ſo viell. auch oben die Stelle G. 10, 182),
wofür ſich auch findet: Aus der Fahrleiſe ausbiegen. G.
25, 37, vgl.: Ein „wagleuß“. Eppendorf 89, wie ferner:
Das Geleis, Geleiſe, z. B. Devrient 1, 285; 3, 206;
Haller 75; Immermann M. 3, 205; L. 11, 463; 12, 159;
Sch. 102b; Zſchokke 8, 194 ꝛc. Goth. laist, wie
noch bair.: Die, das (Ge)laiſt. Schm. 2, 508, ahd. leisa.
mhd. leis(e), geleis ꝛc., die Spur (auch der Fußtapfen, wie
noch bei Opitz Pſ. 65: Es triefen deine Bahn und Gleiße |
von ſüßer Fettigkeit), gehört zu goth. laistjan, folgen (ſ. das
Zeitw. leiſten), welches Grimm durch die Annahme eines ver-
lornen leisa (ich gehe, trete) mit goth. lâis zu vereinigen
ſucht, ſ. Lehren, Liſt ꝛc.; ferner: Leiſten (m.).