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Glas
Glās, n., –es; Gläſer; Gläschen, lein; -: 1) eine
durchſichtige durch Zuſammenſchmelzen von Kieſelerde
mit Alkalien gebildete, feſte Maſſe: G. machen, blaſen;
G. ſchleifen; Auf G. malen; G. brennen; Weißes, grünes,
farbiges Glas; Kuppeln von G.; Kronleuchter von geſchliff-
nem Glas; Spiegel aus gegoßnem G.; Böhmiſches, engli-
ſches, venetianiſches G. ꝛc.; Etwas zerſpringt wie G.; Glück
und G., wie bald bricht Das! 2) etwas aus G. Gefer-
tigtes, nam.: a) Augen-G., ein tragbares Werkzeug zum
ſchärfern und beſſern Sehen, Brille, Lorgnette, Per-
ſpektiv: Ich kann im Theater das G. nicht entbehren; Meine
Naſe .. mit dem hofmanniſchen „G. bebrillen. Seume Sp.
139 ꝛc., auch übertr. (vgl. Brille): Er betrachtet Alles
durch das gefärbte G. ſeiner vorgefaßten Meinungen. L. 1,
454 ꝛc. b) Brenn-G., ein geſchliffnes Glas, wodurch
die Sonnenſtrahlen in einem Brennpunkt vereinigt
werden, auch übertr.: Die Form iſt .. das G., wodurch
wir die heiligen Strahlen der verbreiteten Natur an das Herz
der Menſchen zum Feuerblick ſammeln. G. 31, 15 ꝛc. c)
eine Glastafel, Scheibe: Etwas unter G. und Rahmen
bringen, einfaſſen ꝛc. d) Sand-, Stunden-G., Sand-
uhr (ſ. d.), nam. ſeem., ſ. auch Logg-G., ohne Zu-
ſatz gw. die Zeit einer halben Stunde, ſ. Anm. e)
die aus Glas gefertigten Theile an vielen Ggſtdn, z.B.:
Das G. der Lampe [ſ. Lampen-G.], an der Taſchenuhr [ſ.
Uhr-G.] zerbrechen ꝛc. f) beſ. aber ein gläſernes
Trinkgefäß, Trink-G., natürlich auch wenn es zur Auf-
bewahrung von Etwas gebraucht wird: Ein G. mit
Apfelgelée ꝛc., vgl. Matth. 26, 7. So Spr. 23, 31;
Dann muß Klang der Gläſer tönen. G. 4, 7; 5, 10; Kry-
ſtallen G. | raſch mit Schaum zu füllen. 6, 37; Auf weitre
Bekanntſchaft ein Gläschen zu ſtoßen. 34, 274 ꝛc. Die
Gläſer füllen, leeren, ſpülen, ſchwenken ꝛc.; Es ertrinken mehr
im G. denn im Waſſer (Sprchw.). Franck LaſtC. 3a.
Übertr.: Wir haben noch ein G. zuſammen zu leeren [Et-
was mit einander auszumachen, ein Hühnchen zu pflü-
cken]. G. 7, 217. Oft auch in Bezug auf den Inhalt
als Maß, wo dann korrekt die Mz. unverändert bleibt:
Die Flaſche hält 6 G. Wein, den 6fachen Inhalt eines
Weinglaſes; Fünf G. ſind eine halbe Maß. Hebel 3, 477;
doch findet ſich auch: Drei kleine Gläſer Wein zu trinken.
W. 7, 58 ꝛc. Oft ſteht: Ein G. Wein, Bier ꝛc. allgm.
nicht für ein beſt. Maß, ſondern für Wein, Bier ꝛc.
und die Verkl. drückt dann oft das Wohlbehagen aus;
Ew., die die Beſchaffenheit des Getränks bez., treten
dabei meiſt vor G., vgl.: Den beſten Becher Weins. G.
1, 139 = einen Becher des beſten Weins ꝛc., z. B.:
Man ſteht am Fenſter, trinkt ſein Gläschen aus. G. 11, 38;
Schafft ihr ein gutes G., ſo wollen wir euch loben. 92; Ein
ſchönes G. Rheinwein. L. 13, 214; Wir ſind nicht mehr am
erſten G. Uhland 92; Zu tief ins G. gucken, ein Gläschen
über den Durſt trinken ꝛc. = ſich betrinken. 3) etwas
Glasartiges, z. B.: Dies ſagen mir | der Brunnen flüſſigs
G. [die Fluth, die mir als Spiegel-G. dient], des
Schloſſes Spiegelwände. W. 12, 229 ꝛc. So nam.: a)
= Eis (vgl. Kryſtall und Glace): Das Waſſer .. iſt
ein gehärtetes G. Lichtwer 264; Im Sturze harrt | zu G.
erſtarrt | des Waſſerſturzes Welle. Salis 60; CKleiſt 20 ꝛc.
b) bergm.: Erze von glaſigem Ausſehn, z. B.:
Silber-G. [Glaserz], Kupfer-G., Art Schwefelkupfer,
Eiſen-G., ſehr ſprödes Eiſenerz, ſo: Blei-, Zink-, Zinn-G.
ꝛc., vgl. Goldglätte. c) weidm.: Die Gläſer des
Hirſches ꝛc. = Lichter, d. i. Augen, ſeltner von Men-
ſchen; bei Pferden, die Hornhaut des Auges.
Anm. Stammvwdt. mit Glaſt, Glanz (ſ. d., Anm.),
ahd. clas, vgl. bei Tacitus und Plinius das als deutſch er-
wähnte glesum für Bernſtein, ſ. lat. glacies, Eis, ruſſ.
r.a3Ь (glas), Auge ꝛc. Veralt., mundartl. Mz.: Das
Schauen durch die Glaſen. Lohenſtein Soph. VIII; und ſo
nam. noch ſeemänn. (2d): Wie ich 4 Glaſen an Deck ſchla-
gen hörte. Gerſtäcker BlW. 221 = 6 Uhr ꝛc. Verkl.:
Gläſel. Zelter 1, 194 ꝛc.
Zſſtzg. unerſchöpflich, leicht zu mehren nach den
folgenden, vgl. z. B. die von Becher ꝛc.: Ábſchieds-
[2f]: Worauf denn dieſes A. für diesmal gebracht ſei. Er
leerte ſodann ſeinen Becher. G. 19, 13. Alabáſter-
[1]: ein weißfarbiges alabaſterartiges Glas. Karmarſch
2, 164. Arznēī- [2f]: Medicinflaſche. G. 20. 141
ꝛc. Āūgen- [2a]; nam. auch im Fernrohr das dem
Auge zugewandte Glas, Okular-G., im Ggſtz. des dem
betrachteten Objekt zugewandten Objektivglaſes (Vorder-
G.). Báß-: Paß-G. Pfeffel Po. 3, 128.
Bécher- [2f]: ein cylindriſches Trinkglas. Karmarſch
2, 137. Bēīn- [1]: Auch trübt man das Glas da-
durch, daß man gepülverte und kalcinierte Knochen mit ihm
zuſammenſchmelzt, deßwegen man es auch B. nennt. G. 37,
63; Mitſcherlich 2, 1, 190. Bīēr- [2f]. Blēī-:
1) [1] bleihaltiges Glas. 2) [3b]. 3) Hüttenw.:
ein Fluß aus Bleiglätte und Kieſel. Bōrar- [3]:
die glasartige Maſſe, die geſchmolzner Borar bildet.
Bouteillen- [1]: das grüne Glas zu den gewöhn-
lichen Flaſchen. Brénn- [2b]. Bríllen-.
Champágner- [2f]. Déckel- [2f]: großes
Trinkglas mit Deckel. Hölty 83; Pfeffel Po. 3, 83 ꝛc.
Eīſen- [3b]. Fénſter-: 1) [1]. 2) [2] Fen-
ſterſcheibe. Férn- [2a]: Fernrohr. Fláſchen-:
Bouteillen-G. Flínt- [1]: beſtehend aus kieſel-
ſaurem Kali und Bleioxyd. Frāūen- [3b]:
ſchwefelſaure Kalkerde in blättrigen Kryſtallen.
Fūß- [2f]: Trink-G. mit einem Fuß. Góld-
[2f]: In reinem G. aufbewahrt. Alxinger D. 200.
Hárn- [2f]: Glas zur Aufbewahrung des vom Arzt
zu beſichtigenden Harns, übertr.: Die Päpſt waren
nicht ſo Gecken, daß ſie nicht im H. ſollten ſehen können, was
der Lutheriſchen Vorhaben wäre. Fiſchart B. 42b. Hêrd-
[1]: nam. in Blaufarbwerken die überſchäumend auf
den Herd fließende Maſſe. Hōhl- [2]: 1) inwendig
hohles Glasgefäß. Karmarſch 2, 137. 2) konkav ge-
ſchliffne Glaslinſe. Kāli- [1]: Ggſtz. Natron-G.,
jenachdem das Alkalium darin Kali oder Natron iſt.
Kátzen-: Frauen-G. Kélch- [2f]: kelchförmiges
Glas. L. 1, 207. Kleinſēh- [2a]: Mikroſkop.
Rückert 2, 389 (ugw.). Klúck- [2f]: Angſter.
Knóchen-: Bein-G. Kollektīv- [2b]: Sam-
mel-, Brenn-G. Konkāv-: Hohl-G. (2).
Konvér- [2]: konver geſchliffne Linſe. Krōn-
[1]: ein bleifreies, etwas grünliches Glas. Kry-
ſtáll- [1]: kryſtallähnliches Glas. Kúpfer- [3b].
Lámpen- [2e]: Glas zu einer Lampe, nam. der
Glascylinder, ſ. Zug-G. Línſen- [2a]: ein linſen-
förmig geſchliffnes Glas, ſo Konkav-, Konver-Gläſer.
Lógg- [2d]: die zum Loggen gebrauchte kleine
Sanduhr, meiſt ½ Minute laufend, ſ. Knoten I, 17.
Marīēn-: Frauen-G. Mēth- [2f]. Gutzkow
R. 1, 76. Mílch-: 1) [1] Art weißfarbigen Gla-
ſes, ſ. Alabaſter-G. 2) [2f] Glas zum Milchtrinken,
nam. für Säuglinge, ſ. Ludel. Mōnd- [1]: ein
nach Art des engliſchen Kronglaſes gefertigtes Tafel-G.
Nātron-: ſ. Kali-G. Objektīv-, Oku-
lār-: ſ. Augen-G. Páß- [2f]: hohes durch Päſſe
(ſ. d.) oder Reifen am Rande in gleiche Theile getheil-
tes Trinkglas: Trank Champagner aus großen Paßgläſern.
Prutz Muſ. 1, 294; L. 1, 59; W. 15, 127 ꝛc. Sám-
mel-: Kollektiv-G. Sánd- [2d]: Die Zeit muß
ſeit dem Fall ihr S. gäher ſtürzen. Haller 159.
Schmélz- [1]: Email. Schnáps- [2f].
Sílber- [3b]. Spérr-: (mundartl.) Frauen-
eis. Spīēgel- [1]: Glas, woraus die Spiegel ge-
fertigt werden, ſehr reines farbloſes Tafel-G.; das Glas
in einem Spiegel. Spīēß- [3b]: Antimon, ſ.
Glanz3b, Spießglanz-G.z. B. Karmarſch 2, 163, bei Adelung
Spießglas-Glas, Vitrum antimonii. Spítz- [2f]:
ſpitzzulaufendes Wein-G. G. 31, 171 ꝛc. Spríng-
[1]: Glastropfen, den man flüſſig in kaltes Waſſer hat
fallen laſſen: Springgläſer, die den Hammer vertragen u. nicht
eher in tauſend Splitter zerfahren als bis man die kleine
Spitze abbricht. IP. 21, 198, vgl. Springkolben.
Sténgel- [2f]: Weinglas mit langem, dünnem Fuß.
G. 2, 184: 7, 88 ꝛc. Stīēfel- [2f]: ein ſehr gro-
ßes Trinkglas, vgl. Stauf, Stübchen, Stiefel: Füllt
die größten Stiefelgläſer. Ausw. deutſcher Lieder 226.
Stīēl-: Stengel- G. Karmarſch 2, 138. Stún-
den- [2d]: Die Körner .., die dem St. entrinnen. G. 6,
89; Sch. 495a; W. 11, 170 ꝛc.; auch als Zeitmaß =
Stunde: „Schon über Mittagszeit“. Zwei Stundengläſer.
Schlegel Sh. 3, 25 ꝛc. Stútz- [2f]: Trink-G. mit
kurzem Fuß, Ggſtz. Stengel-G. Tāfel- [1]: Glas
in Tafeln. ūberfang- [1]: mit farbigem Glas
überfangnes oder überzognes Glas und etwas daraus
Gefertigtes. ūhr- [2e]: das Glas über dem Ziffer-
blatt einer Uhr. Urīn-: Harn-G. Vergrȫße-
rungs- [2a]: ein Glas, das die Gegenſtände ver-
größert, z. B. Lupe, Mikroſkop ꝛc. Verklēīne-
rungs- [2a]: ein Glas, das die Gegenſtände verklei-
nert, wie die Augengläſer für Kurzſichtige. Verīēr-:
Glas, das zum Vexieren dient, z. B. Spring-G.; ein
Trink-G. mit doppeltem Boden ꝛc. Wáſſer-: 1)
[1] Glas, das in kochendem Waſſer löslich iſt. 2)
[2f]. Wēīn- [2f]. Wétter- [2]: Barometer,
inſofern ſein Steigen oder Fallen die Verändrungen
des Wetters vorherſagt, auch übertr.: Meine Stirn ſoll
euer W. ſein. Sch. 117a. Zerſtrēūungs-: Ggſtz.
Sammel-G., eine Linſe, die die auffallenden Strahlen
divergierend bricht. Zink-, Zínn- [3b].
Zúcker- [2f]: zur Aufbewahrung von Zuckerwerk ꝛc.
Zúg-: Lampen-G., inſofern es den Luftzug regelt.
Karmarſch 2, 539 u. ā. m.