girren
Gírren: 1) intr. (haben) ein Tonw., das zunächst den zärtlichen oder klagenden Ton der Tauben nach- ahmt, vgl. Ruck(s)en etc.:
Wilde Tauben girrten zärtlich. R. 1, 322; Eine Turteltaube girrte in ihre Töne. 9, 57; Was kollert und girrt hier? .. Ein Täubchen. 2, 34 u. o. — Aber auch von andern zirpenden, zwitschernden, schmachtenden, klagenden Tönen z. B.: Wo die Himmelsvöglein g., | Philomelen etc. 415; Heuschrecken, die girrten. 9, 62; Fledermäuse, die Tag und Nacht girrten und wehklagten. M. 1, 23; So girrt sie [die Nachtigall] schon. F. 1, 25; Jetzt knispert’s, raschelt’s, piepst es, girrt’s. W. 25; [Die Pfeile] schwirrten, | die laut im Fluge gleich blutgierigen Vögeln girrten. Rost. 89b; Wehklagende Schwäne, | tönt aus g–den Kehlen melodische Halle des Grames. Moschos 3, 14 (so auch A. 2, 236) etc. Nam. auch übertr. auf Menschen = klagen, seufzen, (verliebt) schmachten etc. 38, 14; Die Seufzallee, | wo die Verliebten girrten. 2, 131; G–d zu der Laute singst du. 3, 269; Allerliebste Turteltauben! [s. d.] girrt ihr in der Finsternis. 8, 313; Girre nicht mehr, wie ein Werther. N.Gd. 245; Diesem Jungen, | dessen Auge schmachtend schon nach Liedern girrt. A. 8, 303; Wer noch von Liebe girrt. 2, 53; Diese Weichheit, wie zärtlich sie für Koketten girrt. 104b; Nach dir girret meine Seele. 4, 185; Wo die sieche Armuth girrt [seufzt]. 1, 25; 15, 217 etc. u. so auch nicht bloß: G. und feufzen Flöten und Geigen. Mus. 1, 4; Wo Laut’ und Flöte girrte. Mak. 1, 97 etc., sondern auch: Wollüstig g. die Wogen. Verm. 1, 141 etc. — Seltner = knirren, knarren, z. B.: G. und Brechen der Äste. 11, 172; Daß die Achsen nicht knirren und die Räder nicht g. 7, 120, vgl.: Da raxet und gyret Alles. G. 259 u. 1, 447. — 2) tr.: girrend äußern, z. B.: Des Thraciers liebe-g–d süßer Ton. Arr. 16; Das halbe Dorf .. girrte leisen Beifall. A. 1, 142; Uns laut küssen und unsre Wonne g. 248; [Er] girret Dank ihr. 16, 122; Schwermuth g–d, eine Turteltaube. A. 11, 136; „Ach, ach, mein König!“ g–d. N. 103; Ein wollust-g–des Getön von Flöten. 12, 302 etc.
Anm. Vgl. Garren, Gurren. Daneben Kirren: Es kirren und g. die Tauben. 910 s. 1, 52b); Das Zwittern und Gekirre der Waldvögel. 62; Wann die Sackpfeif nicht vollist, so kirrt sie. 1140a; Er kirrte [knirschte] mit den Zähnen. 1, 342 etc. Tadelhaft aber: Mich zu g. [kirren], zu ködern. Fr. 53. — Dazu: Das Ge- girre, z. B. 1, 379 etc. Vgl. Quarren und das alte Kar (Klage) als Bstw. in Karfreitag etc., s. Kar, Anm.
Zsstzg. vielfach, vgl. die von Bellen etc., z. B.: Nannerl .. girrt ihn an. Heine Rom. 145. — Da nun Adon das zweite Jahr | vergebens durchgegirrt. Nicolai 3, 179. — Wenn am Hügel dich umfängt der Schlaf, | girren dich verliebte Tauben ein. Platen 2, 15, vgl. einsingen. — Dem Ent-g. einer geschlachteten Taube. Börne 1, 236. — Der Nachtigall liebe-er-g–des, liebegelobendes Lied. VWeber 2, 78. — Ehe sie ihre Empfindungen zärtlich, wie die Liebe selbst, hervorgirrte. Thümmel 6, 30. — Ich g. kläglich hin nach ihr | gleich einem kranken Kinde. B. 7a. — Der Tauber umgirrt die Taube. — Ein Seladon, der sein Leben vergirrt. — Dergleichen Herren girren | von Liebe Jeder vor. Müllner 5, 282. — Hier girret nur die sanfte Turteltaube | dem Tauber ihre Sehnsucht zu. W. 20, 312; Schubart 1, 92; Wen ihr ....| dichtrische Tauben umflogt und sein mäonisch Ohr | vor dem Lärme der Scholien | sanft zugirrtet. Kl. Od. 1, 3 [durch euer Girren sein Ohr vor dem Lärm verschlosst] u. ä. m.
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