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giften
Gíften: 1) intr. (haben): giftig, ärgerlich, von
Bosheit erfüllt ſein, gifteln: Er giftet auch darüber, weil
ich den Knecht nicht aus dem Hauſe thue. Auerbach D. 4,
156; Eitles Kind, das ſich über den Beifall, den eine andere
Sängerin gewinnt, entſetzlich albern gebärden und g. kann.
Seydelmann 295. 2) tr.: ſ. I. Gift, Anm. und hier
Zſſtzg., ſelten das Grundwort, wie Gifter Jahn M. 271
ſtatt Vergifter.
Zſſtzg. (vgl. I. Gift, Anm.) z. B.: Dúrch-:
tr.: durchdringend mit Gift erfüllen: Ein Kerker, der ſo
durchgiftet und verpeſtet war, daß man in kurzer Zeit dahin-
ſiechen mußte. Gutzkow R. 5, 410; Verbitterung, die den
Menſchen durchgiftet. Scherr Nem. 2, 30. Ent-: tr.:
des Gifts berauben, ungiftig machen: Helft den Tod
mir tödten und das Gift e. Rückert 1, 11; BrE. 356.
Ver-: tr.: 1) Etwas, Einen v., mit Gift verſehen,
giftig machen, eig. und übertr.: Vergiftete Pfeile; Die
Speiſen v. ꝛc.; Dieſer Lügner hat die hiſtoriſche Wahrheit
auf Jahrhunderte hin vergiftet. Immermann M. 1, 4; Noch
hat die Eiferſucht ihre edlen Herzen nicht zu tödtlicher Feind-
ſchaft vergiftet. L. (Danzel 523); Wer mag mit ſo verdorb-
nen Düften | um uns die reine Luft v. Lichtwer 111; Mir
jede meiner kurzen Seligkeiten zu v. Mörike N. 120; Sch.
467a; Mit falſcher Deutung jede That vergiftet. 493a;
883b; Dieſer ſein Bericht | vergiftete den Hamlet ſo mit Neid
[erfüllte ihn ſo mit giftigem Neid]. Schlegel Sh. 3, 315;
Unſre Freude .. durch ſeine böſe Laune zu v. W. 18, 116 ꝛc.,
auch refl.: ſich mit Gift ꝛc. erfüllen, giftig werden:
Als ſich in Frankreich die Begebenheiten zum Schlimmen
wandten, vergifteten ſich auch die Stimmungen in Deutſch-
land. Gervinus Lit. 5, 385. 2) Einen, ſich v., durch
Gift tödten: Möchten einander v. um ein Unterbett. Sch.
106b; Er vergiftet ihn im Garten um ſein Reich. Schlegel
Sh. 3, 255 u. o. Auch übertr.: Mit v–dem Biß tödtet
des Läſterers Zahn. Sch. 76b; Auf ſeiner bleichen Lippe |
ſtarb das vergiftete Gebet (ſ. 1). 262b; Verleumdung ...
Ihr Mund | vergiftet mehr als alles Nilgewürm. Tieck
Cymb. 3, 4 ꝛc. Dazu (1 und 2): Vergiftung,
f.; –en (veralt.: Vergiftigung. Ryff Th. 264 ꝛc.).
Vergifter, m., –s; uv. (-in, f.): Schlegel Sh. 3,
248 u. o., auch z. B. übertr.: Dieſe Thränen nimm, o
Welt, noch hin! | Deine Gifte, o ſie ſchmeckten ſüße! | Wir
ſind quitt, du Herzvergifterin. Sch. 5a ꝛc. Scherzh. heißt
auch z. B. ein ſaurer Wein: Der Pfalzvergifter. vHorn
Schmj. 184; 231; vgl. Schm. 2, 19.