Faksimile 0591 | Seite 583
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gierig Gierigkeit
I. Gīērig, a. (~keit, f.; –en): Gier habend, von
Gier erfüllt, ſ. Gier II: 1) ohne Komplement: Ein
g–er Bär. Spr. 28, 15; G. ſchlürfte ſie .. den Wein. G. 1,
191; 22, 212; Worauf richten ſie .. ihre g–en Blicke? L.
6, 502; G. haſchten Mohren und Trabanten . .. nach den
Schätzen. Platen 4, 290; G–er als Raben fällt Alles zu.
W. 12, 47 u. o. 2) mit Komplement: a) So g. er
auf Neuigkeiten iſt. G. 9, 31; G–er auf Gold, je mehr er
Goldes hat. Lichtwer 212 ꝛc. b) G. nach Ruhm, Ehre ꝛc.
c) Alle ſtürzten ſogleich dem Graben zu, g. der Arbeit.
G. 5, 97; G. des Schauens. 117. d) in Zſſtzg. (ſ. d.).
3) G–keit, das das giererfüllte Weſen als dauernde
Eigenſchaft bezeichnet, iſt ſtärker als Gier: Dies häß-
liche Gemengſel verſchlucken ſie mit ungemeiner G–keit. Forſter
R. 1, 305; Wer den Geiſt der G–keit hat . ., | Nie-
mand ſättiget ihn. G. 5, 270; Von der G–keit des Wolfs-
naturells. Tſchudi Th. 432; Pfaffen-G–keit .. währt in
Ewigkeit. Weidner 255; W. 1, 12 ꝛc.
Zſſtzg. vgl. die von Gier III, z. B.: Be-: eifrig
verlangend, vgl. begehrlich, begierlich: Jhr ſeid b. und
erlanget’s nicht. Jak. 4, 2; Seid b. nach der vernünftigen,
lautern Milch! 1. Petr. 2, 2; Den ich b–ſt einſchlürfe. Forſter
B. 1, 173; Des Lichts b. G. 4, 17; Schreiten ſie muthig
heran, der Todesgefahren b. 5, 108; Syrten | wimmeln von
neuem Volk, des Raums und der Nahrung b. 110; B. man-
cherlei Reichthums. 113; B. nach Tauſch. 114; Auf Aben-
teuer b. ebd.; Wir laſſen los, was wir b. faßten. 13, 167;
B. nach dem Neuen. Sch. 503b; Ich bin b., (zu hören),
was er will ꝛc. Zſſtzg. ſ. im Folgenden. B–keit
iſt unüblich. Blūt-: Die B–en haſſen die Frommen.
Spr. 29, 10 ꝛc.; Den blutbegier’gen Stahl | entreiße ſeiner
Hand. G. 35, 232; Blutfraß-g. Heine Rom. 268 ꝛc.
Dánk-: Mit dankbegierigen Augen. Möſer Ph. 4, 89.
Fáng-: Die in f–em Huſch gedolmetſchte Jlias. V. Ant. 2,
103. Húnger-: Ein H–er [Heißhungriger]. Auer-
bach Leb. 2, 230. Kénntnis-: Das Chor der Wiß-
und Kenntnisbe gierigen. G. 39, 67. Lêhr-: begierig
zu lehren, aber auch: nach Lehre, z. B.: L–e Schü-
ler. W. 21, 134; Betrat den weltberühmten Ort | mit lehr-
begierigem Vergnügen. Ramler F. 3, 30, gw.: Lernbegie-
rig. Lérn-: Es lernbegierig einzuſaugen. Chamiſſo 4,
146; Lern- und neubegierig, wie er war. Gutzkow R. 3,
170 ꝛc.; Die lernensbegierigſte Schülerin. W. 33,
207 ꝛc. Mórd-: M–e Räuber; Mit mordbegier’gem
Speere. Sch. 34b. Nēū-: Sich ebenſo brennend n. zu
ſtellen. Engel 12, 30; Er iſt n. wie ein Fiſch. G. 12, 152;
Nach deren Zuſtänden man äußerſt n. war. 32, 233; Bin n.
wie ein Stubenmädchen, was ſie uns zu erzählen haben wer-
den. Keller gH. 4, 323 ꝛc.; Sich die N–keit und den läppi-
ſchen Geſchmack unſerer Zeit zinsbar zu machen. L. 3, 301
(11, 8); Was die N–keit eines Freundes zu wiſſen verlangen
kann. 13, 22 (Mendelsſohn); W. 21, 152 ꝛc. Sein neu-
begierig Haupt. H. 15, 325; Eine neubegierige Frage. König
Jer. 2, 346; Kl. 2, 259; Wem ziemt und frommt es denn,
daß er ſo neubegierig iſt. L. Nath. 1, 5; Zachariä 1, 49 ꝛc.
Veralt.: Den Neus-gierigen. Weidner 179. Rách-:
Wer wollte ſo r. ſein? Immermann M. 4, 62; Die rach-
begier’ge Rotte. Sch. 29a; R–keit. Weckherlin (WMüllner
Bibl. 4, 35). Rāūb-: R–e Heerführer. W. 7, 126;
122. Schlāf-: Vor Sch–keit gähnen. Zinkgräf 2, 52.
Tōn-: Dem tonbegier’gen Widerhall. Hagedorn 3,
157. Wíß-: Wiß begierig. G. 39, 67; Tieck Nkr.
2, 33; W. 23, 181 u. o. Seltner: Wiſſensbegierig. G.
4, 293. Wúcher-: Du Schamentblößter, du W–er!
B. 187a; 143b ꝛc. Wúnder-: neu-g. (ſ. wundern).
W. HB. 1, 191 u. v. ä.