Gicht
III. Gícht, f.; –en (ſelten), –er; -: Name von
Krankheiten und zwar nam.: 1) Arthritis. Zipperlein,
Gliederſchmerz, der ſeinen Sitz in den Gelenken hat
und in Entzündung derſelben und Geſchwülſten her-
vortritt: Der Knöchel der linken Hand iſt mir von fliegen-
der G. plötzlich angeſchwollen. Forſter Br. 2, 650; Quälet
ihn die G., | mit leichter, warmer Hand ihm Knie und Fuß
zu reiben. W. 20, 155 ꝛc. So auch: Glieder-G. Lang-
bein 2, 180, und in Sonderheit: Fuß-G. [Podagra];
Abwehr der knotigen Hand-G. [Chiragra]. V. H. 2, 211;
Knie-G. [Gonagra]; Kopf-G. ꝛc. — 2) Konvulſio-
nen, krampfhafte Zuckungen, ſo z. B. Schlagfluß (ſ.
Gichtbrüchig); Darm-G. [Kolik]. L. 5. 110 (Logau) ꝛc.,
nam. aber in Mz.: Gichter, z. B.: Ich bekomme G–er
beim bloßen Gedanken. Mörike N. 487; Schien G–er zu
kriegen. Rank SchM. 217; Hat Schauer, Gichter und Ohn-
machten gewirkt. Sch. 693b; Foltr’ ich dich mit G–ern.
Schlegel Sh. 3, 32; Die Kinderkrankheit, die im nördlichen
Deutſchland das Schäuerchen genannt wird, heißt im ſüd-
lichen Deutſchland die G–er. Benecke 1, 517h; Die Erde hat
.. die Krankheiten ihrer Kinderjahre, der jugendlichen G–er
der gärenden Säfte des noch nicht berichtigten Gleichgewichts
ihrer feſten und flüſſigen Theile überſtanden. Hebel 7, 231.
S. Gichteriſch.
Anm. Ahd., mhd. giht, f. u. n., vielfach zu Gehen ge-
zogen, wie die veralt. Kirchen-G. [Kirchgang], Sonnen-
G. [Sonnenwende, nam. Sommerſolſtitium]. Grundbegriff
die Zuckung, vgl. zu 1 Zipperlein. Das neutr. Luther SW.
61, 405 (neben fem); Weckherlin, ſ. WMüller Bibl. 4, 89.
Daraus erklärt ſich die Mz.: G–er (ſ. 2), z. B. auch: Mit
all den G–ern und vornehmen Gebrechen beladen. Muſäus M.
2, 84; Aller G–er- und Gliederſchmerzen entledigt. 111.
— Selten iſt die Mz.: G–en, zur Bez. der verſch. Arten,
z. B.: Von vielen Suchten und G–en kuriert. Hippel Leb.
1, 160. Auch findet ſich veralt., mundartl.: Vom Krampf
. oder Gegicht geplagt. Ryff Sp. 10b; 236a; Das Grim-
men, Leibweh oder Därmgegicht. 49a ꝛc., ferner: Das
Vergicht, verkürzt Vricht, Fricht (Konvulſion). Schm.
2, 14, vgl. Fraiſch.
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