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Gerte
Gérte, f.; –n; Gertchen, lein; –n-: 1) biegſam
ſchwanker Zweig, Ruthe: Mit ſchwanker Gert’ ein Schlag
davor | zerſprengte Schloß und Riegel. B. 15a; Köpfte die
Weiden der friſchen G–n wegen. Gutzkow R. 7, 478; Wenn
ihr die G., welche rechts hinaus will, links hinüber zwingt.
Immermann M. 1, 45; Mit breiten Äſten | deckt ihn der
Baum bei ſeiner Wiederkehr, | der ſich zur G. bog, als er
gegangen. Sch. 336b. 2) wie Ruthe (ſ. d.), ein Län-
gen- und dann auch ein Flächenmaß, ſ. Schm. 2, 69.
So auch z. B. in Thüringen: Drei-G., Acker von drei
Gerten (Ruthen) Breite und unbeſtimmter Länge ꝛc.
Anm. Ahd. gartja, gerta, mhd. gert, gehört zu ahd.
gart. goth. gazds (vgl. lat. hasta), Stachel zum Antreiben
der Ochſen, Treibſtecken. Zuw. mit anlautendem J: Ich
ſchwippe mit der Jerte. Heine Reiſ. 2, 206. Ähnl. zu 2:
Jahrte: ein Acker 4 ſtarke Schwad breit von unbeſtimmter
Länge.
Zſſtzg. vgl. die von Ruthe, z. B.: Drēī- [2].
Fách-: geſpaltne Stäbe, die in den Fachen der Wände
ums Fachholz geflochten und mit Lehm überzogen wer-
den. Hāſel-: G. 14, 17; Wo ſich die H., die ſie bis-
her über ihren Kindern geſchwungen, in eine Wünſchelruthe
verwandelte. Gutzkow Bl. 1, 300. Kérn-: Name
eines viele grüne Gerten treibenden Strauchs, Ligu-
strum vulgare, ſ. Hartriegel. Rēīt-: Reitpeitſche.
G. 15, 79; Heine Reiſ. 3, 232. Rōth-: Cornus
sanguinea, vgl. Kern-G. und Hartriegel. Spīēß-:
ſ. Spießruthe. Wúnder-: Zauber-G., Zauber-
ſtab. Matthiſfon 231. Wünſchel-: Wünſchelruthe.
Zāūber-: Zauberſtab: Dafür ließ ich meine Fei |
und ihre Z. ſorgen. Pfeffel Po. 3, 7 ꝛc.