Gerste
Gérste, f.; 0; –n-:
1) eine nam. für die Bierbrauerei wichtige Getreideart, Hordeum, u. zwar sowohl die Pflanze als auch die Frucht: 2. 9, 31; 3, 2 etc.; Die Pferde füttern sie mit G. . ., im Frühjahr geben sie ihnen geschoßte grüne G. 23, 290; Die im November gesäete G. ist den ersten Juni reif. 353; Vom spröden Halm die bärtige G. zu schneiden. Georg. 1, 317; Od. 4, 41 etc. — Ein gewisses praktisches Judicium, das man freilich nicht in der G. frisst. 118a etc. S. Zsstzg. —
2) die von der Hülse und Spitze befreite Frucht (s. Graupe): Gerollte, gerändelte, geriebene G.; Schwäbische (Ulmer) G., eine sehr feine Art Perlgraupe. —
3) Kochk.:
a) nach der Ahnlichkeit mit 2) Teig, auf dem Reibeisen zu Körnern gerieben und in Fleischbrühe abgekocht. —
b) ein in der Pfanne gebacknes Gericht von Mehl, Eier und Milch, Gersting.
Anm. Ahd. gërsta, mhd. gërste, viell. urvwdt. mit gr. zρίή, lat. hordeum. — Nbnf. masc.: der Gersten, z. B.: Im G–n. 9, 145; Das Mülzen aus eigengebauetem Gersten. §. 244 etc.; auch findet sich: die G–n und nam. so ohne Artikel: Der Korb mit G–n. 1, 85 etc. (bei 2, 62 auch als Mz.: Reuen dich deine G–n. Reime von 1562). — Dazu oberd.: Ger- sten, Girsten, a.: z. B. Gerstenes [gw.: Gersten-] Mehl etc. Auch: Gersteln, Girsteln, intr. (haben): nach od. wie Gerste schmecken. — 3b leitet von dem Gerstenmehl her, das Arme zu der Speise nehmen; da dieselbe aber auch Getz e(n), m., heißt (s. 27a), so ist dies vielleicht die Urform (von gessen = essen, vgl. ätzen, fretzen etc.), vgl. Ölgötze.
Zsstzg. nam. zu 1, z. B.: Bārt-: mit langen Grannen, H. zeocriton. —
Blátt-: Art zweizeiliger Sommer-G., H. frutescens. — Dāvids-, Dínkels-: vierzeilige nackte G., H. caeleste. — Eīer- [3a]: zu Graupen geriebne Semmel mit Butter und Eiern; Suppe, worin Eidotter zu Gräupchen gerieben ist. —
Erd-: Ranunculus ficaria (Nemnich). —
Frǖh-: Art frühgesäeter Gerste. —
Fútter-: zweizeilige Sommergerste, H. distichon. —
Hérbst-: Winter- G. —
Hímmels-: Davids-G. —
Kérn-: H. vulgare. —
Kórn-: H. secalinum, Art Wiesenpflanze. —
Krópf-: taube Gerste; von einer Larve in der Ähre herrührende Krankheit. —
Línsen-: Gerste und Linsen unter einander gesäet. —
Mä́rz-: Früh-G. —
Mǟūse-: Art wilder Gerste, H. murinum; Lolium. —
Mútter-: Art brandiger Gerste, vgl. Mutterkorn. — Nēū- [2]: Perlgraupen. —
Pēters-: Bart-G. —
Plátt-: Futter-G. —
Rēīs-: Bart- G. — Róll-, Rōth-: vielzeilige Gerste. — Sāāt-, Sāmen-: zur Aussaat dienend. —
Sómmer-: die im Frühling gesäet und im Herbstgeerntet wird, Ggstz.: Winter-G., die im Herbst gesäet, im Winter in der Erde bleibt. — Spāt-, Spǟt-: Ggstz. Früh-G. —
Stāūden-: Blatt-G. —
Stóck-: Roll-G. —
Tāūb-: Mäuse-G. —
Wēīzen-: Weizen und Gerste unter einander gesäet. —
Wīēsen-: Korn-G. —
Wínter-: s. Sommer-G. —
Zēīl(en)-: Kern-G. — Zīēgel-, Zīēl-: Futter-G. (eig. wohl nur mundartl. Nbnform von Zeil-G.) etc.
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