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geisten
Gēīsten, intr. (haben):
veralt. s. Geist, Anm.; mundartl. noch: als Geist umgehn, spuken, s. Stalder, Schm., Frommann 3, 261; 531 etc.; Der als Baummörder in der Egelsthaler Halde geistet. Auerbach D. 1, 173; Es g. [weben gespenstisch] die Nebel am Ufer dahin. Mörike N. 190, und so als Zeitw. der Bewegung mit „,sein“. Auch tr.: Einen quälen. Schm. etc., s. Zsstzg.
Zsstzg., vgl. die von Geistern und Geistige, z. B.: Āūf-: intr. (schwzr.): den Geist aufgeben, sterben. Gotthelf Sch. 165, zuw. auch so ohne Vorsilbe Stalder 1, 438.
Be-: tr.: mit Geist erfüllen, vgl. Begeistern, das enger ist, weil es eigentlich nur heißt: mit Geistern, d. i. mit Lebensgeistern, und also mit erhöheter Empfindung und Regsamkeit erfüllen, namentl. in den Zustand versetzen, wo „alle Sinne stärker, höher, vollkommner“ sind (vgl. G. 9, 41): Gott hat den Adam durch Einblasen lebendigen Odems, Prometheus seine Thongebilde durch himmlisches Feuer begeistet [belebt, beseelt], aber: Gott begeisterte die Propheten, die Musen, den Dichter etc. So kann b. wohl für begeistern stehn (zwar seltner und dichterisch), aber nicht umgekehrt: Wenn Liebe je den Liebenden begeistet. G. 2, 96; Lasst euch einen Gott b. 248; 6, 82; Des Salzes Krume .. | ein trefflich Sinnbild Dessen, was b–d wirkt, | Geselligkeit belebet, Freund und Freund bewährt. 416; Da herrschet Well’ auf Welle kraftbegeistet. 12, 233; Ein paar begeistete Goldstücke [belebte, nämlich Goldstücke von dem Goldregen, in welchem Zeus zur Danae kommt]. 31, 409; Was man in der Folge alkalische Grundlagen, säuernde Wirksamkeiten und b–de Vereinigungsmittel genannt hat. 39, 100; Das Herz, vom Athem Gottes .. durchweht und begeistet. Immermann M. 4, 309; Durch eigene lebhafte Kraft begeistet werden. Lohenstein A. 1, 116; Lebet in einander, o ihr Beiden, | Geist beseelt, begeistet Seele du! Rückert 1, 192.
Dúrch-: tr.: durchdringend mit Geist erfüllen, vgl. Be-g.: Nur der kranke Mensch ist ein Mensch, seine Glieder haben eine Leidensgeschichte, sie sind durchgeistet. Heine Reis. 3, 165; Geist, der die Geister all durchgeistet. Meißner Gd. 30; Ein feines klares durchgeistetes Angesicht. Stahr (DMuseum 1, 2, 934).
Eīn-:
1) tr.: in den Geist einhauchen, inspirieren: Daß sie [die Schrift] von Gott eingegeistet ist. Fischart B. 33a; Daß der zeitlichen und räumlichen Lebensart die Weltewigkeit allmählich einverleibt und eingegeistet wird. Goltz 82; Daß hierin diese Gedichte so was Eigenes, Ursprüngliches und Eingegeistetes haben. H. 13, 275.
2) refl.: Sich in Etwas e., sich geistig darin versetzen, einleben, damit Eins werden: Mit welchem Glück Talma sich in eine Tyrannenseele einzugeisten trachtete. G. 33, 112. Ent-: tr.: des Geistes berauben: Stand wie entgeistet, vernichtet. Duller Gr. 55; Die Sprache erweiternd oder verengend, sie vergeistigend oder e–d. Fichte 8, XIV; Tiedge Ep. 1, 193; Der Übersetzer hat den Schriftsteller man möchte sagen entgeistet; ohne Ahnung, daß der flüchtige Spiritus entwichen, bietet er uns das widerliche Phlegma etc. Ver-:
1) tr.: zu Geist machen, vergeistigen (s. d.): Der ausgebrannte, gereinigte, vergeistete Körper. H. Ph. 13, 321; [Der Mensch] vergeistet andachtsvoll die irdischen Gedanken. Lohenstein (Matthisson A. 1, 192); Die kräftige Physiognomie des Alten schien . . . vergeistet zu sein. Lewald Ferd. 1, 204; Daß mich Alles .. zur Andacht an Dich erhebt und vergeistet. Zelter 2, 179.
2) intr. (sein): von geistigen Getränken, verrauchen, den Geist verfliegen lassen: Der Wein vergeistet in der Luft. Platen 2, 28.