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Geist
Gēīst, m., –(e)s; –er, –e (s. 5; 6 und Anm.); –chen, lein, Mz.:
–erchen, erlein; -, –es-: die Etwas undurchsichtbar durchdringende Grundkraft, wovon dessen Wesen und Wirksamkeit abhängt: G., in welcherlei Sinn man das Wort nehmen will, bezeichnet allemal die unsichtbare Ursache zu einer wahrnehmbaren Wirkung etc. Hebel 7, 235, vgl. Kraft. 1) G. von Thieren (vgl. 2h), Leben, Lebenshauch, Odem etc. (s. 2a etc.): Von allem Fleisch, da ein lebendiger G. innen war. 1. Mos. 7, 15; Bisweilen stellte sich der abgefeimte Schalk [Frosch], | als ob ihm G. und Athem fehle. Lichtwer 102 etc. 2) G. im Menschen, das Unsichtbare, Belebende, Thätige im menschlichen Körper. Hebel 7, 237 etc., nam.:
a) (s. 1) Leben etc.: Wie der Leib ohne G. todt ist. Jak. 2, 26; Ein Mensch, so er Jemand tödtet, so kann er den ausgefahrenen G. nicht wiederbringen. Weish. 16, 14; Ihr [der Gestorbnen] G. kam wieder (versch. b) und sie stund auf. Luk. 8, 55; Den G. aufgeben, fahren lassen; Der G. scheidet von hinnen etc. s. 7.
b) Lebenskraft; Das, worauf das rege, volle Leben beruht: Als er trank, kam sein G. wieder und ward erquicket. Richter 15, 19; 1. Sam. 30, 12; Da er sah die Wagen . ., ward der G. Jakob’s lebendig [belebte sich sein froher Lebensmuth etc.]. 1. Mos. 45, 27 etc. Oft auch (s. 5 und Lebensgeister 2) in Bezug auf eine Person in Mz.: Seine erschlafften G–er beleben, erfrischen etc.
c) Das, was im Menschen denkt, fühlt u. begehrt etc., im Ggstz. des Leibes (s. d., Körper 1, körperlich u. vgl. Fleisch 1), doch nicht selten verkörperlicht u. versinnlicht, so daß z. B. Organe des Körpers dem G. beigelegt werden: Strömte der akademischen Jugend das Blut rascher und freudiger durch alle Adern des G–es. Börne; Den Schleier der Blindheit über die Augen des G–es werfen. Stahr Rep. 1, 120; Zu des G–es Flügeln wird so leicht | kein körperlicher Flügel sich gesellen. G. 11, 46; Der G. schwingt sich empor etc.
d) (s. c) oft steht G. mit besitzanzeig. Genit. oder Fw. zur Bez. einer Person, insofern es sich um geistige Thätigkeit oder Eindrücke derselben handelt, z. B.: Sein G. [er] war bekümmert. 1. Mos. 41, 8; Was ist’s, daß dein G. so Unmuths ist? 1. Kön. 21, 5; Mein G. freuet sich. Luk. 1, 47; Was sie [die Natur] deinem G. nicht offenbaren mag, | Das zwingst du ihr nicht ab. G. 11, 30; 6, 328 etc., s. k. Vgl. bibl.: Der G. Gottes [Gott] schwebte über den Wassern etc.
e) G. (s. c u. vgl. Seele) oft in Bezug auf das Denken, das Vorstellungsvermögen (z. B.: Vielleicht ist Engeland im G. schon weggenommen. Weichmann 1, 35 = in Gedanken, von der bloßen Vorstellung im Ggstz. zu dem Geschehenen) und nam. auf das Erkenntnisvermögen, so als Ggstz. zu Gefühl und Herz (s. Kopf): Wenn das Gefühl sich herzlich oft in Dämmrung freut, | so gnüget heitre Sonnenklarheit nur dem G. G. 6, 343; Wenn auch sein [Sterne’s] G. nicht über den Deutschen schwebte (s. 7b; 3), so theilte sich sein Gefühl um desto lebhafter mit. 25, 169. Wahrheit beherrsche den G., doch gönne sie schüchternem Irrthum, | wenn ihn ein schönes Gefühl adelt, sein Recht an das Herz. Brinckmann Gd. 258; 260; 177; „An Büchern fehlt’s, den G. zu unterhalten.“ | Die Bibel ließ man ihr das Herz zu bessern. Sch. 406a; Echter Sohn seines G–es zu sein, ist mir von Gott nicht gegeben, wohl aber echter Sohn seines Herzens. HVoß JP. 98 etc. Zuw. verbunden: Ich erwog . . in des Herzens G. und Empfindung. V. Od. 10, 151; Wie .. jener Mann euch erscheine | an .. geordnetem G–e des Herzens. 11, 337 etc., vgl.: Erneuert euch aber im G–e eures Gemüthes. Eph. 4, 23, ferner: Bis daß es scheidet Seele und G., auch Mark und Bein. Hebr. 4, 12; Euer G. ganz sammt der Seele und Leib müsse behalten werden. 1. Thess. 4, 23 [Damit ganz eur G. und Herz und Leib tadellos bewahrt werden. Eß] etc.
f) (s. e) prägnant, die Gesammtheit der intellektuellen Fähigkeiten, insofern die versch. Kräfte darin zu einem harmonischen Ganzen verbunden und im Gleichgewicht sind (versch. g): Der höchste Charakter orientalischer Dichtkunst ist, was wir Deutsche G. nennen, das Vorwaltende des oberen Leitenden, hier sind alle übrigen Eigenschaften ververeinigt, ohne daß irgend eine, das eigenthümliche Recht behauptend, hervorträte. Der G. gehört vorzüglich dem Alter oder einer alternden Weltepoche. .. Jene Dichter .. nähern sich auch Dem, was wir Witz nennen, doch steht der Witz nicht so hoch, denn dieser ist selbstsüchtig, selbstgefällig, wovon der G. ganz frei bleibt, deßhalb er auch überall genialisch genannt werden kann und muß. G. 4, 208. So auch im Ggstz. zur „Seele“ als der Gesammtheit des Empfindungsvermögens, z. B.: Leben athme die bildende Kunst, G. fordr’ ich vom Dichter, | aber die Seele spricht nur Polyhymnia aus. Sch. 29b, s. k.
g) oft in minder umfassendem Sinne als f. von einzelnen besonders hervortretenden Kräften des G–es, nam. (vgl. „geistreich“ in seinem feinen Unterschied von geistvoll“, das sich mehr an f anschließt) insofern die Außerungen desselben belebend und anregend wirken: Wir nennen diese belebende Kraft an einem Kunstprodukt G., den Mangel desselben Geistlosigkeit. Fichte 8, 274; G., viel G., keinen G. haben; Seine Unterhaltung ist voller G. etc., s. 4.
h) (s. g) die Urtheilskraft, in ihren Außerungen sich selbständig, frei und unabhängig zeigend: Viele Thiere zeigen einen Kunsttrieb, aber es offenbart sich darin kein G., sondern nur Instinkt; Nachahmer ohne G. etc., z. B. von einem Pudel: Ich finde nicht die Spur | von einem G. | und Alles ist Dressur. G. 11, 49.
i) oft durch Zusätze näher bestimmt: Jemand hat einen hohen, niedern, umfassenden, beschränkten G., hat einen dichterischen, philosophischen G. etc., wie er zu einem Dichter, Philosophen gehört, s. k. k) oft (s. d) steht G. für ein Wesen mit G., eine Person, insofern sie eben mit dem G. wirkt etc.: Glaubet nicht einem jeglichen G–e, sondern prüfet die G–er, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen. 1. Joh. 4, 1 etc. (s. 7). Nam. mit Ew.: Wer einen dichterischen, philosophischen, hohen, flatterhaften etc. G. hat, ist auch zugleich ein dichterischer etc. G. (vgl. Kopf etc.); Napoleon war ein großer G., aber eine kleine Seele (s. f). Auerbach Gv. 342; Wenig originelle G–er, hingegen viel Nachahmer. G.; Gemeine G–er (Ggstz.: große Genies). Mendelssohn 4, 1, 9; Der starke G. verfolgt seine Absichten mit unermüdetem Eifer, der große G. weiß außerordentliche Absichten durch außer- ordentliche Mittel zu erhalten, der erhabene G. hat nur weise Absichten. 102; Armselige Vernünftelei! | wie schwach von diesen starken G–ern! Sch. 362a, auch in Zsstzg., die jedoch meist das Profession-Machen von Etwas bez. und so oft einen tadelnden Nebensinn. annehmen, s. Frei-, Schön-, Stark-G. etc.
1) s. 3. 3) das waltende sich in Einem (s. 2) oder in Etwas leitend wirksam zeigende Princip, oft an die Personifikation rührend, vgl.: Sinn, Gesinnung, Trieb, Wesen, Eigenthümlichkeit, auch 7b: In Jemandes G. handeln; In seinen Handlungen zeigt sich der G. der Liebe, der Milde, des Wohlwollens etc., in deinen der G. des Hasses, der Verfolgung, der Rache etc.; Der G. des Widerspruchs regte sich e ihm; Vieles, was dem G. des Mittelalters gemäß war, widerstreitet dem G. unsrer Zeit; Das ist gegen den G. unsrer Sprache; Der G. der Medicin ist leicht zu fassen. G. 11, 81; Was ihr den G. der Zeiten heißt, | Das ist im Grund der Herren eigner G., | worin die Zeiten sich bespiegeln. 27; Daß dieses Buch der Bücher gleichsam in einem G–e verfasst, ja daß es von dem göttlichen G–e (7c) eingehaucht und gleichsam diktiert sei. 21, 72; G. der hebräischen Poesie. H.; Er wird die zufälligen Erscheinungen, aber nie den G. der Natur ergreifen. Sch. 487b; Erselber ist dahin, doch lebt sein G. | in einem tapfern Heldenpaare fort. 489a; Der G., in welchem ich arbeite. G. 2, 271; Als wenn der G. der Welt dem .. Absolutismus diese Erniedrigung vorbehalten. Stahr Par. 2, 96 etc., vgl.: Der Buchstabe tödtet, aber der G. [das Thun nach dem Princip, nicht nach dem bloßen Wortlaut] macht lebendig. 2. Kor. 3, 6 etc. 4) vielfach übertr. auf Das, was als Ausdruck oder Ausfluß des wesentlich in Etwas 7 Wirksamen, des sich darin Regenden, es gleichsam Belebenden erscheint, vgl. 2g und Feuer 5f und g: G. im Wein, das Unsichtbare, Belebende, Erwärmende, Stärkende, Berauschende im Wein (s. 5). Hebel 7, 236; Das Pferd hat viel G. [Feuer, Muth]; Sein Auge hat keinen G. [Ausdruck]; Der G. einer mineralischen Quelle, Dasjenige, dem ihre Wirksamkeit zugeschrieben wird, nam. die flüchtigen Gase (s. 5); Das Holz hat keinen G. (mundartl.), liefert beim Verbrennen wenig Wärme; Nachtviole . . | bei der Nachtigall Schlag hauchest du köstlichen G. [Duft]. G. 1, 305, vgl.: Da ja die Bienen von eitel wohlriechenden Blumen- und Blüthen-G–ern (s. 5) leben. Lohenstein A. 1, 971 etc., und selbst: Die Natur ist aller Meister Meister, | sie zeigt uns erst den G. der G–er, | lässt uns den G. der Kōrper sehn. G. 7, 263. 5) daher in der ältern Chemie und noch theilweise in den Apotheken etc. eine aus einer Substanz möglichst rein, wasserfrei dargestellte flüchtige Flüssigkeit, vgl. Spiritus und den Ggstz. Phlegma, ferner Essenz, Quintessenz (s. 6) und Lebensgeister: Alkalische, brennbare, saure G–er; Die gebrannten G–er [Branntweine]. Gutzkow R. 3, 85; Tropfen des G–es | gießet hinein [Arrack in den Punsch], | Leben dem Leben | giebt er allein (s. 4). Sch. 51b etc. Vgl. Wein-G. etc. In vielen Zsstzg. dem heutigen „Säure“ entsprechend, z.B.: Salpeter-, Salz-, Schwefel-, Vitriol-G. etc. In Mz., um die versch. Arten zu bez.: Geiste (s. 6), z. B.: Manche Arten von Extrakten und G–en bearbeitet. G. 36, 70. 6) übertr. zu 5 = Quintessenz, das Wesentlichste, Beste aus einer Sache, nam. von Auszügen aus Büchern etc., mit Mz. auf „e“ (s. 5): Die Blumenlesen, die G–e (esprits), zu deren Verfertigung gemeinhin nicht viel G. (s. 2f etc.) gehört. Fichte 8, 230. 7) (s. 2) ein einfaches Wesen, das die Kraft hat zu denken und zu wollen und unkörperlich ist oder nach materieller Auffassung in einem Körper aus feinrem als irdischem Stoff erscheint: Wir nennen insgemein einen G. ein Wesen, das Verstand und éinen freien Willen hat. ChrWolff Vernünft. Ged. v. Gott etc. § 896 ff.; Kant SW. 1, 191 etc.; Ins Innre der Natur dringt kein erschaffner G. [kein Geschöpf, im Ggstz. des Schöpfers, s. c und 2k]. Haller 88 etc. So nam.:
a) die Seele eines Verstorbnen (s. 2a), insofern sie eine den Sinnen merkbare Erscheinung hat oder annimmt: Sie erschraken und fürchteten sich, meineten sie sähen einen G. [,,ein Gespenst“. Matth. 14, 26] . .. „Fühlet mich und sehet; denn ein G. hat nicht Fleisch und Bein (s. d. 1a), wie ihr sehet, daß ich habe. Luk. 24, 37 ff.; Banko’s G. im Makbeth; Hamlet sieht seines Vaters G. etc. G. 1, 76; 14, 93.; Sch. 346a etc.
b) überirdische Wesen (s. Anm.), in den versch. Elementen etc.: Elementar-, Erd-, Feuer-, Luft-, Wasser-G–er etc., s. G. 11, 19 ff.; 47; 53; Matthison 143 etc., vgl. Genius, Gespenst, Kobold etc., so auch bibl.: Gute, Himmels-, Licht-G–er, Engel; Böse, Höllen-G–er, G–er der Verdammnis, Finsternis, Teufel; Weß G–es Kind (s. d. 2d) er ist. So auch oft: Der G. des Streitens, der Streit-G. [Streitteufel, ungemeine Streit-Sucht oder -Lust etc., s. 3], der Spiel-, Tanz-G. etc. ist in Einen gefahren, beherrscht ihn, er ist davon besessen etc. In einigen Zsstzg. auch übertr., von Menschen und personif. Wesen, s. Spiel-G. 3, Haus-, Quäl-G.
c) das allwaltende Wesen, aus welchem und in welches alles Geistige fließt (s. All-, Welt-G. etc.), Gott: Der höchste, der unerschaffne, der große G. etc.; Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt, | wie auch der menschliche wanke. | Hoch über der Zeit und dem Raume webt | lebendig der höchste Gedanke (s. d. 2). | Und ob Alles in ewigem Wechsel kreist, | es beharret im Wechsel ein ruhiger G. Sch. 88a etc. Auch das von diesem G. Ausfließende (s. 2): Wenn ich vom G–e recht erleuchtet bin. G. 11, 51; Mir hilft der G., auf einmal seh ich Rath. 52.
d) in der christl. Kirche die dritte Person in der Gottheit: Im Namen | des Vaters und des Sohnes und des G–es. Sch. 443a; auch: Der G. des Vaters, des Herrn, Gottes, Christi etc.. namentl.: Der heilige G., auch (s. c) seine Gaben und Wirkungen: Die Ausgießung des heiligen G–es etc. 8) Naturgsch. (s. 7a u. b):
a) eine Art kleiner Nachtfalter, Federmotte, Pterophorus, z. B. Schlehengeistchen, Pt. pentadactylus s. albus; Windengeistchen, P. fuscus etc.
b) eine Art nächtlicher Geist Afterspinne, Phalangium opilio (Weberknecht), s. Habergeiß.
c) Schwarzer G., Steinkrähe.
Anm. Ahd., mhd. geist, wohl mit Gäscht (s. d.), gären zum selben Stamm gehörig; Grundbed.: Erregung und Bewegung (vgl. Athem, Anm.), vgl.: Der G. geistet [der Wind bläst], wohin er will. Keisersberg, vgl. dazu Luther SW. 46, 289; Des Herzens Woge schäumte nicht so schön empor und würde G., wenn nicht der alte stumme Fels, das Schicksal, ihr entgegenstünde. Hölderlin H. 1, 71. Mz.: Die Geist (e). Schaidenreißer 45a etc., veralt., doch s. 5 u. 6; Die Verkl. der Mz.: G–erchen z. B. Tieck N. 1, 155; W. 12, 147; Zachariä 1, 28 etc., G–erlein. Immermann 12, 196 etc., nam. in Bed. 7b, wo auch das f.: Der eine G. trug einen schwarzen Rock .. Wie die Geistinnen gingen, ist mir entfallen. M. 2, 260; Schutzgeistin. W. 19, 164. Als Bstw. Geist, zuw. der losere Genit. Geistes, aber wo der Bezug auf die Mz. vortritt: Geister.
Zsstzg. leicht zu mehren nach folgenden: Ādels- [3]: der im Adel als Körperschaft herrschende, die Glieder verbindende Geist. Gutzkow R. 9, 7.
Adler-: kühn emporstrebender. Börne 2, 303. Áll- [7c]: Platen 6, 7; Schubarth 1, 3. Ameisen- [5]. Anekdōten- [2k]: Einer, der ohne geschichtlichen Geist in einzelnen Anekdoten kramt. Fichte N. 69. Āūfruhrs- [3]: V. 4, 68. Bálsam- [5]; übertr. Sch. 21a. Bāū- [3]: Baulust. Kant 10, 50. Beōbachtungs- [3]: Beobachtungsgabe. G. 23, 22. Bérg(es)- [7b]: Reithard 27b. Bíldner- [2 und k]: Geist, wie er in Bildnern herrscht, ihnen eigenthümlich ist. Gutzkow R. 8, 449, u. dann = Bildner, ebenso: Dichter-, Künstler-, Maler-, Poeten-, Propheten-G. etc. Blēī- [5]: durch Destillation von Bleizucker erhalten.
Blūmen-:
1) [4].
2) [5].
3) [7b]. Blūt-:
1) [5] der Ausdünstungsstoff frischen Thierbluts, Blutdunst.
2) [3] Wie die Gedichte der Araber diesen B. [blutigen G., Geist der Blutrache] hauchen. H. Blǖthen-: s. Blumen- G., auch ein blühend sich entfaltender Geist. Rückert 2, 448. Brāūse- [2i; k]: Zur Beruhigung unserer B–er [Brauseköpfe]. Gleim (Herrig 24, 272). Brúnnen-:
1) [7b].
2) [] Grubenwetter und B–er. Humboldt K. 2, 384. Díchter-: s. Bildner-G.: Wie der sentimentalische D. [Dichter] einen Stoff behandelt. Sch. 1204 etc. Eīfer- [3]: Eifersucht. 4. Mos. 5, 14; Ramler 2. Eleménten- [7b]: W. 12, 278. Empörungs- [3]: 17, 16i. Erd- [7b]: vgl. Gnom, Kobold. Famīli-en-: vgl. Adels-G. Fêhde- [3]: Den aufgereizten ritterlichen F. stillen. G. 22, 93. Féld- [7b]: Jes. 13, 21. Fēūer-:
1) ein feuriger Geist (s. 2i; 2k; 4 etc.): Die Pläne dieses F–es; Des Blickes F. Matthisson; Wie .. der F. der Liebe | in raschen Wirbeln ihm durch alle Nerven rann. W. 11, 238 etc.
2) [7b] s. Salamander. Flátter- [2i und k]: Den flandrischen F. Gervinus Lit. 3, 269. Flúnker- [2i und k]: an Flunkereien Gefallen findend etc. Gutkow Zaubr. 1, 42. Flúß-:
1) [7b] vgl. Nix. 2) [5]Flußspath-G. = Säure. Frāūen-. G. 6, 88. Frēī- [2k]: eig. ein freier Geist („Wer der Autorität glaubt, sei sein Glaubensbekenntnis so kurz es wolle, ist ein Gläubiger; wer nur seiner eignen Vernunft glaubt, ist ein F.“ Fichte 6, 270), dann nam. Einer, der in Glaubenssachen frei denkt oder zu denken vorgiebt; s. Recht-G.: Die erste von Mylius’ Zeitschriften [1745] ist der F., ihr Titel wurde sein Spitzname. Danzel 92; Gellert 1, 171; Sch. 734b; W. 19, 223; Der F., der sich schämt, wenn er wie Andre denket. Haller 64; Gar mancher F. ist kein freier, ein beschränkter Geist etc. Frēīheits- [3]: Von dem Freiheits- und Naturgeist der Zeit ergriffen. G. 22, 197. Gemēīn- [3]: Gemeinsinn, im Ggstz. von Provinzial- (s. d.), Zunft-G. etc. Geschä́fts- [2i]: der Geist, wie er bei Geschäftsleuten herrscht oder erfordert wird. Geséllschafts-:
1) [3] vgl. Adels-G. etc.
2) [3] Neigung zur Geselligkeit. 3) [2k] G–er, die man liebt [Personen, deren Gesellschaft man liebt]. G. 6, 58. Gespénst- [7b]: Das Volk . . . sieht die Seele nur für einen inwendigen zweiten Leib, für eine durchsichtige, luftige Gestalt, gleichsam für einen noch gut gearteten und befreundeten G. an. IP. Selina 2, 72. Grōß- [2k]: ein großer Geist, nam. iron. Jahn M. 110. Hándels-: vgl. Geschäfts-G.: Es ist ein kleiner Schächer-, kein großer H., der dort herrscht. Gutzkow R. 6, 390. Hāūs- [7b]: Kobold, Spiritus familiaris; ein im Dienst eines Menschen stehnder und für ihn schaffender Geist. Ubertr.: Margarethe so will ich meinen sorglichen H. nennen war mit ihrem Manne sehr unzufrieden. G. 19, 373. Hélden- [2a]: Er hatte seinen H. bereits ausgeathmet. Musäus M. 1, 97; auch [2k] Held. Hímmels- [7b]. Hírschhorn- [5]: Flüchtig und schnell wirksam wie H. Musäus Ph. 2, 143. Höllen- [7b]: Sch. 426b; 449b. Hūren- [3; 7b]: Hos. 5, 4, vgl.: Der Hurerei Geist verführt sie, daß sie wider ihren Gott Hurerei treiben. 4, 12. Jrr-:
1) [2k] Irrgläubiger. Mich. 2, 14; L. 8, 320.
2) [7a] Spuk-G., auch übertr.: Einer, der unstät und ruhlos umhergeht. Jūgend- [2i]: Geist, Sinn, wie er bei der Jugend zu sein pflegt. W. 12, 240. Kantȫnleins-: s. Provinzial-G. Kásten- [3], vgl. Adels-G. etc., die starre Absondrung nach Kasten, Ständen. Fallmerayer 2, 33. Kāūfmanns-: s. Geschäfts-G. Kírsch- [5]: Kirschbranntwein. Baggesen 1, 131. Klēīn- [2k]: Sein Übergang vom Starkgeist (s. d.) zum K–e. Gervinus Lit. 5, 227; auch: Der argwöhnische K. [2i], der ihn bemeisterte. Heine B. 238, vgl. Kleinmuth. Klēīnigkeits- [2i, k]: der Sinn, der sich mit Kleinlichem beschäftigt. Börne 5, 242; Sch. 91b, auch Kleinlichkeits-G. Klópf- [7a, b]: Gespenst, das sich durch Klopfen etc. kundgiebt. Korporatiōns-: vgl. Adels-G. Kráft- [2k]: Genie, starker Geist. Krǟmer-: vgl. Handels-G. Krīēgs- [3]: kriegerischer Geist. Gentz 1, 4. Künstler-: s. Bildner-G. Lêbens-:
1) [3] das Lebensprinzip, der Grund, Urquell des Lebens: Die Finanzadministration ist der L. jeder Staatsoperation. Gentz 1, 23.
2) [1b]: Man hat den Nerven als einen Kanal betrachtet, der ein äußerst feines, flüchtiges und wirksames Fluidum führe, das an Geschwindigkeit und Feinheit Äther und elektrische Materie übertreffen soll und hat dies als Principium der Empfindlichkeit und Beweglichkeit angesehen und ihm daher den Namen der L–er gegeben (s. 3). Sch. 688a; Die L–er erhöhen (G. 22, 235), aufregen (18, 206), niederschlagen (W. 3, 14), die entflohnen zurückrufen (20, 210) etc., auch in Ez.: Der Wein .. durchglüht mit L. das Blut. V. 3, 99; W. 20, 197.
3) [5] das Leben erhaltende, stärkende Essenz: Den schrecklichsten der Tode soll er sterben, | zu längrer Qual mit L. bethaut. 12, 249 etc. Licht- [7b]. Lúft- [7b]: s. Sylphe. Lügen- [7]. Melíssen- [5]: M. auf Zucker nehmen. Gutzkow R. 3, 73. Ménschen- [2]: So im Kleinen ewig wie im Großen | wirkt Natur, wirkt M. und beide | sind ein Abglanz jenes Urlichts. G. 6, 308; Hölderlin H. 2, 122 etc. Mēūchel- [2i; k; 3]: Es sind rechte M–er und Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen. Luther SW. 61, 34. Múster-: Originalgenie. L. 1, 178. Nāchahmungs-: Ggstz. Genie. Kant Krit. d. Urth. 181. Nácht- [7b]: Sch. 1b. Nationāl- [3]: s. Volks- G. Natūr-:
1) [7c] s. All-, Welt-G.; auch: „ein Theil dieses gemeinschaftl. N–es“, so der Genius. w. HB. 2, 170.
2) [3] Neigung, der natürlichen Entwicklung zu folgen. Nêben- [7b; 2k]: So ändert ein Geist die N–er. JP. 36, 24, vgl. Nebenmensch. Nérven- [1b]: Lebens-G. [2]: Wodurch sich Nahrungssaft zum N–e steigert. Rückert W. 4, 69. Hber- [7b etc.]: über Andre herrschender Geist etc. JP. 36, 41, vgl. Neben-G. Partēī- [3]: Der P. in Paris findet die Assa fötida wohlschmeckend. Börne 1, 276; G. 39, 235 etc., s. Rotten-G. Plāge- [7b]: Plageteufel, s. Quäl-G. Pólter- [7a, b]: lärmendes Gespenst etc. Immermann M. 2, 244; Luther 5, 285b etc.; übertr.: Die Pfeifer und P–er [die zischenden und lärmenden Zuschauer im Theater]. L. 13, 302. Pomeránzen- [5]. Prophēten-: s. Bildner-, Wahrsager-G. Provinziāl- [3]: Ggstz. Gemein-G.: Daß die deutsche Nation anfängt, ihren P., ihren Kantönli-Geist, wie ihn die Schweizer nennen, abzulegen. Auerbach Ab. 31. Quǟl- [7b]: s. Plage-G.: Du Q.! Benedir 7, 68; Masern, . . Windblattern und wie die Q–er der Jugend heißen mögen. G. 20, 39. Quéllen-: s. Brunnen-G.: Die Q–lein aus dem Thal, | die kamen aus ihren Brunnenklausen. Roquette Wald. 33 etc. Ráche-: rachedurstiger Geist, Rachgier [3]. Auerbach Tag. 226; Sch. 437a etc. Récht-: im Ggstz. zu Frei-G., vgl. rechtgläubig, orthodor: Unter den Freigeistern als ein R. Gervinus Lit. 5, 317. Rīēsen-: ungemein großer Geist, z. B. von Aristoteles. EHFMeyer Bot. 1, 79 etc. Rótten-: s. Partei-G.: auch [2k] davon erfüllte Person. Hos. 9, 7; Luther 6, 315a. Salmiák- [5]: Hält sich ein Fläschchen S. vor die Nase [zur Anregung der Lebensgeister-c.]. Sch. 106b. Salpēter- [5]. Sálz- [5]. Schácher-: s. Handels-G. Schlēhen- [8a]. Schȫn- [2k]: Einer, der die schönen Wissenschaften treibt, Bel- Esprit, oft mit ironischer Färbung. Klinger F. 50; Münchhausen 24 etc., so auch zuw.: Schöner G. L. 13, 8; W. 7, 109; HB. 1, 72 etc., doch bez. Dies jetzt meist Einen, der wirklich Sinn für das Schöne bekundet: Nur das Leichtere trägt auf leichten Schultern der Schöngeist, | aber der schöne Geist trägt das Gewichtige leicht. G.; [Wieland,] der ohne Widerrede einer der schönsten Geister unter uns ist. L. 6, 13 etc. Schöpfer-: schöpferischer. Geist. Mendelssohn 4, 2, 416. Schútz- [7b und Anm. ]: Schutzengel, Genius. Schwárm-, Schwä́rmer- [2i u. k; 3]: Schwärmerei, Schwärmer. Schwêfel- [5]. Schwíndel- [2i u. k; 3]: Neigung zu schwindeln und Person mit solcher. Jes. 19, 14; G. 9, 148 etc. Spekulatiōns-: vgl. Handels-G. etc. Spīēl-:
1) die besondere Anlage des Geistes für Kartenspiel etc.: Zeigt sich die Facilität in mathematischen Kombinationen bei ihm theoretisch und wissenschaftlich, wie sie sich bei Andern im Sp. äußert. G. 39, 156; Ich hatte wohl den Spiel-Sinn, aber nicht den Sp.: ich lernte alle Spiele leicht und geschwind, aber niemals konnte ich die gehörige Aufmerksamkeit einen ganzen Abend zusammenhalten. 21, 161; Er hat Spiel-Sinn, aber keinen Sp., d. h. er spielt gern, aber schlecht etc.
2) [7b].
3) (s. 2) ein vom Sp. Beseßner, Spielratte etc.: O, für einen Sp. hielt ich Sie schon immer. Benzel-Sternau etc. Spūk- [7a; b]: Gespenst. Stárk- [2k]: starker G., Frei-G. (s. d.), nam. in Bezug auf den als aus Schwäche hervorgegangen bezeichneten Glauben, vgl. den Ggstz. Klein-G.: Die modernen, oft nur halb verstandnen Phrasen der St–er. Waldau N. 1, 45; Gervinus Lit. 5, 10. Strēīt-: vgl. Spiel-G.: Anlage zum Disputieren; Streitsucht; streitsüchtige Person. Tāūmel- [3; 7b]: allgemein herrschendes Taumeln: Eh der T. zerrinnt, | der unsrer Feinde Sinnen bindt. W. 20, 124. Tīger-: grausamer Geist. Lenau Alb. 4., Titānen-; Riesen-G. Meißner Gd. 109. Ún- [3; 7b]: ein schlechter, falscher Geist etc.: Platte Behaglichkeit, anmaßliche Würde und wie diese U–er, deren Namen Legion ist, nur alle zu bezeichnen sein mögen. G. 27, 429; Es hat sich ein U. der Verkünstelung gebildet. Stahr Jt. 2, 425; Scheling 2, 2, 41. Ūr-: ein ursprünglicher Geist, z. B. [7c] etc. Vitriōl- [5]. Vólks- [3]: Umwandlung, an der seit einem Jahrhundert der französische V. gearbeitet hat. Stahr Par. 1, 189. Wāhrsager-: s. Bildner-G. 1. Sam. 28, 7. Wáld- [7b]: Heine Rom. 123. Wárne-: warnender Geist. G. 12, 265. Wásser- [7b]: Freiligrath 1, 335. Wēīn- [5]: das Geistige im Wein und überhaupt in berauschenden Getränken, so auch: Mein Gesang, der dringt ins Blut, | wie Weines-G. und Sonnengluth. G. 7, 187, nam. der wasserfreiere Branntwein, Spiritus vini (s. Sprit u. vgl. Alkohol). Wélt- [7c]: Wie unendlich reich erscheint hier die schöpferische Phantasie des W–es gegen die Armuth eines menschlichen Bildners. Burmeister Gsch. 341; Daß dasjenige, was sich in ihnen entwickelt, mit den Jdeen des W–es zusammentrifft. G. 39, 234; W., für mich der prächtigste Name für Gott. Merck’s B. 2, 9; Augenblicke, | wo er dem W. näher ist als sonst. Sch. 369a etc. Zuw. auch: Welten-G. Wīder-: widerstrebender, feindlicher Geist, s. Widerdämon. Wínden- [8a]. Zēīt- [3]: Dem Z. huldigen, widerstreben etc.; Wenn eine Seite besonders hervortritt, sich der Menge bemächtigt und in dem Grade triumphiert, daß die entgegengesetzte sich in die Enge zurückziehn und für den Augenblick im Stillen verbergen muß, so nennt man jenes Übergewicht den Z., der denn auch eine Zeit lang sein Wesen treibt. G. 33, 49 etc. Zúnft-: Korporationsgeist, vgl. Adels-G. u. ä. m.