Faksimile 0574 | Seite 566
Geige
Gēīge, f.; –n; Geigchen, lein; –n-:
1) Violine (s. d.), Fiedel, vgl. Zsstzg. 1. Sam. 18,6; Ein Stück aufder G. spielen; Die G. spielen, streichen, kratzen (schlecht spielen); Eine gute G. spielen (die G. gut spielen); Die erste, zweite G. spielen etc. Sprchw.: Er will immer die erste G. spielen, der Erste sein, nach ihm soll sich Alles richten; Eine alte G. mit neuen Saiten beziehen. Fischart B. IIla; Weidner 259a etc., Etwas neu aufstutzen, vgl. (veralt.): Die alte G. = alte Leier (s. d.) Luther 8, 211a; Daß wir nicht können ihre alte G–n menschlicher Gesetze leiden. 319a, s. auch: Geigen (Dach); Der Himmel thut sich auf und hänget voller G–n. Lohenstein Himm. 14, zur Bez. eines seligen Zustands, wohl mit Bezug auf die musicierenden Engel; häufig: Der Himmel (s. d. 1a) hängt (Einem) voller G–n. G. 32, 153; Heine Rom. 125; Verm. 1, 33; Luther SW. 35, 291 etc.; Voller Bass- G–n. Auerbach Gv. 418; Hebel 3, 13; 49 etc.; So lange Alles in seinem Hause [von der Hochzeit] noch voller G–n ist. L. 13, 114, vgl. Laurenberg 105 ff. 2) ähnliche Werkzeuge, vgl. Fiedel und s. Zsstzg., z. B. Filz-G.
Anm. Mhd. gige, plattd. gige(l), wohl mit dem Grundbegriff des Hin- und Herbewegens, vgl.: Fiedel, Geien und Geigen 2; ferner schwzr.: Gygampfen, sich auf und nieder bewegen. Gotthelf G. 47; Stalder 1, 420; Gig.
Zsstzg. z. B.: Ált-: Bratsche.
Árm-: Alt-G.
Báss-: Baß, Brummbaß [s. 1]; auch weidm.: eine Einrichtung zum Meisenfang. Döbel 4, 51.
Brétt-: deren Saiten auf ein bloßes Brett gezogen sind.
Diskánt-: die eigentliche Violine im Ggstz. der Alt-G.
Dóppel-: Liebes-G.
Fílz-: ein mit Filz überzognes Holz zum Polieren der Kämme bei den Kamm-Machern.
Knīē-: Viola di Gamba, Violoncello, im Ggstz. der Arm-G.
Līēbes-: Viola d’Amour, eine mehrsaitige, bratschenähnliche Geige. Sáck-, Stóck-, Táschen-: schmale, stockförmige Geige, u. ä. m.