Geier
II. Gēīer, m., –s; uv.; –chen, lein; -, –s-:
1) Name mehrerer größrer Raubvögel (vgl. Aar, Anm., Adler, Falk, Weihe), nam. die Aas fressenden, nacktköpfigen, mit gradem, erst gegen das Ende gekrümmtem Schnabel (Vultur, doch auch mehrere Arten v. Falco, s. Zsstzg.); auch übertr.: Kein G. stößt auf G. Mensch. 34; Kreischt .. ein vom Horst verirrter G. 1, 204; Wie G. sich um Äser sammeln. 4, 205; Hör’ auf mit deinem Gram zu spielen, | der wie ein G. dir am Leben frisst [vgl. Od. 11, 578; Äschylus 2, 57v. 1025]. 11, 67; Laß dich nicht von Gram und Furcht besiegen, | den G–n des Gemüths. 4, 23; Besser, daß ein Fürst ein G. sei unter Äsern, als Aas unter G–n. (s. Beil. 2, 18) Nath. 1, 3; Dem eigenthümlich schwermüthigen Pfiff eines unsichtbar kreisenden Geiers. Stein 20; Stürzt sie auf den Gulden wie ein G. Mak. 1, 59; Eine weiße Taube | wird fliegen und mit Adlerskühnheit diese G. [die Feinde] | anfallen, die das Vaterland zerreißen. 451a; Zween G. ... hackten die Leber. Od. 11, 578; Da es thöricht gewesen wäre, die Habichte bei den G–n [die kleinen Räuber bei den größern] anzuklagen. 8, 261; 1, 142 etc. —
2) eine Art Wasserschwalben, Sterna hirundo, nach ihrem Geschrei, s. 2, 63. —
3) (s. 1) verdeckte Bez. des Teufels (s. d., vgl. Henker 3, Kuckuck etc.): Weiß der G.! H. 1, 1, 176; Hans stutzt, — der G. mag nicht stutzen, | wenn man auf einmal Schulze wird. F. 166; Daß sie beim G. wären, die verdammten Ausleger! 3, 279; Wer G. heißt Ihnen ein falsches System haben! 12, 59; Ich möchte wohl wissen, wie der G. dich gerade auf einen Roman hat führen müssen, dessen etc. 383; Wer der G.! braucht 3 Tage von hier nach Braunschweig? 13, 567; Hole dich | mit deinem Streich der G.! 4, 126 u. o.
Anm. Ahd., mhd. gir (1 und 3), wie noch schwzr.: Neben Ghr und Aar. XII, — wohl von der Gier (s. d.) benannt, vgl.: Geier, a.: gierig. und: Seiner Geierheit [Gierigkeit willen] sehr beschreiet. zoni 879b, ferner G.-Blick, G–s-Griff etc. — Ungw. das fem.: Eine frauenköpfige Geierin. A. 2, 340; veralt. Mz.: Geiren. 50a; 612a. — Versch. das mundartl., veralt.: Gei(e)rlin. Sp. 50a; Gierlein. Görlein. Gart. 3, 184 = Möhre, Zuckerwurzel.
Zsstzg. vgl. die von Aar, theils übertr., z. B.: An meinem Busen nagt die Wuth | grausamer Seelen-G. B. 7a; Nur kein Grübeln! Dieser Seelen-G. | lässt, wenn er gekrallt hat, nicht mehr ab. Tiedge Ep. 1, 288 (s. o. G. 11, 67; Kleist etc.); Vom Steppen-G. [Rußland] ward die Rose Polen | vor unsern Augen wild und grimm zerpflückt. Freiligrath 2, 126 etc.; ferner besondre Arten, z. B.: Aās-: (veralt. Keib-G.) Vultur percnopterus; V. Aura; auch der Hasen-G. —
Bārt-: Gypaëtus barbatus. — Bránd-, Brāūn-: Falco rufus. —
Erd-: Aas-G. —
Físch-: Brand-G., s. auch [2]. —
Gābel-: Falco milvus, Gabelweihe, schwzr. auch Furkli-G. Tschudi Th. 118. —
Góld-: Bart-G.; Moosweihe. —
Grēīf-: V. gryphus; Kondor, der größte Raubvogel. —
Hāsen-: V. le— porarius. —
Jóch-: Lämmer-G. —
Kēīb-: Aas- G. —
Korállen-: Ardea porphyrio, Art Reiher. Adelung. —
Kútten-: V. papa. —
Lä́mmer-: Bart-G. Baggesen 1, 69; Tschudi Th. 344. —
Lérchen-: Falco pygargus. —
Maltēser-: V. fuscus. —
Mǟūse-: F. buteo, Bussard. —
Mönchs-: Kutten-G. —
Öhren-: V. auricularis. —
Rīēsen-: Greif-G. — Ríttel-, Rȫthel-, Rüttel-: F. tinnunculus, Wannenweher. —
Róss-: Aas-G. —
Sónnen-: Kutten-G. —
Tāūben-: F. palumbarius, Habicht. — Tráppen-. —
Vōgel-: Aas- G. —
Wǖsten-: der ägyptische Aas-G. Freiligrath 1, 195 etc.
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