Faksimile 0554 | Seite 546
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Gauch
Gāūch, m., –(e)s; –e, –en, Gäuche; Gäuchlein:
1) Name mehrerer Vögel, nach ihrem Geſchrei (vgl.
Gack), z.B. mundartl., veralt. der Krähe, der Dohle,
des Uhus, nam. aber des Kuckucks (ſ. d.): Ein G. ſingt
guchguch. Kaiſersberger Narr. 149; Der G. legt ein Ei in
des Grasmückleins Neſt [ſ. 2]. Poſt. 75; Grasmück’ und
der G. Rückert 6, 185 ꝛc. So: Guck-G.; Der Gutz-G.
auf dem Zaune ſaß, | guckguck, guckguck. Uhland V. 43;
36 ꝛc. 2) (vgl. Kuckuck) hohnneckender Ruf für den
Hahnrei (ſ. d. und vgl. Dideldap ꝛc.), nach dem Mhd.
auch ſt. Baſtard: Sollen wir Gäuche ziehn. Simrock Nib.
810, woraus Frommann 3, 145 auch „Kegel“ (ſ.
d. 4) in derſelben Bed. herleitet —, dann = Tropf,
Einfaltspinſel; junger, bartloſer Laffe (ſ. 3); Geck
(ſ. d.), Betrüger, Schelm (vgl. 4 und Kuckuck als
verſteckte Bez. des Teufels und ſ. unten, G. 12, 295),
kurz: bald mitleidig, bald ſcheltend tadelnde Bez.
einer Perſon, zuw. auch nur: ein wunderlich ſeltſamer
Menſch (vgl. Kauz 2 und ſ. Vogel): Jch armer G.!
Blumauer 2, 6; Nicolai 1, 184; Pfeffel Po. 3, 140 u. o.
Plauderten nicht Menſchenrechte, | wie ein G. Claudius
6, 56; Wenn Sie .. am Ende doch den G. [mich] noch
nehmen, wie ihn das eigenſinnige Schickſal nun einmal ge-
bildet hat. Forſter B. 2, 43; Wer ſich mit ihm vergleichen
kann, | Der iſt kein ſchlechter G. Gleim 6, 277; Mephiſto-
pheles zu den Satanen: An ſeinen Platz ein jeder G. G.
12, 295; Nahte irgend ein verdächt’ger G. Heine Rom. 201;
L. Nath. 5, 5; Kehre dich nicht an Herzog Georgen und ſei-
ner Gäuche Schrein und Läſtern. Luther 6, 24a; Der alte
Narr und G. 8, 82a; Das Gäuchlin kann Nichts, verſtehet
Nichts, dazu halten ihn ſein eigen Papiſten für ein lauter
Gäuchlin. 6, 30b; Beſtraft den feigen G. nach Fug! Mat-
thiſſon A. 8, 132; So denkt der ſchlaue G. Reithard 321;
Das iſt ein jüdiſch ekler G., | der ſolch ein Fleiſch verachtet.
Uhland 89; Auch bildte ſich der G. | auf .. ſeine glatte Hand
nicht wenig ein. W. 11, 63; Wie dort bei Armiden der lie-
beskranke G. | Rinaldo. 15, 9; So kindiſch wie ein unbe-
kielter G. 12, 113 ꝛc. 3) das Milchhaar, vgl. das
letzte Beiſpiel in 2 und Gauchhaar. 4) Betrug,
Gaukelei (ſ. d.), Blendwerk, ſ. Friſch 1, 325a: Das
hört’ ich oft | und falſch gehofft; | und kommt er auch —, |
ſo iſts ein G. G. 12, 17. 5) ſ. Gauche, Anm.
Anm. Ahd., mhd. gouch = Kuckuck, Thor ꝛc., nam.
aber ſ. zu 4: Stalder 1, 428 ff., wo „Gauchen“ und Ablei-
tungen, entſprechend dem hochd. Gaukeln (ſ. d. Anm.) ꝛc.,
aufgeführt werden, vgl. dazu: Gäuchler, Lotterbuben,
Poſſenmacher. Möſer Ph. 2, 158; Vernarret’s Alles mit
Gäucherei und Pupperei. Luther 6, 361a; Laß die Narr-
heit und Gäucherei fahren. 8, 50b; Gauchhaft [gecken-
haft] gürtet ihn [den Rock] Jener empor. V. Hor. 2, 20;
Du Gäuchel [Närrchen] du! Gotthelf U. 1, 320; Solche
Gäugle [Gecken]. G. 411; Gäugelhaft. 262; Gügel-
haft. 67. Vgl. Gugelfuhr ꝛc. Kaiſersberger Narr. 21a
hat für Närrin auch das weibl. Gauchin.
Zſſtzg. ſ. 1; ferner zu 2 z.B.: Géld-: Zugenennt
Nummularius, d. i. der Wechsler, der G. oder Küß-den-
Pfennig. Stumpf 406a.