Faksimile 0551 | Seite 543
Gärung
Gǟrung, f.; –en; –s-:
das Gären, die innre Bewegung, in die ein sich verändernder Körper übergeht.
1) eig. (Chem.): allgm. alle bei organischen dem Einfluß der Luft zugänglichen Körpern eintretende Entmischungsprocesse, nam. zwei Arten derselben: die geistige, weinige oder Wein-G. (s. d.), die saure oder Essig- G. (s. d.), aber auch z. B.: Faulige G. Tschudi Th. 320, s. Fäulnis etc.
2) übertr.: Europa wird lange an dieser G. sich noch zerarbeiten. Forster B. 2, 431; 22; Wie heftig wilde G. unten kocht, | wie Schwäche kaum sich oben schwankend hält. G. 13, 299; Schien eine G. in dem Nebel zu entstehen. 14, 199; Eingenommen von meiner Sache, .. die noch in einer frischen, unreifen G. begriffen war. 25, 27; Die G. ward allgemein. 31, 64; 4, 268; 11, 15; Platen 3, 29; Die krankende Natur bricht oftmals aus | in fremde G–en. Schlegel Sh. 6, 95; Jede, die euch .. in G. [verliebte Erregung] setzt. W. 12, 294 etc. Den lang im Stillen aufgenährten Keim einer Volks-G. JvMüller 1, 2 etc.
Zsstzg. s. die von gären, z.B.: Nach-G. Karmarsch 1, 223; Ver-G. 230 etc., ferner 2 und zu 1 nam.: Essig-: saure G., wobei sich Essigsäurebildet.
Kēīmungs-: der keimenden Pflanzen. Lichtenberg 5, 543.
Mílch-: nam. bei der Zuckerfabrikation in dem rohen Saft der Runkelrüben eintretend.
Öber-: Man unterscheidet die Gärung, jenachdem sich die Hefe auf der Oberfläche sammelt oder unten am Boden ablagert, in Ober- und lntergärung. Karmarsch 1, 222 (vgl. Oberhefe etc.); Auf O., auf Untergärung gebraute Biere.
Schlēīm-: nam. in Zuckerfabriken beim unverarbeiteten Saft des Zuckerrohrs eintretend, wobei er schleimig und fade wird.
Sélbst-: von selbst, ohne Hefe eintretend.
Tēīg-: des Brotteigs.
Unter-: s. Ober-G.
Wēīn-: geistige Gärung, wobei Weingeist oder Alkohol entsteht.
Zúcker-: wobei sich durch Einwirkung des im Malz enthaltnen Diastas auf das Stärkemehl Zucker bildet etc.