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Galgen
Gálgen, m., –s; uv.; -: 1) eig. das Werkzeug,
woran Verbrecher gehängt werden: An den G. kommen,
gehängt werden; Einen an (den) G. bringen, ſchicken. G.
28, 351; An G. mit dem Dieb! 7, 103; übertr.: Einen
an den G. gehen heißen; Habe alſo den Reim an G. [zum
Henker ꝛc.] geſchickt. L. 3, 377; Darauf ſteht der G. [die
Strafe des Galgens], G. und Rad; Er träumte Rad und
G. Chamiſſo 3, 211; Unter dem hellen, lichten G. Hammer
RH. 394; HSachs 3, 2, 257a; Sch. 109a; 121a; Weiß
Er auch, daß ich .. ihm ein Logis am lichten G. miethe?
118b; An Etwas ungerner gehn als der Dieb zum G. L.
12, 421; Dem G. entlaufen; Er ſieht aus wie vom G.
gefallen [zerlumpt] ꝛc. Vgl. Hochgericht. Auch man-
nigfach bez.: Feldglocke; Du ſtammſt von einem hohen
Hauſe „Wo drei Balken einſam ſtehen | auf dem Rad
die Raben krähen.“ Was? wo? „Von daher, wo kein
Gras im Grünen wächſt.“ Gutzkow R. 8, 141; Nimm dich
in Acht vor dem dreibeinigen Thiere. Sch. 109b; Hier am
verfluchten Holze. Klinger F. 364; Ich will dir in der freien
Luft einen Tanzboden bauen laſſen. Weiſe Maſ. 68 ꝛc.
2) ähnlich geſtaltete Werkzeuge, z. B.: a) am Schöpf-
brunnen der Baum, worin der Schwengel ſich bewegt.
b) der Deckelſtuhl der Druckerpreſſe. c) am
Pferdezaum ein bogenförmiges Mundſtück. d) (ver-
altet) ein Theil des Webſtuhls. Garzoni 566a.
e) verſch. Gerüſte aus zwei aufrechtſtehnden Stützen
und drüber liegendem Querholz, z. B. in den Salz-
kothen; bei den Lichtziehern, zum Aufhängen der
Dochte; bei den Reepſchlägern, zum Drehn ſtarker
Duchten; mehrfach auf Schiffen, z. B. auf Grönlands-
fahrern, zum Aufhängen der Schaluppe, auf Kauf-
fahrern der Glockenſtuhl, Glocken- G. ꝛc.
Anm. Ahd. galgo (G., Kreuz, Brunnengeſtell). Graff
4, 185; Abſtamm. unſicher. S. auch Schm., Brem. Wörterb.,
Stalder (= Hoſenträger). Genit. ungw.: Der Gipfel des
Galgen. Schlegel Sh. 6, 14, zum veralt. „Galge“.
Zſſtzg. z. B.: Dórf-: von zwei oder drei Pfo-
ſten aufgerichtet, im Ggſtz. zum feſtern Stadt-G.
Hāūs-: Haman . ., da er an ſeinen lichten H. .. erhaben
ward. Mattheſius L. 27b, vgl. Eſther 7, 10. Knīē-:
Pfoſten mit einem Arm (I): Wenn einer einen Galgen
heirathen wollte, um junge K. zu erzeugen, könnte er nicht
verſeſſener darauf ſein wie Der [auf das „an den Galgen
Kommen“]. Tieck Cymb. 5, 4; bei Spate auch in ob-
ſcönem Sinn von Liebesſpiel. Schnābel- (Peſta-
lozzi 4, 64), Schnéll-, Wípp-: die Verbrecher
daran in die Höhe zu ſchnellen und herunterfallen zu
laſſen, z. B. Tournefort 1, 134. Früher nam. für De-
ſerteure üblich, und zwar als Knie-G., unter dem
Namen: Soldaten-G. im Ggſtz. zum eig. Diebs-G. ꝛc.