Faksimile 0535 | Seite 527
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Gabe Güte.
Gābe, f.; –n: 1) etwas zu Gebendes, Ab-G. (vgl.
Bede, Ungeld): Du ſollſt auch, frei von allen G–n | ..
ein Lehngut haben. Burmann F. 165; Man rechnet in Preu-
ßen Steuern und G–n nach Schoſſen. Canitz 256; Fragt ein-
mal nach, ob ich einen Pfennig G–n ſchuldig bin. Wall
Stammb. 46 ꝛc. 2) etwas Gegebnes, ein Geſchenk
(ſ. d.), ſo auch Almoſen; etwas Dargebrachtes, ſo auch
Opfer; etwas Einem Verliehenes, ſo auch: alles Gute,
das der Menſch beſitzt, inſofern es als von Gott, vom
Himmel, von der Natur verliehen angeſehen wird (ſ.
geben 4), ſo auch oft in Zſſtzg., z. B.: Beobach-
tungs-G., Anlage, Fähigkeit des Beobachtens ꝛc.;
Behalte deine G–n ſelbſt und gieb dein Geſchenk einem An-
dern. Dan. 5, 17; Opfer und G–n haſt du [Gott] nicht ge-
wollt. Hebr. 10, 5; Alle gute G. und alle vollkommene G.
kommt von oben herab. Jak. 1, 17; Es ſind mancherlei
G–n, aber es iſt ein Geiſt [der ſie verleiht] ꝛc. 1. Kor.
12, 4 ff.; Kinder ſind eine G. des Herrn. Pſ. 127, 3; Pred.
3, 13 u. v.; Nimm ſie die herzlichen | G–n ſie an. G. 8,
5; Allah gab die G. jedem Dichter. 4, 21; Bei vieler Luſt
und wenig G–n [Anlage, Talent]. 6, 47; Charlotte ..
war auch diesmal von ihrer guten G. [heftige Außerungen
zu beſeitigen ꝛc.] nicht verlaſſen. 15, 37; Was mir der
Zufall mehr verleiht, | iſt G., keine Schuldigkeit. Nicolai 1,
113; Wir locken die Gab’ aus geſchloſſener Hand. Rückert
Mak. 1, 71; Ohne Wahl vertheilt die G–n | .. das Glück.
Sch. 53b; Reine Opfer will er haben | ... Mit des Feldes
frommen G–n | wird der Heilige verehrt. 55b; 76a; Sie
. theilte Jedem eine G. .. aus. | .. Ein Jeder ging be-
ſchenkt nach Haus. 71b; Und du willſt alſo deine G–n in dir
verwittern laſſen? dein Pfund vergraben? 108a; Etwas
ſchmal .. iſt das Almoſen ausgefallen ... und ich weiß nicht,
ob man ſie mit dieſer kargen G. quittieren kann. G. 2, 129;
Dem edleren Gemüthe | verarmt die Gabe mit des Gebers
Güte. Schlegel Haml. 3, 1; Einem Mann von G–n und
Muth. W. 12, 174; 20, 40 ꝛc. 3) zuw. auch als
Maßbeſtimmung: z. B. früher im Halle’ſchen Salz-
werk die wöchentlich in jede Kothe gelieferte Anzahl
Zober Soole; ärztlich = Doſis, die jedesmal einzu-
gebende Menge Arznei; ſo auch: Wirklich iſt’s unmöglich,
Das, was man Seele nennt, | in kleinerer G. zu haben. W.
15, 80, vgl. Portion. 4) in Zſſtzg. (ſ. d.) auch =
das Geben. 5) ſ. Geben 2e.
Anm. S. Geben, Gebung, Gebnis, Gift (Gicht),
Gaffel. Selten die Verkl., vgl. Gabel: Heut bringt das
Betteln reichen Gewinn .. Gar willig die Hand ein Gäb-
lein reicht. Uſteri (Wackernagel 2, 1235 Z. 3).
Zſſtzg., vgl. die von geben, von Geſchenk ꝛc., z. B.:
Áb-: 1) [1] dasvon dem Seinigen Abzugebende, nam.
an die Obrigkeit zu Entrichtende, Steuern, Zölle ꝛc.,
vgl. Auflage: Haben die Deutſchen ihre A–n, die auch ſie
dem Geiſte der Zeit entrichten mußten, je anders abgetragen,
als wie man jede A. bezahlt, verdroſſen, zögernd, feilſchend?
Börne Frzfr. 35. 2) [4] (o. Mz.): das Abgeben: Die
A. eines Briefs. Gutzkow R. 6, 391. Ābend-: vgl.
Morgen-G. Án-: das Angeben (ſ. d. 2b) und das
Angegebne: 1) die Anzeige, die man über Etwas an
Perſonen macht, welche darüber Auskunft erwarten
oder fordern dürfen: Das Steueramt verlangt bei Packeten
die genaue A. des Inhalts; Ich bitte um Ihren Namen mit
A. Ihres Standes, Alters ꝛc.; Falſche A–n machen; Er
wurde auf die falſche A. ſeines Feindes verhaftet. So
auch in Bezug auf die Art, wie Etwas einzurichten iſt:
Der Tiſchler wird den Kaſten ganz nach deiner A. machen;
Der Adel ließ auf die A. des Grafen von Egmont ſeine Be-
dienten eine .. Livree tragen. Sch. 806a. 2) das An-
geben von Waaren, deren Werth bei einem Kauf in
Abrechnung gebracht wird: Durch die A. der alten Leuch-
ter brauchte er für die neuen dem Goldſchmied nur noch 15
Thaler zuzuzahlen. 3) Das bei einem Kauf ꝛc. zuerſt
angezahlte Geld, vgl. Darauf-G.; An- oder Handgeld
ꝛc. Ármen-: Almoſen. B. 17b. Āūf-: das
Aufgeben (ſ. d.) und das Aufgegebne, z.B.: Ein Aus-
verkauf wegen A. des Geſchäfts; Die A. der Gichten im Hoh-
ofen, aber auch: A. = Gicht ꝛc.; A–n, die man löſen
ſollte. G. 22, 14; Preis-A., Preisfrage. Āūs-: das
Ausgeben (ſ. d. und vgl. Herausgeben) und das Aus-
gegebne, z. B.: 1) Die A. der angekommenen Briefe auf
der Poſt ꝛc. 2) das ausgegebne oder auszugebende
Geld und die Berechnung darüber: Philipp. 4, 15; Sir.
42, 7; Seine A–n ſind größer als ſeine Einnahmen; Seine
A–n einſchränken; Jch habe dies Jahr viele unerwartete A–n
gehabt; Geld-A–n; auch übertr.: Der, was ein Anderer
gewann, | ſich als Verluſt in Ausgab’ brachte. W.; Dieſe
Schwäche der Augenbraunen .. iſt immer A., Abzug von der
Kraft und vom Feuer. Lavater 4, 255. 3) von Schriften
und Druckwerken: die Geſammtheit der aufeinmal aus-
gegebnen Abdrücke und ein einzelner, inſofern er zu
ſolcher Geſammtheit gehört, vgl.: Auflage, das
eben jene Geſammtheit nur bez., inſofern ſie zugleich
auf die Preſſe gelegt iſt, alſo ohne Rückſicht auf das
verſchiedene Format, auf die äußre Ausſtattung über-
haupt, wie oft auch ohne Rückſicht auf die mit dem In-
halt vorgenommenen Verändrungen: Der Verleger ver-
anſtaltete gleichzeitig drei A–n des Werks, eine Oktav- und
eine Quart-A. auf gewöhnlichem Papier und eine Pracht-
A. in Quart; Dies Werk erſchien gleichzeitig in deutſcher und
franzöſiſcher A.; Die wechſelnden Lesarten in den verſchiedenen
A–n; A. von der letzten Hand. W. 25, XV; Ich beſitze nur
die erſte A.; Die Schüler ſollen keine A–n mit Anmerkungen
haben; Hand-, Schul-, Taſchen-, Stereotyp-A. ꝛc.; auch
übertr., z. B. in Franklin’s Grabſchrift: Doch wird das
Werk [Franklin] dermaleinſt erſcheinen in einer neuen, ſchönern
A., durchgeſehen u. verbeſſert von dem Autor. Früher auch
= Lieferung, ſo bei Adelung. Bēī-: das Beigegebne,
Zu-G.: Als B. des Lebens .. erfreut [die Kunſt]. Rückert 1,
276; Fleiſcher-B. ꝛc. Beōbachtungs- [2]: Scharfe
B. G. 36, 30 ꝛc. Brāūt-: Geſchenk, das die Braut
empfängt oder dem Manne mitbringt, ſ. Mitgift:
Welcher mit Schankung und B–n all andere Werber weit
übertrifft. Schaidenreißer 62b; Dieweil Der ſämmtliche Freier|
durch B–n beſiegt. Wiedaſch Od. 15, 18, ſ. d. folg.
Brǟūtigams-, ſ. d. vor.: Weit beſiegt er die Freier |
all’ an Geſchenk und erbot noch reichere B. V. Od. 15, 18;
11, 282 ꝛc. Bürger-: in manchen Gegenden der
einem Bürger zukommende Antheil, nam. von dem im
Forſt geſchlagnen Holz. Dahín-: Hin-G.: Die
herzliche D. an den Glauben. Körner Schulm. 4, 13.
D (a)rán-: 1) das Darangeben, Aufopfern für Et-
was: Mit Drangabe meines freien Herrſcherwillens. Kühne
Fr. 342. 2) An-G., Handgeld, ſ. d. folg.: Die
Drangabe, die er bekommen hatte, denn er hatte ſich als Knecht
verdungen. Auerbach Barf. 84. D(a)rāūf-, ſ. d.
vor.: Der neue Kontrakt ... will ſeine Bekräftigung und
Draufgabe [Handgeld] haben. Immermann M. 2, 71.
Díchter-: 1) von einem Dichter dargebrachte Gabe.
2) Talent, Anlage zur Dichtkunſt. Ehren-:
wodurch dem Empfänger Ehre erwieſen werden ſoll:
Was biet’ ich dir als Gaſt- und Ehrengabe? Rückert Roſt.
61a. Eīn-: ein bei einer Behörde eingereichtes
ſchriftliches Geſuch. Veralt. ſtatt Einnahme, im
Ggſtz. von Aus-G. Schweinichen 1, 284. Fáſſungs-:
Faſſungskraft. Fēē(e)n-: von Feeen verliehne
Gabe. W. 12, 34. Frēī-: das Freigeben: Die F.
der Orgel verlangt. Brachvogel FB. 2, 182. Gáſt-:
dem Gaſt oder Gaſtfreunde gereichte, ſ. Ehren-G.
Gêgen-: eine Gabe als Erwidrung einer empfangnen.
Gnāden-: Gabe aus Gnade, unverdiente Gabe.
Góttes-: 1) etwas von Gott Gegebnes, z. B.
Brot. Chamiſſo 3, 304; Korn. Kompert Pfl. 1, 260; ein
Kind. Immermann M. 1, 133 ꝛc. 2) das ans Gottes-
haus zu Gebende ꝛc. Götter-: ſ. Gottes-G. (1):
Trink den Wein, die G.! Hêr-: das Hergeben ꝛc.
Die Heraus-G. eines Gefangnen, eines Pfandes ꝛc., auch:
eines Buchs [= Veröffentlichung]. Hímmels-:
Gottes-G. (1): ’S iſt eine der größten H–n, | ſo ein lieb
Ding im Arm zu haben. G. 11, 126; Eine edle H. iſt | das
Licht des Auges. Sch. 523a. Hín- ꝛc.: das Hingeben,
Hingebung: In der H. an eine gewiſſe geiſtige Unmittelbar-
keit nur ſo hinzuleben. Danzel 352; Die gedankenloſe H. an
den flüchtigen Glanz des Beſtehenden. Gutzkow R. 1, 238.
Kúnd-: Kundgebung: Die K. ſeines Willens.
Lêhr-: Lehrgeſchicklichkeit, Anlage zum Lehren.
Lōs-: das Losgeben: Die L. der Gefangnen, ſ. Frei-G.
Māß-: das beſtimmende maßgebende Verhältnis,
Maßgebung: Die Räume wurden groß genug eingerichtet,
nach M. einer zu hoffenden Vermehrung. G. 26, 251; Nach
M. der neuen Konſtitution regieren. W. 23, 182.
Mīēth-: (veralt.) Gabe als Lohn für etwas Getha-
nes oder zu Leiſtendes, Beſtechung. Zinkgräf 1, 221.
Mít-: die Mitgift: Die Natur hatte ſie mit einer ſehr
melodiſchen Stimme ausgeſtattet; das Bewuſſtſein dieſer M.
der Natur. Hippel Leb. 1, 30; M. der Braut ꝛc. Mór-
gen-: Gabe am Morgen nach der Hochzeit, eig.
des Gemahls an die Neuverheirathete. 2. Moſ. 22, 16;
Sir. 41, 26; Rückert Mak. 2, 172; Simrock Nib. 1058;
W. 12, 29 ꝛc., aber auch umgekehrt = Mitgift der
Braut. Beer Arr. 21; Hochzeitsgeſchenk. G. 6, 208;
Simrock Nib. 1864 (ironiſch); der für die Braut an
die Verwandten gezahlte Kaufpreis. 1. Moſ. 34, 12;
1. Sam. 18, 25.
Anm. S. Graff 4, 122; Benecke 1, 509, wo ſich auch
findet: Einer Wittwen ihr Abendgab folgen. Vgl. morga-
natiſch. Auch: Be- und Ver-morgengaben, tr.: mit
einer Morgengabe ausſteuern, z. B.: Hab ich meine liebe
Braut mit einer Panzerketten vermorgengabet. Schweinichen
3, 287.
Natūr-: natürliche Anlage. Opfer-: als
Opfer dargebrachte Gabe. Ramler F. 1, 11. Rêde-:
Talent, natürliche Fähigkeit der Rede. Rückert Mak. 1,
3. Rück-: das Zurückgeben: Das Pfand bürgt für
die R. des Geliehenen ꝛc. Sprāchen-: Anlagen,
Talent für Sprachen. G. 22, 192. ūber-: das
Übergeben, Überliefern, wodurch Etwas in den Beſitz
eines Andern übergeht: Die Ü. eines Guts an den Käu-
fer, der Feſtung an den Belagrer ꝛc. Vōr-: vorweg
gereichte Gabe: Ich beſchwichtigte ſie mit einigen V–n des
Nachtiſches. G. 22, 311. Wég-: das Weggeben,
Verſchenken. Wēīhnachts-: Weihnachtsgeſchenk.
Gutzkow R. 7, 368. Wī(ē)der-: das Wiedergeben,
die Zurückgabe; auch das Ausdrücken empfangner Ein-
drücke ꝛc. in einer Sprache. Burmeiſter gB. 1, VII.
Wünſchel-: die Einem verliehne Gabe, wonach ſeine
Wünſche in Erfüllung gehn. W. 12, 59, vgl. Wün-
ſchelruthe ꝛc. Zū-: das obendrein oder Zu-Gegebne,
ſ. Bei-G.: Warum er die letztere [Statüe] ſo geringſchätzig
hielt, daß er ſie zur Z. beſtimmte. L. 6, 427; Von der Köni-
gin hängt allein es ab, | ſich ſelbſt zu erhalten, euch Z–n
auch mit ihr. G. 12, 182 [ihr Nebenperſonen geht dann
mit in den Kauf]. Zurück-: das Zurückgeben, Rück-
G.: Löſegeld, welches er für die Z. ſeiner Gemahlin zu geben .
gedächte. W. 29, 131; Die Frage war, ob er die höchſte Ge-
walt behalten oder dem .. Volk zurückgeben ſollte .. Die
von Agrippa angerathene Z. HorBr. 1, 8 u. ä. m.