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futtern Füttern
I. Fúttern, Füttern vgl. Futter I. —, zunächst tr.:
Futter geben, wobei als Obj. sowohl das gereichte Futter erscheinen kann, als auch das Wesen (Thier), dem es als Nahrung gereicht wird: Wir f. den Gänsen Rüben —, die Gänse mit Rüben; Damit zu füttern jenes Kraken Bauch. Streckfuß Rol. 8, 58; Ich füttre mein Herz mit Liebe, Gall’ und Gift. Klinger Th. 2, 237; Vor allen Dingen werden daher in solchem Falle die Ohren .. beseitigt, gewöhnlich den Hunden gefüttert. Gerstäcker Miss. 3, 217, u. häufiger ohne beigefügten Dat.: Erbsen, Gerste, Gras, Hafer, Heu, Korn, Stroh, Wicke f., wie anderseits oft ohne Nennung des Futters für das damit genährte Wesen: Das Vieh, das Federvieh, die Pferde, die Schweine, die Tauben f. etc.; Die alten Vögel f. die Jungen; Mit Fischen gefuttert. Forster R.; Wie sie gefüttert und gehalten werden müssen. 253 etc. Auch mit Beifügung der Wirkung: Ein junges Thier groß f.; Ein Thier krank, todt f. etc. (s. c); Den Hänfling, den ein Bube aus dem Neste stahl, um ihn .. mit aufgeweichtem Brot zum Sklaven zu futtern. Hippel Leb. 1, 252. Zuw. ganz ohne Obj.: Ich will nur hier füttern [meinen Pferden Futter geben lassen], ich muß gleich hinüber auf das Gut. G. 16, 158; „Geht’s noch nicht vorwärts?“ Nein, der Knecht hat noch nicht gefuttert, und meton.: Die Pferde haben [vgl. sind] noch nicht gefuttert = gefressen. b) in andrer Metonymie erscheint das Futter als Subj.: Erbsen f. [nähren] gut, sind ein gutes Futter. c) auch auf Nicht-Thiere angewendet (s. Futter Ib), z. B. auf Menschen, entweder mit verächtlichem Nebensinn, indem nam. die Befriedigung des Magens als Hauptsache hervorgehoben wird, oder auch zur Bez. der Unselbständigkeit, wonach sie nicht für ihre Nahrung selbst sorgen, sondern sie von Andern dargereicht erhalten. So erzählt Forster R. 1, 224 ff. von einem vornehmen Südsee-Insulaner, den seine Leute f. mußten: Daß sie über dem Hingucken nach uns das Futtern nicht vergessen möchten etc. ... Als ein Schwein, das auf dem Stalle gef ü ttert wird, um gemästet zu werden etc. Indem er [Christus] für die Guten besorgt ist, füttert er zugleich einen Verräther (Judas). G. 18, 197; Es war eine Zeit, wo Ihr nicht so gefüttert [wohlgenährt] wart, wie jetzt. 29, 233; Ein Gut, auf dem er mich und seine Tante todt f. [bis zu unserm Tode ernähren] soll. Goltz 3, 24; Endlich flieht er aufs Land und füttert sich in etlichen adligen Familien zu Tode. Rabener 4, 362; Das Stillen muste ausgesetzt, das Kind gefüttert [gepäppelt] werden. Steffens Erl. 5, 107; Margarethe nahm also ihren Enkel in völlige Verpflegung, futterte und kleidete ihn. Stilling 1, 77 etc. Vgl. auch nach dem Engl. (to feed on) als Intr. (s. a): Rein sinnliche Begierde, die bloß thierisch an ihrem Raube wie der Geier füttert. Gervinus Sh. 1, 59. Ferner: Das Futtern des Ofens in den Dampfmaschinen [ihn mit der nöthigen Nahrung fürs Feuer, mit Kohlen versehn]. Kohl E. 2, 250; Wir hatten die Lachlust gefüttert [ihr Stoff geliefert] und schämten uns also. Goltz 1, 149; Jch füttre meine, eines Andern Grillen [gebe ihnen Nahrung, gebe ihnen nach etc.]. Chamisso 5, 105; W. 12, 43 etc. d) so auch Futterung, Fütterung, f.; –en: das Futtern und die Art und Weise desselben; das Futter selbst, und zwar früher auch ohne Nebensinn (s. c) von menschlicher Nahrung und Mundvorrath (Richt. 7, 8; 2. Chr. 11, 23; Nehem. 10, 31; 13, 15; Ap.7, 11); Fouragierung: Die F. der Thiere in der Menagerie, des Viehs; Die Vieh-F.; Die Rüben-F.; Die Dürr-F. im Gegensatz der Grün-F.; Die Stallfütterung bei uns eingeführt. Iffland 5, 1, 23, wonach das Vieh auch im Sommer sein Futter im Stall erhält, im Ggstz. des Weidegangs etc.
Zsstzg., vgl. auch die von II., z. B.: Áb-: gehörig füttern, nam. das letzte Futter bei jeder Fütterung vorschütten; aber auch: Gäste a., sie durch eine Futtrung, einen Schmaus abfinden, sich die Verpflichtung gegen sie vom Hals schaffen. Auerbach Gv. 304; Pferde, welche, abgef uttert und wohlgemuth, gleichsam zum Nachtisch.. Heu aus der Raufe zogen. Goltz 1, 159; Die Pferde brauchten etwa drei Stunden zur Abfütterung. 42; Ich lasse über Mittag a. 2, 24; Eine dringend gewordene Abfütterung jener Leute, bei denen er .. zu Gast gewesen. Hackländer Stillfr. 1, 210; Dorten werden abgefüttert | diese. hübschen Waisenkinder. Heine Verm. 1, 188; Freude, die hungrige Kinderschaar abzufüttern. Musäus M. 2, 74; Ph. 2, 15 etc. 2) s. abfouragieren.
An-: Sich ein Bäuchlein a.; Weil das monarchische Eins sich die übrigen Neun als Rundbauch angefüttert und sie zur Null gemacht [10 = 1 9]. Börne 3, 112; Jch habe mich recht mit Steinen angefüttert [auf der Brockenreise, damit sattsam versehen]. G. Stein 2, 783.
Āūf-:
1) groß füttern: Kälber, Schweine, Gänse a.: Als hätten statt mit Brei | mit lauter Rosen ihn die Grazien aufgefüttert [c]. W. 12, 34; 10, 297; 23, 67 etc.; Einen fremden Gedanken zu seinem eignen a. JP. 43, 141. Auffütterung [c], so sollte hier die Erziehung heißen. Forster B. 1, 556.
2) ver-f., ein Futtervorrath auf-, verbrauchen. Āūs-:
1) gehörig füttern; dadurch dick und fett machen: Die [Pferde] hab’ ich recht ausgefüttert und wieder aufgezäumt. G. 9, 9; So blieb er einige Tage bei ihm, bis er sich ausgefüttert und wieder einige Batzen verdient hatte. Hebel 3, 429; Ausgefütterte [fette] Karpfen. Immermann M. 1, 297; Der Enthusiasmus .. ist in unsern Tagen trefflich ausgefüttert und bei Kräften. Musäus Ph. 2, 111 etc.
2) durch-f., mit Futter erhalten: Vieh a., nam. den Winter über; Er muß die Wittwe seines Vorgängers mit a. etc.
3) futternd ausleeren: Die Haferkiste a. Dúrch-: aus-f. (2): Bettelkinder d. Prutz Felix 1, 330. Auch: alle zu Fütternden füttern. Eīn-: Einem Etwas e., durch Füttern einflößen: Hundemuth, der eingepeitscht mit Ruthen | und eingefüttert mit des Hofmahls Brocken wird. B. 102a. Er-: durch Futtern erreichen, gut machen etc.: An unsern Rossen ist nicht mehr viel zu e.; wenn man nicht Etwas ändert, so kommen die meisten in Abgang. Gotthelf U. 1, 174. Hêr-, Hín- etc.: Wie sollte man die tausend Menschen an Bord bis zum Kap hinfüttern? [ihnen Unterhalt reichen, um sie hinzubekommen]. Droysen Y. 1, 41; Sie hat ihr Kind hingefüttert [todt gefüttert]; Krebse.. zu merkwürdiger Größe heraufzufüttern. G. 27, 191; Der Roßkamm hatte die Schindmähre herausgefuttert [ihr durch reichliches Futter ein beßres Ansehn verschafft, vgl. heraus-putzen, -staffieren etc.] u. ä. m. Nāch-: nachträglich futtern; auch: Einen n. = heraus-f. Gott- helf Sch. 403. Über-: übermäßig futtern (vgl. ver-f. 4): Überfutterte Kinder verdummen; Durch Überfüttrung der Pferde entsteht oft Futterrehe etc. Ver-:
1) als Futter verwenden, gebrauchen: Erhalte ich von den verfutterten Rüben mehr düngende Substanzen. Landw. Zeitung (55) 43a; Der Hafer war müchzend und da er doch .. verfüttert wurde, erkrankte davon unser ganzer Reitstall. Musäus Ph. 1, 59; G. 26, 64 etc.
2) als Futter verbrauchen, s. auf-f. 2: Ungeachtet es erst November war, so war doch schon alles Heu lang verfüttert. Stilling 4, 154.
3) mit Futter versorgen und erhalten (aus-f. 2).
4) durch schlechtes, z. B. übermäßiges Futtern verderben, s. über-f.