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Frevel
I. Frêvel, m., –s; uv.; -: 1) ſträflicher Leichtſinn
und Übermuth, ſündiger Muthwille und eine aus ſol-
chem hervorgehnde Handlung: Wenn eine Seele durch Un-
wiſſenheit ſündigen wird ... Wenn aber eine Seele aus
F. Etwas thut. 4. Moſ. 15, 30; Die Unbekannte wählen
wäre F. G. 13, 305; Ich weiß, daß du in zweifelhaften
Fällen gerne wetteſt oder würfelſt; bei einer ſo ernſthaften
Sache hingegen würde ich Dies für einen F. halten. 15, 11;
Fehler, Irrthümer, begangene F. vergiebt ſich die Jugend ſehr
bald. Gutzkow R. 8, 39; Welcher nit aus eignem F., Für-
witz oder Vermeſſenheit ... ſich in augenſcheinliche Gefährd
Leibs und Lebens trutzlich einwirft. Schaidenraißer 2b; War’s
ein Vergehen, nach ſolchem Gut zu ſtreben? | Ein F. wär’s,
es zaghaft aufzugeben. Sch. 607a; Hilf den Bürger-F. ſtra-
fen, | der uns [Adligen] ſtört die Vogeljagd. Uhland 431.
2) allgm. etwas mit Vorſatz begangnes Böſe: In
Baiern wird jegliches Deliktum ein F. genennet, ausgenommen
was Vitzdomb und Malefizhändel ſind. Ertel, ſ. Schm. 1,
604. So allgm. z. B.: Forſt-, Wald-, Holz-, Wild-,
Jagd-F., muthwilliges Vergehen wider die Forſtordnung
(ſ. freveln 1); Feld-, Garten-, Baum-F., muthwillige
Beſchädigung eines Feldes, der Feldfrüchte ꝛc., oft
mit dem Nebenſinn, daß ſie aus Luſt an der Be-
ſchädigung hervorgegangen. Aber auch allgm.:
Die Erde war voll F–s [Gewaltthat. Zunz]. 1. Moſ. 6,
11; Den F. [Mord], an den ſiebenzig Söhnen Jerubaal’s be-
gangen. Richter 9, 24 u. v.; Den Flüchtling, | den des Mut-
termordes F. | unſerm Rächerarm geeignet. WHumboldt 3,
100; Sch. 537b ꝛc. 3) Geldbuße für einen F. [2],
nam. für ein geringeres Vergehn. Schm. 1, 604 (= 72
Pfennige); Als ihm nun der Oberamtmann 10 Reichstha-
ler derenthalben zum F. abforderte. Zinkgräf 2, 64.
Anm. Ahd. fravalî ꝛc. weibl., wie mhd. (u. mundartl.)
vrevel(e), neben dem männl. vrevel —, vgl. das Ew. (ſ. II)
fravali, zunächſt keck, unerſchrocken, vgl. frech; Grimm ver-
gleicht: getroſt (ſ. d.).