Freund
Freundin
Frēūnd, m., –(e)s; –e; –chen, lein; -: (~in, f.; –nen):
eig. (s. Feind, Anm.) ein Liebender, Einem herzlich Zugethaner; dann ein mit Jemand durch nähere oder fernere Beziehungen Verbundner: 1) der (die) Geliebte. 1, 9; 13 etc., im Allgemeinen veralt. und nur noch als verdeckendes Wort für das Liebesverhältnis: Seine F–in [Maitresse], vgl. Ehe-F. — 2) ein Verwandter, Bluts-F. 4. 27, 11; 3, 25, 25; War mir ein lieber und naher F. 112; Daß Braut und Bräutigam müssen der Mutter Maria nahe Freundlin gewest sein. 8, 128a etc. — Diese Bed. ist jetzt nam. in der Volksspr. üblich. — 3) eine durch Wohlwollen und Zuneigung verbundene Person. In dieser für die heutige Schriftspr. gewöhnlichsten Bed. finden sich natürlich mancherlei Abstufungen, s. die folgenden Wörter und Zsstzg.: David und Jonathan, Damon und Pythias waren F–e; Wahre, treue, innige, vertraute F–e; Falsche F–e; Die Reichen haben viele F–e. 14, 20; F–e in der Noth | gehen viel’ auf ein Loth; Wem der große Wurf gelungen, | eines F–es F. zu sein. 19a; Er hätt viel Verwandten, aber wenig Freund’ (vgl. 2). 51 etc.; Sie ist mein F. nicht [mir nicht befreundet]. Liesli 31; Die Bestürzung der beiden F–e [Wilhelm u. Natalie]. 17, 311; 313. — 4) eine mehr durch eine äußre Beziehung mit Einem verbundne Person, z. B.:
a) Hier wendet sich der Gast mit Grausen: „So kann ich hier nicht ferner hausen, | mein [Gast-] F. kannst du nicht ferner sein“. —
b) so nennen nam. Kaufleute Die, mit denen sie in geschäftlicher Beziehung stehn, F–e (Geschäfts-, Handels-F.): Unter dem F. versteht er seinen Korrespondenten. Sch. 93; vgl. den auch sonst häufigen Briefanfang: Geehrter F. etc. —
c) ferner = Verbündete, Parteigenossen, Gefinnungsgenossen, Kameraden etc.: Frankreich und England waren in diesem Kriege F–e; Die östreichischen Vorposten riefen ihn an: „Wer da?“ — Gut F. — „Wer ist gut F.?“ 3, 215; Gott bewahre mich vor meinen F–en, vor meinen Feinden will ich mich schon selbst schützen; Von F. und Feinden geschätzt. 20, 18; Die Quaker nennen einander F–e; Mitbürger, F–e, Römer! Cäs. 3, 2 etc. —
d) auch bloße Anrede unbekannter Personen niedern Standes unter einander, s. Freundschaft 2b, oder von Höhern in einer Art Herablassung: Wir haben mit der See gefochten, F.! 545b; Stirb, F.! [die Jungfrau von Orleans zu dem sie um das Leben flehenden Montgomery]. 465a; nam. oft: Guter F.! 3, 267; 312 etc.; auch drohend etc. —
e) Guter F., auch oft mit ironischer Beziehung auf das Nichtssagende der Formel: Gute F–e in der Heide bringen draußen Manchem Leide (Sprchw.). H. 1, 1, 90; Wünschen, dein Vater hätte bessere gute F–e gefunden, als seine Gläubiger waren. R. 2, 154; Bist du der gute F., der mir mein Obst gestohlen?! F. 2, 475 etc. —
f) F. Hain [s. d.], Bez. des Todes. — 5) F. von Etwas, von Einem, das Genannte liebend, ohne Bezug der Wechselseitigkeit: Ein F. vom Trinken, Saufen, Spielen, vom weiblichen Geschlecht, kein F. von Redensarten, Komplimenten sein; Er ist ein F. von Kuchen [isst ihn gern]; Ein F. der Wahrheit, der Tugend, der Kunst, Gottes, der Bauern, Bürger, Unterdrückten, Kinder; der Zöllner und Sünder. 7, 34; Diana, der F–in der Jagden. 497a etc., und so in Zsstzg.: Einen Menschen- und Bürger-F. 20, 18; Bauern-, Adels-, Menschen-, Volks-, Kinder-, Jugend-, Vaterlands-, Wahrheits-, Tugend-, Kuchen-, Jagd-, Garten-, Blumen-, Kunst- (Kunstliebhaber), Berg- (Geognost. 17, 343), Stern- (18, 143 = Astronom), Weisheits-F. (Philosoph), Bogen-F–in (Diana. Od. 11, 198, vgl. 72) u. ä. m. — Selten ist dabei das Bstw. als Subj. zu fassen, z. B.: Jbykus, der Götter-F. 57b, der von den Göttern Geliebte, vgl.: Gottes-F. und Pfaffen-F., Gott liebend und die Pfaffen hassend etc. — Wenn 11, 129) Frau Marthe sagt: Jch bin von je der Ordnung F. gewesen, so ist wohl richtiger freund (s. Anm.) mit kleinem Anfangsbuchstaben zu schreiben, als Partic. (vgl. FeindI.), wovon der Dat. der,,Ordnung“ abhängt. — 6) auch von — mehr oder minder — personifizierten Ggst.: Es bedarf nur sovieler Aufmerksamkeit, als uns jeder Gegenstand selbst abnöthigt, so sehen oder fühlen wir, ob er F. oder Feind [richtiger freund oder feind, — vgl. 5 — nützlich oder schädlich] ist. 29, 155; ferner: Die Nacht ist keines Menschen F.; Dein F., dein Jagdhund. 20a; Du Cikade .. lebest unter Ackersleuten,| ihre F–in, unbeschädigt. 2, 346; Die Harfe .., die dem Mahle zur F–in gaben die Götter. Od. 17, 271 etc. — So auch die Titel von Schriften wie: Bauern-, Bürger-, Haus-, Jugend-, Kinder-, Volks-F. etc.
Anm. S. Feind I u. II und freien II. — Das urspr. Partic. zeigt sich noch zuw. s. 5 und 6, und vgl.: Einem — und: Jemands F. sein, ferner: Un-f.
Zsstzg. s. 5 und 6, auch freunden; ferner z. B.: Ābend-: der Einen abendlich zu besuchen pflegt. König Kl. 2, 324; auch: spät ausharrender, langjähriger Freund. V. 3, 227. —
Allerwélts-: der sich als Aller Freund zeigt und somit es für Keinen ist. —
Äūgen-: der es nur unter unsern Augen ist: A., Rückenfeind. Sprchw. —
Be-: s. freunden, Anm. — Blūts- [2]: Verwandter. L. 1, 407 u. o., seltner: ein inniger Freund. Kosegarten Po. 2, 248; B–in. G. 20, 163 etc. —
Búndes-: mit dem man einen Freundschaftsbund geschlossen. Todes-B. Heinse A. 2, 272, auf Tod und Leben, vergl. Bundesbruder. —
Būsen-: vertrauter Freund, vgl. Joh. 13, 25, u. Herzens-F., zuw. (veralt.): Busen s-F. Heinse Petr. 1, 6. — Ehe- [1]: veralt.: Dem Herrn Professor Siegfried und seiner E–in [Gattin]. Stiling4, 149, vgl. Eheliebste. —
Erb-: mit demdie Freundschaft sich durch Generationen hindurch vererbt: Seitdem diese alten Erbfeinde [s. d.] deutscher Nation sich in unsere E–e verwandelt haben. Möser Ph. 2, 313. — Gást- [4a]: mit dem man durch Beziehungen der Gastlichkeit verbunden ist: Ein Kleinod, das dir ein Denkmal | sei von mir, wie es liebend ein G. schenkt dem G. V. Od. 1, 314. —
Ge-: s. freunden: Nach Vaterstadt und G–en. V. Il. 3, 140. —
Gemēīn-: gemeinsamer Freund. JP. HV. 53. —
Gemǖths-: dem Gemüthnach befreundete Person. G. 27, 27; Die Einsamkeit, die G–in der Phantasie. Hippel E. 191. — Geschä́fts-, Hándels- [4b]. —
Glücks-: der uns nur im Glück, nicht in der Noth Freund ist. Wernike 1, 35, Ggstz. Noth-F. —
Góld-:
1) zuverlässig, treu wie Gold. —
2) der Einem nur des Goldes, des Reichthums wegen Freund ist, s. Maul-F. — Hálb-: un- entschiedner. 27, 22. — Hāūs-: der als Freund viel in ein Haus kommt, zuw. = Cicisbeo. FB. 3, 112 etc.; auch [6]. 3, 391 etc. — Hérzens-: vertrauter, Busen-F. 494b. — Hōf- [5]: auch F., wie er am Hof zu sein pflegt, Schein-F. — Jūgend- [5; 6]: auch Freund aus der Jugendzeit. — Lícht- [5]: Freund der Aufklärung, Name einer Sekte. seum 1, 2, 688. — Māūl-: Freund nur mit dem Maul, in Worten, nicht in der That: Die alten Goldfreunde und M–e. Sh. 3, 671. — Mēīn- (ungw., vgl. Meineid): falscher Freund. M. XII. — Nácht-: N–in. [1] Maitresse. 366. — Nōth-: s. Glücks-F. — Rāths- [5]: auch Mitglied eines Raths, Rathsverwandter; bei 11b heißt Nestor ein R. der Himmlischen. — Réchts- [5]: ein Freund, Schützer des Rechts; aber auch = Jurist. 18, 123. — Sāūf-: Saufbruder. — Schēīn: falscher Freund. Garb. 95; 3, 14. — Schīēds-: Schiedsrichter. Ir. 1, 2, 83. — Schūl-: Freund von der Schule her, versch. Schulen- F. [5]. — Tísch-: der nicht die Person, deren Freund er zu sein vorgiebt, sondern ihren Tisch, die leckern Mahlzeiten etc. liebt. 6, 10 etc. — Un-: glimpflicher als Feind: Sie sind U–e geworden, haben sich entzweit; Sie hat hier .. U–e und Bewunderer gefunden. 1, 55; Lit. 5, 304 etc. — Auch als Ew.: Einen zum Schöffen zu nehmen, der mit Jemand im Dorf unfreund sei. E. 99; Dem Baier sein Land zu schützen, | der dem Fürsten so unfreund ist. 321a. — Universitǟts-: vgl. Schul-F. — r-: Freund aus alter Zeit. 6, 444. — Wāhl-: erwählter, im Ggstz. des Bluts-F. — Wēīn-, Zéch-: Sauf-F. — Zúngen-: Maul-F. u. ä. m.
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