Faksimile 0502 | Seite 494
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freuen
Frēūen, tr.:
Freude erregen, froh machen; impers. und refl.: Freude empfinden, froh sein:
1) tr.: gw. er-f.: Sann auf ein Mittel, die Töchter zu freun am Geburtstag. Baggesen 1, 8; Du freust Einen. Claudius 6, 109; Solche Züge .. f. den alten Mann in die Seele. Engel 12, 152; Hafis gleich, wird er die Völker | ewig f. und erfrischen. G. 4, 7 etc. So auch: Etwas, Das, es freut mich: Es freuet mich vom Wirbel bis in die Zehe. B. 492a; Was freuet, ist erlaubt. Nicolai 1, 207, und mit abhängigem Satz oder in der gehobnen Rede Genitiv: Es freut mich sehr, daß du hier bist, dich hier zu sehn, deiner Anwesenheit etc.; Mich freut deines Muthes. Klinger F. 392; Mich freut des verwegnen Entschlusses. V. 3, 225 etc. Vgl.: Es ist kein gutes Kompliment: „Es hat mich gefreut [für: es freut mich], Sie wohl zu sehen“ etc. Hebel 8, 259.
2) refl.: Ich freue mich sehr, innig, herzlich, von Herzen, von ganzer Seele etc. —, daß (wenn) es dir wohl geht, dich glücklich zu wissen, deines Glücks, über dein Glück etc.; Man freut sich über (s. Anm.) das Geschehene, an dem Gegenwärtigen, auf das Künftige oder dazu (vgl. Freude); ungw. mit einem zweiten Obj.: Wir f. uns [genießen] Himmelsfreuden, | daß wir sind. Kl. Od. 1, 216 etc.; Niemand freute sich groß, wenn man von ihm .. eingeladen wurde. Hebel 3, 176; Es sollen die Feinde | übel sich freun [schlimme Freude, d. h. grade das Gegentheil von Freude haben]. G. 5, 229, vgl. übelzufrieden etc.; Die sich f., Böses zu thun [gern Böses thun]. Sprüche 2, 14; Die Sonne freuet sich wie ein Held, zu laufen den Weg. Ps. 19, 6 etc. Sebulon, freue dich deines Auszugs, aber Jsaschar, freue dich deiner Hütten. 5. Mos. 33, 18; 1. Kor. 13, 6 etc.; Ein Brief, worin er sich meiner Ankunft freut. Forster Br. 1, 449; Laß mich endlich | des süßen Traumes noch mich wachend f. G. 8, 109; Ich freue mich der Freude, | die .. dir entquillt. 13, 267; 305; Freut euch des Lebens! Nägeli etc. Sie f. sich über meinen Schaden. Ps. 35, 15; Daß sich meine Feinde nicht f. über mich. 25, 2 etc. Auch: Der freuet sich ob seinen Siegen. Nicolai 2, 111; Die gute Mutter freut sich fast | ob ihrem Kind. Pfeffel Po. 3, 97 etc.; Freute sich wie ein König um einen eroberten Thaler. Freitag Soll 1, 142. Die sich am Irrthum f., weil er ihnen Gelegenheit giebt, ihren Scharfsinn zu zeigen. G. 39, 135; 6, 104; Sie freute sich an der Zufriedenheit der Schwester. Lewald W. 4, 324; Wie sich der Aar an Wettergluthen, | das Roß am Lärm von Schild und Erz, | der Rabe freut am Lärm der Fluthen, | freut sich am Kampf mein starkes Herz. AMeißner Gd. 112; Florentin freute sich kindisch an Allem, was er sah. FSchlegel Fl. 1, 26; W. 11, 58 etc. Vgl.: Herr, der König freuet sich in deiner Kraft. Ps. 21, 2 [„Deiner Siegesmacht frohlockt der König.“ Mendelssohn]; Der König frene sich in Gott. 63, 12 etc. Er freute sich allemal herzinniglich auf ihr anmuthiges Zürnen. Fouqué 8, 38; Ihr saht, daß ich mich aufs Getümmel freute. Sch. 123b; Sich auf Etwas f., wie ein Kind (G. 16, 198), wie ein Kind auf den heiligen Christ, auf Weihnacht (Gotthelf U. 2, 22; L. 13, 307) etc. Ein Sommer, zu welchem auch die lieben Engel sich f. Luther 5, 536a etc. Sich f. mit Einem, gemeinsam seine Freude theilend, aber auch wie: mit Etwas, das Einem zukommt: Sich mit dem heimkehrenden Vater, mit dem Spielzeug f. (vgl. Argern 2d) etc.
a) ohne sich im substant. Infin.: Das war ein F. [Freude], wenn der Vater kam. Sch. 544b etc.; seltner: F. müssen und fröhlich sein an dir, die nach dir fragen. Ps. 70, 5; Säh’ ich ihn jetzt des Maienmonds f. Blumauer 1, 41 etc. und im Partic. (vgl. 1): Wohlgefraut ist wohlgefreuet, | ungefreut ist ungefraut. Rückert G. 6, 53; Im Städtlein ist ein gefreuter [freudiger] Tag. Reithard 52, vgl.: Gefreut, a.: angenehm, Freude machend; Ein ungefreuter [unangenehmer] Mensch. Stalder 1, 398.
Anm. S. froh. Mundartl.: Es freue Einem. Gott- helf l. 1, 194; veralt.: Sich f. über [s. d.], mit Dat. 2. Chr. 6, 41; Ps. 85, 7; Tob. 13, 16; Luk. 13, 17; Of. 11, 10 etc., s. nam. H. R. 7, 279 und 280. Statt des persönl. Trans. ist er-f. (s. d.) üblicher, das aber in der unpersönlichen Wendung seltner ist, weil es die Beziehung auf das Bewirkende mehr hervorhebt, während z. B. bei: Es freut mich [= es ist mir angenehm], zu hören etc. nur die bewirkte Gemüthsstimmung hervortritt. Als refl. geht er-f. nach heutigem Gebrauch nur auf den Genuß in der Gegenwart, wird also nicht mit abhäng. „auf (zu)“ in Bezug auf die Zukunft und nur selten mit „über (ob)“ in Bezug auf die Vergangenheit verbunden, außer insofern das Geschehene eben auch etwas Gegenwärtiges ist und namentl. in dem Partic. der Vergangenheit: über Etwas erfreut sein, sondern meist mit an oder Genit., in dieser letzten Verbindung = genießen.
Zsstzg. z. B.: Án-: tr.: Einen froh anmuthen. Zelter 1, 273.
Āūs-: rel.: sich zu Ende, satt freuen. Leisewitz J. 66.
Be-: refl. (veralt.): sich freuen. Geßner 4, 67; Hippel Leb. 3, 15 etc.
Dúrch-: refl.: sich vollkommen freuen. Zelter 4, 332.
Entgêgen-: refl.: sich auf Kommendes f., ihm froh entgegengehn. Chamisso 6, 251; Sokrates, der .. | ein beßres Leben hofft und seiner Ewigkeit | sich, ihrer werth, entgegenfreut. Uz 2; 167. Er-: s. [Anm.]: 1) tr.: froh, heiter machen: Freundlicher Anblick, der Wein erfreut das Herz. Spr. 15, 30; Ps. 104, 15; Ein weiser Sohn erfreuet den Vater. Spr. 15, 20; 12, 25 etc.; Ein trüber Tag, den die Sonne | nicht scheinend e. mag. Chamisso 4, 164; Die Gemüther .. zu erheitern und zu e. G. 16, 301; 5, 10 etc.; In jeder herz- e–den Kunst. V. A. 1, 170; Des menschen-e–den Gottes. Od. 12, 269; E. Sie mich bald mit Ihrem Besuche! etc. Zuw. mit Gen. statt „mit“: Nachdem ihr das Herz euch erfreuet | nährender Kost und Weines. V. Il. 9, 706; vergl.: Sein Herz [sich, s. b] an Etwas e. etc. Oft im Pass.: Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreuet [froh]. Matth. 2, 10; Sehr, höchlich erfreuet sein, daß etc., über Etwas, auch: Ob des seltnen Mannes verwundert und erfreut. Chamisso 3, 224, und mit Genit.: Hoch der Red’ erfreut. B. 152a; V. Il. 7, 312 etc.; Claudius 5, 142; Luther 6, 325b; Pan, ländlichen Rohres erfreut. Jacobs Verm. 2, 1, 1, 48; Die pfeil-erfreute Artemis. Stahr Par. 1, 148 etc. 2) refl.: a) Sich an Etwas e., ergetzen, z. B.: an einer Entdeckung. G. 39, 243; an einem Lobe. Hackländer Hdl. 2, 50; an einem Spiel, Zufall etc.; vgl.: Zugemeßne Rhythmen reizen freilich, | das Talent erfreut sich wohl darin. G. 4, 23; [Keiner], dessen Herz sich nicht erfreut | ob Dem, worauf sie grollen. Tieck Cymb. 1, 1; V. Il. 7, 54. Auch mit Genit.: Am Tage hoffe ich, mich des Mondscheins zu e. G. 14, 78; V. Il. 7, 214etc., s. b; seltner mit Dat.: Ihm erfreueten sich hoch Achaier und Troer. V. Il. 3, 111. b) mit Genit. = genießen (s. a): Sich einer dauerhaften Gesundheit, großer Schätze, eines Glückes e. etc. Tadelhaft in Bezug auf etwas Un- angenehmes: Sich eines schlechten [keines guten] Schlafes e. Hackländer Stillfr. 1, 9.
Mít-: refl.: Jemandes Freude theilen; im Partic. auch ohne sich [s. d.]: Wie Das widerklang durch die ganze m–de Welt. Sch. 184a; Doch ist’s die Farbe | der Freude und m–d kheil’ ich sie. 494b.
Schāden-: Schadenfreude empfinden (selten): Es erschien Etwas auf seinem Gesicht, das sich zu sch. schien über die Demüthigung. OLudwig Himm. 64 u. ä. m.