Faksimile 0502 | Seite 494
freudig Freudigkeit
Frēūdig, a. (~keit, f.):
1) froh, sich freuend: Über Etwas f. sein; Ein f–es Gefühl; F. der Waffen. Chamisso 5, 185; F. des Erfolgs. Tieck Cymb. 3, 1; Artemis, f. des Bogens. V. Od. 11, 172; F. zur Feldschlacht. Il. 13, 396 etc. Mich, der endlich entflohn des Zimmers Gefängnis | und dem engen Gespräch, f. sich rettet zu dir. Sch. 75a; In das heitre Reich der Farben | ringen sie sich f. los. 55a; Auch der Launen Übermuth | hätt’ er geeifert zu erfüllen | mit F–keit um Gottes Willen. 67b; Die Zähren | .in F–keit verkehren. Streckfuß Ar. 3, 32 etc. 2) froh, Freude erregend, erfreuend: Ein f–es Ereignis; Ein f–er Tag; F–e Nachrichten, Botschaften etc. Veralt.: Freudsam wird die Gedächtnis der vergangenen Übel. Schaidenraißer 54b. 3) froh, mit frohem Muth erfüllt, unerschrocken, muthig, sich vermischend mit dem alten „freidig“, das Luther z. B. in den nachfolgenden Bibelstellen hat, wo es neuere Ausg. ungeschickt mit f. vertauschen, s. Anm.: Freidige und unerschrockne Löwen. Weish. 11, 18; [Das Roß] strampfet auf den Boden und ist freidig mit Kraft. Hiob 39, 21; Seine Freidigkeit ist wie eines Einhorns. 4. Mos. 23, 22; Die Juden hatten eine freidige Zuversicht zum Herrn. 2. Macc. 10, 28; 7, 12; 1, 3, 4; Sei nur freidig und führe des Herrn Kriege. 1. Sam. 18, 17; 2, 2, 7 etc.; Zu welchem ich freidig rede. Apostelg. 26, 26 [,,mit Freimüthigkeit“ Eß]; Gieb deinen Knechten, mit allerlei Freidigkeit zu reden dein Wort. 4, 29; 31; 13 etc. Vgl.: Euer Liebstes zu erretten, fallt f., wie ich cuch ein Beispiel gebe. G. 9, 244; Froh, wie seine Sonnen fliegen | durch des Himmels prächt’gen Plan, | wandelt, Brüder, eure Bahn, | f. wie ein Held zum Siegen. Sch. 19a (s. Ps. 19, 6); Jene F–keit zum Tode [Todesmuth]. Ger- vinus Lit. 3, 440.
Anm. S. Freude, freuen, froh. Das urverwandte, aber doch versch. freidig (s. 3) z. B. Schm. 1, 600 ff.; Wein- hold 23a; [Die kastrierten Pferde] verlieren .. allen Muth und Freidigkeit. Ryff Th. 29; So du .. nit aufhörest den Jüngling .. fraidig zu machen und wider uns zu verhetzen. Schaidenraißer 6b [Od. 2, 190]; Das Schwert macht :ein Fraidigen noch fraidiger. 69a [16, 294]; Die Haubtfreidigkeit .. und höhesten Trotz, der’s allein thun und halten muß, wenn Gottes Gericht dahergehet. Luther 6, 54a; So keck und freidig gemacht. 497b; Matthesius Luth. 13b etc., ahd. vreidic etc. Davon versch. freidig: flüchtig etc. Schm. 1, 601, vgl. Gudrun 495 etc.
Zsstzg. vielfach (vgl. froh), z.B.: Die aufopferungsf-e Mutter. Gutzkow R. 7, 374; Leichtsinn der Genuß- F–keit. Scherr Nem. 2, 44; Daß all mein Wort und Lieb aus einer großen, gott-f–en Frühlingsidee emporblühte. Heine Sal. 1, VII; Bei euch nur wohnt die Herzens-F–keit. Tieck 10, 231; Die hoffnungs-f–e Stimmung. Bodenstedt 2, 84; Das kunst-f–e hellenische Leben. Stahr P. 1, 259; So lebens- und gottes-f. Keller gH. 2, 44; Ihr Frohsinn, ihre Liebes- F–keit. Lewald Ferd. 3, 152; Zur pfeil-f–en Artemis. Stahr (Nat.-Zeit. 7, 395); Eine gewisse todes-f–e Ahnung. Gutzkow R. 5, 173 u. v. ä.