Faksimile 0499 | Seite 491
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Fremdling
Frémdling, m., –(e)s; –e: eine Perſon, inſofern
ſie an einem Ort oder in einer Sache fremd iſt: 1. Moſ.
12, 10 ꝛc.; Vor einem Jahre trat ſie [ſ. Anm.] als F.
. hier ein. G. 15, 230; Platen 4, 283; Ein F. tritt er
in ſein Eigenthum, | das längſt verlaßne ein. Sch. 336b;
492a u. b; Als ſie den F. bemerkte, der ihr nicht fremd war.
Zſchokke 8, 75 ꝛc., übertr.: In dieſem Fach bin ich ein F.
[Laie]; Ein F. aller Freuden, | ach, leb’ ich, um zu leiden.
Eſchenburg (Matthiſſon A. 7, 161); Ein F. allen Freuden | leb’
ich. KSchmidt (ebd. 9, 180); Thränen .. unweinbar dem
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F. | ſanftes, edles Gefühls. Kl. Od. 1, 23 ꝛc. 2) Wan-
derfalke. 3) Findlings- oder erratiſche Blöcke.
Anm. Verſch.: der Fremde z. B. in der Bed. des Nicht-
Hausgenoſſen: Fremde [Gäſte] zu Tiſch haben ꝛc. Ferner
ſind für uns andre Völker oder Perſonen daraus in ihrer Hei-
math Fremde und erſt, wenn ſie in unſre Heimath kom-
men, Fremdlinge. Ein Deutſcher z.B. in Frankreich wird
ſagen, daß er ein F. unter Fremden [nicht: unter Fremdlin-
gen] lebe ꝛc. Daher ſagt vollkommen ſprachgebräuchlich der
Schwede Wrangel zu Wallenſtein: Man hat uns übers
Oſtmeer hergerufen .. Aber jetzt ſchon .. erblickt [man] mit
ſchelem Aug’ die F–e im Reich. Sch. 364a; dagegen ungw.:
Die Flotten, | die in der F–e Land tragen den heimiſchen
Fleiß. 76a ꝛc. F. auch von weiblichen Perſonen, ſ. o. G.
15, 230 und vgl. Gaſt, doch findet ſich auch: Fremd-
lingin, z. B. Hölderlin H. 2, 97; Platen 3, 117; 275;
V. Ar. 3, 68; Ov. 1, 295; Moſch. 2, 10. Veralt.:
Fremdlinger. Waldis Pſ. (Vorr. 3). S. Ling.