fremd
Fremde
Frémd(eFrémd(e), a., –est:
fernstehnd:
1) nicht zu uns, unserm engern oder weitern Kreis, — Familie, Haus, Bekanntschaft, Zunft, Gesellschaft, Volk, Heimaths- Ort oder Land — gehörig: F–e Völker, Länder, Städte, Sprachen etc., vgl. aus-ländisch, -wärtig, -heimisch etc.: 1. 8, 41; 2, 14; 491a; 492a etc.; Meine Hausgenossen achten mich für f–e. 19, 13; Wenn man F–e [Gäste] hat. Leb. 1, 489; Das bedeutet ja F–e. 2, 149. —
a) so auch: irgendwo nicht seine Heimath habend: F–e [exotische] Pflanzen etc.; Es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher .. Jmmer bin ich wie im ersten [Jahre] f. 13, 3; Solange der Gesell wandert oder sich in vorübergehender Arbeit an einem Ort aufhält, ist er f. 11, 2 etc. —
2) fernstehnd z. B.:
a) der verwandtschaftlichen Beziehung nach: So seid Ihr Beide doch von einer Mutter nicht | und soweit f. genug. 7, 437. —
b) dem Interesse nach fernstehnd: Weil mir der Kopf davon [von meinem Stück] noch warm ist und es mir erst wieder f. werden muß. 12, 351; Ich, | ein blöder, schwachgemuther Schurke, schleiche | wie Hans der Träumer, meiner Sache f. Haml. 2, 2. — Daher auch: sich nicht nähernd, kalt, zurückhaltend: Mit den Officieren blieb sie sehr f. Br. 1, 103; Mein zu schüchternes Betragen | hältst du es für f. und kalt? 6, 3; 11, 128 etc. —
c) der Bekanntschaft nach fernstehnd: „Ist jemand F–es drin?“ Ja, ein f–er [unbekannter] Herr; Fast kein F–es, kein Besuch aus der Nachbarschaft kommt zu ihr. 9, 319 etc. (s. Fremdling, Anm.); Gar eine f–e Welt. 3, 302 [eine neue, anders als die bekannte]; Ich bin f. [Laie] in der hier gebräuchlichen Sprache. 5, 61; Überfällt dich f–e Fühlung [neu Verlangen]. 4, 16; Die Zeit, welche dem Seltsamsten das F–e abstreift und es als etwas Bekanntes vor uns hinstellt. 40, 5; 54; So f. und doch so wohl bekannt. Lied. 7; Aber wer raubt mir auf einmal den lieblichen Anblick? Ein f–er | Geist verbreitet sich schnell über die f–ere Flur. 75b etc. —
d) daher auch: Staunen erregend, wunderbar, ungewöhnlich, seltsam, befremdend, wunderlich: Von seltenem Geflügel ist die Luft, | von f–en [1a] Herden Wies’ und Bach erfüllt. 13, 121; Wir haben Rafaeln schon so oft genannt, daß es nicht f–e [3a]scheinen wird, wenn wir nun auch ein paar Worte über sein Gesichte sagen. 1, 117; Das ist ja ein ungeschickt Ding .. und hat mich selbs oft wünderlich und f. angesehen. 6, 232; „Das ist erstaunlich f.“ | So heißt als einen F–en [1] es willkommen. Haml. 1, 5; Wie f. und seltsam ich mich nehmen mag, | da mir’s vielleicht in Zukunft dienlich scheint, | ein wunderliches Wesen anzulegen. ebd. — So auch (veralt.): Sehrgeizig, f. [wunderlich, launisch], verdrießlich. Säug. 12 etc. —
3) Einem nicht gehörend, Ggstz. eigen: Sich mit f–en Federn schmücken; F–e Gelder, Bücher etc.; Menge dich nicht in f–e Sachen. 11, 9; 15, 10; 39, 298; 490a; 493a; Besser die Lücke bleibt auf Ihre Art, als daß sie durch eine f–e Art ausgefüllt wird. G. 2, 182. —
a) so auch: nicht zu Etwas gehörig, ungehörig, störend etc.: Daß wir nichts Hinderndes, F–es hereinbringen. 15, 10. — Mal.: F–es Licht etc. —
b) ferner: Einem nicht als Eigenschaft zukommend, sich nicht bei ihm findend: Diese edle Einfalt ist ihm gänzlich f–e. Sch. 39.
Anm. Goth. framathis etc., vgl. die Präpos. fram (engl. from), von Etwas entfernt, vgl. ver, vor, fort; dazu auch: Frommen = fördern etc. (s. fromm). — Nebenform: Es gaben dem fremdigen Stoff einheimische Künstler | eigenthümliche Bildung. 2, 363; vgl.: Um mehren Fremdigkeit [Neuheit] willen. Sp. 45a.
Zsstzg. entweder zur Verstärkung des Begriffs oder mit einem die Beziehung des Fremdseins bezeichnenden Bstw., z. B.: Hēīmaths-: von der Heimath entfernt: In ihrem h–en Pilgerwallen. WHumboldt Son. 28 etc. —
Lánd-: s. heimaths-f.: An einem l–en Orte. Hebel 3, 104; 8, 71; Auf l–en Wegen. Mörike N. 481; Ihn, l–en, nacketen, schiffbrüchigen Mann. Schaidenraißer Vorr. 3a. —
Méß-: Ein M–er. Pröhle J. 209 u. v.; ein Fremder, der zur Messe fährt etc. —
Stóck-: völlig fremd. Jahn M. 51. —
ǖr-: stock-f. Keller gH. 2, 411. —
Vólkthums-: verschiednen Nationalitäten angehörig. Jahn M. 116. —
Wēīt-: sehr fremd, wild-f. Schaidenraißer 56b. —
Wélt-: s. land-f. u. wild-f.: Zwischen diesen beiden w–en Menschen. G. 23, 35; Unter w–en Menschen allein. 392; 16, 137; 18, 113; Aufnöthigung w–er Formen. Wurm Spr. 42 etc. [einer fremden, andern Welt angehörig]. —
Wíld-: durchaus fremd, wohl Umdeutung des vorigen: Jeder w–e unparteiische Mann. Claudius 4, 9; Gutzkow R. 3, 241; Das w–este Gemüth. Kompert Pfl. 1. 127; Ein finsterer Asket, w. auf Erden. Lenau A. 96; Seume Sp. 334; Stilling 4, 166 etc. —
Wúnder-: wunderbar fremd: W. und doch bekannt kamen mir die Leute vor. Keller gH. 1, 128; Fischart B. 55a etc.
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