Faksimile 0493 | Seite 485
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Fraß
Frāß, m., –es; –e; Fräßchen, lein; -: 1) etwas
Freſſendes, ſo von Menſchen = Freſſer. Sir. 31, 19;
23; 37, 33; Welcher ein ſolcher F. geweſen, daß er auch
ſein Weib gefreſſen. Garzoni 789a. Jetzt außer in Zſſtzg.
(ſ. d.) veralt. 2) das zu Freſſende, die Nahrung der
Thiere, und in verächtlichem Sinn, wo Menſchen wie
Thiere gelten, oder ſcherzhaft (ſ. freſſen) auch von menſch-
licher Speiſe: Ein abſcheulicher F.; Man ſetzte uns einen
wahren Schweine-F. (Sau-F., Hunde-F.) vor; Rohe
Kaſtanien | ein herrlicher F. G. 7, 191; V. Hor. 1, 320;
Zelter 1, 397; Ein herrlicher F. für unſre Leſer. Merck’s Br.
2, 126 (vgl.: das Freſſen); Derer Raubthiere Nahrung
wird auf gut weidmänniſch ein F. oder Raub genennet. Döbel
4, 25a; Ein Haſ’ und Repphuhn fanden .. im Vorholz ..
F., Sicherheit und Freude. Hagedorn 2, 232 ꝛc. 3) das
Freſſen, die Freß-Luſt, Gier, übertr. auch von uner-
ſättlicher Gier. Matth. 23, 25; Der Hund hat einen guten
F. [Appetit] ꝛc. 4) etwas Gefreßnes, durch Freſſen
Zerſtörtes, ſ. Zſſtzg.
Zſſtzg. ſ. 2, ferner z. B.: Āūs- [4]: bei Bütten-
papier die zackig, wie ausgefreſſen ausſehenden Seiten.
Franke Buchdr. 145. Bēīn- [1]: eine die Beine und
Knochen auszehrende Fäulnis, Caries; das Anfreſſen
der Knochen von Geſchwüren und [4] der ſo beſchädigte
Theil eines Knochens; auch eine Pflanze, Anthericum
ossifragum, deren Genuß, wie man fabelte, beim Vieh
Beinbrüche bewirke. Bīēnen- [1]: Bienenfreſſer,
Name mehrerer Vögel, die den Bienen nachſtellen, beſ.
mehrere Arten der Gattung Merops, vgl. Bienen-
Specht, -Wolf. V. Georg. 239; auch = Weſpenbuſſard.
Vgl.: Den lieben katholiſchen Immenſtock für Immfraſen
. beſchirmen. Fiſchart B. 51b. Géld-: etwas Geld
Freſſendes oder Verzehrendes: So der Roſt und G. (der
da Wucher heißt) drein kommt. Luther 8, 297a. Knó-
chen-: Bein-F. Milben-, Mótten-, Rāū-
pen-: ſ. Wurm-F. Die Pflaumenbäume .. durch
R. heimgeſucht. Schacht B. 287. Schléck- [1]: Schle-
cker, Leckermaul. Spate. Vīēl- [1]: gefräßiges
Weſen, z. B. von Perſ.: Ihr ſeid ein häßlicher V. G. 5,
162; Ein Bettler .., ein weitberüchtigter V. V. Od. 18, 2;
Nimm, du kleines Vielfräßchen! Gotthelf Schr. 6, 348; ſo
auch von Thieren und darunter als eigenthümlicher
Name für den ſchwarzbraunen Warzenkäfer, Cantharis
fusca, der ſeines Gleichen auffreſſen ſoll; für den Speck-
käfer, Dermestes lardarius; für die Kropfgans, auch
„Nimmerſatt“ genannt und nam. für ein Säugethier
aus der Familie der fleiſchfreſſenden Sohlengänger,
Gulo und ſo auch: Honig-V., Honigdachs, Gulo
mellivorus.
Anm. Nach Einigen ſoll in dem Namen für Gulo die
erſte Silbe eine Umdeutung aus dem ſchwed. fjaell (Fels)
ſein, ſ. Giebel (1855) 786; Eichelberger 151 ꝛc., doch wider-
ſpricht Dem die letzte Silbe, vgl. Lenz Nat. 1, 154, wonach
die Schweden das Thier Järv und aus dem Deutſchen nur
mit veränderter Orthogr. entlehnt Filfras nennen, wie der
Schwede Linné es ja auch entſprechend Gulo nannte.
Wúrm-: der Zuſtand des von Würmern Zer-
freſſen-Seins und der dadurch verurſachte Schade, das
Zerfreſſene (vgl. Wurmſtich): Von Wurm- und Milben-
fraß durchwimmelt. Rückert BE. 95 ꝛc., auch übertr.: In
der Kultur .. den W. der Menſchheit erkennen [das ſie Zer-
ſtörende]. Kühne Fr. 192 ꝛc.