Faksimile 0491 | Seite 483
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Frage
Frāge, f.; –n: die Worte eines Fragenden, die er
an Jemand richtet um Antwort zu erhalten: dann
auch: der Inhalt einer Frage; der Ggſtd., um den es
ſich handelt, der Einen beſchäftigt und der Erledigung,
der Entſcheidung bedarf; auch Etwas, worauf es noch
einer beſtimmenden Antwort bedarf, etwas Fragliches,
Ungewiſſes, Unausgemachtes: Die F. wird im Deutſchen
durch die Stellung des Subjekts, oft auch nur durch den Ton
bezeichnet; wenn nicht der ganze Satz, ſondern nur Satztheile
in F. ſtehen, durch beſondre Fragewörter, wie: wer? was?
wem? wo? wann? ꝛc.; Die F., wie es dir gehe; Die F.
nach deinem Wohlſein (vgl. Nach-F.); Eine F. an das
Schickſal; Auf die F. wo? regiert „an“ den Dativ; F–n thun,
aufwerfen, vorlegen, an Einen richten, ſtellen ꝛc.; F–n beant-
worten; Schwierige F–n löſen; Eine F. zurückgeben; Grobe,
impertinente, höfliche, beſcheidne, ſchüchterne F.; Auf ſolche
F. gehört ſolche Antwort; Verzeihe mir die runde F.: Was
willſt du hier? Freitag S. 3, 22; Wer es ſei, | der Unrecht
hat, iſt eine weite F., | die wohl zuvörderſt noch auf ſich be-
ruht. G. 13, 149; Ich kann euch beweiſen, daß es einen
Stein der Weiſen giebt. . . Ob ich denſelben aber bekommen
werde, Das iſt eine andre F. [etwas Andres, fraglich].
Stilling 1, 31; Ihre Beſcheidenheit . . verwandelt in eine F.,
was Jhnen ſelbſt etwas Ausgemachtes iſt. W. 19, 156; Ob
Hüon ſchuldlos ſei, war ihnen keine F., | ſie kannten ja der
Sachen wahre Lage. 20, 322; Ohne F. [ohne Zweifel].
Burmeiſter gB. 1, 73. Es iſt die F. von Etwas [es han-
delt ſich darum]. Engel 4, 230; Vom Rechte, das mit uns
geboren iſt, | von dem iſt leider! nie die F. G. 11, 80; 12,
87; 13, 100; Hier iſt nicht die F. mehr um Gut und Böſe.
Platen 6, 48; Ob es andem? iſt nicht in F. Lichtwer 142;
Das iſt nicht | in F. mehr. Müllner 4, 191; Sein oder
Nichtſein, Das iſt hier die F.: | ob’s edler ꝛc. Schlegel Haml.
3, 1; Hier ſei die F. nicht: gelobt oder getadelt zu werden,
ſondern zu lernen. G. 18, 288; Die Sache in F. [worum
es ſich handelt, wovon die Rede iſt]. Der Erisapfel
der orientaliſchen F. [Angelegenheit]. Heine Lut. 1, XII;
Hier ſind die glühenden F–n des Tages. Auerbach SchV. 387;
Eine brennende F. [die dringend Erledigung heiſcht]; Die
F. [die zu ordnende Angelegenheit] der Arbeit und des
Brodes. Kinkel E. 433; Bei den F–en, an deren Löſung
Alle arbeiten. Ruge Rev. 1, 68; Die F–n unſres Jahrhun-
derts zu löſen. Gutzkow B. 279; 208 ꝛc. 2) Rechts-
ſprache: Peinliche F., Tortur; Die oft die ſtreng Frag
nicht hat verrathen. Franck LaſtC. 3b. 3) Kartenſp.:
im L’hombre und Solo F., An-F., das niedrigſte Spiel:
Eine F. in Karo haben ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Arbeiter-F., die Angelegenheit der Ar-
beiter, inſofern man mit der Ordnung ihrer Verhält-
niſſe beſchäftigt iſt ꝛc.; Mit Ausſchließung aller Staats-
und Religions-F–n. G. 39, 219, Fragen, die das ſtaat-
liche und religiöſe Gebiet berühren; Baſen-F. Immermann
M. 3, 56, wie ſie Baſen, geſchwätzige Perſonen an
Einen zu richten pflegen ꝛc.; Als er hernach die erſten
Ehren-F–n an ihn gethan hatte: Woher des Landes ꝛc. Hebel
3, 345, wie ſie ehrenhalber gewöhnlich ſind; Übliche Ge-
ſundheits-F–n hervorgebrockt. Heine Reiſ. 3, 228, Erkundi-
gungen nach Jemandes Geſundheit; Warum antwortet’
ich nicht ſeinen Liebes-F–n? Rückert Roſt. 113a, liebevolle
Frage u. v. ä. Wir erwähnen nur noch beſonders:
Án-: an Einen zur Erkundigung gerichtete Frage:
Eine A. beißt Niemanden. Freitag S. 2, 101; Eine A. in
der Zeitung. Gutzkow R. 3, 275 ꝛc., ſ. auch [3]. Aūs-:
Ausfragung: Jch habe vielerlei Vermuthungen über den
wahren Verfaſſer anhören, ſo vielerlei A–n desfalls aushalten
müſſen. L. 12, 592. Dóppel-: Ggſtz. der einfachen
Frage, nam. Sprachl. die Verbindung zweier Fragen
durch ,,oder“, z. B.: Weißt du’s oder nicht? Eīn-:
eine Frage als Einrede, als Einwurf. Zſchokke 1, 265.
Gêgen-: Frage des Gefragten ſtatt der Antwort.
w. HBr. 1, 117. Hāūpt-: die Frage, worum es
ſich hauptſächlich handelt: Die H. ins Enge bringen. G.
21, 7; Waldau N. 2, 310 ꝛc., ſ. Neben-, Unter-, Vor-
F. Herúm-: ſ. Um-F.: Erſt H. gehalten. Fichte 7,
50. Krēūz-: ſ. Quer-F. Nāch-: nachfor-
ſchende Erkundigung um Etwas: Als ich hierüber N. an-
ſtellte. Fichte N. 89; Zinkgräf 1, 264 ꝛc., nam. auch in
Bezug auf Waaren das in Fragen danach ſich kund
gebende Begehr: Nach Weizen iſt viel N. (Frage), Weizen
iſt geſucht, begehrt; Die größte N. oder allenfalls auch nur
die ſchnellſte Abnahme haben. Kant Buchm. 17; Neues iſt
allein in N. V. Sh. 2, 212. Vgl.: Alle Fragen haben,
bei Krämern: alle Artikel, um die man bei ihrem Ge-
werbe zu fragen pflegt. Schm. 1, 606. Nêben-:
nebenſächliche im Ggſtz. der Haupt-F., untergeordnete.
Prēīs-: eine Frage, Aufgabe, auf deren beſte
Beantwortung und Löſung ein Preis ausgeſetzt iſt.
Quêr-: die Einem unerwartet in den Weg tritt;
Kreuz- und Quer-Fragen, die ohne Ordnung auf einander
folgen. Rück-: 1) die man dem Fragenden zurück-
giebt. 2) wobei man ſich weiter zurück an die Quelle
von der eine Nachricht ausgegangen, oder von der
eine zu ertheilende Erlaubnis einzuholen iſt wendet.
Strēīt-: Gegenſtand eines Diſputs; Satz, wor-
über geſtritten wird und der Diſput ſelbſt: Gegenſtand
akademiſcher St–n. W. 8, 256 ꝛc. Um-: 1) eine an
einen Kreis von Perſonen gerichtete Frage, nam. Be-
hufs der Einſammlung von Stimmen: Die Geſetze in
U. bringen [darüber abſtimmen laſſen]. JvMüller 1, 219;
U. halten. Muſäus M. 3, 33 ꝛc. 2) ugw., mundartl.:
eine umfragende Perſon: Voran der Vortänzer .. ., ihm
zur Seite die U–n, die . .. vorauseilen und anfragen, ob der
Tanz aufgeführt werden dürfe. Grube Geogr. 3, 297 (Maaß-
mann). Unter-: der Haupt-F. untergeordnete: Ich
löſte die .. Haupt-F. in ſechs U–n auf. Immermann M. 1,
201. Vōr-: die der eigentlichen Haupt-F. voran-
geht: Die perſönlichen V–n. Danzel 403. Zwíſchen-:
zwiſchengeworfne: Den Redner durch Z–n unterbrechen.