Faksimile 0489 | Seite 481
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forschen
Fórſchen, intr. (haben) und tr.: angeſtrengt und
eifrig ſtreben, Etwas genau zu erkunden: 1) abſolut:
So ſollſt du fleißig ſuchen, f. und fragen; und ſo ſich findet
die Wahrheit. 5. Moſ. 13, 14; 19, 18 ꝛc.; Der Weiſe be-
ſchleicht f–d den ſchaffenden Geiſt. Sch. 76b; Platen 4, 280 ꝛc.
Seinem F. keine Grenze zu ſetzen. G. 40, 231. 2) mit
abhängigem Frageſatz: Sie forſchten täglich in der Schrift,
ob ſich’s alſo hielte. Ap. 17, 11; 10, 18; Da forſchete er,
was das wäre. Luk. 18, 36; Daß er f. ſollte, wer es wäre.
Joh. 13, 24 ꝛc. 3) mit abhäng. Präpoſ.: Nach auf-
zufindenden Gegenſtänden oder Perſonen f. Jer. 50, 5; Matth.
2, 8; 1. Moſ. 43, 7; Nach der Urſache, nach einem Geheim-
nis f. ꝛc., ſeltner: Nicht längre Sitzung forſch’ in meiner
Schmach. V. Sh. 2, 262; Über Etwas f., darüber For-
ſchungen, Unterſuchungen anſtellen. Bei (ſeltner:
von, an) Einem (nach Etwas) f.: Forſchet nicht von den
Zeichendeutern. 3. Moſ. 19, 31 [ſ. 4a]; Man forſche an ihm,
ob ihm irgend ein Kleinod Vergnügen mache. G. 16, 245;
19, 169; Er forſchte fleißig deßhalb an der Schweſter. Muſäus
M. 1, 39. 4) tr.: in der gehobnen Rede: a) Etwas
f., danach forſchen: So du ſie ſucheſt wie Silber und for-
ſcheſt ſie wie die Schätze. Spr. 2, 1; 25, 27; Da forſchte er
von ihnen die Stunde. Joh. 4, 52; Der Tag und Nacht ſie
[Gottes Lehre] forſchet. Mendelsſohn Pſ. 1, 2; Forſche
[frage] Nichts mehr. Sch. 573a; Sie forſcht mit Aug und
Herzen den Jüngling. V. Ov. 1, 210 ꝛc. b) Etwas f.,
durch Forſchen herausbringen, er-f.: Seiner Jahre Zahl
kann Niemand f. Hiob 36, 26; 5, 9; Pred. 1, 13; Röm. 8,
27; Laſſt uns zuvor den Rath der Unſterblichen f. V. Od.
16, 402; Der .. vieler Völker Staat und Sitten | behut-
ſam forſchte. W. HB. 1, 62 ꝛc. c) Keine .. Siedelei
gingen ſie ungeforſcht [ohne daß ſie von ihnen er- oder
durchforſcht, durchſucht wurde] vorbei. Rückert N. 216.
d) Einen f. (ſelten): bei ihm f., ihn fragen: Frage
die vorigen Geſchlechter und nimm dir vor, zu f. ihre Väter.
Hiob 8, 8; Die .. ſein’n Mund nit Raths f. Franck Laſt.
72a, vgl. rathfragen.
Anm. Ahd. forscón (vgl. lat. posco, fordre, frage);
forsca, das Streben, Etwas zu erfahren, forscal, neugie-
rig ꝛc., wohl mit „vor“ vwdt. Dazu Forſch-er, -ung (ſ.d.),
in der ältern Spr. auch: Die (Nach-) Forſch. ſ. Schm. 1, 564.
Zſſtzg. vgl. die von fragen, z.B.: Ab-: Einem ein
Geheimnis a. ꝛc. An-: forſchend anfragen, ſich er-
kundigen: Sie hatte verſchiedentlich, obgleich auf das Lei-
ſeſie angeforſcht, ob nicht ꝛc. G. 15, 284. Āūs-:
1) Etwas durch Forſchen herausbringen oder heraus-
zubringen ſuchen (ſ. 2): Einſt vielleicht vermag ich auch
des Bruders | Aufenthalt in meinen Zauberbüchern | auszufor-
ſchen. Platen 4, 295; Verhehle mir nicht durch erſonnene
Ausflucht, | was ich von dir ausforſche. V. Od. 8, 549 ꝛc.
Metonymiſch: Einen [Etwas von ihm, ſein Geheim-
nis] a., vgl. ausfragen. 2) erſchöpfend erforſchen
(ſ. 1): Ich vertiefte mich Jahrtauſende ſchon, das künftige
Wunder zu lernen, | dunkel es nur zu ſehn, nicht auszufor-
ſchen. Kl. M. 6, 24. Be- tr. (veralt.): Etwas durch-,
er-f. Luther 1, 547a. I. Durch-: tr.: durchſuchen,
forſchend durchſchreiten; allſeitig, bis auf den Grund
er-f.: Durchforſcht mit mir die Hallen! G. 6, 340; Kein
Platz blieb undurchforſcht. Immermann M. 4, 69; Des Salz-
meers Wege d–d [durchfahrend]. V. Od. 259; Dem Blicke,
womit der Prinz ihre Augen bis auf den Grund zu d. ſchien.
W. 19, 189. II. Dúrch-: zuw. ſtatt I: Alle Seiten
und Modifikationen einer einzigen Erfahrung .. nach aller
Möglichkeit durchzuforſchen. G. 40, 397. Er-: tr.:
durch Forſchen erkennen, erfahren oder zu erfahren ſu-
chen: Erforſche [prüfe] mich, Gott. Pſ. 139, 23; Ein Un-
erforſchtes für unerforſchlich erklären. G. 40, 231; Den e.
zu wollen, deſſen Sein uns ſo unbegreiflich und deſſen Wirken
uns ſo klar iſt! Klinger F. 8; In euch ſind die unerforſchten
Tiefen. L. 11, 23; Untrüglich allerforſchend Aug! [Gott].
Sch. 459a; Andere rings erforſchten das Recht vor dem Herr-
ſcher. V. Od. 11, 570. Herāūs-: durch Forſchen
herausbringen: Sie hatte nach und nach die Scene, die dem
Unglück vorhergegangen war, herausgeforſcht. G. 15, 280;
Die Geſchichte ihrer Bildung lieber herausnehmen als h. 39, 57.
Nāch-: nach Etwas forſchen: Eifrig n.; Ich will n.,
wo es zu haben iſt; Deiner Spur nachforſcht’ ich das große
Rom durch. Platen 2, 176; 4, 281 ꝛc. Rāths- [2].
Um-: tr.: ringsumher durchforſchen: [Scylla] fiſcht
ſich, den Fels mit Begier u–d | Meerhund’ oft. V. Od. 12,
94; Wiedaſch Od. 9, 121. Wétt-: im Forſchen wett-
eifern. V. Ant. 2, 1. Zuſámmen-: durch Forſchen
zuſammenbringen: Sich ſeine Weisheit zuſammenleſen,
nicht aber ſie z. Riemer G. 1, 343. u. ä. m.