Faksimile 0488 | Seite 480
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formen
Fórmen, 1) tr.: einem Körper durch kunſtgemäße
Behandlung die gehörige Form (ſ. d. 4) geben, ihn
geſtalten, bilden, aus einem Stoff ſchaffen: Teig zu
Brot f., Brot f.; Geſchirre aus Thon f.; Hüte f.; Das F.
(ſ. Formerei); Die ihr .. hartes Erz nach eurem Sinne
zwingend formt. G. 10, 277; Hier ſitz’ ich, forme Menſchen
nach meinem Bilde. 7, 250; Von welchem Stoffe ſeid ihr
denn geformt, | ihr Grauſamen? 13, 259; Die darum Feinde
ſind, weil die Natur | nicht einen Mann aus ihnen beiden
formte. 159; Einen honetten Mann kann man aus jedem
Weidenſtotzen f. Sch. l18a; Ein Held wird nicht geformt, er
wird geboren. W. 3, 49 ꝛc. 2) refl.: ſich geſtalten:
[Nebel], der in die phantaſtiſchſten Geſtalten ſich formte.
Sealsfield Leg. 3, 6 ꝛc. 3) im Partic. mit Adverbien:
die und die Form habend (vgl. formig): Die ſonderbar
geformten Schneppenhauben [von ſonderbarer Form]. Im-
mermann M. 3, 79; Hübſch (Burmeiſter gB. 2, 112), nett
(Brockes 9, 279), ſchön (WHumboldt 1, 356), wohl (G. 15,
47), ungethüm (Gutzkow R. 9, 411) geformt ꝛc. So auch:
Mißgeformt [häßlich]. G. 31, 8; Gutzkow R. 4, 323;
Mein mißgeſtaltetes Ich und die mißgeformte Welt um mich.
Kühne Fr. 296 ꝛc. Vgl. auch: So zerfällt in ungeformten
Schutt | die Prachterſcheinung. G. 13, 348 = formlos.
Vgl. auch Former ꝛc.; Formung = das Formen
und die Form.
Anm. Mit Umlaut: Geförmt. Stumpf 359b; 609b.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: 1) einen Abdruck von einem
Körper machen, um danach einen ähnlichen zu bilden;
Etwas formend ab- und nachbilden, modellieren: Einen
Körper in Gips, Thon a.; Das Geſicht iſt von Wachs ...
über ſeinen Leichnam abgeformt. G. 23, 211; Die Vortreff-
lichkeit ſolcher Abformungen. DMuſeum 1, 2, 571; Stahr
Par. 1, 155 ꝛc. 2) Schuhm.: Schuhe a., von der
Form (Leiſten) abnehmen.
Anm. Mundartl. (ſ. 1): Einen abſchwärzen, eigentl.:
ein getreues, ſtrenges Bild von ihm geben. Schm. 1, 563.
Än-: Einem Etwas a., formend anpaſſen, ihm zu
eigen machen: Was vom Himmel hinab dem Herzen ange-
formt iſt, heißt die vernünftige Natur. H. 9, 251; 15, 69;
Das der modernen Civiliſation angeformte Geſchlecht. Stahr
Jahr. 1, 75. Nam. (Hutmach.): Einen Hut a., ihn
nach dem Walken auf die Form ſchlagen. Āūf-:
formend auffriſchen ꝛc.: Hüte a. Āūs-: formend
ausarbeiten. Hippel 10, 91; Die Glieder der Ankerkette a.
Karmarſch 2, 428; Wie jetzo kein Staat ſich aus ſich ſo rein
.. mehr a. kann. IP. 36, 22 ꝛc. Eīn-: Vertiefungen
formend einarbeiten, vgl. Kaſtenformerei: Hat die obere
Fläche Erhabenheiten, ſo müſſen dieſe in die obere Platte ein-
geformt werden. Mitſcherlich 2, 2, 87; Karmarſch 2, 111.
Ent-: (veralt.) entſtellen: Minerva entformet Ulyſſem in
die Geſtalt eines Bettlers. Schaidenraißer 54b. Míß-:
in eine häßliche, mißrathne Form bringen [ſ. 3].
Nāch-: Etwas n., nach einem Muſter formen, nach-
bilden. Über-; (veralt.) umformend in Etwas
übergehn machen: Daß die Seele ſoll mit dem göttlichen
Weſen überformt und vereinigt werden. Gervinus Lit. 3, 319
(Sileſius). Um-; in eine andre Geſtalt formen, um-
bilden; Der Wolken form-u–d Weben. G. 6, 173; Eine
glückliche Umformung, Umſetzung jenes großen Werkes ins
Romantiſch-Dramatiſche. 33, 6; Rückert BE. 215; Die
Moldauer formen ſich mit Leichtigkeit von Ackerbauern zu Sol-
daten um. Kohl Südr. 2, 22 ꝛc. Ver-: 1) (veralt.)
verändern; Der Herbſt verformet die Wieſen. Matthiſſon A.
1, 89. 2) falſch formen, formend verderben.
Vōr-: Etwas v., als Muſter für Rachformende.
Zū- [3]: Eine ſanft zugeformte Kuppenfläche [von ſanft
zulaufender Form]. Tſchudi Th. 457 ꝛc.