Faksimile 0481 | Seite 473
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flüssig Flüssigkeit
Flüſſig, a. (~keit, f.; –en): 1) Ggſtz. feſt, von
Körpern, deren Theile ſo ſchwach zuſammenhängen, daß
ſie ſich leicht neben und über einander bewegen: Tropf-
bar f–e Körper, wie Waſſer, Milch, Queckſilber; elaſtiſch f–e
Körper, wie die Dämpfe, Gaſe ꝛc.; F–e Körper haben an und
für ſich keine beſtimmte Form, wie die feſten, ſondern nehmen
die des jedesmaligen Gefäßes an; Durch die Hitze werden feſte
Körper f. oder ſchmelzen; Beim Becher edlen Weines, dem
flüſſ’gen Sonnenſtrahl. Chamiſſo 3, 324; Hoch im f–en [kla-
ren] Äther. V. Georg. 1, 58; Dick-f. etwa wie zähes Theer.
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Kohl A. 3, 88; Dieſe Fähigkeit beruht auf natürlicher Dünn-
F–keit. Karmarſch 2, 98; In einem gluth-f–en Zuſtande.
Volger EE. 62; Bildet ſich eine Kruſte über dem ſchmelz-
f–en [Lava-] Strome. 219; 483 ꝛc.; Leicht-, ſtreng-f–e
Metalle ꝛc., je nachdem ſie leicht oder ſchwer in Fluß
kommen; Bei der Leicht-F–keit des Schwefelantimons hat die
Scheidung aus den Erzen keine Schwierigkeit ꝛc. F–keit
bez. nicht bloß das Flüſſigſein, ſondern auch die flüſſi-
gen Körper ſelbſt: Tropfbare, elaſtiſche F–keiten, ohne Zu-
ſatz, wie f. überhaupt gewöhnlich von jenen: Die vielen
F–keiten, die man dort herausgoß. Hackländer Stillfr. 1,
167 ꝛc. 2) übertr.: F–e Kapitalien, über die man frei
und ungehindert verfügen, die man ſofort ausgeben
kann; Die F.-Machung des Kapitals. Lewald Ad. 133; Prutz
Muſ. 1, 189; Sie [meine goldne Uhr und Kette] waren
in der Nacht aber nicht mehr f. zu machen. Waldau N. 1,
152 = verſilbern. 3) Sprachl.: F–e Konſonanten,
die Buchſtaben l, m, n, r, wegen ihrer leichten Aus-
ſprache in Verbindung mit andern. 4) mit Flüſſen
behaftet, dazu geneigt, verſchnupft, ſ. Fluß 5 und
Zſſtzg., z. B.: Augen-f., triefäugig; bauch-, blut-f. ꝛc.
Zuw. auch: Flüſſe verurſachend: F–es Wetter.
Anm. Zu 4 (ſ. Stalder 1, 387), Nbnf.: fleſſig. Gotthelf
G. 305, vgl. fließig.
Zſſtzg. ſ. 1 und 4, ferner: ūber-. ſ. Uberfluß,
überfließend, überreichlich, nam. oft mit dem Neben-
begriff des ſchädlichen Zuviel, von etwas Unnöthigem,
Unnützem, was beſſer fehlte: Ein gerüttelt und ü. Maß.
Luk. 6, 28; Daß ihr ſo gute Weide habt und ſo ü., daß ihr’s
mit Füßen tretet. Heſek. 34, 18; Im erſten Falle ſind die
Entſchuldigungen ü., im andern vergebens. L. (Danzel 532);
Sehr wohl genährt und albern ü. Ramler F. 3, 8; Sein rei-
zender Kontur | floß wellenhaft .. zwiſchen dem Genauen
und Ü–en ſo weich, ſo lieblich hin. W. 20, 286; Eine höchſt
ü–e Bemerkung ꝛc.; Aller Krankheit fürnehmlicher Urſprung
ſeind die Ü–keiten des Leibs. Ryff Sp. 16a; 178a ꝛc.
Anm. Ganz veralt. = übrig, ander: Ein König aller
ü–en Thiere. Ryff Th. 58; ferner = reichlich: Schriften,
welche ü–er von ſeiner Zierlichkeit zeugen würden. Mühlpforth
1, VIII ꝛc.