Faksimile 0474 | Seite 466
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flistern
Flíſtern, intr. (haben) und tr.: wiſpern, mit lei-
ſem Geräuſch tönen oder Etwas ſagen: Die Freude fliſtert
erſt, dann lärmt ſie durch den Saal. Alxinger D. 168; Dei-
nem nackten Herzen flüſtr’ ich. Freiligrath H. 198; Da piſpert’s
und kniſtert’s und fliſtert’s und ſchwirrt’s. G. 1, 158; Des
Dichters Liebeflüſtern. 4, 2; Wovon die .. Preſſe ſo ge-
heimnisvoll .. flüſterte und ziſchelte. Heine Lut. 1, 146; Die
Blätter fliſterten. Heinſe A. 1, 47; 147; Der Roſenhain,
der am Grabe flüſtert. Hölty 177; Wie lieblich fliſtert dort
im Hain | der ſchlanken Eſpe furchtſam Laub. EKleiſt 1, 79;
Worte flüſternd, die ſie wohl verſtanden. Platen 4, 291 ꝛc.
Daß mancherlei Flüſterungen [gw. Ein-, Zu-F.]
ſich einſchlichen. Droyſen Y. 1, 332.
Anm. Tonw., in welchem die Schreibweiſe zwiſchen i
und ü ſchwankt, vgl. Flauſe. Ahd. flistrjan, liebkoſen ꝛc.
Zſſtzg. vgl. die von tönen, rauſchen ꝛc., z. B.:
Durch-, tr.: Die ihr den Hain durchfliſtert, fliſtert ihm, |
ihr Abendlüftchen, leiſes Lob. Koſegarten Po. 1, 46; Das
väterliche Haus, | was noch des Abgeſchiednen Geiſt durch-
flüſtert. Körner 118b; Die Furcht durchflüſtert alle Blätter.
Sch. Muſ. 92. Eīn-, tr.: Einem Etwas e., ſouf-
flieren, fliſternd einblaſen: Dem Manne .. flüſtert Satan
ein, | er könnte vielleicht der Einzige ſein. W. 10, 218.
Einfliſterungen, Einfliſtereien Gehör ſchenken,
vgl. Einbläſerei ꝛc. Fórt-: 1) fortfahren zu fliſtern.
2) hinweg-f. Hín- ꝛc.: Wie die Fluth .. durch
Gras hinflüſtert. (intr.) Geibel Rod. 7. Das iſt ſo eine
von den geſchickten Wendungen, mit denen die Welt gute
Namen hinwegflüſtert. (tr.) Freſe G. 1, 93 [durch Flü-
ſtern, durch ziſchelndes Gerede Einen um den guten
Namen bringt] ꝛc. Nāch-, tr.: Du fliſterſt, kleiner
Silberbach, | .. der Liebe ſüße Wünſche nach, | die mir im
Buſen ſchwellen. H. Um-, tr.: Zweifel und Sorgen
umflüſterten ſtets die Seele. G. 15, 138; Der ſchwarze Ver-
dacht, welcher die Perſon der Königin nah und fern umflü-
ſterte. Mundt Mir. 2, 156; Umflüſtert mich die Schleife |
von ſeinem Buſenband. Salis 106; Tieck NKr. 4, 277.
Brich mir doch die Wahnumflüſterung, | brich ſie durch
ein klares Wort. Rückert 1, 234; Mak. 1, 119 ꝛc. Jene
Handſchrift, woraus die Umherflüſterungen [ziſchelnd
umhergetragnen Gerüchte] .. genommen ſein ſollen. Arndt
Ber. 53. Ver-, tr.: Den langen Abend zu verfliſtern
[fliſternd verbringen, verplaudern]. EKleiſt 22. Vōr-,
tr.: Innerlich ſcheint mir oft ein geheimer Genius etwas
Rhythmiſches vorzuflüſtern. G. 19, 5; Sein Mitſchüler fli-
ſterte ihm die Antwort vor. Wég-: hinweg--f.
Zū-, tr.: Rauſche, Fluß . .. flüſtre meinem Sang | Melo-
dieen zu. G. 1, 80; 223; Kaum hatte ſie es geſagt, als ihr
ſchon der Geiſt zuflüſterte, daß ſie hätte ſchweigen ſollen. 15,
112; Sie zu ſehen, ihr Etwas zuzuflüſtern. ebd.; W. 3, 78;
11, 178; Ich habe einem Frauenzimmer die Ehe zugeflüſtert
[heimlich verſprochen]. Möſer Ph. 2, 120 ꝛc. und intr.:
Ein Seraph fliſtr’ euch zu! Koſegarten Po. 1. 48 u. ä. m.