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Fließen um-fließen um-fließen
Flīēßen, floß, flöſſe; gefloſſen: intr. (ſein und
haben): 1) von feſten Körpern: flüſſig werden, ſchmel-,
zen: Das erwärmte Wachs fließt; Es fließt auseinander,
herunter ꝛc. (ſ. 2); Ein Dieb am Docht macht das Licht f.
(vgl. 3); F–des [flüſſiges] Blei ꝛc. 2) von flüſſigen
Körpern: ſich fortbewegen (vgl. ſtrömen, das von der
heftigeren Bewegung maſſenhafterer Flüſſigkeiten gilt),
oft mit Angabe des Orts, nam. des Woher, Wohin ꝛc.:
F–des Waſſer, Ggſtz. des ſtehnden, des Brunnen- und
Seewaſſers; Der Fluß fließt vom Berge, durchs Thal, um
die Stadt, ins Meer ꝛc.; Das Blut fließt in den Adern;
Ihm floß Blut aus den Wunden, Schweiß von der Stirn,
Thränen aus den Augen; Harz fließt von den Bäumen; Die
Dinte ſtockt, will nicht aus der Feder f.; Von mancher edeln
Kelter fleußt | für mich der Traube Feuergeiſt. B. 12b; Wal-
let des grünlichen Stroms f–der Spiegel vorbei. Sch. 75a;
Keine Thräne fließt hier mehr dem Leiden. 73a; 468b ꝛc.
Auch unperſönl.: Stell ſie .. aus, wenn’s [der Regen]
tröpfelnd leiſe fließt, | ein, wenn’s muldenweiſe gießt. Rückert
6, 339 ꝛc. Auch von elaſtiſchen Flüſſigkeiten: Dämpfe
durch eine Röhre f. [ſtrömen] laſſen; Wohin der Strom
des Windes fleußt. V. 3, 223 ꝛc. 3) zu 2 aber tritt
oft eine Metonymie ein, vgl.: Ein Land, darinnen Milch
und Honig fließt [2]. 2. Moſ. 3, 8; Die Waſſerbäche, die
mit [gw.: von] Honig und Butter fließen. Hiob 20, 17;
Waſſerbäche floſſen mit Blut der Erſchlagenen. H. R. 7, 281;
Seine Hügel f. mit Wein und ſeine Thäler triefen mit Fett.
Leibnitz Erm. 3; Thränen f. vom Auge [2]; Die Augen f.
von (mit Jer. 15, 17; 9, 18 ꝛc.) Thränen; Daß ihm der
Schweiß vom Buge floß [2]. B. 53a; Daß ihm der Bug
vom Schweiße floß; Die Wolken f. und triefen. Hiob 36,
28; Die Wunde fließt; Ein f–des Geſchwür; Die Naſe
fließt, trieft; Das Druckpapier fließt, d. h. die Dinte
fließt [2] darauf, verbreitet ſich über das Papier; F–de
Hitze, Schweißhitze, wobei das Eiſen zu f. anfängt;
Eine Frau fließt [hat den Blutfluß, ihre Reinigung].
3. Moſ. 15, 25 ꝛc., ſ. Anm. 4) vielfach übertr.:
a) von feſten Körpern, deren Theile leicht auseinander-
gehn und ſich übereinander verſchieben, wie bei flüſ-
ſigen: Der Triebſand fließt ꝛc., vgl.: Als die Beterfluth
[die Schaar der Betenden] auseinander gefloſſen war.
Rückert Mak. 1, 60. Ahnlich auch: Welches Herz flöſſe
nicht aus ſeinen Banden vor dieſem Jammer? G. 9, 239;
Verhaſſt ſei mir das Bleibende .. ., erwünſcht, was fließt
und ſchwankt. 13, 287 ꝛc. b) ſich wie eine Flüſſigkeit
verbreiten: Einen lichten Schimmer, | welcher ſchien ums
ganze Haus zu f. Platen 4, 293; Das Feuer, | das in Pin-
dar’s ſtolzen Hymnen floß, | niederſtrömte in Arion’s Leier.
Sch. 21b; ſchwankend, wallend in der Luft ſich bewegen,
niederwallend fliegen und flattern, von Gewändern und
Haaren: Hinter ihr weit in die Lüfte floß ein blauer, gold-
geſtickter Mantel. H.; Das Stirnhaar flog, die Mähne floß.
Freiligrath Garb. 101; Schwer floß ihr Haar im unſtäten
Winde. G. 14, 134; Sein langer Bart floß ſilberweiß |
von leichenfahlen Wangen. Langbein 1, 140 ꝛc. c) mit
Leichtigkeit, ohne Stocken hervorgehn, nam. von Wor-
ten, Tönen ꝛc.: Ein Bruſtgeſang, der lieblich fließet. G.
4, 22; Da wollen ſie [die Reime] zuletzt nicht f. 6, 62; 30;
Die Verwünſchungen floſſen nur ſo vom Munde. 20, 94;
Ihre Worte ſtrudeln, wo ſie nur f. ſollten. Möſer Ph. 4,
106; Geadelt zur Gedankenwürde, | floß die verſchämtere
Begierde | melodiſch aus des Sängers Mund. Sch. 24a ꝛc.
So nam.: Fließend, von der natürlichen Leichtigkeit,
von der Gewandheit und Glätte, wobei kein Anſtoß,
nichts Eckiges, Holpriges erſcheint: F–de Melodie,
Schreibart, Dialoge, Verſe, Gedichte, Dichter ꝛc.; F–de Zeich-
nung, nicht ſteif, von leichten, gefälligen Umriſſen ꝛc.
Dazu: Lohenſteins Reichthum an . . Gedanken neben ſeiner
Wohlfließenheit. Gervinus Lit. 3, 530, vgl. Bedeu-
tenheit ꝛc. d) unmittelbar aus Etwas hervorgehn,
als Folgerung ſich ergeben: Wie die Folgerungen f., ſo
laß ſie f.; hemme ihren Strom nicht, lenke ihn nicht. L. 11,
65; Aus dieſem Lehrſatz f. viele andre. e) Die Quellen
[ſ. d.] f. hier dem Geſchichtsſchreiber nur ſpärlich, Entdeckte
bald, woher dieſes Geld floß [ihm zukam, die Quelle des-
ſelben]. Sch. 707a. f) von der Zeit, hinſchwinden
(ſ. hin-, dahin-, ver-f.): Unſre Tage f. | in das Meer
der Ewigkeit.
Anm. Gewöhnl. mit „ſein“, nam. wo die Bewegung
hervortritt; wo aber eine mehr thätige Bed. hervortritt, ſ.
nam. 3 = Etwas ausfließen laſſen ꝛc., mit „haben“: Der
Eiter iſt aus dem Geſchwür gefloſſen; Das Geſchwür, die
Wunde hat gefloſſen; Hier im Bach hat Menſchenblut ge-
floſſen. Tiedge 2, 65 ꝛc. Ahd. fliozan ꝛc. zum ſelben
Stamm wie fliegen, fliehen (ſ. d.), vgl. lat. fluo. Auch
hier als Nbnf. der gehobnen Rede: Präſ.: Du, er fleußt;
Imperat.: Fleuß. S. ferner Fluß, flößen ꝛc.
Zſſtzg.: Äb-: intr. (ſein): von Etwas her fließen,
weg-f.: Zu fließt’s von innen dem Quelle, | wenn außen
abfließt die Welle. Rückert Mak. 1, 48; Wie der .. Strom
des Mäanders gekrümmt abfleußt und zurückfleußt. V. Ov. 2,
61: In der vor Dankbarkeit mir abgefloſſnen [gw.: ent-
floſſnen] Thräne. Withof (Mendelsſohn 4, 1, 259) ꝛc. Auch
übertr.: Des ſeltnen Kindes wonn’ge Blicke floſſen [glit-
ten] | von ſeinem wunden Herzen ab. Chamiſſo 4, 166; Die
Zeit iſt abgefloſſen [4f: vorüber, zu Ende]. 3, 25; Meine
Bitte, die von ſelbſt aus dem Bemerkten abfließt [4d].
Hippel 12, 16; Die Empfindungen, welche von der Natur
als ihrer Quelle a. Sch. 1245a ꝛc. Án-: intr. (ſein):
heran-f.: Angefloſſen kommen ꝛc. Āūf-: intr. (ſein):
empor-f. (ſ. d.); ſich fließend öffnen: Bis von Neuem
wieder auffließt ihres Jammers Quelle. FrMüller 1, 101.
Āūs-: intr. (ſein): heraus-f., auslaufen: Der Wein
aus dem Faß, das Faß [3] iſt ausgelaufen; Der Quell des
Sehns iſt ausgefloſſen, | das Licht der Sonne ſchaut er nie-
mals wieder. Sch. 523a; Gegenſtände, welche bei einer ſol-
chen [Material-] Handlung aus- und einfließen. G. 20, 44
[durch Ver- und Einkauf]; Möchte doch mein Leben in
euch [Thränen] a. Weiße. Be-: tr.: fließend berüh-
ren, beſpülen: Eine Stadt . . von einem ſtillen Strom be-
floſſen. Rückert 1, 426; Blumen, welche . . . | ein ſanfter
Quell befleußt. W. 3, 222; Die Gluth [der Sonne] . . be-
floß ſo Stadt als Land. Brockes 1, 149 ꝛc. Dahêr- ꝛc.:
intr. (ſein): Dein Segen fleußt daher wie ein Strom. Sir.
39, 27; Dem von der Zunge ein Laut wie des Honiges Süße
daherfloß. V. Il. 1, 249 ꝛc. Und wär es mit Gefahr,
ins Nichts dahinzufließen [ſchwinden]. G. 11, 37; Pſ. 58,
8 ꝛc. Dar-f. Luther 1, 140a, veralt. = her-f. ꝛc.
I. Durch-: tr.: durch Etwas fließen; fließend durch-
ſchneiden; übertr.: durchſtrömen ꝛc.: Der Strom durch-
fließt die Stadt; Ein enges Thal, von wilden Gewäſſern
durchfloſſen. Kerner 503; Die von Sonnengold durchfloſſene
Himmelsbläue. Stahr R. 3, 73; 147; Die golddurchfloßnen
Wolkenlagen. Salis 34; Dann ſollte dies Gefühl .. auch
meiner Brüder Herz d. W. 25, 9 ꝛc. II. Dúrch-:
intr. (ſein): hindurch-f.: Wenn wieder einmal eine poe-
tiſche Ader durch die Sammlung durchfließt. G. Sch. 2, 18.
Eīn-: 1) intr. (ſein): in Etwas hinein-f., und
übertr.: ſich einmiſchen, Einfluß (ſ. d.) üben ꝛc.: Ein
Fluß fließt ins Meer ein, Geld in die Kaſſe ꝛc.; Floß es [das
Licht] in ihn ein. H. 16, 124; In ſein Lob einen leiſen Tadel
mit e. laſſen; In unſer Urtheil . . kann die Vorſtellung zwar
e. Sch. 1110a; Ihre Denkart ſchien in ihr Amt gar nicht ein-
zufließen. 1039a ꝛc.; Bloß inſofern die Dichtkunſt auf den
Charakter einfließt, kann ſie auch auf ſeine einzelnen Wirkun-
gen Einfluß haben. 1133a; G. 22, 113 u. o. 2) tr.
(veralt.), ſt. einflößen, z. B. als untrennbare Zſſtzg.:
Eines .. Haupts Natur iſt, daß es in ſein Gliedmaß ein-
fließe alles Leben, Sinn und Werk . . Ein Fürſt des Lands
einfleußet in ſeine Unterthanen Alles, was er in ſeinem Wil-
len und Sinn hat .. Nu mag kein Menſch des Andern noch
ſeiner eigen Seelen den Glauben und alle Sinn, Willen und
Werk Chriſti e., denn allein Chriſtus ꝛc. Luther 1, 268b;
Franck Par. 163b ꝛc. Empōr-: intr. (ſein): in die
Höhe, auf-f.: Fürchterliche Gluthen floſſen | in die blaue
Luft empor. Novalis 1, 52. Ent-: intr. (ſein):
fließend von Einem ausgehn, entſtrömen ꝛc.: Seinen
Lippen entfloſſen die Töne ſüßer als Honig. B. 188b; G. 1,
2; Möge meinem Schreiberohr | Liebliches e. 4, 17; Rei-
zender, als Keiner | Aurora’s Schoß entfloſſen [entſproſſen].
Sch. 14a; Daß der Angſtſchweiß | rings den Gliedern ent-
floß. V. Od. 11, 599; Th. 21, 46 ꝛc. Entgêgen-:
intr. (ſein): Wohlgerüche floſſen mir entgegen ꝛc. Er-:
intr. (ſein), ungw. [4d]: Daraus ſind beſonders zwei
eigenthümliche Erſcheinungen erfloſſen [hervorgegangen].
Herrig 21, 32. Fórt-: intr. 1) (ſein): weg-f.: Die
Fülle ſelber, die zu dir ſich drängt, | fließt, nur für Andre,
ſtrömend wieder fort. G. 13, 243; Seines Weges f. Stein
2, 190. 2) (haben) fortfahren zu fließen, fortwäh-
rend fließen. Hêr-, Hín- ꝛc.: intr. (ſein): Der
Wein fließt um ihn her. Lichtwer 53; Im Liſpel der Zärtlich-
keit floß Melodie her. V. 1, 166 ꝛc. Die Zeit iſt hinge-
floſſen; In ſchmachtende Blicke wollüſtig hinzufließen [ver-
gehn]. W. 15, 9 ꝛc. Es war nur Waſſer, doch dem halb-
erſtorbnen Sinn | ſcheint Lebensgeiſt den Gaum hinabzu-
fließen. 20, 197 ꝛc. Mild wie ein Blüthenregen floſſen
die heitern Sonnenſtrahlen herab. Hölderlin H. 2, 63; Sein
Bart, der ihm bis auf den Gürtel in krauſen Wellen herab-
floß. Thümmel 5, 36 ꝛc. So kamen von verſchiedenen
Gegenden mehrere Schauſpieler herbeigefloſſen (vgl. her-
beiſtrömen). G. 16, 182. Daß ihr .. Haar .. her-
nieder floß auf ihr Gewand. Lewald W. 2, 105. Der
Strom fließt den Berg hinunter; Glanz .. floß ſein Kleid
hinunter. H. 16, 108 u. v. ä. Nāch-: intr. (ſein):
[Die Thräne] fließt, ihr nach die Götterſchweſtern fließen. G.
10, 219, ihr folgen die andern Thränen; Dem Todten
fließen Thränen nach, werden ſie nachgeweint. Nīē-
der-: intr. (ſein): hernieder-f., z. B. vom Gewand.
Stahr Jt. 2, 393. Rück-: ſ. zurück-f. I. Uber-:
intr. (ſein): fließend über ſeine Grenzen, über die
Schranken treten ꝛc.: Das Waſſer im Gefäß fließt über,
und metonymiſch: Das Gefäß fließt über, auch übertr.:
Erſt kam deine Liebeswuth übergefloſſen, | wie vom geſchmolz-
nen Schnee ein Bächlein überſteigt. G. 11, 144; Ihre Augen
waren nicht zu dämmen; es floſſen die einmal geöffneten
Schleuſen des Herzens über. Gutzkow R. 5, 448; Einſam und
pfadlos fließt in Klagen | jetzt über ſein ermattet Herz. Nova-
lis 1, 41; Weß das Herz voll iſt, davon fließt es über ꝛc.
Anm. Zuw. dafür auch untrennbar ⏑, freilich
nicht ganz korrekt: Es überfließt ſein Herz. Hagedorn 1, 27;
Jahn M. XIV; Da überfloß ſie von Witz. Keller gH. 3, 220;
Der Boden überfließe von Fruchtbarkeit. Kürnberger Am. 393;
Sie ü. in Höflichkeitsbezeugungen. Monatbl. 1, 41b; Er
.. überfließt .. in verliebten Scherz. Sch. 5a; Er überfließt
von Dank. W. 11, 189 ꝛc. Danach kann in manchen
Fällen die von dem Schriftſt. beabſichtigte Betonung zweifel-
haft ſein, doch verdient dann jedenfalls die der Vorſilbe den
Vorzug: Das Herz ü. zu machen. Börne 2, 229; Sprüchel-
chen, wie ſie in unſern Tagen ü. [im Überfluß vorhanden
ſind]. Forſter B. 1, 7: Wenn die Bruſt von Sehnſucht über-
fließt. G. 12, 198; Ein ü–d Maß. 2, 51; 13, 306; 327;
Es möchte ü. in das Mitempfinden einer Kreatur. 1, 62;
Hölderlin H. 1, 155; Lenau A. 227; Euer Kelch ſoll ü.
Sch. 55a ꝛc.
II. Über-: 1) intr. (ſein): ſ. I. Anm. 2) tr.:
fließend überdecken ꝛc.: Auf überfloßner Flur. Chamiſo 6,
69; Rothen Stromes überfloß er [der Wein] | deine [des
Liederbuchs] Seiten. Freiligrath Garb. 145; Das iſt nicht ſin-
nende Betrachtung, | was dich mit ſtarrer Härte überfließt.
Reithard 211; Ein ſchöner Schimmer überfloß ihre Mienen.
Zſchokke 1, 244. I. Um-: tr.: Etwas fließend um-
geben: Wo bald ihn umfloß .. blendendes Licht. Chamiſſo 3,
233; [Der Nebel] wich und wechſelte mich zu um-f. G. 1, 1;
Von Troja’s Völkern umfloſſen. 5, 109; Indeß der träge
Schlummer | die laſſe Welt umfleußt. Kerner 69; Blut um-
fließet ſeinen ehrnen Wagen. Uz 2, 174 u. o. Nam. auch
im Partic.: Von lieblichen Gerüchen umfloſſen. W. 12,
240; Die Wunde blutumfloſſen. Heine Rom. 26; Venedig
lichtumfloſſen. A Meißner G. 76; Das meerumfloßne
Land. WHumboldt 1, 343; Herrſcher des ſeeumfloſſenen
Gorma. G. 14, 139; In dem mondſcheinumfloſſenen
Flügel des Schloſſes. Gutzkow R. 2, 249 ꝛc. Seltner
faktitiv: Du haſt ſein Haupt mit deinem Geiſt umfloſſen.
Grün Sch. 177. II. Um-: intr. (ſein): von einer
Zeit, verfließen, ſo daß ſie um, vorüber iſt, ſ. Umfluß.
Ver-: 1) intr. (ſein): fließend verſchwinden, ver-
ſchwimmen, ſich verlieren ꝛc.: Das Waſſer nahm ab und
verfloß. Joh. 3, 16; Nah. 2, 9; Die Zeit verfließt [vergeht]
ſchnell; Seitdem ſind zehn Jahre verfloſſen; Nach Verfließung
(vgl. Verfluß) des Ziels [Termins]. Zinkgräf 2, 93;
Es ſoll mein echtes Jch ſich offenbaren, | zu Nichts ver-f.
Deſſen leerer Schein. Chamiſſo 4, 22; Die Farben verf. [ver-
lieren ſich übergehnd] in einander; Daß ſie die einzelnen
Laute zu einer .. ſchicklichen Verfließung in einander verbände.
Fichte 7, 343; Verfloßne, verwiſchte Zeichnung; Mein Deutſch-
land iſt .. entmannet! weit und breit | verfloſſen [ohne feſten
Halt ꝛc.]. H. 15, 227. 2) refl.: ſich auflöſend ver-
lieren ꝛc. (ſ. d.): Die Farben ver-f. ſich in einander; Wenn
er ſich grenzenlos im Einzelnen verfloß. G. 22, 189; Daß
ſich ihre Reden in leere Worte ver-f. Zinkgräf 1, VII.
Vōr-: intr. (ſein): hervor-f., fließend hervor, vor-
wärtskommen. Vorbēī-, Vorǖber-. Wég-:
intr. (ſein): hinweg-, fort-f. Zer-: intr. (ſein):
ſich fließend auflöſen, zergehn, hinſchmelzen ꝛc., ſ.
ver-f.: Ich ſah den Nebel z. Chamiſſo 4, 18; Luft in Luft
zerfloſſen. 6, 279; In Thränen z. Gutzkow R. 7, 347; Zer-
floſſen in Ruh und Weichheit unterſinken. H. 15, 275; In
Blumen ..hin-z–d. 237; Der Held [muß] im Heldenheer z.
[aufgehn]. Sch. 23b; Die rohen Seelen z. | in der Menſch-
lichkeit erſtem Gefühl. 56a; 111b; Die Königin, zerfloſſen
in Wehmuth und in Luſt. Uhland 445; W. 11, 209; Indeß
das Grau in Abendroth zerfloß. 20, 73; Warum zerfloß ich
nicht in deinem Anſchaun hin? 12, 239. So auch:
Des Waldſees | ſchimmerzerfloſſenen Duft. Knebel 1, 5;
Mit ſeiner faden Zerfloſſenheit. Heine Reiſ. 3, 270 ꝛc.
Zerfließung und Zerſtäubung. Kohl J. 1, 9.
Zū-: intr. (ſein): Ggſtz. ab-f. (ſ. d.); hinzu-f.;
auch übertr.: Dem Charakter des natürlichen Sohnes kann
aus einer ſo ungegründeten Eintheilung keine Rechtfertigung
z. L. 7, 397; Einem Etwas z. [zukommen, angedeihn]
laſſen; Die Reime fließen ihm zu [4e] ꝛc. Zurück-:
intr. (ſein): Eh ſiehſt du den Fluß zur Quelle z.; So fließt
[o Künſtler!] in einen Bund der Wahrheit, | in einen
Strom des Lichts zurück! Sch. 26a; Deutſchlands Freiheit,
aufgegeben von den mächtigen Ständen, auf welche doch allein
ihre Wohlthat zurückfloß. 905b; 786a; auch in den un-
trennbaren Formen: Alles ſo fließend aus ſeiner Ganzheit,
ſorück-f–d in ſie. Lavater 1, 236 ꝛc. Zuſámmen-:
intr. (ſein): 1) gemeinſam fließen. 2) fließend zu-
ſammenkommen, ſich ſammeln, vereinigen: Das Gefäß,
in das alle Nebenarten .. zuſammenfloſſen. Gervinus Sh. 1,
92; Antiken und manches Andere, wie es bei Sammlern ..
zuſammenfließt. G. 20, 85; Wetterbäche .. | aus den Wolken-
brüchen zuſammengefloſſen. Sch. 491b; 906b; In eine
Glorie von zuſammengefloſſenen Regenbogen zu zerſchmelzen.
W. 23, 94 ꝛc.