Faksimile 0469 | Seite 461
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flicken
II. Flícken, tr.: 1) in Flicken, Lappen, in Stücke
reißen, ſo nam. als Bſtw. in den niederd. Ausdrücken
der Kochk. wie: Flick-Aal, -Gans, -Hering, die etwas Ge-
räuchertes bez., inſofern es vorher aufgeſchnitten iſt,
vgl. flacken II 3 u. ſ. Brem. Wörterb. 1, 420. Hochd.:
Die Hunde haben dem Haſen das Fell geflickt, u. ſprchw.:
Einem Etwas am Zeuge f., Händel mit ihm ſuchen, ihm
Etwas anhaben. B. 66b; G. 6, 160 u. v., vgl.: Einem
zu Kleide oder ans Kleid (ſ. d. 1) gehn ꝛc., und Kohl
E. 2, 43. 2) Etwas durch Aufſetzen von Flicken
und dann allgem.: ausbeſſern (ſ. büßen), ganz, heil
machen, auch übertr.: zuſammenſtücken, vgl. Flickwerk:
Kleider, Wäſche, Strümpfe, Schuhe, Pfannen, Keſſel, das
Dach, eine Wand f.; Die Netze f. Matth. 4, 21; 9, 16; Am
menſchlichen Körper f. Sir. 10, 11 [vom Arzt]; Mein ge-
flicktes Schiffchen. G. 31, 4: 22; Das kümmerlich Geflickte
[Gebäude]. 37, XVII; Du flickſt zwiſchen der Vergangen-
heit | erhabne Trümmer | für dein Bedürfnis | eine Hütte
[vgl. ein-f.]. 2, 171; Die geflickten Reime. Haller 118;
Daß Der auch alle Pfoſten, Thüren und Schwellen, die Kiſten
und Kaſten .. flickt. Immermann M. 1, 255; Wie ſie ihre
böſen Sachen flickten und plätzten. Luther 8, 177b; Alſo f.
[heften, fügen] ſie auch an dieſe Sache andere ungereimte
Sprüche. 6, 384a; Die Menſchen in der Regel | verſtehen
ſich aufs F. und aufs Stückeln. Sch. 333a; V. 4, 125;
W. 29, 157 ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Án-: 1) [1] Einem Etwas a., am
Zeuge, doch vgl.: Einem Eins anhängen ꝛc. 2) [2]:
anheften ꝛc.: Der Purpurlappen wurde ohne Weiteres auf
den Bettlermantel angeflickt. Vogt Köhl. 5; Wie häufig ſehn
wir einem .. Gedichte .. einen Purpurlappen angeflickt, | der
weithin glänzen ſoll. W. HBr. 2, 220; Wo ihr die Säulen
anflickt, ſind ſie belaſtender Überfluß. G. 31, 7; Es ſind dieſe
Städtchen meiſtens an die Berge angeflickt. 14, 216; 205;
Sich irgendwo a., aufdringlich anſchließen ꝛc. Āūf-
[2]: einen Flicken, Etwas als Flicken aufſetzen; Etwas
flickend aufſtutzen: Von Zuſammengeſtoppeltem, Aufgeflick-
tem. G. 31, 7; Nach aufgeflickten Statuten. 7, 222; Die-
ſem [Gefühl] ſoviel als möglich zu borgen und aufzuflicken.
14, 176; Wenn Unſereiner ſeine Eigenheiten und Albernhei-
ten einem Helden aufflickt. Stein 2, 183. Āūs- [2]:
flickend ausbeſſern, z. B. ein Haus. G. 6, 320.
Eīn- [2]: Einen Flicken, Etwas als Flicken einſetzen,
einſchalten: Sich e., ſ. an-f. Er-: durch Flicken zu-
ſammenbringen: Ein erflickt Gewand | von bunten Flecken.
Getert (ſ. 1, 281), vgl. zuſammen-f. Nāch-: nach-
träglich flicken. Zelter 3, 459. Ver-: Etwas flickend
brauchen. Zuſámmen-: aus Flicken, aus Stück-
werk zuſammenſetzen: Einen aus Lumpen zuſammengeflick-
ten Popanz. W. 19, 227; Sch. 195b; Aus abgerißnen
Sätzen .. hat er ſeinen Bericht zuſammengeflickt. Fichte N.
73; G. 31, 4 ꝛc.