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fleischen
I. Flēīſchen: 1) intr. (haben): Fechtk.: ins
Fleiſch dringen: Er hieb mir auch durch den Panzerärmel
hindurch, daß es ein wenig gefleiſcht hatte. G. 9, 75.
2) tr.: Gärb.: Felle f., aaſen, auf der Fleiſch- oder
Aasſeite das Fleiſch davon abſtoßen, ſo auch: Ab-f.,
Aus-f. ꝛc.
Anm. Mundartl. auch = zerren, ſchleppen, zauſen, ſ.
Schm.; dazu viell. zer-f.
Zſſtzg.: Áb-: tr.: ent-f.: Sättige dein Maul mit
den abgefleiſchten Knochen. Günther 844 ꝛc., nam. [2], auch
übertr.: Ein logiſches A. [Skelettieren einer Predigt].
JP. Āūs-: tr.: innen ent-f., ſ. [2]: Die ausge-
fleiſchte Haut wird ſchlaff und runzelt ſich. Fleming 16;
Logau, ſ. L. 5, 265. Be-: tr.: mit Fleiſch bekleiden,
nam. im Part.: Ein wohlbefleiſchtes [wohlgenährtes]
Füllen. Hagedorn 2, 36; Das Knochenſyſtem ſammt ſeiner
Befleiſchung. Lavater Ph. 1, 75. Eīn-: gw. im
Part.: Eingefleiſcht, fleiſchgeworden, inkarniert, in Men-
ſchengeſtalt, in den Körper übergegangen, leibhaft (ſ. d.
und Luther 6, 546a): Bei alt-e–em [eingewurzeltem]
Stammeshader. Bodenſtedt 2, 126; Jhrer eingefleiſchten Göt-
ter. Forſter Sak. XIV; Kein Mädchen, ſondern ein eingefleiſch-
ter Satan. G. 10, 196; Die eingefleiſchteſten Ich-Staaten.
Gutzkow R. 4, 301 ꝛc. Seltner refl. und tr.: Wie der
Winter in einem nordiſchen Menſchenkinde ſich ſo e. und be-
ſeelen kann. Goltz 1, 110; Das Jdeal, welches .. im Herzen
der Jugend eingefleiſcht und wiedergeboren wird. 16; Eine
Einfleiſchung der Menſchenliebe. 159 u. ö. (ſ. Jnkarna-
tion). Ent-: tr.: Ggſtz. be-f., des Fleiſches be-
rauben: Bei entfleiſchtem Gebein. Kl.; auch: Damit ich
mich, von ſchmeichelhaftem Wahn | und Lieb’ entfleiſcht [ab-
gehärmt], zu Tode weinen kann. EvKleiſt 1, 149; In ent-
fleiſchten [fleiſchloſen, magern] Händen. Sch. 58b.
Über-: tr.: mit Fleiſch überziehn: Die mehr überfleiſch-
ten Knochenſyſteme. Lichtenberg H. 1, 25. Zer-: tr.:
eig. das Fleiſch auf dem Leibe in Stücke reißen ꝛc., u.
ſo auch übertr. auf Geiſtiges ꝛc.: Das Lamm, das der
Aar zerfleiſcht. A Meißner Gd. 90; Seinem gramzerfleiſchten
Jnnern. 150; Um die flüchtige Erſcheinung zu haſchen, muß
er [der Philoſoph] ihren ſchönen Körper in Begriffe z. Sch.
1151a; V. Od. 17, 184 ꝛc.