Fleck
Fléck, m. (n.), –(e)s; –e, (–en); –chen, lein; -:
Abſchnitt, Stück: 1) Theil des Raums, nam.: a) ein
Stück der Erdoberfläche: Ein F. Landes, Acker, Wieſen;
Es iſt noch ein guter F. [Strecke] hin; Jenen F. der Erde
[das gelobte Land]. G. 20, 154; Endlich gelangten ſie auf
einen ziemlich gleichen F. 18, 49; Das ſchöne F., das Ge-
meindegut war und das der Gerichtshalter zum Garten ein-
zäunen und umarbeiten laſſen. 10, 177; Kamen die Pferde
an ein eben F., ſo ging es deſto langſamer. 23, 19; Ich
kenne ſchon ein brav F. davon [von Thüringen]. Merck 1,
93; Stein 1, 49; Gönne ihnen doch das F–chen Landes.
Sch. 340a ꝛc.; Über Moor-F–e wandern. G. 18, 112;
Laſſt uns den ſchönſten Raſen-F. erkieſen. Tieck Cymb. 4,
2; Ein grundloſes Sumpf-F., wo man Pfähle einrammen
mußte. G. Zelt. 1, 328. — S. auch Flecken I. — b) ein
beſtimmter Punkt des Raums, Stelle ſowohl auf der
Erdoberfläche, als auch des menſchlichen oder thieriſchen
Körpers und allgem., ſo ſprchw.: Vom F. [von der
Stelle, vorwärts] kommen. G. 3, 117; 2, 138; Tretet
nicht immer denſelben F. 3, 105; Noch immer auf dem (beim
Platen 7, 110) alten F. ſein; Nie iſt mir’s ſo leicht vom F–e
[von Statten] gegangen. G. 14, 27; Auf dem F., auf der
Stelle, ſofort; Ein Kerl auf dem F. [Platz], der, wo’s
noth thut, gleich zur Stelle iſt ꝛc.; Den rechten, den
wunden, kranken F. treffen; Nun wird der rechte F. [wo der
Schatz liegt] bald kommen. Gellert 1, 214; [Daß ſie| nicht
immer den rechten F. zu treffen wußten. G. 20, 129; Hat-
ten ſich auf dieſen kranken F. geworfen. 259; Triffſt nicht’s
rechte F. Muſäus Ph. 1, 32; Das Herz auf dem rechten F.
gezeigt. Prutz Muſ. 2, 162; Welches F. am Herzen iſt dir
wund? Rückert Mak. 1, 124; Das wunde F. 2, 101; Bring
Farb’ auf deine Wang’ und an ſein F. dein Herz. Roſt. 64a;
Ins ſchwarze F. [der Scheibe, ſ. Zweck] geſchoſſen. Sch.
591a [ſ. fleckeln 2]; Es iſt nur ein Ort in der Welt!
Wo er beſtattet liegt .. | Der einz’ge F. iſt mir die ganze Erde.
394b ꝛc. — c) nam. auch eine von dem übrigen Kör-
per ſich auszeichnende, beſ. durch ſeine Färbung ſich
unterſcheidende Stelle: Alsdann gab ein Wort das an-
dere; das letzte gab gewöhnlich blaue F–e [als Folge von
Schlägen]. Hebel 3, 287; Die ſchönen, ſchwarzenF–e des
Tigerfells ꝛc. — Oft inſofern die verſchiedne Färbung
eine Verunreinigung und Beſudelung iſt: Sich einen F.
ins Kleid machen ꝛc., und ſo in Zſſtzg. nach dem verun-
reinigenden Stoff, oder allgemeiner nach der Urſache:
Staub-, Schmutz-, Blut-, Dinten-, Fett-, Talg-, Schmalz,
Butter-, Öl-, Wachs-, Wein-, Obſt-, Kirſch-F. ꝛc., vgl.:
Ein Mann, der in den Kleidern | wohl Öl-F–en, aber keines |
Tropfen Bluts Blut-F–en hat. H. Cid 41; Moder-,
Roſt-, Stock-F. ꝛc., oder in Bezug auf Krankheiten:
Blatter-, Eiter-, Grind-, Maſer-F., wie denn die Krank-
heit der Maſern überhaupt Flecken, Kinderflecken heißt.
Mundartl. auch: F. = Brand des Getreides, der
Weintrauben ꝛc. — S. Anm. u. Flecken l. — d) zu-
weilen = geflecktes Thier, Scheck, z. B.: Den F. [die
ſcheckige Kuh]. Peſtalozzi 1, 276. -2) ein abgeriſſenes,
abgeſchnittenes Stück Zeug, Leder ꝛc.: a) Flicken
(ſ. d.), nam. zur Ausbeſſerung auf ein Loch geheftet:
Den F. neben das Loch ſetzen; Flecke [Rieſter, ſ. d.] auf die
Schuhe ſetzen; Ein erflickt Gewand | von bunten F–n [Zeug-
lappen]. Gellert; Schneidet ſie aus dem Ganzen und weiß
dabei alle F–en und Gehren zu nutzen. G. 19, 33; Wollte
man eine Livree anziehen, ſo hatte ſie bunte F–chen darauf
genäht. Lewald Ferd. 1, 288; Der Deutſche .. verlappe und
verpuppe ſich mit den Beiſeit-F–chen [den bei Seite ge-
worfnen Lappen, dem Abfall] aller übrigen Völker. Jahn
M. XIVꝛc. — b) Schuhm.: Stück Leder zum Abſatz.
Dazu: Die Schuhe fleckeln, flecken, an, auf-, be-, verflecken,
Flecke auf den Abſatz ſetzen. — c) ein Stück Zeug zum
Kleidungsſtück, z. B.: Hauben-, Mieder-F., Stück
Zeug zur Haube, zum Mieder; Hutmach.: Filz-F.,
Stück Filz zu einem Hut; nam. auch F., Für- oder
Vor-F., Art ſchmaler Schürze; ſo: Haus-, Spitzen-
ō. ꝛc., Hausſchürze ꝛc., und Bruſt-F. = Schurzfell;
aber auch Bruſttuch, Latz, wie Leibbruſtfell, ein Leib-
chen. Schm. 1, 584. — 3) Kochk.: nam. zerſchnittne
Kaldaunen: Königsberger F. Scheibler Kochb. 145, ſ. Anm.
— S. auch Fladen Anm.
Anm. 1. Adelung, Campe u. A. führen nur das masc.
auf; die Beiſp. aber zeigen auch das neutr. bei unſern beſten
Schriftſt., woran ſich dann freilich mehr mundartl. die Mz.
F–er reiht, z. B.: Ganze F–er [Strecken] von Vogelbeerbäu-
men. Döbel 3, 14b; Die F–er verſchmieren. Reichard Gar-
tenſch. 2, 114 ꝛc. Man beachte auch zu 1a die Stelle des
Genitiv-s: Wegen des F. Ackers. Schweinichen 3, 15 ꝛc. —
Zu3 findet ſich die Mz. unverändert, indem F. hier als Stoff-
name gilt, ſ. Roſenkranz KönigsbSk. (1842) 1, 230; doch
auch: Kuttelflecke. Seybold VHugo (1835) 1, 278. — S.
Flötz, Flecken und vgl. z. B.: Es finden ſich große F–e des
feſteſten Jaſpis darin, in welchem ſich wieder kleine runde
F–en von Breccienart zeigen. G. 23, 4.
Anm. 2. Ahd. flëccho, flëc, mhd. vlëcke(n), vlëc. —
Die Zuſammenſtellung mit gr. πAήήooω (ſchlage) ꝛc. erſcheint
bedenklich, vgl. vielmehr flach (niederd.: „das Flach“ ent-
ſpricht ganz dem F. 1a, ſ. Brem. Wörterb. 1, 401), Fladen,
Anm. und Flatſchen. Auch: Alſo todt auf dem Fletz blei-
ben. Schaidenraißer 46a, ſ. Schm. 1, 595.
Zſſtzg. vielfach, ſ. [1a, 1c und 2c], ferner z. B.:
Aūgen-: Fleck [1c] im Auge, nam. als Krankheit,
aber auch [1b] die Stelle des Auges oder Keims im
Ei ꝛc. — Bránd-: 1) [1a] unfruchtbarer Fleck Lan-
des, wo Nichts wächſt. — 2) [1c] Nicht der Flamme
kannſt du nahn, | ohne B. zu empfahn. Rückert Morg. 1,
184; Das Hirſchkalb hat von natürlicher Hitze ein B–chen.
Fleming JAnh. 91a; auch die vom ſogen. Brand herrüh-
renden Flecke der Pflanzen ꝛc. — Eīn-: z. B. ein
mit einem Fleck verſehnes Thier, nam. eine Art Lachs,
Curimates unimaculatus. — Eīſen-: wie er in der
Wäſche von roſtigen Stellen des Plätteiſens entſteht;
auch jeder Fleck von roſtgelber Farbe: Die Gurken haben
E–e. — Fāūl-: Jene durch den verhängnisvollen Fäul-
nis fleck ſtigmatiſierte Geſellſchaft der demi–monde. Mundt
Kaiſerſk. 2, 60, ſ. Todten-F. — Flíck- [2a]: Ein Bett-
lersmantel mit viel F–en und Schuhplätzen. Fiſchart B. 14b.
— Kúttel- [3 und Anm.]: Keine Kudelfleck, ſondern
Sudelfleck kommen aus ſolchen Mäulern. SClara EfA. 2,
591. — Lāūb-: Leber-F.: Ein Burſche mit krauſen
röthlichten Haaren und viel L–en. Hebel 3, 207. — Lêber-:
leberbrauner Fleck [1c], nam. in Geſicht und auf den
Händen, Sommer-F.: Vergrößert ihre Finnen und L–en
unter dem Hohlſpiegel. Sch. 699a. — Mêhl- [3]: Art
Makaroni. — Nāgel-: 1) [1c] Fleck am Nagel des
Fingers, Nagel-Blümchen, -Wölkchen. — 2) ein
Nachtfalter, Bombyx Tau. — Nêbel-: Sternk.:
nebelhaft erſcheinende Flecke am geſtirnten Himmel,
nam. ſolche, die ſich durch unſre Teleſkope nicht in
Sterne auflöſen laſſen, ſo z. B. die Magellansflecken
am ſüdlichen Himmel ꝛc. — Schánd- [1c]: ſchän-
dender Fleck, übertr.: eine Perſon oder Sache, die
Einem Schande macht: Das Lügen iſt ein häßlicher Sch.
Sir. 20, 25; Seiner Ehre einen Sch. anhängen. 47, 22;
Sie ſind Sch–en und nicht ſeine Kinder. 5. Moſ. 32, 5;
Einen Menſchen mit einem ſo abſcheulichen Sch–e brand-
marken. L. 1, 143 ꝛc. — Dazu: Beſchandflecken ꝛc.
— Die Verſchandfleckung der deutſchen Sprache durch
Fremdländerei. Herrig 14, 61 (Schottel). — Schmink-:
Schönfleckchen. — Schnēē-: mit Schnee bedeckte
Stelle. Humboldt KSch. 1, 61. — Schōber- [1a]:
Wieſenfleck, mit ellenhohem Heu beſtreut, aus welchem
dann die Heuſchober gebildet werden. — Schȫn-:
gw. Sch–chen, Schönpfläſterchen aus ſchwarzem Taft,
ins Geſicht geklebt, um den Teint zu heben. König Jer.
3, 97. — Schwēīß- [1c]: von Schweiß herrührend,
aber auch = Sommerfleck. — Sómmer-: Leber-F.:
Sein Geſicht war getigert mit S–n. vHorn Schmj. 47;
Göckingk Lieb. 225; G. 2, 181; Das Geſicht mit Sonnen-
F en beſäet. Sturz 2, 64. — Stóck-: von Feuchtig-
keit an verſchloßnem Ort entſtandner Fleck. Zelter 6,
293, ſ. ſtocken. — Tīger- [1c]: Wie ſie ihn brand-
markten mit den T–en ihres eignen Fells. Platen 6, 45. —
Tōdten- [1c]: Zeichen der Fäulnis u. Blutſtockung,
nam. auch beim Fleckfieber. — Zúndel-: der lockere,
filzig ausgezogne Buchenſchwamm, woraus Zundel-
Käppchen, -Weſten ꝛc. gefertigt werden. Grube Geogr.
3, 142 u. ä. m.
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