Faksimile 0466 | Seite 458
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Fleck
Fléck, m. (n.), –(e)s; –e, (–en); –chen, lein; -:
Abſchnitt, Stück: 1) Theil des Raums, nam.: a) ein
Stück der Erdoberfläche: Ein F. Landes, Acker, Wieſen;
Es iſt noch ein guter F. [Strecke] hin; Jenen F. der Erde
[das gelobte Land]. G. 20, 154; Endlich gelangten ſie auf
einen ziemlich gleichen F. 18, 49; Das ſchöne F., das Ge-
meindegut war und das der Gerichtshalter zum Garten ein-
zäunen und umarbeiten laſſen. 10, 177; Kamen die Pferde
an ein eben F., ſo ging es deſto langſamer. 23, 19; Ich
kenne ſchon ein brav F. davon [von Thüringen]. Merck 1,
93; Stein 1, 49; Gönne ihnen doch das F–chen Landes.
Sch. 340a ꝛc.; Über Moor-F–e wandern. G. 18, 112;
Laſſt uns den ſchönſten Raſen-F. erkieſen. Tieck Cymb. 4,
2; Ein grundloſes Sumpf-F., wo man Pfähle einrammen
mußte. G. Zelt. 1, 328. S. auch Flecken I. b) ein
beſtimmter Punkt des Raums, Stelle ſowohl auf der
Erdoberfläche, als auch des menſchlichen oder thieriſchen
Körpers und allgem., ſo ſprchw.: Vom F. [von der
Stelle, vorwärts] kommen. G. 3, 117; 2, 138; Tretet
nicht immer denſelben F. 3, 105; Noch immer auf dem (beim
Platen 7, 110) alten F. ſein; Nie iſt mir’s ſo leicht vom F–e
[von Statten] gegangen. G. 14, 27; Auf dem F., auf der
Stelle, ſofort; Ein Kerl auf dem F. [Platz], der, wo’s
noth thut, gleich zur Stelle iſt ꝛc.; Den rechten, den
wunden, kranken F. treffen; Nun wird der rechte F. [wo der
Schatz liegt] bald kommen. Gellert 1, 214; [Daß ſie| nicht
immer den rechten F. zu treffen wußten. G. 20, 129; Hat-
ten ſich auf dieſen kranken F. geworfen. 259; Triffſt nicht’s
rechte F. Muſäus Ph. 1, 32; Das Herz auf dem rechten F.
gezeigt. Prutz Muſ. 2, 162; Welches F. am Herzen iſt dir
wund? Rückert Mak. 1, 124; Das wunde F. 2, 101; Bring
Farb’ auf deine Wang’ und an ſein F. dein Herz. Roſt. 64a;
Ins ſchwarze F. [der Scheibe, ſ. Zweck] geſchoſſen. Sch.
591a [ſ. fleckeln 2]; Es iſt nur ein Ort in der Welt!
Wo er beſtattet liegt .. | Der einz’ge F. iſt mir die ganze Erde.
394b ꝛc. c) nam. auch eine von dem übrigen Kör-
per ſich auszeichnende, beſ. durch ſeine Färbung ſich
unterſcheidende Stelle: Alsdann gab ein Wort das an-
dere; das letzte gab gewöhnlich blaue F–e [als Folge von
Schlägen]. Hebel 3, 287; Die ſchönen, ſchwarzenF–e des
Tigerfells ꝛc. Oft inſofern die verſchiedne Färbung
eine Verunreinigung und Beſudelung iſt: Sich einen F.
ins Kleid machen ꝛc., und ſo in Zſſtzg. nach dem verun-
reinigenden Stoff, oder allgemeiner nach der Urſache:
Staub-, Schmutz-, Blut-, Dinten-, Fett-, Talg-, Schmalz,
Butter-, Öl-, Wachs-, Wein-, Obſt-, Kirſch-F. ꝛc., vgl.:
Ein Mann, der in den Kleidern | wohl Öl-F–en, aber keines |
Tropfen Bluts Blut-F–en hat. H. Cid 41; Moder-,
Roſt-, Stock-F. ꝛc., oder in Bezug auf Krankheiten:
Blatter-, Eiter-, Grind-, Maſer-F., wie denn die Krank-
heit der Maſern überhaupt Flecken, Kinderflecken heißt.
Mundartl. auch: F. = Brand des Getreides, der
Weintrauben ꝛc. S. Anm. u. Flecken l. d) zu-
weilen = geflecktes Thier, Scheck, z. B.: Den F. [die
ſcheckige Kuh]. Peſtalozzi 1, 276. -2) ein abgeriſſenes,
abgeſchnittenes Stück Zeug, Leder ꝛc.: a) Flicken
(ſ. d.), nam. zur Ausbeſſerung auf ein Loch geheftet:
Den F. neben das Loch ſetzen; Flecke [Rieſter, ſ. d.] auf die
Schuhe ſetzen; Ein erflickt Gewand | von bunten F–n [Zeug-
lappen]. Gellert; Schneidet ſie aus dem Ganzen und weiß
dabei alle F–en und Gehren zu nutzen. G. 19, 33; Wollte
man eine Livree anziehen, ſo hatte ſie bunte F–chen darauf
genäht. Lewald Ferd. 1, 288; Der Deutſche .. verlappe und
verpuppe ſich mit den Beiſeit-F–chen [den bei Seite ge-
worfnen Lappen, dem Abfall] aller übrigen Völker. Jahn
M. XIVꝛc. b) Schuhm.: Stück Leder zum Abſatz.
Dazu: Die Schuhe fleckeln, flecken, an, auf-, be-, verflecken,
Flecke auf den Abſatz ſetzen. c) ein Stück Zeug zum
Kleidungsſtück, z. B.: Hauben-, Mieder-F., Stück
Zeug zur Haube, zum Mieder; Hutmach.: Filz-F.,
Stück Filz zu einem Hut; nam. auch F., Für- oder
Vor-F., Art ſchmaler Schürze; ſo: Haus-, Spitzen-
ō. ꝛc., Hausſchürze ꝛc., und Bruſt-F. = Schurzfell;
aber auch Bruſttuch, Latz, wie Leibbruſtfell, ein Leib-
chen. Schm. 1, 584. 3) Kochk.: nam. zerſchnittne
Kaldaunen: Königsberger F. Scheibler Kochb. 145, ſ. Anm.
S. auch Fladen Anm.
Anm. 1. Adelung, Campe u. A. führen nur das masc.
auf; die Beiſp. aber zeigen auch das neutr. bei unſern beſten
Schriftſt., woran ſich dann freilich mehr mundartl. die Mz.
F–er reiht, z. B.: Ganze F–er [Strecken] von Vogelbeerbäu-
men. Döbel 3, 14b; Die F–er verſchmieren. Reichard Gar-
tenſch. 2, 114 ꝛc. Man beachte auch zu 1a die Stelle des
Genitiv-s: Wegen des F. Ackers. Schweinichen 3, 15 ꝛc.
Zu3 findet ſich die Mz. unverändert, indem F. hier als Stoff-
name gilt, ſ. Roſenkranz KönigsbSk. (1842) 1, 230; doch
auch: Kuttelflecke. Seybold VHugo (1835) 1, 278. S.
Flötz, Flecken und vgl. z. B.: Es finden ſich große F–e des
feſteſten Jaſpis darin, in welchem ſich wieder kleine runde
F–en von Breccienart zeigen. G. 23, 4.
Anm. 2. Ahd. flëccho, flëc, mhd. vlëcke(n), vlëc.
Die Zuſammenſtellung mit gr. πAήήooω (ſchlage) ꝛc. erſcheint
bedenklich, vgl. vielmehr flach (niederd.: „das Flach“ ent-
ſpricht ganz dem F. 1a, ſ. Brem. Wörterb. 1, 401), Fladen,
Anm. und Flatſchen. Auch: Alſo todt auf dem Fletz blei-
ben. Schaidenraißer 46a, ſ. Schm. 1, 595.
Zſſtzg. vielfach, ſ. [1a, 1c und 2c], ferner z. B.:
Aūgen-: Fleck [1c] im Auge, nam. als Krankheit,
aber auch [1b] die Stelle des Auges oder Keims im
Ei ꝛc. Bránd-: 1) [1a] unfruchtbarer Fleck Lan-
des, wo Nichts wächſt. 2) [1c] Nicht der Flamme
kannſt du nahn, | ohne B. zu empfahn. Rückert Morg. 1,
184; Das Hirſchkalb hat von natürlicher Hitze ein B–chen.
Fleming JAnh. 91a; auch die vom ſogen. Brand herrüh-
renden Flecke der Pflanzen ꝛc. Eīn-: z. B. ein
mit einem Fleck verſehnes Thier, nam. eine Art Lachs,
Curimates unimaculatus. Eīſen-: wie er in der
Wäſche von roſtigen Stellen des Plätteiſens entſteht;
auch jeder Fleck von roſtgelber Farbe: Die Gurken haben
E–e. Fāūl-: Jene durch den verhängnisvollen Fäul-
nis fleck ſtigmatiſierte Geſellſchaft der demi–monde. Mundt
Kaiſerſk. 2, 60, ſ. Todten-F. Flíck- [2a]: Ein Bett-
lersmantel mit viel F–en und Schuhplätzen. Fiſchart B. 14b.
Kúttel- [3 und Anm.]: Keine Kudelfleck, ſondern
Sudelfleck kommen aus ſolchen Mäulern. SClara EfA. 2,
591. Lāūb-: Leber-F.: Ein Burſche mit krauſen
röthlichten Haaren und viel L–en. Hebel 3, 207. Lêber-:
leberbrauner Fleck [1c], nam. in Geſicht und auf den
Händen, Sommer-F.: Vergrößert ihre Finnen und L–en
unter dem Hohlſpiegel. Sch. 699a. Mêhl- [3]: Art
Makaroni. Nāgel-: 1) [1c] Fleck am Nagel des
Fingers, Nagel-Blümchen, -Wölkchen. 2) ein
Nachtfalter, Bombyx Tau. Nêbel-: Sternk.:
nebelhaft erſcheinende Flecke am geſtirnten Himmel,
nam. ſolche, die ſich durch unſre Teleſkope nicht in
Sterne auflöſen laſſen, ſo z. B. die Magellansflecken
am ſüdlichen Himmel ꝛc. Schánd- [1c]: ſchän-
dender Fleck, übertr.: eine Perſon oder Sache, die
Einem Schande macht: Das Lügen iſt ein häßlicher Sch.
Sir. 20, 25; Seiner Ehre einen Sch. anhängen. 47, 22;
Sie ſind Sch–en und nicht ſeine Kinder. 5. Moſ. 32, 5;
Einen Menſchen mit einem ſo abſcheulichen Sch–e brand-
marken. L. 1, 143 ꝛc. Dazu: Beſchandflecken ꝛc.
Die Verſchandfleckung der deutſchen Sprache durch
Fremdländerei. Herrig 14, 61 (Schottel). Schmink-:
Schönfleckchen. Schnēē-: mit Schnee bedeckte
Stelle. Humboldt KSch. 1, 61. Schōber- [1a]:
Wieſenfleck, mit ellenhohem Heu beſtreut, aus welchem
dann die Heuſchober gebildet werden. Schȫn-:
gw. Sch–chen, Schönpfläſterchen aus ſchwarzem Taft,
ins Geſicht geklebt, um den Teint zu heben. König Jer.
3, 97. Schwēīß- [1c]: von Schweiß herrührend,
aber auch = Sommerfleck. Sómmer-: Leber-F.:
Sein Geſicht war getigert mit S–n. vHorn Schmj. 47;
Göckingk Lieb. 225; G. 2, 181; Das Geſicht mit Sonnen-
F en beſäet. Sturz 2, 64. Stóck-: von Feuchtig-
keit an verſchloßnem Ort entſtandner Fleck. Zelter 6,
293, ſ. ſtocken. Tīger- [1c]: Wie ſie ihn brand-
markten mit den T–en ihres eignen Fells. Platen 6, 45.
Tōdten- [1c]: Zeichen der Fäulnis u. Blutſtockung,
nam. auch beim Fleckfieber. Zúndel-: der lockere,
filzig ausgezogne Buchenſchwamm, woraus Zundel-
Käppchen, -Weſten ꝛc. gefertigt werden. Grube Geogr.
3, 142 u. ä. m.