flattern
um-flattern
Fláttern, intr. (haben und ſein): eig. ſich in der
Luft mit Geräuſch hin und her bewegen, doch tritt oft
der Begriff des Geräuſches zurück und der des unſteti-
gen Umhergaukelns, der leichtſinnigen Veränderlichkeit
hervor: Fledermäuſe f.; Vögel f., wenn ſie mit heftiger
Flügelbewegung fliegen oder zu fliegen ſuchen (vgl.
Flügelflatterſchlagen. G. 12, 129); Schmetterlinge [eig.,
oder übertr., unbeſtändige Liebhaber ꝛc.] f. von einer
Blume zur andern; Da raſſelt, da flattert und ſträubt es ſich, |
wie gegen den Falken die Taube. B. 60b; Der Gewänder | f–de
Bänder. G. 11, 60; Seine Finger flatterten über den Ta-
ſten. 29, 232; Mit f–d | aufgelöſtem Haar. Heine Rom.
209; Flatterte ein goldner Aar [Feldzeichen] über einem
bunten Zelte. Kinkel E. 40; F–d durch den Äther ſchweben.
Platen 4, 275; Nie ſteht ihr Mäulchen ſtill, ſtets f. ihre Blicke.
W. 15, 5.
Anm. Mit „ſein“ als Hilfszeitw., wenn die Ortsveränd-
rung bez. werden ſoll, z. B.: Der Vogel hat geflattert [die
Flügel geſchlagen], iſt ins Neſt geflattert ꝛc. — S. flammen
Anm. u. ä. m. — Bei Luther u. A. fladdern; Jerem. 51, 27;
Pſ. 119, 113; Fladdermienen. IP. 22, 26; Auch: Der
fladernde Wankelmuth. Spate 2, 25; Fiſchart B. 272b;
Die Fladergeiſter, ſo vom Wort weg fladern. Mattheſius Luth.
192bꝛc. — Vgl.: Fledern, nam. auch Fleder-Maus u. -Wiſch,
und mundartl.: flaudern, flodern, fludern ꝛc. Stalder u. Schm.;
So bauſeten und floderten ihm ſeine Backen. Limpurger Chron.
81; Glieder, die ein kurzes .. Seidenkleidchen .. umflut-
terte. Heine Reiſ. 3, 110, vgl.: Dieſelben Röcke waren
oben um die Bruſt gemützert und geflützert. Limpurger Chron.
18, und danach Möſer Ph. 1, 55; 2, 90 ꝛc. — Mhd. flë-
deren, flodern, vgl. flittern, flirren, auch flackern (ſ.Auf-f.)
und lodern, ſämmtlich urſpr. wohl Tonw., doch vgl. Feder
und Fittich und dazu Schm. 1, 589.
Zſſtzg. wie bei fliegen (ſ. d.), z. B.: Áb-: 1)intr.
(ſein): Der Vogel, ein Blatt von der Blume iſt abgeflat-
tert. — Auch: Die Dämmerungsvögel [in der Dämm-
rung ſpähende Diener] des Grafen, die in allen Straßen
auf und ab flatterten. Muſäus M. 2, 139 ꝛc. — 2) refl.:
ſich flatternd abmatten. — Án-: intr. (ſein) und tr.:
Als Tagſchmetterling gegen alle Spiegel anzuflattern. IP. 2,
98; Als die Morgenluft mich wie ein Flügel anflatterte. 22, 59.
— Āūf-, intr. (ſein): 1) flatternd aufſteigen ꝛc.:
Schweif und Mähne flatterten hoch in die Luft auf. G. 24,
46; Röhren, aus welchen durchſichtige, bunte Waſſerwerke
aufflatterten. IP. 41, 51; Wie die grüne Erdendecke in
Blumen und Blüthen hoch aufflattert. 22, 121; Platen 2,
6 ꝛc. — Auch: Das letzte A. [Aufflackern] eines verlöſchen-
den Lichts. Engel 7, 55. — 2) von Blumen, ſich flatternd
öffnen. — Aūs-, intr. 1) (ſein): Die Mägde waren
ausgeflattert. Gotthelf G. 108, ausgeflogen. — 2) (haben):
nicht mehr flattern. — I. Dúrch-, intr. (ſein): hin-
durch flattern. — II. Durch-, tr.: einen Raum flat-
ternd durchmeſſen, durchfliegen. — Empōr-, intr.
(ſein): aufflattern 1: Die Elſter flatterte einen engen Fel-
ſenweg empor. Immermann M. 3, 170. — Ent-, intr.
(ſein): Dohlenſchwärme entflatterten .. den Hallen. Stahr
Jt. 1, 401; Matthiſſon 223 ꝛc. — Er-, tr.: flatternd
erreichen. — Fórt-, intr. (ſein): Viel bunte Flitter
flattern fort, | ein Läppchen hier, ein Läppchen dort. Simrock.
Hêr-, Hín- ꝛc., intr. (ſein): Wann ... wir uns be-
ſprachen im Kriegsrath, | redet’ er .. nicht hin-f–de Worte.
V. Od. 11, 511; Locken, die nicht herab-f., ſondern ſich
bäumen. Heine Sal. 1, 21; Flugblätter, die in das Getriebe
des Tages hinein-f. Danzel L. 90; Sich durch raſtloſes
Herumflattern zu ermüden. W. 23, 68; 13, 31 ꝛc. —
Nāch-, intr. (ſein): Mit n–dem Kleide. Tieck N.4, 107.
— Nīēder-, intr. (ſein): N–de Haare. — I. Über-,
intr. (ſein): hinüber flattern: Neugierde .. will nicht er-
forſchen, ſondern ü. vom Unbekannten zum Unbekannten.
Zſchokke 1, 198. — II. Über-, tr.: flatternd über Et-
was ſchweben oder fort gelangen; Etwas flatternd über-
decken: Seen, fiſchreich und überflattert von wildem Geflügel.
Gutzkow Zaubr. 1, 292; Die ſchöne Maas, von bunten
Wimpeln luſtig überflattert. Kotzebue NSch. 10, 150. —
I. Úm-, tr.: Etwas flatternd umwerfen. — II. Um-,
tr.: flatternd umgeben, umſchwärmen: Sie umflattert
kleines | Zeiſigvolk. Heine Rom. 218; Furcht, | meinen
ahnungsſchwangern Sinn u–d. WHumboldt 3, 65; Die
Freude der Hölle ... umflattert ihr Auge mit Bildern. Kl.
M. 6, 153; Vielleicht umflattert eine Andre, | mein ver-
geſſen, dieſes Schlangenherz. Sch. 5a; 81b; Von dieſen
Tönen umflattert. Tieck N. 5, 233; Seinen [vom Helmbuſch]
umflatterten Helm. V. Il. 6, 495; Der kürzlich noch von
Grazien und Scherzen | umflattert war. W. 3, 3; 29, 232;
Nur von einer koīſchen Tunika umflattert. 18, 72. — Um-
hêr-, intr. (ſein): herumflattern. — Ver-: 1) intr.
(ſein): flatternd verſchwinden, verwehen: Es ver-f. der
Eitelkeit Flimmer. Koſegarten Rh. 2, 347. — 2) refl.: ſich
flatternd verirren: Weh dem Künſtler, der ſeine Hütte ver-
läſſt, um in den akademiſchen Pranggebäuden ſich zu v. G.
31, 18. — 3) tr.: Etwas verflattern machen, flatternd
verbringen: Mein Leben | in ſeinem Sonnenſcheine zu ver-
f. L. Nath. 5, 3. — Vōr-, Wég-, intr. (ſein): ſ.
vor-, wegfliegen. — Zer-, intr. (ſein): auseinander
flatternd ſich verlieren. Weish. 2, 3; Sein Dank .. zer-
flattert, ungehört vom Weiſen, in der Luft. Alxinger D. 217;
Der Zauber der Jmagination zerflattert an den harten Ecken
des Lebens und ſchwindet. Iffland 5, 3, 110; Die Hoffnungen
z. Prutz Woch. 147; Muſ. 2, 278. — Selten tr. — z.
machen: Die ſchnellen Wolken werden | zerflattert durch den
Oſt. SDach (WMüler Bibl. 5, 120). — Zu-, Zurück-:
ſ. Zu-, zurückfliegen u. ä. m.
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