Faksimile 0464 | Seite 456
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flattern um-flattern
Fláttern, intr. (haben und sein):
eig. sich in der Luft mit Geräusch hin und her bewegen, doch tritt oft der Begriff des Geräusches zurück und der des unstetigen Umhergaukelns, der leichtsinnigen Veränderlichkeit hervor: Fledermäuse f.; Vögel f., wenn sie mit heftiger Flügelbewegung fliegen oder zu fliegen suchen (vgl. Flügelflatterschlagen. G. 12, 129); Schmetterlinge [eig., oder übertr., unbeständige Liebhaber etc.] f. von einer Blume zur andern; Da rasselt, da flattert und sträubt es sich, | wie gegen den Falken die Taube. B. 60b; Der Gewänder | f–de Bänder. G. 11, 60; Seine Finger flatterten über den Tasten. 29, 232; Mit f–d | aufgelöstem Haar. Heine Rom. 209; Flatterte ein goldner Aar [Feldzeichen] über einem bunten Zelte. Kinkel E. 40; F–d durch den Äther schweben. Platen 4, 275; Nie steht ihr Mäulchen still, stets f. ihre Blicke. W. 15, 5.
Anm. Mit „sein“ als Hilfszeitw., wenn die Ortsverändrung bez. werden soll, z. B.: Der Vogel hat geflattert [die Flügel geschlagen], ist ins Nest geflattert etc. S. flammen Anm. u. ä. m. Bei Luther u. A. fladdern; Jerem. 51, 27; Ps. 119, 113; Fladdermienen. IP. 22, 26; Auch: Der fladernde Wankelmuth. Spate 2, 25; Fischart B. 272b; Die Fladergeister, so vom Wort weg fladern. Matthesius Luth. 192betc. Vgl.: Fledern, nam. auch Fleder-Maus u. -Wisch, und mundartl.: flaudern, flodern, fludern etc. Stalder u. Schm.; So bauseten und floderten ihm seine Backen. Limpurger Chron. 81; Glieder, die ein kurzes .. Seidenkleidchen .. umflutterte. Heine Reis. 3, 110, vgl.: Dieselben Röcke waren oben um die Brust gemützert und geflützert. Limpurger Chron. 18, und danach Möser Ph. 1, 55; 2, 90 etc. Mhd. flëderen, flodern, vgl. flittern, flirren, auch flackern (s.Auf-f.) und lodern, sämmtlich urspr. wohl Tonw., doch vgl. Feder und Fittich und dazu Schm. 1, 589.
Zsstzg. wie bei fliegen (s. d.), z. B.: Áb-: 1)intr. (sein): Der Vogel, ein Blatt von der Blume ist abgeflattert. Auch: Die Dämmerungsvögel [in der Dämmrung spähende Diener] des Grafen, die in allen Straßen auf und ab flatterten. Musäus M. 2, 139 etc. 2) refl.: sich flatternd abmatten.
Án-: intr. (sein) und tr.: Als Tagschmetterling gegen alle Spiegel anzuflattern. IP. 2, 98; Als die Morgenluft mich wie ein Flügel anflatterte. 22, 59. Āūf-, intr. (sein): 1) flatternd aufsteigen etc.: Schweif und Mähne flatterten hoch in die Luft auf. G. 24, 46; Röhren, aus welchen durchsichtige, bunte Wasserwerke aufflatterten. IP. 41, 51; Wie die grüne Erdendecke in Blumen und Blüthen hoch aufflattert. 22, 121; Platen 2, 6 etc. Auch: Das letzte A. [Aufflackern] eines verlöschenden Lichts. Engel 7, 55. 2) von Blumen, sich flatternd öffnen. Aūs-, intr.
1) (sein): Die Mägde waren ausgeflattert. Gotthelf G. 108, ausgeflogen.
2) (haben): nicht mehr flattern. I. Dúrch-, intr. (sein): hindurch flattern. II. Durch-, tr.: einen Raum flatternd durchmessen, durchfliegen. Empōr-, intr. (sein): aufflattern 1: Die Elster flatterte einen engen Felsenweg empor. Immermann M. 3, 170. Ent-, intr. (sein): Dohlenschwärme entflatterten .. den Hallen. Stahr Jt. 1, 401; Matthisson 223 etc. Er-, tr.: flatternd erreichen. Fórt-, intr. (sein): Viel bunte Flitter flattern fort, | ein Läppchen hier, ein Läppchen dort. Simrock. Hêr-, Hín- etc., intr. (sein): Wann ... wir uns besprachen im Kriegsrath, | redet’ er .. nicht hin-f–de Worte. V. Od. 11, 511; Locken, die nicht herab-f., sondern sich bäumen. Heine Sal. 1, 21; Flugblätter, die in das Getriebe des Tages hinein-f. Danzel L. 90; Sich durch rastloses Herumflattern zu ermüden. W. 23, 68; 13, 31 etc. Nāch-, intr. (sein): Mit n–dem Kleide. Tieck N.4, 107. Nīēder-, intr. (sein): N–de Haare. I. Über-, intr. (sein): hinüber flattern: Neugierde .. will nicht erforschen, sondern ü. vom Unbekannten zum Unbekannten. Zschokke 1, 198. II. Über-, tr.: flatternd über Etwas schweben oder fort gelangen; Etwas flatternd überdecken: Seen, fischreich und überflattert von wildem Geflügel. Gutzkow Zaubr. 1, 292; Die schöne Maas, von bunten Wimpeln lustig überflattert. Kotzebue NSch. 10, 150. I.
Úm-, tr.:
Etwas flatternd umwerfen. II. Um-, tr.: flatternd umgeben, umschwärmen: Sie umflattert kleines | Zeisigvolk. Heine Rom. 218; Furcht, | meinen ahnungsschwangern Sinn u–d. WHumboldt 3, 65; Die Freude der Hölle ... umflattert ihr Auge mit Bildern. Kl. M. 6, 153; Vielleicht umflattert eine Andre, | mein vergessen, dieses Schlangenherz. Sch. 5a; 81b; Von diesen Tönen umflattert. Tieck N. 5, 233; Seinen [vom Helmbusch] umflatterten Helm. V. Il. 6, 495; Der kürzlich noch von Grazien und Scherzen | umflattert war. W. 3, 3; 29, 232; Nur von einer koīschen Tunika umflattert. 18, 72. Umhêr-, intr. (sein): herumflattern. Ver-:
1) intr. (sein): flatternd verschwinden, verwehen: Es ver-f. der Eitelkeit Flimmer. Kosegarten Rh. 2, 347.
2) refl.: sich flatternd verirren: Weh dem Künstler, der seine Hütte verlässt, um in den akademischen Pranggebäuden sich zu v. G. 31, 18.
3) tr.: Etwas verflattern machen, flatternd verbringen: Mein Leben | in seinem Sonnenscheine zu verf. L. Nath. 5, 3. Vōr-, Wég-, intr. (sein): s. vor-, wegfliegen. Zer-, intr. (sein): auseinander flatternd sich verlieren. Weish. 2, 3; Sein Dank .. zerflattert, ungehört vom Weisen, in der Luft. Alxinger D. 217; Der Zauber der Jmagination zerflattert an den harten Ecken des Lebens und schwindet. Iffland 5, 3, 110; Die Hoffnungen z. Prutz Woch. 147; Mus. 2, 278. Selten tr. z. machen: Die schnellen Wolken werden | zerflattert durch den Ost. SDach (WMüler Bibl. 5, 120). Zu-, Zurück-: s. Zu-, zurückfliegen u. ä. m.