Figur
* Figūr (lat.), f.; –en; Figürchen, lein; –en-:
1) die äußere Geſtalt eines Körpers, nam. nach ſeinen
Umriſſen: Faſſt . . von Gaſſe, Haus und Garten | F. und
Lage ins Geſicht. W. 11, 201; Sie hat — übertr. auch:
Sie iſt (ſ. 6) — eine hübſche F. [iſt hübſch gewachſen].
— 2) Math.: ein von Linien begrenzter Raum:
Grad-, krummlinige F. ꝛc.; auch: eine zur Veranſchau-
lichung des zu Beweiſenden ꝛc. dienende Zeichnung.
W. 3, 10 (ſ. 3). — 3) Geſtalten, Zeichnungen und
Bilder, oft inſofern ſie zur Veranſchaulichung einer
Darſtellung durch Worte dienen, z. B.: Ein Buch mit
vielen in den Text eingedruckten Figuren, wohl auch ſcherzh.
in ganz latein. Form: Wie Figura [der Augenſchein]
zeigt ꝛc., aber auch allgm. z. B. in der Damaſtweberei:
Sieht man den Grund dunkel und die F. hell. G. 37, 359;
Zu Kreuzen, Pyramiden und andern Figürchen zurechtge-
ſchnitten. Kohl Irl. 1, 97 ꝛc. Bei vielen Handw. und
Gewerben ſteht dem Glatten das Figurierte (Paſſige),
mit F–en Verſehne gegenüber. — 4) ſo auch z. B. im
Schachſpiel die Steine, weil ſie Verſchiedenes dar-
ſtellen (ſ. 5), Schach-F–en, vgl. dagegen: Dambrett-
ſteine. — Ferner die Bilder im Kartenſpiel, wozu
zuw. noch das Aß und die Zehn gerechnet werden. —
Wappenk.: Alles was ſich außer der Tinktur in den
Sektionen findet. — 5) im engern Sinn in den bil-
denden Künſten F. für menſchliche Geſtalt, Perſon:
Ein prächtiges Stück [Gemälde] . ., worauf, mit F–en in
Lebensgröße, die Wahl des Herkules geſchildert war. W. 15,
38; Die Haupt-, Neben-F–en einer Gruppe; Die F–en
waren auf 9“ berechnet und obgleich zwölf Perſonen ſitzen ..,
daher als Halb- F–en anzuſehen ſind. G. 31, 74; 75;
Die zerbrochenen Figürchen. 20, 69; Gips-, Marmor-,
Wachs-F–en ꝛc. Dazu: Da bekommen die Geſtalten etwas
Wachsfigurenes. Auerbach Ab. 157; SchV. 101
[Wachsfiguren-Artiges]; Nipp-Figürchen, kleine aufden
Nipptiſch zu ſtellen ꝛc. — 6) daher auch ſonſt = Per-
ſon, beſ. in Bezug auf die äußre Geſtalt: Eine kleine F.
humpelt herum. Tieck Nov. 5, 174 ꝛc.; ferner: Wenn die
Haupt-F–en ſich entfernen. G. 15, 151; Die Neben-
F–en eines Schauſpiels ꝛc. — Daher auch: Eine F. ſpie-
len, machen, ſich ſo und ſo darſtellen, z. B.: Ich fürchte
nur, daß wir im Karren eine böſe F. machen können. G. 10,
194; Die alberne F., die ich mache. 14, 42; Die Beſchä-
mung u. ſ. w. ließen mich eine höchſt erbärmliche F. ſpielen.
20, 71; Was für eine F. würden wir in der Geſellſchaft
ſpielen! 34, 216 ꝛc., und im prägnanten Sinn ohne
Artikel: Blondine, die neben den erſten Schönheiten . . noch
F. machen [Etwas vorſtellen] würde. Sch. 185a; Nied-
licher als wohlgeſtaltet, Taille, aber keine F. L. 7, 147 ꝛc.
— 7) Tanzk.: der von den Tänzern beſchriebene
Weg, nach ſeiner beſtimmten Geſtalt: Sie fingen einen
Engliſchen an . .. Als ſie auch in der Reihe die F. mit uns
anfing. G. 14, 26; Es giebt verſchiedene Tanz-F–en:
Kreis- oder Cirkel-, Schlangen-, Diagonal-
F–en ꝛc. (ſ. Düringer 420). — 8) Muſ.: a) Ton-F.,
das an verſch. Stellen mit wechſelnder Modulation
wiederkehrende Stück einer Melodie. — b) die Zer-
gliedrung melodiſcher Hauptnoten in Noten geringern
Werths, wohl wegen der durch die zur Bezeichnung
nothwendigen Linien und Striche auf dem Notenſyſtem
entſtehnden Figuren. — c) Die Chladni’ſchen Klang-
F–en, die regelmäßigen F–en (2), die ſich auf einer mit
feinem Sand beſtreuten Scheibe, wenn ſie zum Tönen
gebracht wird, darſtellen. — 9) Rede-F., Bild, über-
tragner, uneigentlicher Ausdruck, bildliche Darſtellung;
auch die verſchiednen Wendungen, als Formen und Ge-
ſtaltungen der Rede, von den Grammatikern mit be-
ſtimmten Namen bez.: Ohne F. und unverblümt von der
Sache zu reden. B. 136b; Wenn man nicht zu den Eſeln
gehörte; ſo wurden die Ritter [vom Orden zum grünen
Eſel] nach einer abkürzenden Rede-F. benannt. Immermann
M. 1, 200; Es muß der Zinskauf ein F. und Anzeigen ſei,
daß die Welt .. dem Teufel verkauft ſei. Luther 1, 314b;
Nu ſoll ja das alte Teſtament des neuen F. oder Fürbilde
ſein. 6, 322b; Wenn die Ähnlichkeit nur mit wenigen Wor-
ten gleichſam angezeigt wird, ſo heißt die F. eine Metapher;
wird ſie ausgeführt, eine Allegorie. Mendelsſohn 4, 1, 177;
Wobei die ſchöne Klägerin weder Rede-F–en noch Thränen
ſparte. W. 16, 52 ꝛc.
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