Faksimile 0441 | Seite 433
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fernen
Férnen: 1) tr., refl.: Einen, Etwas, ſich f., in
die Ferne bringen, fortſchaffen, gw. ent-f.: Die beſten
Freunde f. ſich von ihm. Sprüche 19, 7; 22, 5; Pred. 3, 5;
Ich wünſchte, von der Erde mich zu f. Baggeſen 5, 233;
Euer Boot, als es heranfuhr, | fernte beide, Fels und Sand-
bank. Freiligrath H. 290; Siehſt ſie durch Thränen, | f–de
Thränen, als wäre ſie nah. G. 10, 303; Gewohnheitspoſſe
nur | fernt euch von Wahrheit u. Natur. 7, 190; Die Fer-
nungen [Fernen der Landſchaft] ſind zu blau. 30, 263;
261; Die Stunde . ., | die mich fernt von meinem Freund.
Hölty 126; Werd’ ich fliehen und vom Erdgewimmel | f.
meinen Pilgerſtab. 166; Der Weltraum ſernt mich weit von
dir. Kl. Od. 2, 251; Seiner Ferſe Klang fernte ſich hinab
am Gebirg. 1, 221; Aus öder Fernung Nebel. Matthiſ-
ſon 234; Sie fernten ſich jetzt in den See auf ein liebliches
Eiland. Sonnenberg D. 1, 315; 334; Von gedrängten
Freunden das ſchlimme Verderben zu f. Stolberg Il. 18, 128;
100; Ajas wollte ſich nie . . . | f., auch nicht ein wenig
vom Telamonier. V. Il. 13, 702; Hor. 1, 72; 121 ꝛc.
2) intr. (haben): Ein Frauenzimmer fernt, ſcheint in der
Ferne ſchön.
Zſſtzg.: Ent-: gw. ſt. des ſeltnern Grundw. 1:
Einen, ſich aus der Stube e.; Sich vom rechten Wege, von
der Wahrheit e. [nicht auf dem Wege, nicht bei der
Wahrheit bleiben]; Jch habe dir gehorcht, ſonſt hätt’ ich
mich | von ihr entfernt, anſtatt mich ihr zu nahen. G. 13,
130 ꝛc. a) nam. im Part.: Entfernt = fern (ſ. d.),
z. B.: Unruhvoll, ob entfernt den lieben Gemahl ſie be-
fragte, | oder genaht ihm küſſte das Haupt. V. Od. 23, 85;
Schweigend ging das einander entfernte [entfremdete] Paar
ſeinen Weg. Immermann M. 4, 148; Entfernte [abwe-
ſende] Freunde; Entfernte [entlegne] Gegenden ꝛc. Auch:
Entfernte [nicht nahe] Verwandte; Eine entfernte [nicht
nahe liegende, geringe] Ähnlichkeit; Nicht den entfernteſten
[gar keinen] Grund dazu haben; Nicht im entfernteſten
[durchaus nicht]; Aber entfernt [bei Weitem] nicht durch-
geführt. Gervinus Sh. 2, 290; Dennoch wollte ſie auch im
entfernteſten Sinne weder Etwas wagen, noch Etwas vor-
nehmen ꝛc. G. 15, 286; Daß der Mann die .. Frau nicht
mehr entfernt leiden konnte. Kerner 388; Ohne ſein entfernteſtes
Wiſſen und Wollen. HvKleiſt Erz. 1, 109 ꝛc. b) dazu:
Entferntheit, f.: So hatten dieſe Bilder für meinen
Vater auch durch ſeine längere Entferntheit von den vorge-
ſtellten Gegenden an Werth gewonnen. G. 20, 144; Dieſe
Unbefangenheit, dieſe gänzliche Entferntheit von allen Künſten
der Koketterie. W. 19, 305; Monatbl. 2, 112a ꝛc.
c) noch häufiger: Entférnung, f.; –en: das Ent-
fernen und das Fern-ſein, der Abſtand: Durch Eiſen-
bahnen und Telegraphen erſcheinen die Entfernungen weit
geringer ꝛc. Um-: tr.: (ungw.) in der Ferne um-
geben: Von Eichen umſchattet und von den braunen Wogen
des Heide-Oceans umfernt. Grube Geogr. 3, 360.