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Felge felgen
Félge, f.; –n: 1) etwas rund Gebognes, nam.:
a) das krumme Holz, woraus der Kreis oder Kranz
eines Rads beſteht. 1. Kön. 7, 33; L. 6, 466ꝛc.; Rad-F.;
im Mühlenb.: Bruſt-F–n, an der Seite des Umfangs
eines Kammrads; Kropf-F–n, die nach dem Mittel-
punkte zu breit ſind, ſo daß ſie da ein Viereck bilden.
b) Hutmach.: ein hölzerner Kranz um den Färbe-
keſſel. c) Fleiſcher: ein Ring zum Aufſpannen
der Darmöffnung beim Wurſtmachen. d) Turnk.:
die fortgeſetzte Bewegung des Leibes um ſeine Breiten-
are, ſ. auch Welle. Jahn Turnk. 70. 2) Landwirth-
ſchaft: die Brache, ſowohl das Brachen als auch der
gebrachte Acker; Nbnf.: Man hatte ſich auf den zähen,
hie und da quelligen rothen Thonfeldern nothgedrungen un-
vorſichtig eingelaſſen; in einer ſolchen Falge mußte zuletzt
auch dem tüchtigen Küchengeſpann die Kraft ausgehen. G. 25,
86 ꝛc. Dazu: Félgen, tr.: 1) ein Rad mit Felgen
verſehen. 2) Bald entdeck’ ich, daß dieſe Wand gefelgt
iſt. Ich klopfe: es klingt hohl. Gutzkow R. 1, 101; Zwei
Fuß breit mit aus gefelgten Rändern. 270, wo nach brief-
licher Mittheilung des Vf. „Felge“ eine Hohlkehle (ſ.
d.) bez. ſoll und „(aus)gefelgt“ alſo: mit Hohl-
kehlen verſehn, vgl. Falz. 3) den Acker brachen,
wenden, zwiebrachen: Um den längſten Tag ward
zum zweitenmal gepflügt oder gefelgt. V. Ländl. 1, 85;
Falgen, das Brachfeld etlichemal umpflügen, um es
mürbe zu machen. Brem. Wörterb.; Falg(n)en, zum zwei-
ten oder dritten Mal pflügen. Schmeller; Falgen, das
Erdreich aufhacken. Stalder.
Anm. Grundbegriff des Umwendens und dadurch des
Krummen, vgl. gr. πoóς (polos), der Pol, Drehungspunkt
und gepflügtes, geſtürztes Land, von πηα (drehe, wende).
Engl. felly, felloe, Radfelge, fallow. Brachacker ꝛc.
Ahd. fëlga in Bed. 1 und „Egge“.