Faksimile 0434 | Seite 426
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feiern
Fēīern: 1) intr. (haben):
von der gw. Arbeit ruhen.
a) allgm., rasten, müßig sein etc.: Sechs Tage sollst du deine Arbeit thun, doch des siebenten Tages sollst du f. 2. Mos. 23, 12; Dann wird das Land f. [brach, ungebaut liegen]. 3, 26, 34 ff.; Die Freude der Pauken feiret [ruht, hat ein Ende]. Jes. 24, 8; So feiert ich doch nicht und wurf dem Bischof einen Reiter nieder. Berlichingen 105; Nun war keines Feirens da, wir mußten fort. 125; Mein Plan ist der Hof und da gilt kein F. G. 9, 248; Wenn ihr an Werktagen feiert. 169; 35, 117; Es thut mir leid, daß Sie inzwischen aus Noth gefeiert haben, indeß meine Tagedieberei willkürlich genug war. G. Sch. 1, 184; Von einer Arbeit f. L. 13, 653, vgl. 5, 317; Weil ich mit der größern Arbeit .. ruhen und f. muß. Luther 5, 43b; Der Teufel feiret nicht. 6, 352a; Ich hab geschafft, ihr habt gefeiert. Roquette Waldm. 20; Nicht lang gefeiert! frisch! die Mauersteine herbei. Sch. 520b; In ewig tiefer Pause | f. alle deine Hoffnungen. 7b; Wenn solche Köpfe f., | wie viel Verlust für meinen Staat. 277b; Alle Brauhäuser feierten. Wilkomm Sag. 1, 234 etc.; vgl. auch die mundartl. Schifferausdr. Schmeller 1, 552, wie: Wind-f., wegen widrigen Windes nicht fahren können etc.
b) bes.: eine Zeit durch Ruhen von der Arbeit und dann allgemein feierlich begehn (s. 2a), auch übertr.: Sie aßen und tranken und feierten. 1. Sam. 30, 16; Was nennen wir f.? Nur Das: von den gewöhnlichen Arbeiten des Lebens ausruhn und den erschlafften Kräften durch Ergötzlichkeiten Spannung und Ton zurückgeben? oder nicht vielmehr: den Blick der Seele zu ihrer Erleuchtung und Vervollkommnung in sich selbst kehren etc. Engel 3, 40; Sanft und f–d liegt die Welt. Freiligrath Garb. 117; Eine f–de schauervolle Stille herrschete durch den Himmel. Geßner 1, 70; 161; Sanfter Strom, der .. f–d hinrollt. H. 16, 128; Schlummerlied, bei dem gleichsam die ganze Natur feiert. R. 7, 18; Feiert! Es flamm’ Anbetung der große, der Sabbat des Bundes! Kl. M. 8, 17; Im f–den [s. 2b] Tone des Liedes. Knebel 1, 5; Da ringsum die Gefilde | in Ruhe f. Schwab 76 etc. 2) tr.:
a) s. 1b: Ein Fest f., feierlich begehn: So feiert froh das allgemeine Fest. G. 6, 24; Feire gleich mit mir | unerwartet unsern Hochzeitsschmaus. 1, 191; Lichtwer 101; Platen 4, 289; V. Od. 1, 226; W. 12, 40 etc.; In dem Glanze | dieses gefeiertsten Tages vor allen Tagen der Feier. Kl. M. 8, 124. Vgl.: Weib und Kind beim Rundgesang | beim Walzer und beim Becherklang | lust-f. unser Glück. Sch. 12b.
b) so auch: Eine Person f., sie durch eine Feier, dann allgm.: sie verherrlichen: Dich feire, was da athmend lebt! Gottschall Göttin 18: Überzeugt von der Nothwendigkeit, den Freund des Fürsten irgendwie f. zu müssen. Gutzkow R. 7, 195; Statt Wodan’s unsichtbarer Gottheit | wurmige Götzen .. f. V. 3, 8. So auch: Der Gefeierte [der Held, dem die Feier gilt]; Glücklich, den All gefeierten bei sich zu haben. Gutzkow R. 8, 74; Eine vielgefeierte Schönheit; O Göttin .., tempelgefeierte. V. Th. 15, 109 etc. Oberd. auch mit Dat. der Pers., huldigen etc.: Vor solchen Ungeheuern | kniet die verführte Welt und lernet Teufeln f. Haller 63; Dir, Unsterblicher, dir feiert die junge Welt. Kosegarten Po. 2, 296, vgl.: Daß Sie mir Ihren Geburtstag f. durch Übersendung köstlicher Naschwaaren. G. Zelt. 1, 203 etc. Schwzr.: Einem f., ihn schonen. Stalder.
Anm. Über den Fortfall eines „e“ in den Formen: ich feiere, du feierst (seltner: feirest) etc., s. Sanders Orth. 94. Dazu: Der Fei(e)rer (1 und 2). Kl. Od. 1, 196; Die Feierung [1a] von aller Arbeit an solchen Tagen. L. 11, 71; Der Feierung [des Koncils] beitreten. 8, 381; Feirig, a. (mund- artl.): arbeits-, dienstlos, s. Weinhold 19b und L. 5, 317 etc. In der„Stelle: Wie kann ich doch solchen elenden Mann .. feiren oder fürchten? Luther 6, 9a liegt wohl nicht die Bed. 2b vor, sondern ein mit fürchten sinnvwdtes Wort, vgl. Fahr II, Anm. S. ferner: Vieren.
Zsstzg. z.B.: Āūs-: bergm.: Die Woche a. müssen, wegen eines Vergehns bis zu Ende der Woche nicht arbeiten dürfen. Be-[2b]: ugw.: Welche sich einander ehren, lieben, b. Garve Cic. Pflichten 210. Durch- [2a]: feiernd durchleben: Du, der mit mir den stillen Ernst dieses Augenblicks durchfeiert. Brachvogel FB. 2, 213. Mít- [2a]: Mitzufeiern meine Hochzeit. Kerner 432. Nāch- [2a]: Den Geburtstag meiner Freundin mit euch im Stillen nachzufeiern. G. 15, 82. Um- [2b]: Eine viel umfeierte Schönheit; Erhebt ihr Haupt die festliche Natur. Umfeiert ist ihr Thron. Tiedge 2, 167. Ver- [1a und 2a]: Die Zeit ver-f., mit Feiern hinbringen. Vōr- [2a]: eine Feier vor dem eig. Fest begehn etc.