Faksimile 0425 | Seite 417
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Gefäß
Ge~fǟß, n., –es; –e; -chen, lein; -: was zum
Faſſen dient: 1) an Degen und ähnlichen Waffen der
Theil, woran man ſie mit der Hand faſſt, der durch
das Stichblatt geſchützte Handgriff: Die Hand am G–e
des Schwertes. V. Od. 11, 531; Säbel- (Hackländer Sold.
Kr. 79), Degen-, Schwert-, Rappier-, Dolch-
G. ꝛc. 2) nam. aber ein Behältnis, inſofern es
Etwas in ſich zu faſſen, als Inhalt in ſich aufzuneh-
men dient. Vgl. das urſpr. gleichbedeutende Faß, das
jetzt aber nur noch eine beſtimmte Art von Gefäß bez.,
ſ. auch Geſchirr, das nam. auch die flacheren, weniger
faſſenden und deßhalb auch eigentl. nicht zum Faſſen
benutzten Geräthe der Wirthſchaft (z. B. Teller ꝛc., die
man nicht füglich Gefäß nennt) mitbegreift: a) zuw.
allgem., wie z. B. G. 20, 231 von dem kaiſerlichen
Staatswagen beim Krönungszuge ſagt: So ſehr wir
auch, als dieſes koſtbare G. mit ſo koſtbarem Inhalt ſich uns
näherte, auf die hohen Perſonen unſere Augen gerichtet hat-
ten; In dem leeren G. [Kirche] die alten Bewohner [Je-
ſuiten] zu ſuchen. G. 23, 25 ꝛc. So ſpricht man
bergm. von den Förder-G–n (Karmarſch 1, 176), als
dem Theil der Fördergeräthe, der die zu fördernden
Mineralien umfaſſt, = der Kaſten des Wagens ꝛc.
So heißen ferner Schiffs-G–e allerlei Fahrzeuge
u. ä. m. (ſ. Anm.). b) hierher gehört auch die
übertr. Bedeutung, wonach eine Perſon ein G. heißt
in Bezug auf einen Inhalt, der ſie erfüllt: Schrecklich
iſt es, deiner [Apollo’s] Wahrheit | ſterbliches G. zu ſein.
Sch. 61b; Der Mann iſt uns ein koſtbares G., | das wicht’ge
Dinge einſchließt. 359a; Ein Frauenzimmer, welches gefiel,
war in ihren Augen .. ein G. und Werkzeug der böſen Gei-
ſter. W. 1, 3, vgl. Röm. 9, 22 ff. c) beſonders aber
gilt G. von Haus- und Wirthſchaftsgeräthen, die zur
Aufnahme nam. von Flüſſigkeiten dienen, zuw. kollek-
tiv wie 4. Moſ. 7, 85; 1. Chron. 29, 14; Sie gleichen
dem Erden-G–e; leicht zerbricht es und ſchwer wird es
von neuem ergänzt. H. 9, 170, gw. aber von den einzel-
nen Geräthen, z. B. 2. Kön. 4, 3 ff.; Weish. 15, 7 ꝛc.;
Langgehälſtes Glas-G–e. G. 2, 211; Durchſichtig ...
wie ein Kryſtall-G. mit ſeinem Inhalt. 10, 223; Gold-,
Silber-, Zinn-, Holz-G. ꝛc.; nach dem Inhalt,
wofür ſie beſtimmt ſind: Milch-, Waſſer- (ſ. d),
Wein-G. ꝛc.; nach dem Ort, wo ſie gebraucht wer-
den: Kirchen-, Küchen-, Tiſch-G. ꝛc.; nach dem
Zweck der Benutzung: Es hing ihm an der Seiten | ein
Trink-G. von Bux. Uhland 4, 424; Brau-, Brenn-
G., zum Brauen, Branntweinbrennen dienend; Waſch-
G. (Mendelsſohn Pſ. 108, 10); ſo auch: Hand-G.
Schaidenraißer 2b, vgl. Handfaß ꝛc. d) ähnlich auch
von gewiſſen Behältniſſen in Pflanzen- und thieriſchen
Körpern, z. B. bei Pflanzen Staub-G–e, die Staub-
fäden mit den den Blumenſtaub enthaltenden
Staubbeuteln, Stamina; Honig-G–e, Nectaria;
Luft-G–e der Pflanzen, Kanäle zur Aufnahme und
Vertheilung der Luft, Tracheac ꝛc., nam. aber heißen
ſo in ihrer Geſammtheit G.-Syſtem die Röhren
zur Cirkulation von Flüſſigkeiten, nach deren Verſchie-
denheit man z. B. Blut-, Lymph- oder Waſſer-,
Milch-, Saft-G–e ꝛc. unterſcheidet. Hierher gehören
auch die Bez. Kapillar- od. Haar-, Haarröhrchen-
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G–e des thieriſchen; Spiral- und Schlauch-G–e
des Pflanzenkörpers (z. B. G. 36, 39 ff.) ꝛc.
Anm. G. in veralt. und mundartl. Anwendungen z. B.
= Segel. Apoſtelg. 27, 17; = Lafette der Kanonen (2a).
Fronsperg Kriegsr. 15a; = Einband eines Buchs. Stalder.