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fassen Um-Fassen Um-Fassen Unter-Fassen Un-Fassen
Fássen, tr.:
1) eig. Etwas in ein Faß, Gefäß, Behälter füllen, z.B.: Most in Schläuche. Matth. 9, 17; Thränen in einen Sack. Ps. 56, 9; Bier. Karmarsch 1, 223; Wein. W. HorBr. 1, 99; Wasser in ein Sieb. Lichtwer 252; Haber in die Säcke. Hebel 3, 295; Korn f. Gotthelf Sch. 56; Stumpf 392b; Ein Venetianer Mast, | der ... Wasser hier neben Cyperwein gefasst. Uhland 487; Bienen in einen Korb f., s. auch Leersaß etc.; Bricht der süßen Frucht, soviel in seine Taschen sich f. ließ. W. 20, 198. Ungw.: Milch in einer Schale f. Tieck NovKr. 2, 306.
2) Etwas in eine die Seiten begrenzende Umschließung bringen: Ein Bild in einen Rahmen, ein Brillenglas, eine Scheibe in Blei. Lewald W. 3, 2; Edelsteine f.; Eine Person verdient in Gold gefasst zn werden etc.; Einen Bach f., um ihn auf die Mühle zu leiten. G. 1, 165; bergm.: Einen Stollen f., auszimmern; mundartl.: Ein Buch f., ein-f. = einbinden. Stalder.
3) s. 1: Raum für Etwas gewähren, es in sich aufnehmen der Möglichkeit nach oder (zuw.) in Wirklichkeit, doch dann mit Bezug auf einen best. Zeitpunkt, während „halten“ (s. d. 4 und enthalten) auch abgesehn von jeder best. Zeit aufden wirklichen Inhalt sich bezieht (von Beiden ist das Pass. ugw.): Ein Scheffel hält 16 Metzen, vgl. 2. Chron. 4, 5; Das weite Rheims fasst nicht die Zahl der Gäste. Sch. 474a; Jch habe ein enges Herz, Liebe zu Ihnen und dem Himmel kann es nicht zugleich f. Leisewitz Jul. 35; Des Wüthrichs Schloß mit Allem, was es in sich fasst, aufgebrannt. Klinger F. 203 etc.; Vollbracht, was keine Worte f. [auszudrücken fähig sind]. Chamisso 4, 147.
4) Etwas, Einen f., ergreisen, packen, auch hier (s. 1) von dem dauernden „Halten“, als dem fortgesetzten F. versch.: Etwas mit den Händen, Zähnen, Klauen f.; Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. G. 1, 146; 13, 175; 5, 8; Was der Teutsche einmal gefasst hat, davon lässt er nicht ab. Klinger F. 51; Mein Nachbar weiß den Aal ganz anders zu f. L. 10, 116, die Sache anders anzufassen etc. Man unterscheide (vergl. Herrig 15, 61): Ich fasse wohin? in dein Haar, dir ins Haar, in den Kragen; Jch fasse dich wo? beim Haar, beim Kragen (übertr. Gutzkow 3, 302), bei der Hand. Platen 4, 278, an der [d. i. an deiner] Hand. V. Od. 3, 37, bei der Nase. G. 19, 89, unterm Arm. Gutzkow R. 5, 29 etc.; Ich fasse dich [bringe dich fassend] wohin? án die [d. i. an meine] Hand, unter den Arm, in die Arme [schließe dich]. Sch. 346b etc. An 1—4 schließen sich Übertr., nam.:
5) (s. 4), insofern die Handhabe (G. 20, 196), Das, woran man Einen zu halten sucht, unkörperlich ist: Einen bei seinem Wort, Versprechen, bei einer Schwäche f.; Hochmuth ist’s, woran der Höllengeist die Menschen fasst. Sch. 449b; Wenn Sie mich so f. [mir höflich begegnen]. 712b.
6) (s. 4) mit sachlichem oder abstraktem, gleichsam personificiertem Subj. (s: ergreifen): Des Gatten denke, den das scharfe Schwert, | der Kinder, die des Hauses Flamme tobend fasst. G. 6, 304; Die Elemente f. sich [einander], die tobenden. 306; Chamisso 4, 54 etc.; Ein Graun (3, 21), eine Schauer (G. 11, 14), bleiches Entsetzen fasst Einên. V. Od. 12, 243 etc., auch) unpers.: Es faßte mich mit wollustvollem Grauen. Sch. 46a.
7) insofern das Obj. nicht ein körperlich Greifbares, sondern ein durch die Sinne oder geistig zu Er- und Begreifendes ist (vgl. handgreiflich). Der Fassende kann dabei theils (s. 1) gleichsam das Gefäß sein, welches Mitgetheiltes in sich aufnimmt, theils (s. 4) selbstthätig Etwas zu ergreifen streben:
a) Eine Form, die . .. nicht mit Händen gegriffen, die gefühlt sein will. Unser Kopf muß übersehen, was ein andrer Kopf f. kann. G. 31, 15; Daß ihr tiefsinnig fasst, | was in des Menschen Hirn nicht passt. 11, 79; Sollt ihr’s mit Händen greifen und f. Sch. 328a; 358b etc.
b) Eine Rede zu Ohren. 2. Mos. 15, 26; Zu Herzen und in die Seele f. 5. Mos. 11, 18 etc.; Den Gesang wohl f. [hören]. Ramler F. 2, 289; Der Sinn ergreift und denkt sich ’was .. Ein flüchtig Bild, es ist gefasst, | allein es lässt sich nicht erhalten. G. 3, 75.
c) Ein Ziel ins Auge, aufs Korn (s. d.) f., um es zu treffen: Ihr habt mich gut ge fasst [schießend getroffen]. Chamisso 4, 127.
8) (s. 1) Etwas f., in eine bestimmte Form, nam. auch der Darstellung, bringen (vgl. 13; ab- u. ver-f.): Die Ferne schien in Formen sich zu f. | Jch sah. den blauen Nebel halb zerronnen | und halb erstarren zu begrenzten Massen. Chamisso 4, 29; Hübsch ist das Regiment gefasst [in Ordnung]. Waldis Ps. 133, 1; Die höchste Weisheit in Fabeln gefasst. Matthesius Luth. 98b; In klare Worte fassen deine Meinung. Sch. 438; G. 2, 118 etc.; Etwas in kurze Worte fassen, zusammen-f.; Es (Hebel 3, 149), seinen Gedanken, sich kurz f.; Ein langes Unglück sprachest kurzgefasst du aus. WHumboldt 3, 54; Etwas in Eins f. G. 6, 30, zusammen-f., es ver- einigen. 9) vielleicht gehört zu 8 auch: Einen Beschluß, Rathschluß (Sch. 492b) f., dazu kommen, Etwas beschließen. Daran reihen sich ähnl. Ausdrücke, worin das Obj. etwas noch nicht Vorhandnes, sondern erst durch das Fassen Entstehendes, Werdendes bez., z. B.: Entschlüsse (G. 13, 106), Vorsätze, Anschläge, eine Ansicht (Lewald W. 1, 266), Meinung, Zuneigung, Liebe zu Einem, Abneigung, Haß gegen Einen, Argwohn (Luther 6, 5a) f. etc.; auch: Muth, sich ein Herz f. (Rückert Rost. 50a) etc.; doch vgl.: Das Herz in die Hände nehmen. Uhland 45, und: Das Herz entfällt Einem etc. 10) (s. 1 und 8): Die Seele mit Geduld f. Luk. 21, 19, gw.: Sich f. = sich zusammenehmen, Ggstz.: außer sich gerathen, also: bei sich, ruhig und besonnen sein, namentl. bei etwas Schlimmem, das Einen betroffen hat oder bedroht, z. B.: Wenn ich mich bedenk’ und fasse. G. 1, 48; 13, 177; Sch. 358a u. o., selten mit Genit.: Ehe sich B. noch dieses für ihn so beschämenden Befehls f. konnte. König Jer. 2, 176 etc. Ferner: Das Wetter, das in den ersten Tagen meist Regen brachte, hatte sich gefasst und versprach beständig zu bleiben. Mörike N. 482.
a) bes. oft das Part.: Gefasst = ruhig, besonnen, auf etwas Bevorstehndes vorbereitet, früher allgem. = gerüstet, versehn mit Etwas. Schmeller, und vgl. ver-f. 1 und 4, wie auch Stalder 1, 356; Auf einen Gast g. Chamisso 3, 227; G., mein Schicksal zu vernehmen. 4, 251; Man war auf das Äußerste g. Droysen Y. 1, 277; Mache dich auf etwas Un- angenehmes g. G. 20, 252; Eh ich g–er bin. 13, 157; Der g–e Blick. Heinse A. 2, 75; So bin ich zu Allem sehr g. L. 12, 425; Ein Auftritt, .., auf den das weise Paar sich nicht g. gehalten. W. 3, 38 u. o. Ungew. von einer thätigen Vorbereitung gegen einen Andern: Ihn zu ermorden, g. V. Od. 4, 823. Dazu: Mehr Gefasstheit und Ruhe. G. 31, 262; Den Anblick der Ruhe und ernsten G–heit. Auerbach Tag. 148; Danzel 207; Keller gH. 3, 46, gw. Fassung (s. 3). 11) refl.: s. 8 und 10; ferner (s. Sich): Etwas fasst sich, lässt sich f. = ist zu fassen: Wie glänzt das Gefäß! O wie fasst es sich schlank! [4]. G. 10, 289; Dieser Edelstein fasst [2] sich schlecht; Solche Beschlüsse f. sich [9] nicht leicht etc. Versch.: Die Knaben f. sich [= einander] ringend etc. 12) ohne Obj., also scheinbar intr.; z. B. werden Hunde gehetzt mit dem Ruf: Faß! [4 = beiß, pack an!]; Der Knabe fasst [7a] leicht; Der erste Nagel fasst [dringt ein, sitzt fest]. Chamiso 4, 147; Weil seine Oberfläche rauh ist und die Nägel der Bergschuhe leicht darauf f. Kohl Alp. 1, 48; mit ähnl. Sinn: Hier faß ich Fuß. G. 12, 82; Auf jedem Vorsprung f. Fichten Wurzel. 14, 177 etc., was zu erklären sein dürfte: den Fuß setzen, so daß er fasst etc., vgl. noch: Das will aber doch nirgend [Platz] greifen und [Wurzel] f. G. 3, 123. 13) dazu: Fässung, f.; –en:
a) o. Mz., das Fassen z. B.: Die F. des Biers [1]; eines Bilds, Edelsteins, Stollens [2]; eines Vorsatzes [9] etc.
b) wie Ein-F. (s. einfassen), Das, worin Etwas gefasst ist.
c) [8] die dem Inhalt einer Schrift gegebne Darstellungsform: Je weniger sie gegen das Werk selbst vorbringen konnten, desto mehr mäkelten sie an der F. etc., nam. auch prägnant = die knappe Form: Aus dem formlosen Schweifen sich zusammenziehen und die Bildungsgabe, die ihm angeboren war, mit kunstgemäßer F. benutzen. G. 22, 189.
d) [10] der Zustand, in dem Jemands Gemüth sich befindet (vgl. ver-f. 4 und 5): Doch that er seiner F. [Gemüthsstimmung] viel Gewalt. Schlegel Haml. 3, 1; Die der Seelen-F. analogen Veränderungen. Engel 7, 201, und prägnant der Zustand Dessen, der sich zusammennimmt, Gefasstheit [10a]: Zerstreutes Wesen führt uns nicht zum Ziel, | erst müssen wir in F. uns versühnen. G. 12, 20; Meine Wanderjahre mit mehr F. und Stätigkeit zu vollenden. 18, 274; Weisere F. | ziemet dem Alter. Sch. 490b; Bist du deiner F. auch gewiß? | wirst du’s vermögen, ruhigen Gesichts | vor diesen Mann zu treten? 358a; 377b etc. Sehr oft: Die F. verlieren, aus der F. kommen, Einen aus der F. bringen; seltner: Ohne sich aus der F. zu geben [bringen zu lassen]. G. 19, 195 etc. Vgl. auch Be-f. 3; Ver-f. 5; Schmeller 1, 569 etc.
Anm. Vom selben Stamm mit fangen, s. d. u. Zsstzg., auch Futter, vgl. ahd. fazza, Gebund, fazon, packen, beladen etc. Graff 3, 732, vgl. Schmeller 1, 569. Nbnf. im Präs.: Du, er fässt, z. B.: Ihn fässt es. Droysen Ar. 1, 398.
Zsstzg. (vgl. die von fangen), z. B.: Áb-:
1) [1] Bier a.: kaufm.: Waaren a., sie in bestimmten Quantitäten im Voraus abwägen und einpacken; weidm.: Eine Leine a.; abwickeln; Verbrecher a., sie fassen u. abführen. Scherr Pr. 145 etc.; s. auch Face.
2) [9]: Um Dem zuvorzukommen, | hab ich’s mit schleuniger Entschließung so | mir abgefasst [festgesetzt]. Schlegel Haml. 3, 1.
3) [8]: Etwas a., einen gegebnen Inhalt unselbständig und abhängig anordnen und formulieren, im Ggstz. von Ver-f., das auch das freie und selbständige Ausarbeiten bez.; Abfass-er, -ung. Án- [4]: angreifen, anpacken, eigentl. mit den Händen, Zähnen etc.: Daß man sie wegen ihrer Unreinlichkeit mit keiner Zange hätte a. sollen. Stilling 3, 10; Das Tuch bei allen vier Zipfeln, die Sache am andern, beim rechten Ende, einmal anders a.; Etwas oder Einen hart, unsanft a.; Den Schuldner a., zur Bezahlung anhalten; Alles mit Glacéhandschuhen a., säuberlich, rücksichtsvoll etc.; Jch fasse Alles noch stramm mit an [schaffe, arbeite mit]. Immermann M. 3, 33; Der Rettende fasst an und klügelt nicht. G. 13, 306; ferner [5]: Wir fassen ein Gesetz begierig an [brauchen es als Handhabe], | das unsrer Leidenschaft zur Waffe dient. 75 etc.; auch refl.: Meine Hände fassen [fühlen] sich härter an als einst. Gutzkow R. 9, 454; nam. aber auch übertr. [6] = packen, ergreifen: Ein Schauer (G. 11, 22); Der Menschheit ganzer Jammer (198); Die Erinnrung (8, 110) fasst mich an; Wie scharf der Trompete Schmettern Ohr und Eingeweid | zerreißend anfasst. 12, 186; Bei diesem herz-a–den Anblick. Musäus M. 1, 44 etc.; ferner [12]: Wenn der Trost nimmer recht an den geschlagnen Gemüthern a. [haften wurzeln] wollte Hebel 3, 30. Perlen a. [2], an eine Schnur anreihn, u. so übertr.: Was auch sich sucht und flieht, sich liebt und hasst, | Eins wird vom Andern schicklich angefasst. G. 6, 435, sich an ein- ander reihend. Āūf-: fassen u. aufnehmen, z. B.: Wenn der Trank zureichend gegoren, fasset man ihn auf [1]. Strals. Kochb. 2, 14; Das Wasser klatscht herab, von einem großen Becken | aus Jaspis aufgefasst. W. 12, 284; Daß ich hiemit kein falsches Ende [des Fadens] aufgefasst [4]. L. 11, 504; Fasst alle Schwerter auf [ergreift sie]. Sch. 169a; Ich will ... a. [auffangen] für dich jeden Tropfen aus dem Becher der Freude. 184a; Er fasst Amanden auf [fasst und hebt, trägt sie] | und flieht mit ihr dahin. W. 20, 190; 11, 235; Der Fürsten, die .. in ihrer hohen Thaten unbedingten Kreis | auch uns, mit Vaterarmen, gütig aufgefasst [aufgenommen]. G. 6, 344; Empfangt mich dann, ihr Wellen, fasst mich auf! 13, 342; Deßhalb suchen sie einen Hauptmann ... und sie haben mich aufgefasst [milder als: aufgegriffen = mich, den ihnen Aufgestoßnen, gefasst] und angesprochen. 35, 116; Unaufgefasste [nicht auf eine Schnur gereihte] Perlen. H. Rel. 7, 77 etc. Namentl. aber: etwas Mitgetheiltes, Gegebnes, Vorhandnes geistig fassend [7] in sich aufnehmen, besonders mit Rücksicht darauf, wie man es in sich aufnimmt und sich aneignet: Ein richtiges Apercü a. G. 39, 203; Eine ins Leben eingreifende Handlung zum Text geistreicher Gespräche a. 27, 171; Poetisch frei fassen sie die Welt und Schönheit an und auf. IP. 41, 62; Das Buch ist von einem Franzosen deutsch aufgefasst und französisch abgefasst. Rahel 1, 417 etc. So auch: Ein Herz, das sie nach ihrer Auf- fassung auf dem Wege der Verdammnis sah. Gutzkow R. 2, 151; Meine Lebens-Auffassungen, wie ich sie mir nun einmal gebildet habe. 4, 307 etc. Āūs-: selten: Bier a. [1], aus dem Faß zapfen etc. Be-:
1) tr.: veraltend: Etwas in sich begreifen, umfassen: Angefangne Plane, wenn sie zu viel-b–d waren. Engel 7, 14; Das Weltall zerfällt, in unendliche, immer von größern Welten wieder befaßte Welten. Novalis 1, 167; Wie die Sonne .die verschiedenen Materien in sich vereinigt befasset. IP. 17, 119; Unter dem Namen Orpheus b. die Griechen die ältesten Entwilderer ihrer Nation. W. 5, 150.
2) retl. sich mit Einem, mit Etwas b. = sich damit abgeben, bemengen, sich auf oder in Etwas einlassen: Wer will sich mit den Narr’n b.? G. 11, 109; Sie sollten sich mit solchen Händeln nicht b. 20, 203 etc.
3) zuweilen auch: Daß dies zu Goethe’s Befassung mit der dortigen. Welt nicht ganz gestimmt. Schöll, s. G. Stein 3, 300; bei L. 10, 199 auch: Sich in einer Befassung [Stimmung des Gemüths etc.] fühlen. Durch-: fassend durchdringen selten: Gott, du mir so fern und nah, | andringend mir in meinem Innersten, | d–d mich. H. 16, 97. Eīn-:
1) sehr häufig = fassen [1, 2 und 8], z. B.: Wenn der eingefaßte [Bienen-] Schwarm wieder entfliegt. V. Georg. 250; Mit waldbedeckten Hügeln eingefasst. Forster R. 1, 203; Immermann M. 1, 295; Den Liebetraut mag der Bischof in Gold e. G. 9, 48; Platen 7, 83; Das allgemeiner Gedachte ins Engere der Persönlichkeit e. G. 18, 276; zuw. auch: Unmöglich wär’s, die Flüchtigen einzufassen. 12, 60 = sie fassend anzuhalten und einzuziehn. 2) Einfassung, das Einfassen, auch Das, womit Etwas eingefasst wird: Auf der E. des Börnleins. Kinkel Erz.421; Zur E. so herrlicher Gedankenbilder dienen. HVoß JP. 70; Grüne Beet-E–en umschließen fremde Gewächse. G. 23, 297; Den Schnörkeln aller Altar-E–en. 31, 19 etc. Er-: Etwas fassend erreichen, erlangen, verstärktes fassen: Führ ihn, kannst du ihn e., | auf deinem Wege mit herab. G. 11, 16; Sie hatte den Drücker erfasst. Gutzkow R. 6, 177; Als er wieder Boden erfasst [12]. Hebel 3, 361; Die nächsten Äste viel zu hoch, sie zu e. Musäus M. 1, 30; So mußer kecke. [angreifen] die arge, böse Welt. Uhland 56 etc.; auch: Entsetzen hat ihn erfasst. Chamisso 4, 175; 3, 191; 254 u. o.; Dem Schmerzerfaßten. 4, 134 etc. Hêr-, Hin-: nach Etwas etc. I.
Um-: fassend umgeben, allseitig in sich schließen, umschließen, umschlingen, umfangen, umarmen:
Umfaßte mit ihrer | Linken seine Kniee. B. 192a; Laß den Kolossen | um-f. eine halbe Welt. Chamisso 4, 57; Dieselben Mauern um-f. nach des Landes Rath. 77; Die Moresken .., die jedes Bild umfaßten. Freiligrath 1, 176; Als das .. Netz im rechten Moment sie umfaßte, | rasch die Verschlungnen umschlang. G. 1, 239; Sie hielten ein- ander umfasst; wer das Andere zuerst ergriffen, wäre nicht zu unterscheiden gewesen. 15, 104; Der Geschichtschreiber umfasst alle Fäden irdischen Wirkens. WHumboldt 1, 3; In entschlossenem U. [Ergreifen] des Unvermeidlichen. 3, 8; Zum ersten Mal .. umfass’ ich meines Glückes Fülle ganz. Sch. 492; Lautaufweinend umfasst sie das Haupt des .. Sohns. Stolberg Il. 18, 70 etc. So auch: Bei deinem trauten Arm-U. [Umarmen]. Jacobi Ir. 3, 149 und im Part. = von weitem Umfang, Viel in sich schließend: U–de Unternehmung. Danzel 330; U–des Studium. 416; Den weit u–dsten Übeln. L. 10, 277 etc.; So all- u–d und so konsequent durchgeführt. Fichte Nic. 12. So auch: Der All- Umfasser, | der All-Erhalter, | fasst und erhält er nicht | dich, mich, sich selbst? G. 11, 150; Gier’ger All-Umfasser. Chamisso 4, 187. II.
Um-: 1) zuweilen statt I:
Mit müder Umarmung | fasst er ihn um. Kl. M.
2) gw. = anders fassen [2]: Daß sie ihn [den Edelstein] habe um-f. lassen. G. 29, 38; Der Brillantschmuck soll umgefasst werden. I.
Unter-: Einen, Etwas unter-f., von unten fassend unterstützen, auch:
Gegen Abend faßte sie mich unter [untern Arm]. Lewald Ferd. 1, 35. II.
Un- ter-:
Einen von unten fassen, um ihn umzuwerfen: Als der wilde Mann schon unterfasst, der Pallasch ihm aus der Hand entwunden war. Alexis Dor. 1, Kap. 10. Ver-:
1) eig., verstärktes fassen, zuw. mit dem Nebenbegriff der Verbindung, des Vereinigens, z. B.: Das zweite Faß Jovis, in dem nichts Gutes verfasst [1] oder zu finden. Weidner 131; Daß man sie verfasst [2] für Diamante halten sollte. L. 11, 243 (vgl. 3) etc. So auch (Bauk.) heißt es von den Haupthölzern, daß sie die Ständer, über denen sie liegen, zusammen ver-f. [verbinden] und bibl.: Daß alle Dinge zusammen unter ein Haupt verfasset [vereinigt] würden in Christo. Ephes. 1, 10; Da er die Tiefen mit seinem Ziel verfassete [in ihre Grenzen schloß]. Spr. 8, 27; Das wird in diesem Wort verfasset [begriffen, liegt darin]. Röm. 13, 9; Luther 5, 9b und so auch noch: In diesen fünfDefinitionen ist die ganze newtonische Lehre verfasst. G. 39, 257. Doch ist in dieser Allgemeinheit das Wort veralt. oder doch veraltend, ebenso wie: ver-f. = mit Etwas versehen, ausrüsten, s. Schm. und z. B.: Welches Schloß .. befestigt und zur Wehr noch baß verfasst ist. Stumpf 391b (s. 4).
2) allgm. üblich aber ist ver-f. noch von der Anordnung und Darstellung eines Stoffs in einer Schrift, einem Schriftwerk, zumal von der freien und selbständigen Ausarbeitung, im Ggstz. des Abfassens (s. d.): Ein Werk ver-f.; Alle meine Handlung in Schriften zu ver-f. Berlichingen 248; Jene ausführliche, in ihre Seele verfaßte Schilderung. G. 21 152 etc.; doch auch: [Ich] verfaßte [faßte ab] das Verhör, wie sich’s gehört. Chamisso 4, 26. vgl. Dan. 7, 1 etc. (s. 6).
3) zuw. auch: einen Edelstein etc. schlecht fassen: Der Diamant ist verfasst, durch die Fassung entstellt etc. (vgl. 1).
4) Zu dem am Schluß von 1 erwähnten „mit Etwas verfasst [versehen] sein“ gehört auch der jetzt veralt. subst. Inf., eig. das Gerüstet-, das Vorbereitet-sein auf Etwas, dann allgm.: der Zustand, worin man oder Etwas fich befindet, wie Etwas eingerichtet ist, die Lage, Gemüthsstimmung etc., z. B. in Burmann’s Fabeln (1773): ūberhaupt herrscht hier ein trauriges V. 16; Seines Herzens Hälfte zu verlassen, | war ihm das traurigste V. 28; Bei so zärtlichem V. | muß jede Frau das Schlafen bleiben lassen. 111; Nun setzt er sich erst recht ins suchende V. [fängt erst recht an, zu suchen]. 161 etc.
5) Statt V. (4) Verfässung, f.; –en, z. B. bei Adelung: Sich auf einen Krieg in gute Vsetzen [rüsten]; Den Feind in schlechter V. antreffen; Sich zu einem Bau in V. setzen; Außer aller V. zu Etwas sein; Man muß ihm wegen seiner jetzigen V. [Lage] sehr liebreich nachsehen etc. Auch: Mehre Tage hindurch in einer leeren V. [nüchtern] zu bleiben. Immermann M. 2, 275; Daß ich ganz aus der V. [Fassung] kam. Keler gH. 2, 234; So verführerisch, daß es nicht möglich war, sich in V. gegen ihn zu setzen. W. 3, 73. Doch dürfen auch diese Anwendungen als veralt. und mundartl. gelten; allgm. üblich aber ist V. zur Bez. der Stimmung, worin sich das Gemüth in einer Lage befindet: V–en, wie meine, wollen | geschmeichelt sein. Sch. 301b; In dieser Gemüths- V. W. 5, 8; 9, 25 etc. und nam. wie Konstitution (s. d.) vonder gesetzlichen Anordnung und Einrichtung, wodurch die Form einer bürgerlichen Gesellschaft und das Verhältnis der Mitglieder zum Ganzen und ihre Rechte festgesetzt sind: Den Eid auf die V. [das Staats-Grundgesetz] leisten; Die V. verletzen etc.; Von einer freien ländlichen Gemeinde-V. kaum eine Spur. Auerbach Tag. 42; Eine Grille der alten Lehns-V. Kant Buchm. 12; Landes-, Kreis-, Staats-V. etc.
6) (Zu 2) Verfásser, m., –s; uv.; -in, f.; –nen: Der V., die V–in dieser Schrift, dieses Werks etc., auch ohne ausgedrückten Gen. = Autor. Dazu: Die Verfasserschaft. Danzel 190 u. ö. = Urheberschaft in Bezug auf ein Schriftwerk. Vōr-: Etwas früher, vorher in sich aufnehmen: Die Nähe des schönen Kindes mußte wohl in der Seele des jungen Mannes, der noch keine natürliche oder künstlerische Physiognomie vorgefasst hatte, einen so lebhaften Eindruck machen. G. 15, 166, nam. aber im Part. von Meinungen, Ansichten etc., die man fasst und sich bildet, ehe man den Ggstd. derselben erkannt hat, vgl. Vorurtheil: Neigung oder Abneigung, vorgefaßte Meinung der Kommissarien. G. 39, 230; 297; Nicht aus Kindern .. etwas Vorgefaßtes zu machen, sondern das Vorbestimmte werden zu lassen. König Kl. 1, 271; seltner: Ich will nicht vor-f. [voreilig urtheilen]. Hippel (Campe). Zusámmen-: Etwas durch Fassen zusammenbringen, ver- einigen [8]: In wenig Worte das Wichtigste z. Alxinger D. 37; Schwer, die Summe von Gefühlen zusammenzufassen. Burmeister gB. 2, 186; So kann ich wohl in der Zeichensprache mich kürzlich z. G. 15, 45; Nach vielen Punkten hinzuwirken, damit man sie in einem Brennpunkte .. zusammengefasst erkenne. 18, 341; Mein Zirk ist sehr enge zusammengefasst [2; begrenzt]. Knebel 3, 77; So zertrennte Stücke in ein raumerfüllendes Ganze z. L. 11, 143; Die zum kühnsten Wagnis sich z–de [zusammen-raffende, -nehmende] Entschlossenheit. Stahr Jahr. 1, 380 etc.