Fass
Fáſs, n., –es; Fäſſer; Fäßchen, lein; -: 1) ver-
alt., allgm. ſtatt Gefäß (ſ. d.), z. B. ein vom Töpfer
geſertigtes. Röm. 9, 21 ꝛc. (ſ. Gudrun 308 v. 2). So
nur noch üblich in mehrern Zſſtzg. (ſ. d.). — Bibl.
auch übertr. für den Leib. 1. Theſſ. 4, 4, vgl. Luther 6,
353b: Euere Leib und Gliedmaßen, darin die Seele als in
einem F. behalten wird und lebt, — und ſchon ahd.: Die
Seele muß räumen das F. (ſ. Graff 3, 728 ff.). — 2) gw.
ein aus Dauben mittels Reifen zuſammengeſetztes höl-
zernes in der Mitte bauchiges Gefäß mit einem Boden,
vgl. Tonne: Der Böttger bindet Fäſſer; Der Wein, das
Bier ſchmeckt nach dem F. ꝛc. Sprchw.: Dem F. den Boden
(ſ. d.) ausſtoßen; Ein Loch im F.! [Etwas das unſern
Plan ꝛc. ſtört oder zerſtört]. Sch. 159a; Etwas in ein F.
ohne Boden, ins F. der Danaīden (W. 12, 38) gießen, füllen;
Es iſt noch nicht im F., worin es gären ſoll [vor der Er-
reichung des Ziels noch vielen Schwierigkeiten unter-
worfen, woran es ſcheitern kann]; Er hat noch Etwas
bei mir im F. [einen Schinken im Salz, — die Vergel-
tung für ein von ihm gegen mich begangnes Unrecht ꝛc.
bleibt ihm noch vorbehalten]; Das geht aus einem andern
F. [aus anderm Ton], ſ. Schm.; Nicht aus einem hohlen
F. (vgl. Hafen) ſprechen [nicht ohne Grund, mit leeren
Reden, Drohungen ꝛc.] ꝛc. — a) übertr.: eine dicke
Perſon, z. B.: Das dicke F., die Kirchenbäuerin. Auerbach
Leb. 1, 71; Es war ein F., — nun iſt’s ein Span [eine
dünne, ſchmächtige Perſon]. G. 12, 9, vgl.: Still, altes
Wein-F.! 11, 96; Der Eine war ihr zu dick. „Das Wein-
F.!“ ſprach ſie. Grimm M. 169; ſo auch: Bier-F. — b)
als ein beſt. — doch aber nach Zeit und Ort verſch. —
Maß für Flüſſigkeiten und trockne Dinge, mit uv. Mz.:
Seine 10 F. Bleichert. vHorn rhD. 2, 18; Zwei F. und eine
Tonne Bier. Lichtenberg 5, 338; Das F. Salz wiegt 450
Pfund, das Fäßlein 150 Pfund. Schm. — c) F., Wein-F.,
eine zu den ſ. g. Bauchhörnern oder Tonnen gehörige
Schnecke, Buccinium dolium: Fäßchen, eine kleine
Mondſchnecke, Turbo muscorum, T. uva ꝛc.
Anm. Wie Gefäß von faſſen, das einen Inhalt in ſich
Faſſende. Veralt., mundartl. Mz. (vgl. 2b) Faſſe, z. B. Hiob
32, 19; Es reime ſich nicht, daß man Moſt in alte Schläuche
faſſe, ſondern neuer Wein und neue Faſſe .. gehören zuſammen.
Luther 6, 477a u. o. — Die Verkl. auch oft (kaufm.): Ein
Fäſſel.
Zſſtzg. unerſchöpflich nach der verſch. Art der Be-
nutzung. Man unterſch.: Ein F. Bier [2b], die in
einem F. enthaltne Maſſe (auch wenn ſie ſich nicht in
einem F. befindet: In den Braukeſſel gehn drei F. Bier)
und ein Bier-F., ein zur Aufnahme von Bier beſt. F.,
es ſei nun gefüllt oder nicht. Ahnlich auch: Brant-
wein-, Eſſig-, Hering-, Öl-, Pulver-, Waſ-
ſer-, Wein-F. ꝛc., ſ. auch 2a, ferner z. B.: Báck-
[1]: veralt. ſt. Backtrog. — Bǟūch-: zum Bäuchen
der Wäſche, auf hohen Füßen ſtehend. — Blétz-: in
den Kupferhämmern zum Ablöſchen der harten Stücke;
bei den Kupferſchmieden das Faß, worin die fertigen
Keſſel ihre Farbe bekommen. — Bútter-: worin ge-
buttert wird, Rühr-F. — Dámpf-: ein Theil des
Dampfapparats in der Kattundr. Karmarſch 2, 385 ꝛc.
— Dínten- [1]: kleines Gefäß für Dinte im Schreib-
zeug (ebenſo Sand-F.) von verſch. Form und verſch.
Stoff: Ein porcellanenes D. ꝛc. — Fárben-: der Fär-
ber, auch der Gärber, zum Abfärben des Pfundleders,
Treib-F. — Fēūer-: Sturm-F. — Füll-: Bergb.
ꝛc., die Kohlen in die Kübel zu füllen oder auf den
Schmelzofen zu tragen von beſt. Größe; auch Getreide-
maß = zwei Scheffel. — Gīēß- [1]: Gießbecken,
Gießkanne. Schaidenraißer 43b; 63b u. v. — Hánd-:
Gieß-F.; Waſchbecken. 2. Moſ. 30, 18 ꝛc., auch ein
oben offnes Faß mit Handhaben, das ſich leicht tragen
läſſt. — Hüt-: Fiſchhälter. — Kêhricht-: zur Auf-
nahme des Kehrichts, Unraths, auch übertr.: Ein K.
und eine Rumpelkammer. G. 11, 27. — Kūhl-: worin
eine Flüſſigkeit ſich abkühlt, nam. in Brauereien. —
Lāger-: das im Keller auf dem Lager liegt, nam. in
Brauereien zur Nachgärung des ſ. g. Lagerbiers. —
Lánd-: ein Flüſſigkeitsmaß, in Bern = 24 Eimer.
— Lāūgen-: Bäuch-F. — Lêêr-: bei den Papier-
machern: Die zerhackten Hadern werden mit dem Leerbecher
aus dem Geſchirre geraffet, in das L. gefaſſet und weggetragen.
Jablonsky 773b. — Mílch-: auch übertr. eine Glocken-
blume, Campanula rotundifolia ꝛc. — Mútter-: in
den Eſſigfabriken die Fäſſer, worin der Wein ꝛc. gärt.
Karmarſch 1, 725; nach Spate auch ein älteres, abgelager-
tes Bier ꝛc. — Ober-: Ggſtz. Unter-F., z. B. im
Salzwerk, im Hüttenw. ꝛc., das an höherer Stelle be-
findliche. — Öhſe-: ſ. Hoſe 11. — Páck-: Etwas
einzupacken oder darin einzuſchlagen, Schlag-F. —
Pféffer- [1]: ſ. Salz-F. — Rāūch-, Rǟūcher-
[1]: Weihrauch-F., Gefäß zum Verbrennen von Rauch-
werk. — Rühr-: Butter-F. — Sálz-; 1) [2] Sind
... 36 Firſt und 200 S. [Fäſſer Salz] verbrunnen. Stumpf
134a. — 2) [1] Salzmeſte, nam. kleines Gefäß, worin
das Salz auf den Tiſch kommt. — Sánd-: Sand-
büchſe, ſ. Dinten-F. — Sǟūre-: in Eſſigfabriken.
— Schlāg-: Pack- F. — Schlótter-: die (um
den Leib ſchlotternde) faßähnliche Wetzkiſte [ſ. d.] des
Mähders. — Schóß-: in Brauereien, das gekochte
Bier hineinſchießen zu laſſen. — Spǖl-: zum Ab-
ſpülen des Küchengeſchirrs, ſ. d. folg. — Spǖlich-:
zum Aufbewahren des Spülichs, Trank-F. — Stück-:
großes Weinfaß von 15 Eimern. G. 25, 137. —
Stúrm-: Kufe, Tonne zum Anfahren von Waſſer bei
Feuersgefahr, wenn die Sturmglocke geht. — Tránk-:
Spülich-F., Tranktonne. — Trēīb-: der Gärber ꝛc.
— Trēīl-: Farben-F. — Unter-: ſ. Ober-F. —
Wáſch-: vgl. Bäuch-F. — Wēīn-: ſ. auch 2c ꝛc.
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