Faksimile 0423 | Seite 415
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Fass
Fáſs, n., –es; Fäſſer; Fäßchen, lein; -: 1) ver-
alt., allgm. ſtatt Gefäß (ſ. d.), z. B. ein vom Töpfer
geſertigtes. Röm. 9, 21 ꝛc. (ſ. Gudrun 308 v. 2). So
nur noch üblich in mehrern Zſſtzg. (ſ. d.). Bibl.
auch übertr. für den Leib. 1. Theſſ. 4, 4, vgl. Luther 6,
353b: Euere Leib und Gliedmaßen, darin die Seele als in
einem F. behalten wird und lebt, und ſchon ahd.: Die
Seele muß räumen das F. (ſ. Graff 3, 728 ff.). 2) gw.
ein aus Dauben mittels Reifen zuſammengeſetztes höl-
zernes in der Mitte bauchiges Gefäß mit einem Boden,
vgl. Tonne: Der Böttger bindet Fäſſer; Der Wein, das
Bier ſchmeckt nach dem F. ꝛc. Sprchw.: Dem F. den Boden
(ſ. d.) ausſtoßen; Ein Loch im F.! [Etwas das unſern
Plan ꝛc. ſtört oder zerſtört]. Sch. 159a; Etwas in ein F.
ohne Boden, ins F. der Danaīden (W. 12, 38) gießen, füllen;
Es iſt noch nicht im F., worin es gären ſoll [vor der Er-
reichung des Ziels noch vielen Schwierigkeiten unter-
worfen, woran es ſcheitern kann]; Er hat noch Etwas
bei mir im F. [einen Schinken im Salz, die Vergel-
tung für ein von ihm gegen mich begangnes Unrecht ꝛc.
bleibt ihm noch vorbehalten]; Das geht aus einem andern
F. [aus anderm Ton], ſ. Schm.; Nicht aus einem hohlen
F. (vgl. Hafen) ſprechen [nicht ohne Grund, mit leeren
Reden, Drohungen ꝛc.] ꝛc. a) übertr.: eine dicke
Perſon, z. B.: Das dicke F., die Kirchenbäuerin. Auerbach
Leb. 1, 71; Es war ein F., nun iſt’s ein Span [eine
dünne, ſchmächtige Perſon]. G. 12, 9, vgl.: Still, altes
Wein-F.! 11, 96; Der Eine war ihr zu dick. „Das Wein-
F.!“ ſprach ſie. Grimm M. 169; ſo auch: Bier-F. b)
als ein beſt. doch aber nach Zeit und Ort verſch.
Maß für Flüſſigkeiten und trockne Dinge, mit uv. Mz.:
Seine 10 F. Bleichert. vHorn rhD. 2, 18; Zwei F. und eine
Tonne Bier. Lichtenberg 5, 338; Das F. Salz wiegt 450
Pfund, das Fäßlein 150 Pfund. Schm. c) F., Wein-F.,
eine zu den ſ. g. Bauchhörnern oder Tonnen gehörige
Schnecke, Buccinium dolium: Fäßchen, eine kleine
Mondſchnecke, Turbo muscorum, T. uva ꝛc.
Anm. Wie Gefäß von faſſen, das einen Inhalt in ſich
Faſſende. Veralt., mundartl. Mz. (vgl. 2b) Faſſe, z. B. Hiob
32, 19; Es reime ſich nicht, daß man Moſt in alte Schläuche
faſſe, ſondern neuer Wein und neue Faſſe .. gehören zuſammen.
Luther 6, 477a u. o. Die Verkl. auch oft (kaufm.): Ein
Fäſſel.
Zſſtzg. unerſchöpflich nach der verſch. Art der Be-
nutzung. Man unterſch.: Ein F. Bier [2b], die in
einem F. enthaltne Maſſe (auch wenn ſie ſich nicht in
einem F. befindet: In den Braukeſſel gehn drei F. Bier)
und ein Bier-F., ein zur Aufnahme von Bier beſt. F.,
es ſei nun gefüllt oder nicht. Ahnlich auch: Brant-
wein-, Eſſig-, Hering-, Öl-, Pulver-, Waſ-
ſer-, Wein-F. ꝛc., ſ. auch 2a, ferner z. B.: Báck-
[1]: veralt. ſt. Backtrog. Bǟūch-: zum Bäuchen
der Wäſche, auf hohen Füßen ſtehend. Blétz-: in
den Kupferhämmern zum Ablöſchen der harten Stücke;
bei den Kupferſchmieden das Faß, worin die fertigen
Keſſel ihre Farbe bekommen. Bútter-: worin ge-
buttert wird, Rühr-F. Dámpf-: ein Theil des
Dampfapparats in der Kattundr. Karmarſch 2, 385 ꝛc.
Dínten- [1]: kleines Gefäß für Dinte im Schreib-
zeug (ebenſo Sand-F.) von verſch. Form und verſch.
Stoff: Ein porcellanenes D. ꝛc. Fárben-: der Fär-
ber, auch der Gärber, zum Abfärben des Pfundleders,
Treib-F. Fēūer-: Sturm-F. Füll-: Bergb.
ꝛc., die Kohlen in die Kübel zu füllen oder auf den
Schmelzofen zu tragen von beſt. Größe; auch Getreide-
maß = zwei Scheffel. Gīēß- [1]: Gießbecken,
Gießkanne. Schaidenraißer 43b; 63b u. v. Hánd-:
Gieß-F.; Waſchbecken. 2. Moſ. 30, 18 ꝛc., auch ein
oben offnes Faß mit Handhaben, das ſich leicht tragen
läſſt. Hüt-: Fiſchhälter. Kêhricht-: zur Auf-
nahme des Kehrichts, Unraths, auch übertr.: Ein K.
und eine Rumpelkammer. G. 11, 27. Kūhl-: worin
eine Flüſſigkeit ſich abkühlt, nam. in Brauereien.
Lāger-: das im Keller auf dem Lager liegt, nam. in
Brauereien zur Nachgärung des ſ. g. Lagerbiers.
Lánd-: ein Flüſſigkeitsmaß, in Bern = 24 Eimer.
Lāūgen-: Bäuch-F. Lêêr-: bei den Papier-
machern: Die zerhackten Hadern werden mit dem Leerbecher
aus dem Geſchirre geraffet, in das L. gefaſſet und weggetragen.
Jablonsky 773b. Mílch-: auch übertr. eine Glocken-
blume, Campanula rotundifolia ꝛc. Mútter-: in
den Eſſigfabriken die Fäſſer, worin der Wein ꝛc. gärt.
Karmarſch 1, 725; nach Spate auch ein älteres, abgelager-
tes Bier ꝛc. Ober-: Ggſtz. Unter-F., z. B. im
Salzwerk, im Hüttenw. ꝛc., das an höherer Stelle be-
findliche. Öhſe-: ſ. Hoſe 11. Páck-: Etwas
einzupacken oder darin einzuſchlagen, Schlag-F.
Pféffer- [1]: ſ. Salz-F. Rāūch-, Rǟūcher-
[1]: Weihrauch-F., Gefäß zum Verbrennen von Rauch-
werk. Rühr-: Butter-F. Sálz-; 1) [2] Sind
... 36 Firſt und 200 S. [Fäſſer Salz] verbrunnen. Stumpf
134a. 2) [1] Salzmeſte, nam. kleines Gefäß, worin
das Salz auf den Tiſch kommt. Sánd-: Sand-
büchſe, ſ. Dinten-F. Sǟūre-: in Eſſigfabriken.
Schlāg-: Pack- F. Schlótter-: die (um
den Leib ſchlotternde) faßähnliche Wetzkiſte [ſ. d.] des
Mähders. Schóß-: in Brauereien, das gekochte
Bier hineinſchießen zu laſſen. Spǖl-: zum Ab-
ſpülen des Küchengeſchirrs, ſ. d. folg. Spǖlich-:
zum Aufbewahren des Spülichs, Trank-F. Stück-:
großes Weinfaß von 15 Eimern. G. 25, 137.
Stúrm-: Kufe, Tonne zum Anfahren von Waſſer bei
Feuersgefahr, wenn die Sturmglocke geht. Tránk-:
Spülich-F., Tranktonne. Trēīb-: der Gärber ꝛc.
Trēīl-: Farben-F. Unter-: ſ. Ober-F.
Wáſch-: vgl. Bäuch-F. Wēīn-: ſ. auch 2c ꝛc.