Faksimile 0418 | Seite 410
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Fänger Fängerin
Fä́nger, m., –s; uv. (~in, f.; –nen):
1) Person, die fängt: Der Strandherr prasst vom reichen Fange, | leer aber bleibt des F–s Tisch. Freiligrath Pol. 1, 20; Obgleich ihr [der Grillen] F. viel im Freien verweilte. Immermann 12, 337; Sie sann auf schnellen Rath, den F. selbst zu fangen Rückert Rost. 30a (Richt. 5, 12; Hagedorn 2, 208) etc. Ähnlich auch nam. in Zsstzg. (ohne f.) v. manchen Thieren. —2) ohne f.: ein Instrument zum Fangen, nam.
a) weidm. zum Abfangen: Die Brust von eines F–s Stich| durchbohrt, ein Hirsch. Freiligrath 1, 244; Müllner 2, 35; Sealssield Leg. 2, 14 etc.
b) z. B. bei Brunnenbohrern ,,ein F. zum Fassen und Herausziehen abgebrochener Stangen.“ Karmarsch 1, 71; an Schnellpressen eine Vorrichtung zum Festhalten der Papierbogen auf dem Druckcylinder. 3, 157; in Klavieren F., Hammer-F., der Theil, der die aufschnellenden Hämmerchen fängt und zurückfallen macht; s. auch Windfang 2 u. Fang 4.
Anm. Möser Ph. 4, 108 erwähnt auch als westfälisch: „Es ist ein fängres Mädchen, das Mädchen hat fängere Augen, .. ein Paar F. im Kopfe“, und schlägt darnach für Kokette „F–in“, für Koketterie „F–ei“ vor. Ohne Uml. bei Lohenstein: Kühnheit eines herzhaften Unterfa ngers. Wackernagel 3, 1, 864 Z. 9.
Zsstzg. vielfach, s. die von fangen, z. B.: Án-: Einer, der Etwas anfängt:
1) Urheber, Beginner: Jesum, den A. und Vollender des Glaubens. Hebr. 12, 2; Der eigentliche A. und Anführer der ganzen Unternehmung. Claudius 4, 123; Die A. und Rädelsführer. Matthestus Luth. 49b; Ein A. unsers Hauses. Zinkgräf 1, 83.
2) Glash.: Der, welcher das Glas mit der Pfeife aus dem Schmelz- ofen nimmt und es aufbläst, Ggstz. „Fertigmacher“, der das halbfertige Stück übernimmt, um es zu voll- enden. Karmarsch 2, 137.
3) gw. Einer, der noch nicht weit vorgerückt ist, nam. in einer Kunst, Wissenschaft, einem Fach etc.: Lehrbuch für A.; Schulden, welche einen jeden A. aus Nichts zu drücken pflegen. Forster Br. 1, 247; In diesem Fach als A. G. 30, 34; Sich A–n [Emporkömmlingen] und Fremdlingen nachgesetzt zu sehen. Sch. 860a. Aūster(n)- [1]: auch ein Vogel, Haematopus ostralegus. Bāūern-: Art Gauner, welche Bauern etc. übertölpeln und betrügen. B–ei, das Treiben der B. Publicist 10, 2. Bīēnen- [1]: Name mehrer, den Bienen nachstellenden Vögel, s. Bienenfraß. Bōgen- (Buchdr.): der die bedruckten Bogen aus der Presse nimmt. Franke Buchdr. 214, s. Preßmeister. Dīēbs-: Häscher. Garzoni 117a. Dráchen- [1], auch Pflanzenname, Barleria. Emp-: Pers., die Etwas empfängt, in Empfang nimmt. Veralt.: Empfanger. Weidner 70; Lehn- empfaher. Fischart B. 138b etc. Enten- [1]: Döbel 2, 248b; auch ein zum Entenfang abgerichteter Hund u. der Ort des Entenfangs. Físch- [1]: auch eine die Fische so, daß sie leicht zu fangen sind, betäubende Pflanze, Piscidia. Flīēgen- [1]: auch eine Gattung Vögel, Muscicapa. Geníck-[2a]: s. Hirsch-F. Gríllen- [1]: Einer, der Grillen (s. d. nam. 2) fängt, sich unnöthige Sorgen macht, Launen und wunderlichen Einfällen nachhängt: Grübler u. G. Kant SchE. 42; 16; Jhr Herren G. könnt freilich mit niemand Klügerm reden als mit euch selber. L. 1, 393, ähnlich: Mucken- F.; Ein Pedant, ein Mücken-F. W. 13, 148; Was hat nun wieder der Ratten-F.? 11, 47 etc. Hámmer- [2b]. Hāūpt- [1]: der einen Hauptfang macht, vgl. Solo- F., übertr.: ein durchtriebner Schlaukopf, ein s. g. Vokativ. Gutzkow R. 8, 402. Hírsch-:
1) [1].
2) [2a] das Seitengewehr der Jäger zum Abfangen jagdbarer Hirsche und wilder Schweine, während für unjagdbare Hirsche oder das Messer der Genick-F. best. ist. Döbel 2, 43a etc. Kínder- [1]: s. Natten-F. Krêbs- [1]: auch ein Vogel, Cancroma cancrophaga. Mǟdchen- [1]: s. Ratten-F. Múcken-, Mücken-: Fliegen-F.; Grillen-F. (s. d.). Nēū- (Bergb.): Neugänger, der erste Finder und Aufnehmer eines Gangs; auch: der die letzten Maßen muthet. Níck-: Genick-F. Gutzkow Zaubr. 1, 209. Rátten- [1]:
1) vgl. Kammerjäger: Der R. von Hameln, nach bekannter Sage, auch Kinder sich nachlockend, vgl. G. 1, 160 ff.: Ich bin der wohlbekannte Sänger, | der vielgereiste R. .. Mitunter auch ein Kinder-F. .. Gelegentlich ein Mädchen-F. Daher: Vermaledeiter R.! 11, 162, zu Einem, der durch sein Citherspiel ein Mädchen verlocken will. 2) s. Grillen-F. 3) Bez. einer tüchtigen Katze oder eines zum Rattenfang benutzten Hundes (Hackländer Stillfr. 2, 277) etc. Sōlo- (weidm.): ein Hund, der ohne Mithilfe andrer einen Hasen fangen kann. Tiea N. 5, 318. Vōgel- [1]: Vogelsteller etc. Wólken- (Schiff.): großer Oberrock für die Wache bei schlechtem Wetter u. ä. m.