Faksimile 0414 | Seite 406
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falten Um-Falten
Fálten, tr. (u. refl.):
über einander, zusammenlegen, nam. so, daß Falten entstehn: Einen Brief (G. 15, 290), ein Tuch, Wäsche f.; Wie sorglich gefaltet! G. 8, 61; In stattlich gefalteten Schleppmänteln. 31, 20; Gefaltet kann die Knospe sich genügen. 13, 275; Die Stirn f. [runzeln]. Mendelssohn 4, 2, 234; W. 11, 198; Faltete sich seine Stirne in Grimm. Klinger Teutsch. 360 etc. Doch auch: Die Arme auf ihr Herz gefaltet [gekreuzt]. 240; Die Arme auf die Brust ins Kreuz gefaltet. G. 20, 118; Die Hände auf sein Herz gefaltet. 253 etc.; Die Hände zum Gebet f., zusammenlegen. Dazu: Mit fest in einander gefalteten Fingern. V. Ov. 2, 147 etc. und als Ggstz.: Er faltete . .. den zusammengeknitterten Brief wieder ausein- ander. Stahr Rep. 3, 261; Gutzkow R. 8, 178. Zuw. auch übertr. (s. Falte 4): Wenn er’s gedacht, was habt ihr dran zu f.? [hineinzulegen, zu deuten]. Müllner 2, 16; Sich in Etwas f. [schicken] lernen. Musäus Ph. 1, 43.
Anm. Von dem veralt. mundartl. fielt, gefalten (s. Falte und vgl. halten) hat sich nur das Part. erhalten (s. falzen, Anm.), nam. wo es adjektivisch erscheint, vgl.: Mit gefalteten, mitleidig gerungenen Händen. G. 15, 309; Zwischen den gefaltnen zarten Händen. 2, 80;. Hielt die Hände so zusammen, wie sie Murray ihr gefaltet hatte. Gutzkow R. 5, 433; Mit gefaltenen Händen. 447; Claudius 3, 125; 4, 24; Hackländer Stillfr. 2, 259 (aber: Mit gefalteten Händen. Handel 2, 32); H. Cid 24; L. 6, 10b; Die gefaltne Stirn. 4, 172; Sch. 2, 16 [was aber Sch. 104b in „gefalteten“ geändert ist] etc.; Hielt auf der Brust die Arme mir gefalten. Schlegel Sh. 9, 150; Händegefalten fchon knie ich. Sonnenberg Don. 1, 358; Meine Wäsche sauber gefalten. Kinkel Erz. 209. Dazu: Faltung. Burmeister Gsch. 461; Die Faltungen der Erdrinde. Humboldt K. 1, 318.
Zsstzg. z. B.: Āūf-:
1) empor-f.: Laut weinte, die Händ’ a–d die Mutter. V. 1, 118; vgl.: Mit zum Himmel gefaltnen Händen. L. 6, 10b.
2) faltend öffnen, auseinander-, ent-f.: Die Blume faltet | sich auf. B. 10a; Den Fächer auf- und zufaltend. Immermann M. 3, 291 etc.
3) Etwas in die gehörigen Falten legen, z. B.: Tuch a. oder auftafeln (s. d.); dann auch: die Falten auffrischen, erneuern etc. Aūs-: auseinander-, ent-f.: Faltet aus die frischen Prachten | . . ., holde Blumen, euren Flor. G. 6, 272; Der seine Fittige nicht auszufalten wagt. Tieck Nov. 4, 16. I. Durch-: Drückt’ er die kleine Hand, durchfaltet mit bebenden Fingern. V. 1, 19, = die mit zwischeneinandergeschobnen Fingern gefaltet ist; Stirn, die der Grimm durchfaltete. Kl. II. Dúrch-: so falten, daß ein Loch entsteht. Eīn-: Wäre nicht die runzlige Haut . . . besonders um die Schläfe tief eingefaltet. Laube Band. 1, 7; Manschetten e., einfälteln etc.; Doch eingefaltet [in sich zusammengesunken] sitzt die Unbewegliche. G. 12, 170.— Empōr-: auf-f. 1: Der schönen Hände Paar | emporgefaltet. W. 11, 261. Ent-: auf-f. 2; aus-f.; öffnen, auseinander-, darlegen, entwickeln: [Der Wiedehopf], die Krone e–d. G. 4, 35; Daß sich der Sinn entfalte. 27; Die Bedeutung der Gestalten | möcht’ ich amtsgemäß e. 12, 38; Daß meine Seele sich | zu muthigem Gesang e. konnte. 13, 109; Tausend Zweigen dringen . . . hervor, e. sich zu Blüthe. 139; Die Gründe werden Sie sich selbst am besten e. 15, 50; Wie seine Stirn sich entfaltete. Pfeffel Pr. 1, 8; Das Truggeweb sieht man jetzt schrecklich sich e. Sch. 32a; Die Banner e–d. Stahr Rep. 3, 217; Jeder Zweig konnte die Laubsprößlinge ... in nēues Gezweig e. V. Ant. 2, 237; Da Hüon’s Augen sich dem goldnen Tag e. W. 20, 115 etc. Der noch ún- entfaltete Keim der Liebe. 19, 196; Daß ... die Fähigkeit unentfaltet bleiben. 29, 176 etc. Sind wir nun aber in wohlmeinender Entfaltung des Stücks soweit gegangen, wird man wohl die Entwicklung der Charaktere gleichfalls verlangen. G. 33, 233; Rückert Mak. 2, 172 u. o. Über-: über einander falten: Die Arme überfaltet. Dorow Denkw. 1, 115. I. Um-: 1) Einen faltig umgeben: Wie ein Schleier von gelben Blättern eine . .. Blume umfaltet. Forster Sak. 10; Dem der Mantel umfaltete die Glieder. Rückert Mak. 2, 145; Des Schleiers Umfaltung. 171; Gd. 6, 17 etc. II.
Um-: 1) Einem etwas Faltiges umgeben:
Und faltet’ ihm den Silberschleier um. B. 162; Würd’ ein Purpurteppich umgefaltet. G. 6, 48. 2) Etwas in andre Falten legen. Zū-: s. auf-f. 2: Nun falten | vor der umnachteten Stirn die gerungenen Hände sich bang zu. Kl. M. 8, 572. Zusámmen-: faltend zusammenlegen: Einen Brief z. G. 19, 191; Die Blätter in ihrem zusammengefalteten Zustand. 36, 23; Ein wunderlich zusammengefaltetes Gesicht. Stahr Par. 1, 109 etc.