Faksimile 0414 | Seite 406
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Falt
II. Fált, f.; 0:
ugw. außer in Zsstzg.: Drēī-: s. I, Anm. 1. Eīn-: Einfältigkeit (s. FaltI, Anm. 2 und 1), Einfachheit:
1) das Unzusammengesetztsein (selten): Als Körper .., der ungeachtet seiner anscheinenden E. als ein heterogenes Wesen angesehen werden konnte. G. 39, 169.
2) in Bezug auf Kunstwerke, die Darstellung mit den einfachsten, natürlichsten Mitteln, ohne Prunk und Uberladung: Die Aufgabe ... hat er mit einer solchen E., Mannigfaltigkeit, Herzlichkeit und mit einem so reichen Kunstverständnis aufgelöst. G. 31, 43; Die Regierung der römischen Kaiser veränderte die edle sowohl als die schöne E. in das Prächtige. Kant Schön. 108; Reichthum und E.: Buntaneinandergereihtes ergötzt zwar, doch es ermüdet | bald, Einfaches erquickt ewig das Auge des Geists. Platen 2, 273; Die edle E. der Schrift. Sch. 102a etc.
3) Schlichtheit; Natürlichkeit des Herzens; Arglosigkeit; Unverdorbenheit; Unschuld: Die feineren Vergnügen liebte er mit E. FHJacoby 5, 4; Wo zugleich Offenherzigkeit aus E., d. i. aus Mangel einer schon zur Regel gewordenen Verstellungskunst aus der Sprache hervorblickt, da heißt sie Naivetät. Kant Anthr. 12; Oft, wenn gleich die Weisheit wacht, schläft der Argwohn an ihren Thüren und giebt sein Amt der E., maßen die Güte nichts Böses vermuthet, wo nichts Böses hervorblickt. L. 11, 136; Die E. brennt für dich [Gott] oft eifriger als Weise(n). Lichtwer 229; Was kein Verstand der Verständigen sieht, | Das übet in E. ein kindlich Gemüth. Sch. 88a; Das Naīve der Denkart .. verbindet die kindliche E. mit der kindischen (s. 4); durch die letztere giebt es dem Verstand eine Blöße ... Sobald wir aber Ursache haben zu glauben, daß die kindische E. zugleich eine kindliche sei, .. so ist jener Triumph des Verstandes vorbei und der Spott über die Einfältigkeit geht in Bewunderung der Einfachheit über. 1191b etc. Zsstzg.: Soviel man in gewissem Sinn von der E. der Spartaner sprechen kann, so war doch, wie natürlich, eigentliche Kinder-E. .. nicht unter ihnen. Hölderlin H. 1, 139; In gleichem Tone der Unschuld und Land-E. H. R. 7, 9; Tauben-E. Merck’s Br. 2, 14 etc.
4) Beschränktheit des Geistes: Sie gingen in ihrer E. und wußten Nichts um die Sache. 1. Sam. 15, 11; Daß die Armiuth ihr Eigenthum beim Bettel, die E. ihre Weisheit bei der Dummheit, die Schielenden ihre Einsichten beim Stockblinden holten. Fichte Nic. 79; Aus frommer E. sein Bündel Holz zu dem theatralischen Inquisitionsgericht herbeigetragen. Guhrauer L. 1, 164; O heilige E.! (Ausruf des Huß); Der E. offnes Maul. Hagedorn 2, 104; Er ist die E. selbst, die personificierte E.; Da kommt die E. vom Lande! [von einer einfältigen Person, die auf dem Lande wohnt, nam. von Mädchen, wie von Männern: Junker E. vom Lande etc., s. IV.]; Eines so jungen Mädchens, das er . . für eine schöne, fromme E. gehalten. König Kl. 1, 117 etc. Mánnig-: Ggstz. von Ein-f. (1), doch so wie dies (in dieser Bed.) selten, gw. Mannigfaltigkeit: Hat sich der Herr im Reichthum euch verkündet | in seiner Ernten schöner M. Arnim (Wackernagel 2, 1380); In der Blüthe des Lebens bezeichnete er des Wesens reiche M. ChvKalb (Palleske Sch. 1, 356) etc. Sórg-: Sorgfältigkeit (s. d.): Mit S. Etwas behandeln, untersuchen; Jene bis ins Kleinste gehende S. und Genauigkeit; Solchen Trank verschafft ihm keine S. G. 2, 85 etc.; minder gw.: Hegte mein Vater eine neue S. [trug wieder Sorge], daß auch das Englische hübsch in der Reihe bliebe. 20, 146 etc. Vīēl-: gw. Vielfältigkeit, vgl. Mannig-F.: Der Fehler, daß meine Seele so gern vom Lichtpunkte der Einfalt hinausstreift auf die Grenzlinien der V. und sich darüber vergisst. Schubart