Faksimile 0413 | Seite 405
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falt
I. Fált, a.:
in Zsstzg. mit Zahlw. wie „fach“ (s. d. II und Anm.), z. B.: Als Tagrose mit tausend-f–em Geblätter. Jahn M. 330; In tausend-f–en | stets schrecklichern Gestalten. W. 11, 93; Thut wider dies erste Gebot zwie-f. Zwingli 2, 25 etc.; Ein-f. (s. Anm. 2c), und mit allgem. Zahlw., z. B.: Mannig-f.: Die Moresken, die bunten m–en. Freiligrath 1, 176; Die m–e Frucht. H. 16, 112; 9, 399; Jahn M. 110; Welch ein M–es! Lavater 1, 5; Von Blümchen m. Rückert 6, 117, vgl. II und III. Viel-f.: Der Kirchthurmkreuze v–en Gottesschein. Reit- hard 86 etc.
Anm.
1) Gw. durch die Endsilbe „ig“ verlängert, wobei im Allgem. Umlaut eintritt; Zwei- (Zwie-), Drei-, Vier- etc., Hundert-, Tausend-, Viel-, Mehrfältig (-keit, f.), aber: Mannig (manch)- u. Dreifaltig (-keit, f.), wenn es als kirchl. Ausdr. von der Gottheit, svwdt. mit dreieinig erscheint, auch: Eine Dreifaltigkeit. G. 31, 210 etc., ein Gemälde, obgleich zumal bei ältern Schriftstellern sich Abweichungen finden, wie: Nach vielfaltigem Befragen. Stumpf 343b; Zwiefaltiger Schad. Schaidenraißer 5b; Im Namen der heiligen Dreifältigkeit. Matthesius Luth. 1a, wofür z. B. Baggesen 2, 303 das ebenfalls seltne: „Die heilige Dreifalt“ hat. In seinen manchfältigen Verheißungen. Luther 5, 7b etc. Für die gw. Formen genügen einige Belege: Etliches fiel auf ein gut Land und trug Frucht, Etliches hundertfältig, Etliches sechzigfältig, Etliches dreißigfältig. Matth. 13, 8; Wer mich kann [zu einem] zwiefältigen [doppelten] Papisten und ärger weder den Papst machen. Luther 6, 315a; Den siebenfältigen Nordstern. V. Ov. 1, 105; In hunderfältigen Wechselschlingungen. Auerbach Ab. 93; Tausendfältiger Listen reich. V. Hor. 1, 177; Niemand, der es nicht vielfältig wieder empfange. Luk. 18, 30; Vielfältiglich ausgerufen. Arndt Ber. XII; Ich habe Das mehrfältig [wiederholt, oft] gesehn; Der Vielfältigkeit der Erscheinung liegt eine innere Einheit zu Grunde etc. Philosophisch aber kann nur diejenige Ansicht genannt werden, welche ein vorliegendes Mannigfaltiges der Erfahrung auf die Einheit des einen gemeinschaftlichen Princips zurückführt. Fichte 7, 4; Das mannigfaltigste Elend. G. 5, 7; Die mannigfaltige Habe. 8; Wo sie sich freilich mannigfaltiger ausbildet, als bei einem ländlichen Aufenthalt geschehen könnte. 15, 8; Den manchfaltigsten Figuren. Kohl Südr. 2, 46; Sie soll die un- mannigfaltige Schönheit eines französischen Schauspiels annehmen. Möser Ph. 2, 17; Hier entzückte mich die schönste Einfalt mit Mannigfaltigkeit gepaart. W. 29, 78; Durch Zahl und Manchfaltigkeit der Knochen. Linck Schl. 5 etc.
2) Bes. zu erwähnen ist: Eīnfältig, a. (-keit, f.; –en), s. Einfalt —, im Ggstz. des Vielfältigen, Mannigfachen: Die E–keit [Beschränktheit] und Armuth der Maler über dieses Subjekt; der gegenseitige Reichthum des Milton. L. 11, 166; oft übertr.: Wer e–en Verstandes ist, kann nicht nach weit aussehenden und verwickelten Absichten handeln, wer e–en Herzens ist, will es nicht etc. Gruber Syn.
a) einfach, schlicht, unverkünstelt, unverdorben, ohne Falsch etc.: Mit e–em Herzen und unschuldigen Händen. 1. Mos. 20, 5; Wenn dein Auge e. ist . ..; wenn aber dein Auge ein Schalk ist. Matth. 6, 22; Giebt Jemand, so gebe er e–lich. Röm. 12, 8; In E–keit und göttlicher Lauterkeit gewandelt. 2. Kor. 1, 12 u. o. im bibl. Ton, z. B. Claudius 4, 6, aber auch: Diesen Entwurf [der Peterskirche], der groß und e. ist ... Ein Arsenal muß edel und e., ein Residenzschloß prächtig sein. Kant Schön. 8 ff., doch gilt wegen Mißdeutung mit b jetzt gw. hier „einfach“.
b) beschränkten Geistes, Beschränktheit verrathend: Ein e–er Mensch, Tropf; Lehrer der E–en. Röm. 2, 20; Siehe zu, daß dich deine E–keit nicht betrüge. Sir. 13, 10; Wogegen sonst e–lichst .. die Dämelacke saßen. Droysen A. 3, 482; E. ist Der, welcher nicht Viel durch seinen Verstand auffassen kann. Kant; E. wie ein Fisch. Stahr Rep. 3, 20; Er ist nicht so e., wie er aussieht; Sein e–es Aussehen; Mit solchen e–en Neckereien. Alexis H. 1, 1, 168; Einen erz-e–en Streich machen. Engel 12, 99 etc. und wortspielend bei SClara: Sich e. stellen, aber so e. wie die Schweizerhosen, so hundert Falten haben. Wackernagel 3, 1, 919 Z. 40. Auch wie dumm (s. d. 2c) von Dem, was Einem verdrießlich, fatal ist etc.: Da habt ihr euren e–en Rubel wieder. Hebel 3, 182; Ich möchte nur wissen, was sie an dem e–en Kasten finden. 168 etc.
c) Nbnf. ohne Uml.: Einfaltig (a), wie die T[a]uben. (Matth. 10, 16) Zwingli 3, 3; Ich red allein zu etlichen Einfaltigen (b); dann by den Gebruchtern [Geübtern] etc. 6, auch eig.: Darzu lasst er in twederer [zweifacher] Red die Wort einfaltiglich blyben. 5. Ferner: Da wäre man ja einfalt (b), wenn man nicht mit einander glücklich sein wollte. Gotthelf U. 1, 90. Statt E–keit gw. Einfalt (s. d.).
3) Zu den Ew. gehören auch (s. fach II, Anm. 4) die Zeitw.: Ver—fältigen, tr. und refl., wo die durch den Strich bez. Lücke durch alle Zahlw. ausgefüllt werden kann: Eine Zahl verzehnfältigen etc., nam.: Vervielfältigen: Diese Sympathie, welche ihre Freuden vervielfältigt. W. 5, 185; Die Berührungspunkte des gesellschaftlichen Lebens haben sich vervielfältigt und vervielseitigt. König Leb. 2, 22; Vervielfältigung etc. Gw. ohne Uml. (s. 1): Vermannigfaltigen: In einem durch höchst verstandene Falten vermannigfaltigten Kleide. G. 31, 46; Ihren Genuß zu vermannigfaltigen. 40; 15, 18; Wegen der un- endlichen Vermannigfaltigung der Luftschichten. 39, 162 etc.; doch bei Einzelnen auch: Wir haben .. die Früchte verfeinert, die Thiere vermannigfältigt. Ule (Natur 1855) 26a. Zuw. auch: Vereinfältigen: Er ist auf dem Lande ganz vereinfältigt [s. 2b] und verdummt etc. Selten sind diese Zeitw. ohne die Vors.: „Ver“, wie sie z.B. Spate 431 aufführt, vgl.: Daß all Unschlechte und Mannigfaltigkeit geschlichtet und geeinfaltiget werden. Keisersberg Pilgr. 3; Rette ich sie [die verdunkelte und verkünstelte Offenbarung] durch Einfältigung und Entkleidung. H. (s. Campe).