Faksimile 0413 | Seite 405
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falsch
Fálsch, a., –est:
nicht Das, was oder nicht so, wie es sein soll: 1) nicht recht, unrichtig, fehlerhaft, irrig: Das Worf ist f. geschrieben, gelesen, betont, mit f–er Betonung gesprochen, steht an f–er Stelle, ist f. angewendet; Der Schüler hat f. gerechnet, f. gesungen, einen f–en Ton gegriffen auf der Geige; F. bedienen (s. d. 1d und b), im Kartensp., und übertr.; Das Gemälde hängt in f–em Licht; Du betrachtest das aus einem f–en Gesichtspunkte; Du hasi mir einen f–en Schlüssel gegeben, er passt nicht zu diesem Schloß; Was nützen richtige Prämissen, wenn man falsche Schlüsse daraus zieht?; Daß ihr mich nicht | zu einem f–en Schritt verleitet. G. 8, 46; Man kann auf dem rechten Wege irren und auf dem f–en recht gehen. 10, 184; F–e Formeln zur Erklärung wahrer und unleugbarer Phänomene. 39, 81; 87; Eine f–e Anwendung echter Gefühle. 101; War Alles durch den f–en [blinden]Lärmen in.. Bewegung. Hackländer Sold. Kr. 111; Diesem f–en, | diesem ungewissen Schein der Hoffnung. Platen 4, 281; Ich weiß, daß man vor leeren Schrecken zittert; | doch wahres Unglück bringt der f–e Wahn. Sch. 356b; F. berichtet. 260b; Der Himmel gebe, daß meine Ahndung f. Tieck Cymb. 3, 5; Aus f–em Stolz. W. 11, 156; F–eScham etc. 2 mit dem Nebenbegriff der Absichtlichkeit, wonach das Falsche nicht ist, was es scheint oder wofür es ausgegeben wird, unecht, nachgemacht etc., und weiter: zum Betrug dienend, betrügerisch, unwahr etc.:
a) von Sachen, unecht, dem Echtenēzur Täuschung nachgeahmt oder nachgemacht: Sie trägt f–e Locken [die ihr eignes Haar scheinen, es aber nicht sind]; Besonders in Böhmen werden die f–en Steine, f–en Diamanten etc. aus Glas fabriciert etc. (s. b).
b) namentl. von Dem, was in betrügerischer Absicht einen dem innern Wesennicht entsprechenden Schein hat, sowohl von den zum Betrug dienenden Dingen als auch von den betrügenden Personen, betrügerisch, unwahr, unaufrichtig, heuchlerisch etc.: F. schwören; ein f–er [Mein-] Eid; F–es Zeugnis; Ein f–er Zeuge; F–e [untergeschobne, verfälschte] Urkunden, Testamente; F–es Spiel, f–es Geld, f–e Münze, f–es Gewicht, Maß etc.; Ein f–er Spieler; Ein f–er [gewöhnl. Falsch-] Münzer. G. 26, 131; Rückert Mak. 2, 173; Frage den f–en Messer, den f–en Wäger. Claudius 6, 28; F–e Zeugnissteller. V. Ant. 1, 406; Ein f–er Freund [der seine Bosheit unter dem Scheine der Freundschaft birgt]. Sch. 401a; F–er Hund (Zelter 4, 392), f–e Kanaille etc. als Schimpfwort; F–e Apostel. Kor. 11, 13; Propheten. Matth. 7. 15; Der Herr bat Greuel an den Blutgierigen und F–en. Ps. 5, 7; F–e Mäuler. 31, 19; F–e Zungen. Spr. 6, 18 etc.; Er ist f. wie Nattern. Alxinger D. 287; wie eine Katze; wie Galgenholz. Gotthelf Sch. 223; Galgen-f. Auerbach D. 4, 97 etc.; Schnarch nicht; ich glaube nicht, daß du schlafst. Das ist f. von Dir. 113; Ein f–er Charakter; Was er dem f–en Wasser entzogen, der getreuen Erde anvertrauen. G. 16, 40; F–er Blick [der falsches Wesen abspiegelt, verräth, schielend]. Gutzkow R. 7, 316; Den f–en [trügrischen] Schimmer. Kant Schön 108; Im Frieden giebt man dem Schwert durch Gold und Edelsteine einen f–en Werth [der nicht im Wesen des Schwerts liegt und über dessen wahren Werth täuscht]. L. 11, 26; So pflegt .. ein f–es [Irr-] Licht in Sümpfe zu verleiten. Lichtwer 246; Die Heuchler oder f–en Brüder. Luther 8, 13b; Was ist so heilig .., daß, wenn es f. verdreht wird, nicht belacht werden kann. Sch. 102b; Befiehlt mir gleich die Klugheit .., | daß ich mein wahres Herz vor ihm verberge: | ein f–es hab’ ich niemals ihm geheuchelt. 334b; Ich kann nicht wahr sein mit der Zunge, mit | dem Herzen f. 359b; Karlos, | Sie spielen f. 262a; Wo man den F–en von dem Treuen | gehörig unterscheiden kann. Uhland 128.
c) abhäng. Präpos. zu falsch (von Pers.), gewöhnl. „gegen“, z. B.: Sei dir selber treu | und .. du kannst nicht’ f. sein gegen irgend wen. Schlegel Haml. 1, 3; G. 39, 295 u. v.; auch ,,an“ mit Dat.: Ein F–er an den Frauen. G. 6, 67; Gotthelf G. 22; Der König .. wollte wieder f. [untreu] werden an den Assyrern. Hebel 4, 131 etc.; seltner: Warum bist du so f. mit mir? Grimm M. 241.
d) wie „böse“ (s. d. 2), mit zurücktretendem Grundbegriff, = unwillig, zornig auf Jemand, ihm feindlich gesinnt, s. Brem. Wörterb.; Schmeller; Stalder; Weinhold; Der Vater schnitt ein f. Gesicht. Sch. 12a; Er ward f. auf den Sohn; Über Etwas f. werder; Mach mich nicht f. etc.; Auf den ich schon längst fuchs-f. bin. Immermann M. 1, 317 (vgl. fuchswild etc.)
e) bei vielen Gewerben etc. in Bed. 1 oder 2 verbunden mit Hw., welche man sehe z. B.: Haar, Schichtung, Vorschlag, Zampel etc.
Anm. Vom lat. falsus (s. fehlen). Steigrung auch mit Uml.: Fälscher. Michaelis 263; Fälschest. Lavater 1, 98.
Zsstzg. zur Verstärkung z. B.: Erz- [1; 2]. Fúchs-[2d]. Gálgen- [2b]. Grúnd- [1; 2]. G. 16, 37; Hebel 3, 440.