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Fall
I. Fáll, m., –(e)s; Fälle; -: von fallen (ſ. d.)
in verſchiedner Bed.: 1) das Fallen, Nieder- und Um-
fallen, der Sturz, eigentl. und übertr. (ſ. 2b): Vom
F–e der Körper und den Geſetzen der Schwere. Pouillet 1, 40;
Der freie F., Ggſtz.: F. auf vorgeſchriebnem Wege ꝛc.; Da
fiel es [das Haus] und thät einen großen F. Matth. 7, 27;
Stolzer Muth kommt vor dem F. Spr. 16, 18; Vor Men-
ſchen ſich ſcheuen, bringet zu F. [ſ. 2b]. 25; Daß ich da-
durch [durch Reden] nicht zu F. käme. Sir. 22, 33; Mich
des Himmels F. [Einfall] ehe verſehen. Berlichingen 134;
Er fällt .. einen erſchütternden F. Gervinus Sh. 1, 213;
Der Götter Saal ſchien dir auf gleicher Erde, | nun über-
wältigt dich der jähe F. G. 13, 153; Wie nah dem Sitten-
F. der F. [Verfall] des Staats geweſen. Haller 127; Ihr
fürchtet eurer Gewerbe F. Rückert Mak. 1, 83; Der Herr-
ſcher F., der hohen Häuſer Sturz. Sch. 492b; 491b; Uns
. in ſeinen F. hinabziehn. 359b; Er ſtürzt und deckt, ſo lang
er iſt, den Boden. | Des Bruders F. zu rächen ꝛc. W. 11,
114; Der F. (ſ. Falliment) eines Handlungshauſes ꝛc.
a) daran ſchließt ſich: Knall und F. todt ſchießen. IP. 2,
129; Gleim 4, 124 ꝛc., ſo daß Knall des Gewehrs und
Fall des Erſchoßnen Eins ſind, dann allgemein =
plötzlich: Ihm Knall und F. die Schippe geben. L. 3, 409;
Knall und F. ſterblich in dich verliebt. Sch. 656b ꝛc.
b) ſowohl das Fallen (Krepieren) des Viehs, des nicht
weidmänniſch geſchoßnen Wilds ꝛc., als auch das ge-
fallne Vieh, ſ. Schmeller 1, 521, und vgl. Fall-Meiſter,
-Knecht, ferner Wind-F. ꝛc. c) ſo auch das Herabſtür-
zen eines Gewäſſers von einer Höhe in die Tiefe, und
das herabſtürzende Waſſer ſelbſt, wie auch der Ort
desſelben: Das Waſſer [des Niagara] ſtürzt ſich bei den
Fällen ſenkrecht .. herab. Burmeiſter Gſch. 29; Bäche .. rauſch-
ten in kleinen Fällen ſanft in das Getöſe. Geßner 2, 80; Ein
Fluß, der mit Fällen und Krümmungen nach einer Seebucht
fließt. G. 10, 268; 31, 206; Der Rhein-F. ... Man ſieht
ſchon mehr den ſtufenweiſen F. 26, 123 ꝛc. d) bei Gra-
dierwerken die Vorrichtung, wodurch die Soole zur
Verdunſtung des Waſſers fällt ꝛc., vgl. Aſchen-F. ꝛc.
2) die Senkung, das Niedrigerwerden ꝛc. a) im
eigentl. Sinn iſt dafür Fallen üblicher: Das Fallen
[ſelten: der Fall] des Queckſilbers im Barometer deutet auf
Regen; Um allen plötzlichen Fall zu verhüten und meinen eig-
nen Vorrath im Preiſe zu erhalten. Möſer Ph. 2, 53, ge-
wöhnl.: Das Fallen der Getreidepreiſe; Das Fallen oder
der F. eines Gangs, einer Fläche ꝛc., auch: die Höhe, um
welche Etwas ſich ſenkt: Wenn die Ströme auch auf eine
weite Strecke keinen merklichen F. haben, wie man das Ge-
ſenke ihres Bettes nennt. Gaspari Geogr. 233 ꝛc. (vgl. Ge-
fäll 1). Ahnlich F., die Neigung dar Windröhre
eines Blasbalgs nach dem Herd der Eſſe, weil dadurch
die Luft hineinfällt. Über F., als Vermindrung der
Tonhöhe, Senkung der Stimme ſ. 4c. b) öfter
übertr. (vgl. 1), ſo vom Sinken aus dem Stand der
Unſchuld in den der Sünde ꝛc.: Der F. Adams im Para-
dies; Petrus weinte bitterlich nach ſeinem F. ꝛc. Oft: Zu F.
kommen, gebracht werden, von Mädchen = den Kranz
verlieren: Mannig Mägdlein hat er zu F. gebracht. Stilling
1, 35 ꝛc., vgl.: Ihre Neigung war im Stillen ein Hang
geworden und ein Vorgefühl, daß nach unſerer ſinnreichen
Sprache dieſe Richtung zu einem F. führen konnte. König
Jer. 3, 196 ꝛc. c) zuweilen auch das den F. (1 u.
2b) Veranlaſſende: So doch dieſelben [die Götzen]..
dem ganzen Jſrael ein F. waren. 2. Chr. 28, 23; Zum
Strick und F. den Bürgern. Jeſ. 8, 14; 1. Sam. 18, 21;
Luk. 2, 34; Der Apfelbaum iſt nicht ihr [Eva’s] F. geweſen.
Hagedorn 2, 274 ꝛc., ſ. Falle. 3) etwas Vorfallen-
des, ſich Ereignendes, wirklich oder möglicherweiſe Ein-
tretendes (vgl. Eventualität): Das iſt der F. [verhält
ſich ſo], iſt nicht der F.; Das iſt derſelbe F., wie mit deinem
Bruder; Es liegt ein ähnlicher F. vor; Der F. iſt mir noch
nicht vorgekommen; Nun ereignete ſich der F. FHJacoby 5,
13; Setzen wir den F., nehmen wir den F. an, geſetzten
F–s; Hier ſind nur zwei Fälle möglich; An dieſen F. haſt du
dabei nicht gedacht; Ich habe auch für dieſen F. geſorgt; Man
muß auf alle Fälle gefaſſt ſein; Ob wir .. Piſtolen bei uns
hätten. „Wozu?“ Es iſt auf alle Fälle [als Vorſorge für
alle Eventualitäten, ſ. u.]. Sch. 721a; Wäſche, die du
mir auf allen F. mitgabſt. L. 12, 455; Welch int’reſſanter
[Rechts-] F. Echtermeyer 64; Ob er ſie ſagt, das iſt ein an-
derer F. [eine andre Frage]. G. 7, 201; Kam | ein eigner
F., worüber er .. mit Andern ſich berieth: | mich fragt’ er
nie. 13, 185; Wie irgend Jemand über einen gewiſſen F.
denke. 39, 10; Daß dem Genie ein F. für tauſend gelte.
133; 124 ꝛc. a) namentl. oft abhängig von „in“
ꝛc.: In dieſem F. [wenn Dies eintritt] muſſt du ꝛc.; Ich bin
in dieſem F. [in der wirklich eingetretnen Lage, ſ. u.];
Tapfer im F. [bei ſich darbietender Gelegenheit]. G. 15,
12; Im unverhofften (G. 13, 264), in ſolchem (306), im
beſten, im ſchlimmſten F., im F. der Noth (W. 20, 104)
ꝛc. = wenn das Unverhoffte ꝛc. eintritt; ſo auch:
Für ſolchen F., für den F. der Noth ꝛc., und in
Zſſtzg.: Im oder für den Noth-F.; Ob Sie nicht
irgend einen guten Publiciſten kennen, der ſich im Erle-
digungs-F. nach Jena ſchickte. Merck’s Br. 2, 220 [für
den Fall einer Erledigung, wenn eine ſolche eintritt];
Im Betretungs-F. [wenn er ſich betreten, antreffen
läſſt] ihn anhalten; Im Weigrungs-F.; Im Wieder-
holungs-F. ꝛc. So auch als Bindew.: Im F., daß
= wenn; auch ohne beigefügtes ,,daß“, z. B.: Da
ſie ſelbſt nur, im F. alle Übrige gleiche Gefahr mit ihnen
laufen wollten, Muth genug in ſich zu fühlen vorgaben. W.
19, 153, wofür noch häufiger der Gen. (ſ. b); In
jedem F. (es mag eintreten, was da will; unabhängig
von allen Eventualitäten). So auch: Auf jeden F.;
Auf alle Fälle (G. Sch. 2, 66 u. o.), auch: Auf allen F.
(z. B. Forſter Br. 1, 394; 2, 124; Anſ. 1, 316; L. 11,
362; 12, 291; 13, 194; IP. 21, 95; Tieck Nov. 7, 79;
W. 12, 190; 213 ꝛc.), wie ſich auch ſonſt findet: Auf
den [im] ſchlimmſten F. Tieck Nov. 7, 11; Weil ihm die
Gemeinde auf den F. [für dieſen F.] das Bürgerrecht an-
geboten hatte. Hebel 3, 438. In des Glückes Sonnen-
ſchein | und in ſchlimmen Fällen [Lagen, Verhältniſſen,
vgl. 4b]. G. 1, 100; In zweifelhaften (G. 15, 11), in
manchen (ebd.) Fällen; In neunzig bei [gw. unter] hundert
Fällen. Gutzkow R. 7, 165; Er befindet ſich in dem F. [in
der Lage] der böſen Geiſter im Puppenſpiel. G. 23, 86
[Es geht ihm ebenſo, wie Dieſen]; [Die Fraul will
allein ſein, ja die eitle ſelbſt iſt in dem F–e. 15, 212; Iſt
in dem F–e, ebenſo oft Irrthümer, als Wahrheiten aufzu-
zeichnen [Dem ausgeſetzt]. 39, 352; Wir ſind jetzt ſehr
im F. [in der Lage, die uns veranlaſſt], Winde und Wol-
ken anzubeten. !14, 225; Als Ausländer dürften Sie einmal
ſich in dem F. befinden, Gebrauch davon zu machen. FSchlegel
Flor. 16 ꝛc. Seltner: Man muß, zumal mit meinem
F. [in meiner Lage], | ja wohl von Allem was verſuchen.
W. 12, 37. So bin ich meiner ſelbſt nicht mächtig, bin |
im F–e [Stande], toll und wild das Äußerſte zu wagen. G.
8, 47; Sie iſt im F–e, Alles zu mißbrauchen. Stein 3,
77 ꝛc. b) ähnlich wie a der Genit. zur Bez. einer
eintretenden Möglichkeit, einer Bedingung, ſo in dem
ganz zum Bindewort gewordnen „falls“ = für den
Fall, unter der Bedingung daß, wenn, z. B.: Ich will
dir’s leihen, f. du mir’s bald wiedergeben kannſt; Erwache,
ſchöne Schläferin, | f. dieſer Kuß nicht zu beſtrafen; | doch
wenn ich dir zu zärtlich bin, | ſchlaf oder ſcheine mir zu
ſchlafen. Hagedorn 3, 30; nam. um doppeltes, nicht koor-
dinirtes „wenn“ zu vermeiden: Jch ſterbe, falls Sie
mir die zweite Rolle geben, | wenn wir nicht Jeden dort
bald aus dem Sattel heben. 1, 94 ꝛc.; F. ſie ja mich über-
lebt. v. Sh. 3, 369 ꝛc. Ferner Zſſtzg., z. B.:
Állen-: gw. verſch. von jeden-f., das = in jedem
Fall; es komme, wie es wolle, während a. = zur
Noth, wenn es gar nicht anders ſein kann, im äußer-
ſten Fall, höchſtens, freilich, etwa. Spate 419: Er
kommt jedenfalls damit aus [unter allen Umſtänden]; a.
[zur Noth, wenn es durchaus ſein muß]. [Erſt da]
konnte man den Eindruck bemerken und a. [vielleicht, als
das Höchſte] beobachten. G. 19, 407; 39, 83; Unter den
vielen Bildern iſt keines hiſtoriſch; da iſt a. [wenn’s hoch
kommt] ein Heiliger, der predigt. 24, 331; Sie ſollten a.
[als Höchſtes, wenn’s nicht zu vermeiden wäre] ein
Stück Brot reichen. 25, 95; Nichts ſchrecklicher als ein Leh-
rer, der nicht mehr weiß, als die Schüler a. [zur Noth auch]
wiſſen ſollen. 18, 37; Traf es ſich, daß mir a. [etwa] ein
Kuß auferlegt wurde. 22, 8; Was a. [möglicherweiſe,
etwa] übergriff, zu ſchlichten. 22, 119; Der Jugend ...
bedarfſt du a. [allerdings etwa], wenn dich ... Feinde
drängen ..., doch ins bekannte Saitenſpiel ... einzugreifen, |
Das, alte Herrn, iſt eure Pflicht. 11, 11; Erleichtert konnte
ſich Agamemnon a. fühlen ..., freuen aber konnte er ſich
doch nicht. Sch. 234b ꝛc. Oft in Bedingungs- oder Rela-
tivſätzen = etwa, als ein möglicherweiſe Eintretendes
und mundartl. auch = falls: A. [wenn etwa] ich ihn
nicht mehr ſehn ſollte ꝛc. Vgl. Allenfalſig. Andern-:
im andern Fall, entgegengeſetzten, widrigen Falls =
wo nicht. Béſten-: Wer bin ich hier? B. [im gün-
ſtigſten, beſten Fall] eine Perle in einem Düngerhaufen.
Temme Schw. M. 1, 120. Dés-: für dieſen Fall;
in Bezug darauf; deßwegen: Das glaube ich auch, aber
ich wollte mich d. lieber auf ein ander Exempel gründen. L.
6, 377; Doch bin ich d. nun ... beruhiget. 12, 336; Den
mir d. gethanen Auftrag. 364 ꝛc.; vgl.: Sein Weib, das
ſolchen Falls ſonſt leicht in Feuer kam. Langbein 1, 272;
Es iſt ſolchenfalls der Majeſtät der Geſchichte gemäß. W. 15,
212ꝛc., zuw. auch relativ: Sie verlaſſen ſich auf meine
Redlichkeit, d. ich in einigem Ruf ſtehe. Keſtner 82.
Dīēs-: des-f.: D. ſagte er zu ſeiner Mutter. Peſtalozzi
4, 145; L. 5, 367 ꝛc. Eben-, Glēīch-: ebenſo
wie etwas Andres, deßgleichen, zuw. mit Genitivform
des Ew.: Das Verbot der Prieſterehe müſſte gleichfalls zu
Unkräften kommen. Fiſchart B. 49b; Der Bildner gleichen-
falls | vergleicht ſich eben dem Reiter. G. 6, 72.
Gêgen-: widrigenfalls. Spate. Jêden-: ſ. allen-
f.: Man ſieht nicht mit zween Augen All’s, | mit achten
aber j. Glaßbrenner R. 119 u. v.; dafür mundartl. auch
allemal (ſ. d.). Kēīnen-: in keinem Fall, auf
keinen Fall, unter keiner Bedingung = jedenfalls
nicht. Zuw. auch: keines falls (ſ. Kein 1b).
Nȫthigen-: wenn es nöthig iſt. W. 11, 168; ebenſo:
Bedürfenden, erforderlichen Falles ꝛc. Schlímmſten-:
ſ. beſten-f. Sólchen-: ſ. Des-f. Wés-:
weßhalb, ſ. des-f., z. B.: Wegen des Zuges ... haſt du
ganz Unrecht, w. du das Manuſkript nur wieder nachſehen
darfſt. L. 12, 345. Wídrigen-: andern-f., auch
als Bindew.: Bezahl mir jetzt, w. ich dich verklagen muß,
oder: w. muß ich ꝛc. 4) F., eintretende Verän-
derung, Wechſel ꝛc. a) von Lehensgütern ꝛc., ſei es,
daß ſie an den Lehensherrn zurückfallen: Das Gut ſteht
auf dem F., auf wenig Augen, fällt wahrſcheinlich bald
zurück, oder daß ſie in andre Hände übergehn, ent-
weder durch Kauf, Tauſch, Miethe ꝛc. (ſ. g. lebendige
Fälle) oder durch Tod (Sterbe-F.) und dazu auch die
Abgabe, die in ſolchen Fällen an den Herrn zu reichen
iſt, ihm zufällt. S. Schmeller 1, 521 und z.B.: Stirbt
ein eigner Mann ..., ſo iſt ſeines verlaſſnen fahrenden Guts
der dritt Theil dem Herrn gefallen [ſ. d. 9] .. . Stirbt
ein Vater der eigen iſt ..., ſo müſſen die Kinder dem Herrn
einen F., d. i. ein Haupt Viech oder das beſt Kleid darzu
geben. Stumpf 308b; danach: Haupt- oder Gewand-
F. b) vgl. 3: der Wechſel des Glücks, Schickſal:
Der immer gleiche Sinn, den Fälle nicht zerrütten. Hagedorn
Fall
1, 21; Fälle [ſtehlen mir] die Vermöglichkeit. Logau 1, 149,
46; Auf und ab ... tanzet des Glückes F. Spate 88 ꝛc.
Ungw.: Ein Weiſer ſchätzt kein Spiel, wo nur der F. regie-
ret. L. 1, 170, gw. Zufall (ſ. d.). c) die Abwechs-
lung (Modulation) von Tönen, nam. in Bezug auf
das Sinken zur Bezeichnung eines Abſchluſſes oder
Ruhepunkts, z. B.: Lauſch des Hexameters Schwung und
des Pentameters F. (ſ. 1). Xenien d. Gegenw. IV; doch
auch allgem., vgl.: Gefäll der Eiſenbahn ꝛc., das von
anderm Geſichtspunkt aus auch Steigung heißt ꝛc.;
Der melodiſche F. der Verſe; Der rhythmiſche F. einer guten
Proſa ꝛc. Bei Schottel 21 auch = Kadence: Ein künſt-
liches Singſtück .. . voll bequemer Fällen ꝛc., wofür Campe
Schluſs-F. vorſchlug. d) die grammatiſchen Ver-
ändrungen, die Formen, welche die verſchiednen
Verhältniſſe (ſ. 3) und Beziehungen des Worts zum
Satze bezeichnen, ſ. Zeit-F., nam. ziemlich allgem.
als Überſetzung des lat. Kaſus, bei Einzelnen auch
wohl Ab-, Verhältnis- oder Biege-F. ꝛc. Für
die einzelnen Kaſus (Nominativ, Genitiv, Dativ,
Accuſativ und Vokativ) ſind außer der Bez. der erſte,
zweite ꝛc. F. mehrfache Verdeutſchungen verſucht, von
denen aber keine durchgedrungen iſt, z. B.: Wer-,
Weſs-, Wem-, Wen- und Anrede-F.; oder:
Nenn-, Haupt-, Ur-F.; Zeuge-F.; Gebe- oder
Zweck-F.; Klage- (L. 5, 390), Wirk- oder Ziel-F.;
Ruf-F. u. a. m. 5) bergm.: eine Kluft; Fällchen,
in Nieren brechendes Erz. 6) Schiff.: ſ. II.
Zſſtz. unerſchöpflich, vgl. 3a; 4a, c und d und II.
und für die mit Vorſilben die entſprechenden Zſſtzg.
von fallen, z. B.: Ab-: das Abfallen und das Ab-
fallende oder Abgefallne: 1) Der A. der Blätter von den
Bäumen erfolgt im Herbſt; übertr.: Der A. von Gott,
von einer Partei, Religion; Geſchichte des A–s der vereinig-
ten Niederlande von der ſpaniſchen Regierung. Sch. 774 ꝛc.;
auch: Der Blätter war rings ein unendlicher A. [der abge-
fallnen Blätter war eine Fülle]. V. Od. 5, 483; Wo
der Äſt’ ein unendlicher A. lag. Gd. 1, 21; Unter dem feuch-
ten, modernden Blätter-A. hinſchreitend. Gutzkow R. 8,
381 ꝛc. Der Bach hat allen ... Eis- und Schnee-A.
weggeſchmelzt. Kohl Alp. 3, 391; Wird ſelbſt der kleine A.
[1c und 2a] eines Mühlwaſſers intereſſant. G. 26, 127;
Kl. M. 6, 228 ꝛc.; Die Predigerwohnung lag an der Land-
ſtraße und jenſeits dieſer befand ſich ein A. [Kluft ꝛc.],
deſſen Rand nach der Tiefe hin mit Gebüſch bewachſen war.
Steffens Malk. 1, 395. Bei Waſſerkünſten auch das über-
ſchüſſige Waſſer und die es ’ableitende Röhre, dieſe
zuw. neutr., ſ. FallII. 2) ein von der Taille herab-
fallender Damenkragen, Berte. 3) Abgang, das
bei Bereitung von Etwas als minder brauchbar Ab-
fallende, vgl. Abſchnitzel ꝛc.: Dieſe Sohlen ſind kein
Kernleder, ſondern nur A.; Abfälle vom Fleiſch, in der
Küche, vom Getreide ꝛc.; Wie im Haushalt der Schöpfung
Nichts verloren geht, ſondern auch alle Abfälle noch eine an-
gemeſſene Verwendung finden. Danzel 470; 416; Während
wir uns noch immer mit dem A. aus ihrer Küche [in der
Literatur] begnügen. OMüller Ack. 39 ꝛc., vgl. Abfällſel.
a) dazu: Etwas leidet einen großen A. (ſ. 4a) = es
geht Viel davon ab, gilt nur beſchränkt ꝛc.; Daß die
billige Erwartung ... einen großen A. dabei leide [indem
es nicht der Erwartung entſpricht]. L. 3, 166; Die
ſorgfältigſte Wahl der edelſten Wörter ... leidet einen großen
A., wenn der Dichter nicht in ſeiner eignen Perſon ſpricht.
6, 144; Die Kunſt muß malen, wie ſich die plaſtiſche Natur
... das Bild dachte: ohne den A., welchen der widerſtrebende
Stoff unvermeidlich machte. 2, 275. 4) der Wechſel,
der Übergang aus einem Zuſtand in den andern [4].
Dieſer kann dabei a) ein plötzlicher, ein Sprung ſein
(vgl. Abſtand, Kontraſt) oder b) ein allmählicher
(Nüance, Abſtufung, Abſchattung), z. B.: a) Die
plötzlichen Abfälle aus Hoffnung und Glück in Melancholie
und Trauer. Gervinus Shakeſp. 1, 195; Welch ein A.
von der Rolle, die ſie jetzt .. ſpielte! Gutzkow R. 9, 449;
Wenn man aus dem glühenden Ofen ins Eiswaſſer ſpringt,
kann man den A. nicht ſo ſtark fühlen. Sch. 120b; Im ..
Augenblick, wo ihr Vertraun .. ihn ganz verengeln ſoll, den
frechſten Faun zu finden, | der A. war zu ſtark. W. 11, 208;
Dies war ein großer A. [ſ. 2a] von den glänzenden Erwar-
tungen, die man ihm vorgeſpiegelt. 22, 51 ꝛc. b)Die Em-
pfindungen ... ſchattieren ſich ſo mannigfaltig als Abfälle zw.
einer Habichts- und Stumpfnaſe ſind. G. 14, 15; Die Na-
tur wirkt durch unmerkliche Abfälle. Kant 8, 282. 5) (ver-
alt.): Abnahme, Verfall: In A. kommen. Luther 6, 82a;
Zinkgräf 1, 262 ꝛc.; bergm.: die Abnahme des Gehalts
an Erzen. 5) Ggſtz. von Beifall, z. B.: Unbekümmert
um den Ab- oder Beifall meiner.. Zeitgenoſſen. B. 324a; Schot-
tel 3 ꝛc. 6) [4d] ꝛc. Aerolīthen-: ſ. Stein-
F. Amts-: gw. nur in Mz., Amtsgefälle ſ. d.
Än-: 1) das Anfallen und zwar ſow. der Angriff
eines von außen auf Einen An- od. Einſtürmenden,
als auch Deſſen, was, wie leidenſchaftliche Erregung,
Krankheit ꝛc. im Jnnern ſtürmend Einen plötzlich er-
greift und packt, in dieſem Fall meiſt mit der Nebenbed.
des in ſeiner Heftigkeit bald Vorübergehnden: Der A.
des Feindes, des Fiebers war ſehr heftig; In einem A. von
Eiferſucht, von toller Laune ꝛc.; Alſo ſporneten Beide die ſe-
ligen Götter zum A. B. 230b; Gleich zum erſten A. [An-
griff der Gegner]. Fiſchart B. 1a; O ſäheſt du, wie meine
Seele kämpft, | ein bös Geſchick, das ſie ergreifen will, | im
erſten A. muthig abzutreiben. G. 13, 77; Wie die geſunde
Faſer .. bei jedem krankhaften A. ſich eilig wieder herſtellt.
30, 12; 27, 419; Der A., den das Weltmeer gegen die
Küſten thut. Kant 8, 212; Kamen die Anfälle von Eng-
brüſtigkeit immer .. wieder. Leiſewitz Schr. 115; Den A. der
Landplagen. L. 11, 6; Sie thut alle Anfälle einer verſchla-
genen Buhlerin auf ihn. Rabener 4, 368; Ich kenne ſchon
dergleichen Anfälle von Tugend, ſie gehen vorbei, wie ein
Fieberſchauer. Weiße ꝛc. Fieber-, Froſt-, Mord-,
Raub-A. ꝛc.; Dieſe Selbſtanfälle der Reue. Engel 7,
346 ꝛc. 2) weidm,: das An-oder Einfallen der Vögel
und der Ort desſelben. Döbel 2, 213a u. o. 3)
bergm.: die das Hangende vor dem Einfall bewahrenden
Hölzer in Schachten und Strecken ꝛc. auch „Anpfahl“,
ſ. Jablonsky 52b. 4) das Anfallen eines Guts durch
Erbſchaft ꝛc. und das Einem ſo zufallende Gut, z.B.:
Erb-A. und ſo namentl. im Lehnsrecht (auch neutr.)
[4a]; auch die bei dieſer Gelegenheit dem Grundherrn
zu zahlende Abgabe ꝛc. Schmeller 1, 521; Schilter 47b;
Das hohe Recht, euch nach Gelegenheiten | durch A., Kauf
und Tauſch ins Weitre zu verbreiten. G. 12, 263; Luther
1, 296b ꝛc., auch allgm.: Du wirſt weder Theil noch A.
haben an dieſem Wort. Apoſtg. 8, 21 [Dir fällt davon
Nichts zu ꝛc. in der Basler Bibel von 1523 als „aus-
ländig“ erklärt durch „Antheil, Loos, Zufall“], vgl.:
Als ſei es [das Sterben] ein natürlicher A. Luther 6, 232b,
das Einem von der Natur zugefallne, beſtimmte Loos
ꝛc.; ähnlich: das Angefälle, das Zurückfallen des Lehns
an den Lehnsherrn für die Zeit der Unmündigkeit des
Vaſallen. Eichhorn Privatr. 568; ferner die Einem zu-
fallende Erbſchaft z. B. Schweinichen 2, 193; 259 ꝛc.
Áſchen-: 1) Ort, wohin die Aſche fällt ꝛc.: Während
ſich die Aſche in dem mit einer eiſernen Thür verſchloßnen A.
anſammelt. Karmarſch 2, 332; Der Raum unter dem Roſte
wird der Aſchenraum oder A. genannt. 236 U. v. 2)
Ein A. [Aſchenregen] verſchüttete Herkulanum ꝛc. Āūf-:
das Auffallen: Dumpfer A. unten im Grabe. JP. 17, 80;
146. Schwzr.: Auffahl, m., Bankerott u.: ver-
auffahlen, bankerott werden und Einen gerichtlich
bankerott erklären. Stalder. Aūs-: 1) das Aus- oder
Fortfallen, Fort-, Weg-Fall; Der A. der Körner aus den
Ähren, des Haars ꝛc.; Der A. des einen Worts entſtellt den
ganzen Sinn. Auch: Der A. eines Poſtens in der Zah-
lung; Seine Kaution zu kärglichem Erſatz des A–s inne be-
halten. G. 18, 155; Ich will mit dieſem Geld den A. decken
ꝛc. 2) das Heraus-, Hervortreten eines Körpertheils
aus ſeiner Lage: Der A., Vorfall der Bärmutter = Mut-
terbruch, prolapsus uteri. 3) Der Ausfall des
Fechters auf den Gegner. L. 8, 43; der Belagerten aus der
Feſtung ꝛc., auch das Thor, die Pforte, woraus ſolcher
Ausfall erfolgt ꝛc. Übertr.: Ein offner A. auf Gott-
ſched. Danzel 186; Dieſer borſtige A. Zelter 5, 253, vgl.
ausfällig. 4) das Ausfallen, Ausſchlagen, Ergeb-
nis: Der A. mag indeſſen ſein, wie er will. Dorow 4, 150;
Das Miniſterium macht ſeinen Einfluß auf den A. der Wah-
len geltend ꝛc. Āūsnahme-, –s [3a]: Kohl Engl.
2, 357; OMüler Med. 33 ꝛc. Bāū-: Bauſchaden.
Schmeller; Spate. Bēī-: das Beifallen, Beitreten zu
Etwas, das Billigen Desſelben durch äußere Kund-
gebung, lobende Anerkennung und Zuſtimmung: Er-
ſcholl | des B–s Jubelnachklang. Chamiſſo 4, 77; Nach
Menſchen-B. geangelt. Claudius 4, 78; Er legte bald
ſein Mißvergnügen, bald ſeinen B. an den Tag. Gellert 1,
148; Gewöhnlich erwarb ich ihre Gunſt, aber nicht ihren B.
G. 20, 238; Anſtatt B. und Mißfallen im Einzelnen zu be-
zeigen. 39, 407; Der Graf klopfte dieſem wohlausgedachten
Plane lauten B. zu. Muſäus M. 5, 75; Ich will weder dei-
nen Tadel, noch deinen B. Sch. 162a; Dem Wachtmeiſter
muß ich B. geben. 327b. Mz. ungw. Bérg-: der
Einfall eines ausgebühnten Schachts oder Bergs und
der Ort des Sturzes. Blüthen-: das Fallen der
Blüthen: Hier Tanz des Waſſerfalles, | des B–es dort.
Tiedge 2, 29. Brúch-: ſ. Bruch 1k u. m.
Cént-: ein dem Centgericht zuſtändiger Rechtsfall,
ſolches Verbrechen: Beim C. einer Bauernnymphe. Thümmel
1, 126, ähnl. Kriminal- u. mundartl. Frais-F. IP. 2, 14;
Malefiz-F. ꝛc. D(a)rēīn- [3]: Sonſt hätten doch wohl
manche Dreinfälle mich wankend machen können. L. 13, 307,
dazwiſchen kommende Ereigniſſe. Dúrch-: das
Durchfallen: Kammern, ſo .. geſtützelt und geflicket, daß
man ſich eines D–s muß befahren. Garzoni 813a; D. durch
eine Prüfung, bei einer Lotterie [das Herauskommen mit
einer Niete]; Bei alſo geſetztem Spiele den D. zu kriegen,
wäre mir fatal. Chamiſſo 5, 210 ꝛc. Nam. als Krankheit
= Diarrhöe, häufiger und flüſſiger Abgang der Exkre-
mente, vgl. Ruhr; Brech-D. ꝛc. Eīchel-: das
Fallen der Eicheln von den Bäumen und der Ort, wo
ſie fallen, Eichelmaſt: Die Schweine vor des Andern Gründen
oder Eichelfällen zu hüten. Möſer Ph. 3, 213. Eīn-:
1) das Einfallen und zuweilen der Ort desſelben: Der
E. der Klinke ins Schloß, der Vögel auf den Vogelherd,
des Lichts in ein Zimmer, des Waſſers in die Kunſtgrä-
ben, des Windes in die Orgelpfeifen, des Feindes in
ein Land; Die Einfälle der Türken in Ungarn ꝛc., ſ. Schmeller
1. 521; Der E. [Einſturz] eines Gebäudes; Sollt’ auch
der Himmel ſchon | mit Krachen ſeinen E. drohn. Lichtwer ꝛc.
2) das Einfallende, ſo: a) mundartl. = Aus-
ſaat: Inbegriff von 309 Scheffeln E. Erbvergl. 8; Sturz 2,
403. b) (Uhrmach.) ein zwiſchen die Zähne des
Sperr-Rads fallender Theil, der hindert, daß dies ſich
von ſelbſt dreht: E. einer Repetieruhr ꝛc. c) nam.
aber ein Gedanke, der Einem einfällt: Es war kein E.,
kein Gedanke mehr, es war ein entſchiedener Plan, dem er
mit Klugheit und Feſtigkeit entgegenging. G. 30, 10: Iſt’s
nur ſo ein E., wie er ihr mit dem Mond zu kommen pflegt?
Höfer V. 197; Er war voller Einfälle und Streiche. 86;
Dem Text Einfälle aufdringen, die über kurz oder lang an-
dern Einfällen Platz machen. WHumboldt 3, 19; Als ob ein
E. widerlegt werden könnte! L. 4, 99; Ein luſtiger E. 13,
416; 6, 3 ꝛc. Erb-: Erbſchaft; der Fall, der Einen
zum Erben macht: Wenn ſo ein E. käm. Müllner 5, 182;
ferner ſ. [4a]. Erd-: vgl. Berg-F. JP. 31, 35.
Félſen-: vgl. Berg-F., doch auch der ſteile Abhang
eines Felſens. Seume. Fórt-: Aus-F. 1.
Frāīs-: ſ. Cent-F. Fūß-: das Einem-zu-Fuß-
fallen: Einen F. thun; Es hätte mir einen F. gekoſtet. Sch.
131b. Gêgen-: der entgegengeſetzte Fall [3b]:
Im G. Platen 6, 84. Gewánd- [4a]. Gewíſ-
ſens-: Fall, worüber das Gewiſſen zu entſcheiden
hat, Gewiſſensfrage. Glēīch-: gleicher Fall: In
der Geſchichte wird ſich kein völlig kongruierender G. nachweiſen
laſſen. Riemer G. 2, 9; [3b]. Glücks-: ein glück-
liches Ereignis [3 u. 4b]: Das iſt ein G., aber das Glück
als ſtändig fortdauerndes iſt etwas Anderes. Auerbach Ab.
145. Gradīēr- [1d]. Hāūpt-: ein beſonders
wichtiger Fall; [4a]. Hēīm- [4a]: das Heim- oder
Zurückfallen eines Beſitzthums an den frühern Beſitzer
ꝛc. Prutz Muſ. 1, 28. Hín- ꝛc.: Getös vom H. ſtol-
zer Paläſte. Sonnenberg. Jǟh-: jäher Fall. Baggeſen
1, 100. Kaskāden- [1c]: Rahel 1, 444.
Knīē-: vgl. Fuß-F.: Lange ſchon verlernten wir K. und
Gebet. Freiligrath Pol. 1, 72. Krīēgs-: Kriegs-
ereignis. König Kl. 2, 11; auch Etwas, deſſen Eintritt
als Urſache zum Krieg von einer Regierung bez. wird,
casus belli. Krimināl-: ſ. Cent-F. —– Lāūb-:
das fallende Laub. Freiligrath Garb. 164. Lawīnen-:
Kohl Alp. 3, 33. Lêhens- [4a]: Ober-L., wo
die Verändrung durch den Tod des Lehensherrn, Un-
Fall
ter-L., wo ſie durch den Tod des Lehensmannes er-
folgt. Lēīb- [4a]: Fall beim Tod eines Leibeig-
nen, zumal bei leibfälligen oder Fall-Gütern, die mit
dem Tod des jedesmaligen Inhabers an den Eigen-
thumsherrn zurückfallen. Malefīz-: ſ. Cent-F.
Miß-: das Zu-früh-Gebären, Abortieren, ſ. Fallen
3a; allgm. ein unerwünſchter Fall, Un-F. Nīē-
der-: gw. das Niederfallen, z. B. aufs Knie ꝛc.: Jhr
N. Börne 3, 346, vgl. auch Schmeller 1, 521. Nōth-:
zuw. = Noth: Ihm behilflich ſein in allerlei N. Platen 4,
395; gw. [3a] äußerſt dringender Fall: Im höchſten,
äußerſten, dringendſten N. G. 39, 377; Heinſe A. 2, 251;
W. 29, 228; In ſolchen übereilenden Nothfällen. Zinkgräf
2, 25 ꝛc. Réchts-: ein das Recht betreffender, ju-
riſtiſcher Fall: Striethorſt, Archiv für Rechtsfälle.
Rêde- [4c]. Rhēīn- [1c], übertr.: Es wirbelte
und rauſchte ein R. von Vorwürfen .. auf ihn herab. Muſäus M.
3, 112; auch Name einer Weinſorte, des ſ. g. Vel-
teliners, wo aber die letzte Silbe wohl das ital. valle,
Thal, iſt. Rīēſen-: ungeheurer Sturz. Sch. 2a.
Rück-: das Zurückfallen: 1) an einen frühern Be-
ſitzer, Heim-F.: Das bedeutende Vermögen zum R. an
die Mutter zu bringen. Gutzkow R. 6, 12 ꝛc. 2) in
einen frühern gw. ſchlechten Zuſtand: Von die-
ſem R. in die alte Geſinnung. 7, 398; Der April mit ſeinen
..winterlichen Rückfällen. 480; Unerträglich muß dem Fröh-
lichen | ein jäher R. in die Schmerzen ſein. G. 13, 41;
Rückfälle, die weit gefährlicher ſind als die Anfälle. Gotthelf
5, 311; R. in die vorige Wildheit. Sch. 1106a; R. [in
eine Krankheit] ꝛc. Schlēīer-: Waſſer- F., wo
das zerſtäubende Waſſer ſchleierartig erſcheint: Staub-
und Schleierfälle. Kohl Alp. 3, 196. Schlúß-: 1)
[4c]. 2) Pointe: Die zugeſpitzten Schlußfälle des Mar-
tials. L. 8, 462. Schnēē-: das Fallen des Schnees,
der fallende (Lawine. Hebel 3, 153) und der angefallne
Schnee: Ein Sch., d. i. Schneeflocken, die in der Luft ſchwe-
ben. Humboldt Kl. Schr. 1, 383; 73. Schōß- [4a]:
der Erbfall, wo beim Tod eines Kindes der Nießbrauch
ſeines väterlichen Erbtheils „der Mutter in den Schoß
fällt“, während das Vermögen doch den andern Kin-
dern zufällt. Sílben- [4c]: In einem ſingenden S.
recitieren. G. 14, 60. Sílber-, z. B. [1c]: Der
Quellen S. Sch. 48b. Stāūb-: ſ. Schleier-F. und
vgl. Aſchen-F. Stēīn-: z. B. der Herabfall von
Meteorſteinen: Aerolithen-F. Humboldt K. 1, 122.
Stérbe-: 1) der eintretende Tod Jemands, der ein-
getretne gw. „Todes-F.“ 2) [4a]: z.B. Möſer Ph. 1,
71 ff.; 2, 112 ꝛc. Stérn-: Sternſchnuppe, ſ. d.
Strāf-: ſtrafbare Handlung. Stūfen-: Ab-
ſtufung, Nüance, vgl. ſtufenfällig. Sünden-
[2b]. —Thāū-: vgl. Schnee-F.: Der Wolke ſchädlichem.
Th. Koſegarten Rh. 3, 41. Tōd- [4a]: Mit ſeinen gott-
verdammten Gülten und Zehnten und Todfällen. Scherr Gr. 2,
104. Tōdes-: Sterbe-F. Tōn- [4c]: In melo-
diſchen T. V. 3, 18; Schleiermacher 2, 212. Trāūer:
Trauer erregender Fall, nam. Todes-F. Trópfen-:
das Fallen der Tropfen; Traufe. Über-: das Überfal-
len, Uberrumpeln: Bei nächtlichem Ü. Heine Lut. 2, 187;
In einem Ü. [Anfall] von ſchwärmendem Verlangen. W.
12, 299. Mundartl. auch: das Zäpfchen im Hals.
Um-: das Umfallen, der Umſturz: Der U. eines
Baums; eines plötzlich krepierten Viehs ꝛc. (ſ. Un-F.).
Un-: Etwas Unangenehmes, Schlimmes, das Einen
befällt [3; 4b]: Es möchte ihm ein U. begegnen. 1. Moſ.
42, 4; Ein U. wird über den andern kommen. Heſek. 7,
26 ꝛc.; So mußte ich unter großem Gelächter der Zuſchauer
eben abziehen, ein U., der mich tief .. kränkte. G. 16, 26;
Menſchen, die wegen großer ſittlicher Unfälle ſich in die Wü-
ſten zurückzogen. 15, 283 ꝛc. Veralt.: Zu U. kommen.
Sir. 31, 6; U. wird nicht von ihm laſſen. Hiob 15, 30 ꝛc.,
ſt. Unglück, da U. eben ein einzelnes Unglück, einen
Unglücksfall bez., zu dem der Menſch nicht kommt, ſon-
dern der vielmehr den Menſchen befällt, z. B. alſo;
Er iſt, ſitzt im Unglück [nicht U.]; nam. gilt U. auch v.
einem das Gelingen eines Vorhabens vereitelnden Zu-
fall, der eben noch kein Unglück zu ſein braucht, ſ. o.
G. 16, 26. Nach Schmeler 1, 522 U. auch = Vieh-
ſeuche, wo es aber aus,,Umfall“ hervorgegangen ſcheint.
Unglücks- [3 u. 4b]: vgl. Glücks- u. Un-F.
Ver-: das Verfallen, z. B. bei Wechſeln, Pfändern
ꝛc.: Der Tag des V–s, V.-Tag, die Zeit, wo ſie fällig
ſind; Sein tückiſches Beſtehn auf Schuld-V. V. Sh. 2.
77; Etwas kommt, geräth in V. = verfällt, z. B. ein
Hausſtand, ein Staat, die Kunſt ꝛc., auch eine Ge-
wohnheit, hergebrachte Sitte, wenn ſie allmählich nicht
mehr ausgeübt wird: In krankem V. des Körpers, in
blühender Geſundheit des Geiſtes. G. 18, 74; So wäre der
V. der Kunſt .. unvermeidlich. L. 11, 132 ꝛc. Selten
dagegen: Der V. ins Böſe. Kant Relig. 3 ꝛc. Vīēh-
[1b]: das Viehſterben, Viehſeuche. Vōr-: 1) ſ.
Aus-F. (2). 2) [3 u. 4b] etwas Vorgefallenes, eine
Begebenheit, die ſich zugetragen, namentl. inſofern ſie
plötzlich kommt und als etwas Einzelnes, ſich beſ. be-
merklich Machendes hervortritt, verſch. von dem ſich
allmählich entwickelnden u. abſpinnenden „Vorgang.“
Ließ ſich .. durch keinen noch ſo ſonderbaren V., der ſich etwa
ereignen mochte, irre machen. Fichte Nic. 10; So ſoll auch
der Vorgang bei dem Grafen von C. von einem wirklichen
V. mit Jeruſalem geborgt ſein. Guhrauer L. 2, 97.
Wáſſer-: der Fall des Waſſers aus dem Gerinne
aufs Rad im Bergb.; bei Mühlen ꝛc., auch das Gefälle
[2a]; nam. [1c] = Katarakt (vgl. Kaskade), verkl.
Waſſerfällchen, ſ. Felſen-, Wind-F. Wéchſel-
[4b]: Die Wechſelfälle des Schickſals. Wég-: Fort-
F., z. B.: Jn W. kommen. Danzel 296. Wind-:
weidm. wie „Windbruch“, der Fall vom Wind um-
geriſſener Bäume und dieſe ſelbſt, ſ. Bruch 4b: Die Re-
vierförſter haben Windfälle [als Einkommen], können die
Schiffer keine Waſſerfälle bekommen? König Kl. 2, 11; Mö-
ſer Ph. 2, 338. Wólfs-: Vieh, das der Wolf zer-
riſſen. Spate. Zēīt-[4d]: Tempus in der Sprachlehre,
z. B. Engel 4, 372; L. 3, 226 ꝛc. Zer-: das Zer-
fallen: Der Z. zwiſchen dem Vater und Alban. Auerbach 4,
78; Z. des Hausweſens. 292; Öſterreich ſcheint ſeinem Z–e
entgegenzugehen. Tag. 160; Die Hölle des Z–s und der Un-
zufriedenheit mit ſich ſelber. Leb. 1, 86; Gervinus Sh. 1,
213; Dieſe ganze Herrlichkeit barg bereits den Keim des
Z–es in ſich. Keller gH. 1, 102; Dem ſtets fortſchreitenden
Z. des Felsgebäudes. Kohl Alp. 3, 283; 294; Der politiſche
Z. Kürnberger Am. 173; In Z. gerathen. Mörike N. 17;
Daß die Inquiſition ſo in Z. käme. Sch. 122b ꝛc., vgl.
Ver-F. Zū: 1) ſ. [3 u. 4a] auch fallen, Anm. 2:
Alles Geſchehnde, wobei ſich keine Abſicht, kein Grund,
kein Zuſammenhang mit den Urſachen, woraus es her-
vorgeht, keine Geſetzmäßigkeit, Planmäßigkeit, innre
Nothwendigkeit erkennen läſſt, das Ungefähr (ſ. d.):
Was wir Z. nennen, iſt ſicher nothwendiges Reſultat un-
bekannter Urſachen und eben ſo geſetzmäßig wie jede natür-
liche Erſcheinung überhaupt. Burmeiſter Gſch. 134; Der Stab
wird nicht über ſie gebrochen, ſie ſtirbt von des Z–s Mörder-
hand. Börne 1, 77; So hat vielleicht der Z. es geordnet, | der
große Bildner, den ſie Gottheit nennen. Chamiſſo 4, 187;
Mit Willen thät’ ich’s [riſſe den Bau ein], Z. aber bleibt
verhaßt. G. 10, 305; Wenn das Waltende | Verbrechen zu
begünſt’gen ſcheinen mag, | ſo nennen wir es Z., doch der
Menſch, | der ganz beſonnen ſolche That erwählt, | er iſt ein
Räthſel. 13, 259; Wenn wir es nicht mit Willen und Will-
kür thun, ſo wirken Verhältniſſe, Leidenſchaften, Zufälle. 15,
239; Das Gewebe dieſer Welt iſt aus Nothwendigkeit und
Z. gebildet. 16, 79; 140; Geſetz und Z. greifen in einander.
39, 59; 442; Hat ſie nun ein Z. mit mir zuſammengeführt
oder eine Fügung des Himmels. Gutzkow Lenz 39; Anord-
nung für Z. u. Z. für Anordnung auszumünzen wiſſen. IP. 1,
18; Sucht das vertraute Geſetz in des Z–s grauſenden Wun-
dern. Sch. 76b; Wie viel beſſer man oft thut, den Z. ma-
chen zu laſſen, als ihm durch zu viele Geſchäftigkeit vorzugrei-
fen. G. 1, 24; Ein glücklicher Z. doch warum wollen wir
dem Z. zuſchreiben, was uns beweiſen ſollte, daß eine unſicht-
bare Macht iſt, welche ſich immer bereit zeigt, der ſinkenden
Tugend die Hand zu reichen? eine wohlthätige Schickung
alſo fügte es ꝛc. W. 5, 162 ꝛc. Bei jedem Z–s-Wörtchen
[zufälligen, unabſichtlichen]. G. 11, 159 ꝛc. Das
frz. Theater-Koup (Bühnenſtreich) hat L. 3, 211 durch
Theater-Z. verdeutſcht. 2) zuw. auch: Das, was
Einem zufällt, zuſtößt: Jch habe ſeinen [meines Vaters]
Tod empfunden, als man nur immer einen ſolchen Z. empfin-
den kann. L. 12, 159; Um aber meinen Z. [Geſchick] euch|
in ſeinem ganzen Licht zu zeigen. Nicolai 2, 18 ꝛc. Nam.
von krankhaften Anfällen, vgl. Anſtoß ꝛc.: Gichtiſche,
epileptiſche Zufälle; Sie will ihren Willen haben oder will
ihre Zufälle [engl. fits] bekommen. L. 6, 6. 3) ſelten
= das Zufallen, z. B.: Der Z. des Tellereiſens erfolgt
mittels einer ſtarken Feder. 4) mundartl. veralt. =
Beifall, Zuſtimmung. Schmeller 1, 522. 5) ſ. An-
fall2. Zwick-: Alternative. Zwíſchen-: Zu-
fall, der zumal oft ſtörend zwiſchen Etwas tritt:
Kinderkrankheiten, bei denen die geſunde Natur das Beſte thut,
wenn nicht Zwiſchenfälle ihre Thätigkeit verhindern. Lewald
W. 2, 187; Dieſer glückliche Z. Radowitz 196 u. ä. m.