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Fall
I. Fáll, m., –(e)s; Fälle; -:
von fallen (s. d.) in verschiedner Bed.: 1) das Fallen, Nieder- und Umfallen, der Sturz, eigentl. und übertr. (s. 2b): Vom F–e der Körper und den Gesetzen der Schwere. Pouillet 1, 40; Der freie F., Ggstz.: F. auf vorgeschriebnem Wege etc.; Da fiel es [das Haus] und thät einen großen F. Matth. 7, 27; Stolzer Muth kommt vor dem F. Spr. 16, 18; Vor Menschen sich scheuen, bringet zu F. [s. 2b]. 25; Daß ich dadurch [durch Reden] nicht zu F. käme. Sir. 22, 33; Mich des Himmels F. [Einfall] ehe versehen. Berlichingen 134; Er fällt .. einen erschütternden F. Gervinus Sh. 1, 213; Der Götter Saal schien dir auf gleicher Erde, | nun überwältigt dich der jähe F. G. 13, 153; Wie nah dem Sitten- F. der F. [Verfall] des Staats gewesen. Haller 127; Ihr fürchtet eurer Gewerbe F. Rückert Mak. 1, 83; Der Herrscher F., der hohen Häuser Sturz. Sch. 492b; 491b; Uns . in seinen F. hinabziehn. 359b; Er stürzt und deckt, so lang er ist, den Boden. | Des Bruders F. zu rächen etc. W. 11, 114; Der F. (s. Falliment) eines Handlungshauses etc.
a) daran schließt sich: Knall und F. todt schießen. IP. 2, 129; Gleim 4, 124 etc., so daß Knall des Gewehrs und Fall des Erschoßnen Eins sind, dann allgemein = plötzlich: Ihm Knall und F. die Schippe geben. L. 3, 409; Knall und F. sterblich in dich verliebt. Sch. 656b etc.
b) sowohl das Fallen (Krepieren) des Viehs, des nicht weidmännisch geschoßnen Wilds etc., als auch das gefallne Vieh, s. Schmeller 1, 521, und vgl. Fall-Meister, -Knecht, ferner Wind-F. etc.
c) so auch das Herabstürzen eines Gewässers von einer Höhe in die Tiefe, und das herabstürzende Wasser selbst, wie auch der Ort desselben: Das Wasser [des Niagara] stürzt sich bei den Fällen senkrecht .. herab. Burmeister Gsch. 29; Bäche .. rauschten in kleinen Fällen sanft in das Getöse. Geßner 2, 80; Ein Fluß, der mit Fällen und Krümmungen nach einer Seebucht fließt. G. 10, 268; 31, 206; Der Rhein-F. ... Man sieht schon mehr den stufenweisen F. 26, 123 etc.
d) bei Gradierwerken die Vorrichtung, wodurch die Soole zur Verdunstung des Wassers fällt etc., vgl. Aschen-F. etc. 2) die Senkung, das Niedrigerwerden etc.
a) im eigentl. Sinn ist dafür Fallen üblicher: Das Fallen [selten: der Fall] des Quecksilbers im Barometer deutet auf Regen; Um allen plötzlichen Fall zu verhüten und meinen eignen Vorrath im Preise zu erhalten. Möser Ph. 2, 53, gewöhnl.: Das Fallen der Getreidepreise; Das Fallen oder der F. eines Gangs, einer Fläche etc., auch: die Höhe, um welche Etwas sich senkt: Wenn die Ströme auch auf eine weite Strecke keinen merklichen F. haben, wie man das Gesenke ihres Bettes nennt. Gaspari Geogr. 233 etc. (vgl. Gefäll 1). Ahnlich F., die Neigung dar Windröhre eines Blasbalgs nach dem Herd der Esse, weil dadurch die Luft hineinfällt. Über F., als Vermindrung der Tonhöhe, Senkung der Stimme s. 4c.
b) öfter übertr. (vgl. 1), so vom Sinken aus dem Stand der Unschuld in den der Sünde etc.: Der F. Adams im Paradies; Petrus weinte bitterlich nach seinem F. etc. Oft: Zu F. kommen, gebracht werden, von Mädchen = den Kranz verlieren: Mannig Mägdlein hat er zu F. gebracht. Stilling 1, 35 etc., vgl.: Ihre Neigung war im Stillen ein Hang geworden und ein Vorgefühl, daß nach unserer sinnreichen Sprache diese Richtung zu einem F. führen konnte. König Jer. 3, 196 etc.
c) zuweilen auch das den F. (1 u. 2b) Veranlassende: So doch dieselben [die Götzen].. dem ganzen Jsrael ein F. waren. 2. Chr. 28, 23; Zum Strick und F. den Bürgern. Jes. 8, 14; 1. Sam. 18, 21; Luk. 2, 34; Der Apfelbaum ist nicht ihr [Eva’s] F. gewesen. Hagedorn 2, 274 etc., s. Falle. 3) etwas Vorfallendes, sich Ereignendes, wirklich oder möglicherweise Eintretendes (vgl. Eventualität): Das ist der F. [verhält sich so], ist nicht der F.; Das ist derselbe F., wie mit deinem Bruder; Es liegt ein ähnlicher F. vor; Der F. ist mir noch nicht vorgekommen; Nun ereignete sich der F. FHJacoby 5, 13; Setzen wir den F., nehmen wir den F. an, gesetzten F–s; Hier sind nur zwei Fälle möglich; An diesen F. hast du dabei nicht gedacht; Ich habe auch für diesen F. gesorgt; Man muß auf alle Fälle gefasst sein; Ob wir .. Pistolen bei uns hätten. „Wozu?“ Es ist auf alle Fälle [als Vorsorge für alle Eventualitäten, s. u.]. Sch. 721a; Wäsche, die du mir auf allen F. mitgabst. L. 12, 455; Welch int’ressanter [Rechts-] F. Echtermeyer 64; Ob er sie sagt, das ist ein anderer F. [eine andre Frage]. G. 7, 201; Kam | ein eigner F., worüber er .. mit Andern sich berieth: | mich fragt’ er nie. 13, 185; Wie irgend Jemand über einen gewissen F. denke. 39, 10; Daß dem Genie ein F. für tausend gelte. 133; 124 etc.
a) namentl. oft abhängig von „in“ etc.: In diesem F. [wenn Dies eintritt] musst du etc.; Ich bin in diesem F. [in der wirklich eingetretnen Lage, s. u.]; Tapfer im F. [bei sich darbietender Gelegenheit]. G. 15, 12; Im unverhofften (G. 13, 264), in solchem (306), im besten, im schlimmsten F., im F. der Noth (W. 20, 104) etc. = wenn das Unverhoffte etc. eintritt; so auch: Für solchen F., für den F. der Noth etc., und in Zsstzg.: Im oder für den Noth-F.; Ob Sie nicht irgend einen guten Publicisten kennen, der sich im Erledigungs-F. nach Jena schickte. Merck’s Br. 2, 220 [für den Fall einer Erledigung, wenn eine solche eintritt]; Im Betretungs-F. [wenn er sich betreten, antreffen lässt] ihn anhalten; Im Weigrungs-F.; Im Wiederholungs-F. etc. So auch als Bindew.: Im F., daß = wenn; auch ohne beigefügtes ,,daß“, z. B.: Da sie selbst nur, im F. alle Übrige gleiche Gefahr mit ihnen laufen wollten, Muth genug in sich zu fühlen vorgaben. W. 19, 153, wofür noch häufiger der Gen. (s. b); In jedem F. (es mag eintreten, was da will; unabhängig von allen Eventualitäten). So auch: Auf jeden F.; Auf alle Fälle (G. Sch. 2, 66 u. o.), auch: Auf allen F. (z. B. Forster Br. 1, 394; 2, 124; Ans. 1, 316; L. 11, 362; 12, 291; 13, 194; IP. 21, 95; Tieck Nov. 7, 79; W. 12, 190; 213 etc.), wie sich auch sonst findet: Auf den [im] schlimmsten F. Tieck Nov. 7, 11; Weil ihm die Gemeinde auf den F. [für diesen F.] das Bürgerrecht angeboten hatte. Hebel 3, 438. In des Glückes Sonnenschein | und in schlimmen Fällen [Lagen, Verhältnissen, vgl. 4b]. G. 1, 100; In zweifelhaften (G. 15, 11), in manchen (ebd.) Fällen; In neunzig bei [gw. unter] hundert Fällen. Gutzkow R. 7, 165; Er befindet sich in dem F. [in der Lage] der bösen Geister im Puppenspiel. G. 23, 86 [Es geht ihm ebenso, wie Diesen]; [Die Fraul will allein sein, ja die eitle selbst ist in dem F–e. 15, 212; Ist in dem F–e, ebenso oft Irrthümer, als Wahrheiten aufzuzeichnen [Dem ausgesetzt]. 39, 352; Wir sind jetzt sehr im F. [in der Lage, die uns veranlasst], Winde und Wolken anzubeten. !14, 225; Als Ausländer dürften Sie einmal sich in dem F. befinden, Gebrauch davon zu machen. FSchlegel Flor. 16 etc. Seltner: Man muß, zumal mit meinem F. [in meiner Lage], | ja wohl von Allem was versuchen. W. 12, 37. So bin ich meiner selbst nicht mächtig, bin | im F–e [Stande], toll und wild das Äußerste zu wagen. G. 8, 47; Sie ist im F–e, Alles zu mißbrauchen. Stein 3, 77 etc.
b) ähnlich wie a der Genit. zur Bez. einer eintretenden Möglichkeit, einer Bedingung, so in dem ganz zum Bindewort gewordnen „falls“ = für den Fall, unter der Bedingung daß, wenn, z. B.: Ich will dir’s leihen, f. du mir’s bald wiedergeben kannst; Erwache, schöne Schläferin, | f. dieser Kuß nicht zu bestrafen; | doch wenn ich dir zu zärtlich bin, | schlaf oder scheine mir zu schlafen. Hagedorn 3, 30; nam. um doppeltes, nicht koordinirtes „wenn“ zu vermeiden: Jch sterbe, falls Sie mir die zweite Rolle geben, | wenn wir nicht Jeden dort bald aus dem Sattel heben. 1, 94 etc.; F. sie ja mich überlebt. v. Sh. 3, 369 etc. Ferner Zsstzg., z. B.: Állen-: gw. versch. von jeden-f., das = in jedem Fall; es komme, wie es wolle, während a. = zur Noth, wenn es gar nicht anders sein kann, im äußersten Fall, höchstens, freilich, etwa. Spate 419: Er kommt jedenfalls damit aus [unter allen Umständen]; a. [zur Noth, wenn es durchaus sein muß]. [Erst da] konnte man den Eindruck bemerken und a. [vielleicht, als das Höchste] beobachten. G. 19, 407; 39, 83; Unter den vielen Bildern ist keines historisch; da ist a. [wenn’s hoch kommt] ein Heiliger, der predigt. 24, 331; Sie sollten a. [als Höchstes, wenn’s nicht zu vermeiden wäre] ein Stück Brot reichen. 25, 95; Nichts schrecklicher als ein Lehrer, der nicht mehr weiß, als die Schüler a. [zur Noth auch] wissen sollen. 18, 37; Traf es sich, daß mir a. [etwa] ein Kuß auferlegt wurde. 22, 8; Was a. [möglicherweise, etwa] übergriff, zu schlichten. 22, 119; Der Jugend ... bedarfst du a. [allerdings etwa], wenn dich ... Feinde drängen ..., doch ins bekannte Saitenspiel ... einzugreifen, | Das, alte Herrn, ist eure Pflicht. 11, 11; Erleichtert konnte sich Agamemnon a. fühlen ..., freuen aber konnte er sich doch nicht. Sch. 234b etc. Oft in Bedingungs- oder Relativsätzen = etwa, als ein möglicherweise Eintretendes und mundartl. auch = falls: A. [wenn etwa] ich ihn nicht mehr sehn sollte etc. Vgl. Allenfalsig. im andern Fall, entgegengesetzten, widrigen Falls = wo nicht. Wer bin ich hier? B. [im günstigsten, besten Fall] eine Perle in einem Düngerhaufen. Temme Schw. M. 1, 120. für diesen Fall; in Bezug darauf; deßwegen: Das glaube ich auch, aber ich wollte mich d. lieber auf ein ander Exempel gründen. L. 6, 377; Doch bin ich d. nun ... beruhiget. 12, 336; Den mir d. gethanen Auftrag. 364 etc.; vgl.: Sein Weib, das solchen Falls sonst leicht in Feuer kam. Langbein 1, 272; Es ist solchenfalls der Majestät der Geschichte gemäß. W. 15, 212etc., zuw. auch relativ: Sie verlassen sich auf meine Redlichkeit, d. ich in einigem Ruf stehe. Kestner 82. des-f.: D. sagte er zu seiner Mutter. Pestalozzi 4, 145; L. 5, 367 etc. Eben-, Glēīch-: ebenso wie etwas Andres, deßgleichen, zuw. mit Genitivform des Ew.: Das Verbot der Priesterehe müsste gleichfalls zu Unkräften kommen. Fischart B. 49b; Der Bildner gleichenfalls | vergleicht sich eben dem Reiter. G. 6, 72. widrigenfalls. Spate. s. allenf.: Man sieht nicht mit zween Augen All’s, | mit achten aber j. Glaßbrenner R. 119 u. v.; dafür mundartl. auch allemal (s. d.). in keinem Fall, auf keinen Fall, unter keiner Bedingung = jedenfalls nicht. Zuw. auch: keines falls (s. Kein 1b). wenn es nöthig ist. W. 11, 168; ebenso: Bedürfenden, erforderlichen Falles etc. s. besten-f. s. Des-f. weßhalb, s. des-f., z. B.: Wegen des Zuges ... hast du ganz Unrecht, w. du das Manuskript nur wieder nachsehen darfst. L. 12, 345. andern-f., auch als Bindew.: Bezahl mir jetzt, w. ich dich verklagen muß, oder: w. muß ich etc. 4) F., eintretende Veränderung, Wechsel etc.
Andern-: Bésten-: Dés-: Dīēs-: Gêgen-: Jêden-: Kēīnen-: Nȫthigen-: Schlímmsten-: Sólchen-: Wés-: Wídrigen-:
a) von Lehensgütern etc., sei es, daß sie an den Lehensherrn zurückfallen: Das Gut steht auf dem F., auf wenig Augen, fällt wahrscheinlich bald zurück, oder daß sie in andre Hände übergehn, entweder durch Kauf, Tausch, Miethe etc. (s. g. lebendige Fälle) oder durch Tod (Sterbe-F.) und dazu auch die Abgabe, die in solchen Fällen an den Herrn zu reichen ist, ihm zufällt. S. Schmeller 1, 521 und z.B.: Stirbt ein eigner Mann ..., so ist seines verlassnen fahrenden Guts der dritt Theil dem Herrn gefallen [s. d. 9] ... Stirbt ein Vater der eigen ist ..., so müssen die Kinder dem Herrn einen F., d. i. ein Haupt Viech oder das best Kleid darzu geben. Stumpf 308b; danach: Haupt- oder Gewand- F.
b) vgl. 3: der Wechsel des Glücks, Schicksal: Der immer gleiche Sinn, den Fälle nicht zerrütten. Hagedorn Fall 1, 21; Fälle [stehlen mir] die Vermöglichkeit. Logau 1, 149, 46; Auf und ab ... tanzet des Glückes F. Spate 88 etc. Ungw.: Ein Weiser schätzt kein Spiel, wo nur der F. regieret. L. 1, 170, gw. Zufall (s. d.).
c) die Abwechslung (Modulation) von Tönen, nam. in Bezug auf das Sinken zur Bezeichnung eines Abschlusses oder Ruhepunkts, z. B.: Lausch des Hexameters Schwung und des Pentameters F. (s. 1). Xenien d. Gegenw. IV; doch auch allgem., vgl.: Gefäll der Eisenbahn etc., das von anderm Gesichtspunkt aus auch Steigung heißt etc.; Der melodische F. der Verse; Der rhythmische F. einer guten Prosa etc. Bei Schottel 21 auch = Kadence: Ein künstliches Singstück ... voll bequemer Fällen etc., wofür Campe Schluss-F. vorschlug.
d) die grammatischen Ver- ändrungen, die Formen, welche die verschiednen Verhältnisse (s. 3) und Beziehungen des Worts zum Satze bezeichnen, s. Zeit-F., nam. ziemlich allgem. als Übersetzung des lat. Kasus, bei Einzelnen auch wohl Ab-, Verhältnis- oder Biege-F. etc. Für die einzelnen Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Accusativ und Vokativ) sind außer der Bez. der erste, zweite etc. F. mehrfache Verdeutschungen versucht, von denen aber keine durchgedrungen ist, z. B.: Wer-, Wess-, Wem-, Wen- und Anrede-F.; oder: Nenn-, Haupt-, Ur-F.; Zeuge-F.; Gebe- oder Zweck-F.; Klage- (L. 5, 390), Wirk- oder Ziel-F.; Ruf-F. u. a. m. 5) bergm.: eine Kluft; Fällchen, in Nieren brechendes Erz. 6) Schiff.: s. II. Zsstz. unerschöpflich, vgl. 3a; 4a, c und d und II. und für die mit Vorsilben die entsprechenden Zsstzg. von fallen, z. B.: Ab-: das Abfallen und das Abfallende oder Abgefallne:
1) Der A. der Blätter von den Bäumen erfolgt im Herbst; übertr.: Der A. von Gott, von einer Partei, Religion; Geschichte des A–s der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung. Sch. 774 etc.; auch: Der Blätter war rings ein unendlicher A. [der abgefallnen Blätter war eine Fülle]. V. Od. 5, 483; Wo der Äst’ ein unendlicher A. lag. Gd. 1, 21; Unter dem feuchten, modernden Blätter-A. hinschreitend. Gutzkow R. 8, 381 etc. Der Bach hat allen ... Eis- und Schnee-A. weggeschmelzt. Kohl Alp. 3, 391; Wird selbst der kleine A. [1c und 2a] eines Mühlwassers interessant. G. 26, 127; Kl. M. 6, 228 etc.; Die Predigerwohnung lag an der Landstraße und jenseits dieser befand sich ein A. [Kluft etc.], dessen Rand nach der Tiefe hin mit Gebüsch bewachsen war. Steffens Malk. 1, 395. Bei Wasserkünsten auch das überschüssige Wasser und die es ’ableitende Röhre, diese zuw. neutr., s. FallII. 2) ein von der Taille herabfallender Damenkragen, Berte. 3) Abgang, das bei Bereitung von Etwas als minder brauchbar Abfallende, vgl. Abschnitzel etc.: Diese Sohlen sind kein Kernleder, sondern nur A.; Abfälle vom Fleisch, in der Küche, vom Getreide etc.; Wie im Haushalt der Schöpfung Nichts verloren geht, sondern auch alle Abfälle noch eine angemessene Verwendung finden. Danzel 470; 416; Während wir uns noch immer mit dem A. aus ihrer Küche [in der Literatur] begnügen. OMüller Ack. 39 etc., vgl. Abfällsel.
a) dazu: Etwas leidet einen großen A. (s. 4a) = es geht Viel davon ab, gilt nur beschränkt etc.; Daß die billige Erwartung ... einen großen A. dabei leide [indem es nicht der Erwartung entspricht]. L. 3, 166; Die sorgfältigste Wahl der edelsten Wörter ... leidet einen großen A., wenn der Dichter nicht in seiner eignen Person spricht. 6, 144; Die Kunst muß malen, wie sich die plastische Natur ... das Bild dachte: ohne den A., welchen der widerstrebende Stoff unvermeidlich machte. 2, 275. 4) der Wechsel, der Übergang aus einem Zustand in den andern [4]. Dieser kann dabei
a) ein plötzlicher, ein Sprung sein (vgl. Abstand, Kontrast) oder
b) ein allmählicher (Nüance, Abstufung, Abschattung), z. B.:
a) Die plötzlichen Abfälle aus Hoffnung und Glück in Melancholie und Trauer. Gervinus Shakesp. 1, 195; Welch ein A. von der Rolle, die sie jetzt .. spielte! Gutzkow R. 9, 449; Wenn man aus dem glühenden Ofen ins Eiswasser springt, kann man den A. nicht so stark fühlen. Sch. 120b; Im .. Augenblick, wo ihr Vertraun .. ihn ganz verengeln soll, den frechsten Faun zu finden, | der A. war zu stark. W. 11, 208; Dies war ein großer A. [s. 2a] von den glänzenden Erwartungen, die man ihm vorgespiegelt. 22, 51 etc. b)Die Empfindungen ... schattieren sich so mannigfaltig als Abfälle zw. einer Habichts- und Stumpfnase sind. G. 14, 15; Die Natur wirkt durch unmerkliche Abfälle. Kant 8, 282. 5) (ver- alt.): Abnahme, Verfall: In A. kommen. Luther 6, 82a; Zinkgräf 1, 262 etc.; bergm.: die Abnahme des Gehalts an Erzen. 5) Ggstz. von Beifall, z. B.: Unbekümmert um den Ab- oder Beifall meiner.. Zeitgenossen. B. 324a; Schot- tel 3 etc. 6) [4d] etc. s. Stein- F. gw. nur in Mz., Amtsgefälle s. d.
Aerolīthen-: Amts-: Än-:
1) das Anfallen und zwar sow. der Angriff eines von außen auf Einen An- od. Einstürmenden, als auch Dessen, was, wie leidenschaftliche Erregung, Krankheit etc. im Jnnern stürmend Einen plötzlich ergreift und packt, in diesem Fall meist mit der Nebenbed. des in seiner Heftigkeit bald Vorübergehnden: Der A. des Feindes, des Fiebers war sehr heftig; In einem A. von Eifersucht, von toller Laune etc.; Also sporneten Beide die seligen Götter zum A. B. 230b; Gleich zum ersten A. [Angriff der Gegner]. Fischart B. 1a; O sähest du, wie meine Seele kämpft, | ein bös Geschick, das sie ergreifen will, | im ersten A. muthig abzutreiben. G. 13, 77; Wie die gesunde Faser .. bei jedem krankhaften A. sich eilig wieder herstellt. 30, 12; 27, 419; Der A., den das Weltmeer gegen die Küsten thut. Kant 8, 212; Kamen die Anfälle von Engbrüstigkeit immer .. wieder. Leisewitz Schr. 115; Den A. der Landplagen. L. 11, 6; Sie thut alle Anfälle einer verschlagenen Buhlerin auf ihn. Rabener 4, 368; Ich kenne schon dergleichen Anfälle von Tugend, sie gehen vorbei, wie ein Fieberschauer. Weiße etc. Fieber-, Frost-, Mord-, Raub-A. etc.; Diese Selbstanfälle der Reue. Engel 7, 346 etc.
2) weidm,: das An-oder Einfallen der Vögel und der Ort desselben. Döbel 2, 213a u. o.
3) bergm.: die das Hangende vor dem Einfall bewahrenden Hölzer in Schachten und Strecken etc. auch „Anpfahl“, s. Jablonsky 52b.
4) das Anfallen eines Guts durch Erbschaft etc. und das Einem so zufallende Gut, z.B.: Erb-A. und so namentl. im Lehnsrecht (auch neutr.) [4a]; auch die bei dieser Gelegenheit dem Grundherrn zu zahlende Abgabe etc. Schmeller 1, 521; Schilter 47b; Das hohe Recht, euch nach Gelegenheiten | durch A., Kauf und Tausch ins Weitre zu verbreiten. G. 12, 263; Luther 1, 296b etc., auch allgm.: Du wirst weder Theil noch A. haben an diesem Wort. Apostg. 8, 21 [Dir fällt davon Nichts zu etc. in der Basler Bibel von 1523 als „ausländig“ erklärt durch „Antheil, Loos, Zufall“], vgl.: Als sei es [das Sterben] ein natürlicher A. Luther 6, 232b, das Einem von der Natur zugefallne, bestimmte Loos etc.; ähnlich: das Angefälle, das Zurückfallen des Lehns an den Lehnsherrn für die Zeit der Unmündigkeit des Vasallen. Eichhorn Privatr. 568; ferner die Einem zufallende Erbschaft z. B. Schweinichen 2, 193; 259 etc. Áschen-:
1) Ort, wohin die Asche fällt etc.: Während sich die Asche in dem mit einer eisernen Thür verschloßnen A. ansammelt. Karmarsch 2, 332; Der Raum unter dem Roste wird der Aschenraum oder A. genannt. 236 U. v. 2) Ein A. [Aschenregen] verschüttete Herkulanum etc. Āūf-: das Auffallen: Dumpfer A. unten im Grabe. JP. 17, 80; 146. Schwzr.: Auffahl, m., Bankerott u.: ver- auffahlen, bankerott werden und Einen gerichtlich bankerott erklären. Stalder. Aūs-:
1) das Aus- oder Fortfallen, Fort-, Weg-Fall; Der A. der Körner aus den Ähren, des Haars etc.; Der A. des einen Worts entstellt den ganzen Sinn. Auch: Der A. eines Postens in der Zahlung; Seine Kaution zu kärglichem Ersatz des A–s inne behalten. G. 18, 155; Ich will mit diesem Geld den A. decken etc.
2) das Heraus-, Hervortreten eines Körpertheils aus seiner Lage: Der A., Vorfall der Bärmutter = Mutterbruch, prolapsus uteri. 3) Der Ausfall des Fechters auf den Gegner. L. 8, 43; der Belagerten aus der Festung etc., auch das Thor, die Pforte, woraus solcher Ausfall erfolgt etc. Übertr.: Ein offner A. auf Gottsched. Danzel 186; Dieser borstige A. Zelter 5, 253, vgl. ausfällig. 4) das Ausfallen, Ausschlagen, Ergebnis: Der A. mag indessen sein, wie er will. Dorow 4, 150; Das Ministerium macht seinen Einfluß auf den A. der Wahlen geltend etc. Āūsnahme-, –s [3a]: Kohl Engl. 2, 357; OMüler Med. 33 etc. Bāū-: Bauschaden. Schmeller; Spate. Bēī-: das Beifallen, Beitreten zu Etwas, das Billigen Desselben durch äußere Kundgebung, lobende Anerkennung und Zustimmung: Erscholl | des B–s Jubelnachklang. Chamisso 4, 77; Nach Menschen-B. geangelt. Claudius 4, 78; Er legte bald sein Mißvergnügen, bald seinen B. an den Tag. Gellert 1, 148; Gewöhnlich erwarb ich ihre Gunst, aber nicht ihren B. G. 20, 238; Anstatt B. und Mißfallen im Einzelnen zu bezeigen. 39, 407; Der Graf klopfte diesem wohlausgedachten Plane lauten B. zu. Musäus M. 5, 75; Ich will weder deinen Tadel, noch deinen B. Sch. 162a; Dem Wachtmeister muß ich B. geben. 327b. Mz. ungw. Bérg-: der Einfall eines ausgebühnten Schachts oder Bergs und der Ort des Sturzes. Blüthen-: das Fallen der Blüthen: Hier Tanz des Wasserfalles, | des B–es dort. Tiedge 2, 29. Brúch-: s. Bruch 1k u. m. Cént-: ein dem Centgericht zuständiger Rechtsfall, solches Verbrechen: Beim C. einer Bauernnymphe. Thümmel 1, 126, ähnl. Kriminal- u. mundartl. Frais-F. IP. 2, 14; Malefiz-F. etc. D(a)rēīn- [3]: Sonst hätten doch wohl manche Dreinfälle mich wankend machen können. L. 13, 307, dazwischen kommende Ereignisse. Dúrch-: das Durchfallen: Kammern, so .. gestützelt und geflicket, daß man sich eines D–s muß befahren. Garzoni 813a; D. durch eine Prüfung, bei einer Lotterie [das Herauskommen mit einer Niete]; Bei also gesetztem Spiele den D. zu kriegen, wäre mir fatal. Chamisso 5, 210 etc. Nam. als Krankheit = Diarrhöe, häufiger und flüssiger Abgang der Exkremente, vgl. Ruhr; Brech-D. etc. Eīchel-: das Fallen der Eicheln von den Bäumen und der Ort, wo sie fallen, Eichelmast: Die Schweine vor des Andern Gründen oder Eichelfällen zu hüten. Möser Ph. 3, 213. Eīn-:
1) das Einfallen und zuweilen der Ort desselben: Der E. der Klinke ins Schloß, der Vögel auf den Vogelherd, des Lichts in ein Zimmer, des Wassers in die Kunstgräben, des Windes in die Orgelpfeifen, des Feindes in ein Land; Die Einfälle der Türken in Ungarn etc., s. Schmeller 1. 521; Der E. [Einsturz] eines Gebäudes; Sollt’ auch der Himmel schon | mit Krachen seinen E. drohn. Lichtwer etc.
2) das Einfallende, so:
a) mundartl. = Aussaat: Inbegriff von 309 Scheffeln E. Erbvergl. 8; Sturz 2, 403.
b) (Uhrmach.) ein zwischen die Zähne des Sperr-Rads fallender Theil, der hindert, daß dies sich von selbst dreht: E. einer Repetieruhr etc.
c) nam. aber ein Gedanke, der Einem einfällt: Es war kein E., kein Gedanke mehr, es war ein entschiedener Plan, dem er mit Klugheit und Festigkeit entgegenging. G. 30, 10: Ist’s nur so ein E., wie er ihr mit dem Mond zu kommen pflegt? Höfer V. 197; Er war voller Einfälle und Streiche. 86; Dem Text Einfälle aufdringen, die über kurz oder lang andern Einfällen Platz machen. WHumboldt 3, 19; Als ob ein E. widerlegt werden könnte! L. 4, 99; Ein lustiger E. 13, 416; 6, 3 etc. Erb-: Erbschaft; der Fall, der Einen zum Erben macht: Wenn so ein E. käm. Müllner 5, 182; ferner s. [4a]. vgl. Berg-F. JP. 31, 35. vgl. Berg-F., doch auch der steile Abhang eines Felsens. Seume. Aus-F. 1. s. Cent-F. das Einem-zu-Fußfallen: Einen F. thun; Es hätte mir einen F. gekostet. Sch. 131b. der entgegengesetzte Fall [3b]: Im G. Platen 6, 84. Gewánd- [4a]. Fall, worüber das Gewissen zu entscheiden hat, Gewissensfrage. gleicher Fall: In der Geschichte wird sich kein völlig kongruierender G. nachweisen lassen. Riemer G. 2, 9; [3b]. ein glückliches Ereignis [3 u. 4b]: Das ist ein G., aber das Glück als ständig fortdauerndes ist etwas Anderes. Auerbach Ab. 145. Gradīēr- [1d]. ein besonders wichtiger Fall; [4a]. Hēīm- [4a]: das Heim- oder Zurückfallen eines Besitzthums an den frühern Besitzer etc. Prutz Mus. 1, 28. Hín- etc.: Getös vom H. stolzer Paläste. Sonnenberg. jäher Fall. Baggesen 1, 100. Kaskāden- [1c]: Rahel 1, 444. vgl. Fuß-F.: Lange schon verlernten wir K. und Gebet. Freiligrath Pol. 1, 72. Kriegs- ereignis. König Kl. 2, 11; auch Etwas, dessen Eintritt als Ursache zum Krieg von einer Regierung bez. wird, casus belli. s. Cent-F. —– Lāūb-: das fallende Laub. Freiligrath Garb. 164. Kohl Alp. 3, 33. Lêhens- [4a]: Ober-L., wo die Verändrung durch den Tod des Lehensherrn, Un- Fall ter-L., wo sie durch den Tod des Lehensmannes erfolgt. Lēīb- [4a]: Fall beim Tod eines Leibeignen, zumal bei leibfälligen oder Fall-Gütern, die mit dem Tod des jedesmaligen Inhabers an den Eigenthumsherrn zurückfallen. s. Cent-F. das Zu-früh-Gebären, Abortieren, s. Fallen 3a; allgm. ein unerwünschter Fall, Un-F. gw. das Niederfallen, z. B. aufs Knie etc.: Jhr N. Börne 3, 346, vgl. auch Schmeller 1, 521. zuw. = Noth: Ihm behilflich sein in allerlei N. Platen 4, 395; gw. [3a] äußerst dringender Fall: Im höchsten, äußersten, dringendsten N. G. 39, 377; Heinse A. 2, 251; W. 29, 228; In solchen übereilenden Nothfällen. Zinkgräf 2, 25 etc. ein das Recht betreffender, juristischer Fall: Striethorst, Archiv für Rechtsfälle. Rêde- [4c]. Rhēīn- [1c], übertr.: Es wirbelte und rauschte ein R. von Vorwürfen .. auf ihn herab. Musäus M. 3, 112; auch Name einer Weinsorte, des s. g. Velteliners, wo aber die letzte Silbe wohl das ital. valle, Thal, ist. ungeheurer Sturz. Sch. 2a. das Zurückfallen:
Erd-: Félsen-: Fórt-: Frāīs-: Fūß-: Gêgen-: Gewíssens-: Glēīch-: Glücks-: Hāūpt-: Jǟh-: Knīē-: Krīēgs-: Krimināl-: Lawīnen-: Malefīz-: Miß-: Nīēder-: Nōth-: Réchts-: Rīēsen-: Rück-:
1) an einen frühern Besitzer, Heim-F.: Das bedeutende Vermögen zum R. an die Mutter zu bringen. Gutzkow R. 6, 12 etc.
2) in einen frühern gw. schlechten Zustand: Von diesem R. in die alte Gesinnung. 7, 398; Der April mit seinen ..winterlichen Rückfällen. 480; Unerträglich muß dem Fröhlichen | ein jäher R. in die Schmerzen sein. G. 13, 41; Rückfälle, die weit gefährlicher sind als die Anfälle. Gotthelf 5, 311; R. in die vorige Wildheit. Sch. 1106a; R. [in eine Krankheit] etc. Schlēīer-: Wasser- F., wo das zerstäubende Wasser schleierartig erscheint: Staub- und Schleierfälle. Kohl Alp. 3, 196. Schlúß-:
1) [4c].
2) Pointe: Die zugespitzten Schlußfälle des Martials. L. 8, 462. Schnēē-: das Fallen des Schnees, der fallende (Lawine. Hebel 3, 153) und der angefallne Schnee: Ein Sch., d. i. Schneeflocken, die in der Luft schweben. Humboldt Kl. Schr. 1, 383; 73. Schōß- [4a]: der Erbfall, wo beim Tod eines Kindes der Nießbrauch seines väterlichen Erbtheils „der Mutter in den Schoß fällt“, während das Vermögen doch den andern Kindern zufällt. Sílben- [4c]: In einem singenden S. recitieren. G. 14, 60. Sílber-, z. B. [1c]: Der Quellen S. Sch. 48b. Stāūb-: s. Schleier-F. und vgl. Aschen-F. Stēīn-: z. B. der Herabfall von Meteorsteinen: Aerolithen-F. Humboldt K. 1, 122. Stérbe-:
1) der eintretende Tod Jemands, der eingetretne gw. „Todes-F.“
2) [4a]: z.B. Möser Ph. 1, 71 ff.; 2, 112 etc. Stérn-: Sternschnuppe, s. d. Strāf-: strafbare Handlung. Stūfen-: Abstufung, Nüance, vgl. stufenfällig. Sünden- [2b]. —Thāū-: vgl. Schnee-F.: Der Wolke schädlichem. Th. Kosegarten Rh. 3, 41. Tōd- [4a]: Mit seinen gottverdammten Gülten und Zehnten und Todfällen. Scherr Gr. 2, 104. Tōdes-: Sterbe-F. Tōn- [4c]: In melodischen T. V. 3, 18; Schleiermacher 2, 212. Trāūer: Trauer erregender Fall, nam. Todes-F. Trópfen-: das Fallen der Tropfen; Traufe. Über-: das Überfallen, Uberrumpeln: Bei nächtlichem Ü. Heine Lut. 2, 187; In einem Ü. [Anfall] von schwärmendem Verlangen. W. 12, 299. Mundartl. auch: das Zäpfchen im Hals. Um-: das Umfallen, der Umsturz: Der U. eines Baums; eines plötzlich krepierten Viehs etc. (s. Un-F.). Un-: Etwas Unangenehmes, Schlimmes, das Einen befällt [3; 4b]: Es möchte ihm ein U. begegnen. 1. Mos. 42, 4; Ein U. wird über den andern kommen. Hesek. 7, 26 etc.; So mußte ich unter großem Gelächter der Zuschauer eben abziehen, ein U., der mich tief .. kränkte. G. 16, 26; Menschen, die wegen großer sittlicher Unfälle sich in die Wüsten zurückzogen. 15, 283 etc. Veralt.: Zu U. kommen. Sir. 31, 6; U. wird nicht von ihm lassen. Hiob 15, 30 etc., st. Unglück, da U. eben ein einzelnes Unglück, einen Unglücksfall bez., zu dem der Mensch nicht kommt, sondern der vielmehr den Menschen befällt, z. B. also; Er ist, sitzt im Unglück [nicht U.]; nam. gilt U. auch v. einem das Gelingen eines Vorhabens vereitelnden Zufall, der eben noch kein Unglück zu sein braucht, s. o. G. 16, 26. Nach Schmeler 1, 522 U. auch = Viehseuche, wo es aber aus,,Umfall“ hervorgegangen scheint. Unglücks- [3 u. 4b]: vgl. Glücks- u. Un-F. Ver-: das Verfallen, z. B. bei Wechseln, Pfändern etc.: Der Tag des V–s, V.-Tag, die Zeit, wo sie fällig sind; Sein tückisches Bestehn auf Schuld-V. V. Sh. 2. 77; Etwas kommt, geräth in V. = verfällt, z. B. ein Hausstand, ein Staat, die Kunst etc., auch eine Gewohnheit, hergebrachte Sitte, wenn sie allmählich nicht mehr ausgeübt wird: In krankem V. des Körpers, in blühender Gesundheit des Geistes. G. 18, 74; So wäre der V. der Kunst .. unvermeidlich. L. 11, 132 etc. Selten dagegen: Der V. ins Böse. Kant Relig. 3 etc. Vīēh- [1b]: das Viehsterben, Viehseuche. Vōr-:
1) s. Aus-F. (2).
2) [3 u. 4b] etwas Vorgefallenes, eine Begebenheit, die sich zugetragen, namentl. insofern sie plötzlich kommt und als etwas Einzelnes, sich bes. bemerklich Machendes hervortritt, versch. von dem sich allmählich entwickelnden u. abspinnenden „Vorgang.“ Ließ sich .. durch keinen noch so sonderbaren V., der sich etwa ereignen mochte, irre machen. Fichte Nic. 10; So soll auch der Vorgang bei dem Grafen von C. von einem wirklichen V. mit Jerusalem geborgt sein. Guhrauer L. 2, 97. Wásser-: der Fall des Wassers aus dem Gerinne aufs Rad im Bergb.; bei Mühlen etc., auch das Gefälle [2a]; nam. [1c] = Katarakt (vgl. Kaskade), verkl. Wasserfällchen, s. Felsen-, Wind-F. Wéchsel- [4b]: Die Wechselfälle des Schicksals. Wég-: Fort- F., z. B.: Jn W. kommen. Danzel 296. Wind-: weidm. wie „Windbruch“, der Fall vom Wind umgerissener Bäume und diese selbst, s. Bruch 4b: Die Revierförster haben Windfälle [als Einkommen], können die Schiffer keine Wasserfälle bekommen? König Kl. 2, 11; Mö- ser Ph. 2, 338. Wólfs-: Vieh, das der Wolf zerrissen. Spate. Zēīt-[4d]: Tempus in der Sprachlehre, z. B. Engel 4, 372; L. 3, 226 etc. Zer-: das Zerfallen: Der Z. zwischen dem Vater und Alban. Auerbach 4, 78; Z. des Hauswesens. 292; Österreich scheint seinem Z–e entgegenzugehen. Tag. 160; Die Hölle des Z–s und der Unzufriedenheit mit sich selber. Leb. 1, 86; Gervinus Sh. 1, 213; Diese ganze Herrlichkeit barg bereits den Keim des Z–es in sich. Keller gH. 1, 102; Dem stets fortschreitenden Z. des Felsgebäudes. Kohl Alp. 3, 283; 294; Der politische Z. Kürnberger Am. 173; In Z. gerathen. Mörike N. 17; Daß die Inquisition so in Z. käme. Sch. 122b etc., vgl. Ver-F. Zū:
1) s. [3 u. 4a] auch fallen, Anm. 2: Alles Geschehnde, wobei sich keine Absicht, kein Grund, kein Zusammenhang mit den Ursachen, woraus es hervorgeht, keine Gesetzmäßigkeit, Planmäßigkeit, innre Nothwendigkeit erkennen lässt, das Ungefähr (s. d.): Was wir Z. nennen, ist sicher nothwendiges Resultat unbekannter Ursachen und eben so gesetzmäßig wie jede natürliche Erscheinung überhaupt. Burmeister Gsch. 134; Der Stab wird nicht über sie gebrochen, sie stirbt von des Z–s Mörderhand. Börne 1, 77; So hat vielleicht der Z. es geordnet, | der große Bildner, den sie Gottheit nennen. Chamisso 4, 187; Mit Willen thät’ ich’s [risse den Bau ein], Z. aber bleibt verhaßt. G. 10, 305; Wenn das Waltende | Verbrechen zu begünst’gen scheinen mag, | so nennen wir es Z., doch der Mensch, | der ganz besonnen solche That erwählt, | er ist ein Räthsel. 13, 259; Wenn wir es nicht mit Willen und Willkür thun, so wirken Verhältnisse, Leidenschaften, Zufälle. 15, 239; Das Gewebe dieser Welt ist aus Nothwendigkeit und Z. gebildet. 16, 79; 140; Gesetz und Z. greifen in einander. 39, 59; 442; Hat sie nun ein Z. mit mir zusammengeführt oder eine Fügung des Himmels. Gutzkow Lenz 39; Anordnung für Z. u. Z. für Anordnung auszumünzen wissen. IP. 1, 18; Sucht das vertraute Gesetz in des Z–s grausenden Wundern. Sch. 76b; Wie viel besser man oft thut, den Z. machen zu lassen, als ihm durch zu viele Geschäftigkeit vorzugreifen. G. 1, 24; Ein glücklicher Z. doch warum wollen wir dem Z. zuschreiben, was uns beweisen sollte, daß eine unsichtbare Macht ist, welche sich immer bereit zeigt, der sinkenden Tugend die Hand zu reichen? eine wohlthätige Schickung also fügte es etc. W. 5, 162 etc. Bei jedem Z–s-Wörtchen [zufälligen, unabsichtlichen]. G. 11, 159 etc. Das frz. Theater-Koup (Bühnenstreich) hat L. 3, 211 durch Theater-Z. verdeutscht. 2) zuw. auch: Das, was Einem zufällt, zustößt: Jch habe seinen [meines Vaters] Tod empfunden, als man nur immer einen solchen Z. empfinden kann. L. 12, 159; Um aber meinen Z. [Geschick] euch| in seinem ganzen Licht zu zeigen. Nicolai 2, 18 etc. Nam. von krankhaften Anfällen, vgl. Anstoß etc.: Gichtische, epileptische Zufälle; Sie will ihren Willen haben oder will ihre Zufälle [engl. fits] bekommen. L. 6, 6. 3) selten = das Zufallen, z. B.: Der Z. des Tellereisens erfolgt mittels einer starken Feder. 4) mundartl. veralt. = Beifall, Zustimmung. Schmeller 1, 522. 5) s. Anfall2. Zwick-: Alternative. Zwíschen-: Zufall, der zumal oft störend zwischen Etwas tritt: Kinderkrankheiten, bei denen die gesunde Natur das Beste thut, wenn nicht Zwischenfälle ihre Thätigkeit verhindern. Lewald W. 2, 187; Dieser glückliche Z. Radowitz 196 u. ä. m.