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fabeln
Fābeln, intr. (haben) und tr.:
1) Fabeln (d. h. äsopische) machen: Ihre [meiner Fabelmuse] gefabelten Kleinigkeiten. Burmann F. VI; Sie selbst, die f–de Muse. L. 1, 130; Mein Schauplatz ein geduldiges Papier, .. vergaß ich f–d oft des Lebens wahre Rollen. Michaelis 282 etc.
2) Etwas erdichten: Mit dem Teufel, den sie f., | wollen wir sie selbst erschrecken. G. 8, 370; Was die Alarmisten bisher über die Gefahr gefabelt. Heine Reis. 3, 188; Rings fabelte man, mit Elfen tanze der Bergelf. V. 1, 20; Ein gefabeltes Leichenbegängnis. Ov. 1, 354; 68; Ströme, die man sonst um den Eingang des Todtenreichs fabelte [von denen man fabelte, daß sie dort seien]. Georg. 289. Die gefabelte [mythische] Göttin. Geßner 1, 147 etc.
3) irre reden, fantasieren, faseln: Er fabelte gewiß in letzten Zügen. G. 11, 126; Sie meinte, Rosa fable aus einem Traum heraus. Tieck GsNov. 1, 136 etc.
Anm. Nbnf.: Zu fabulieren und zu schwadronieren. Immermann M. 1, 333; G. 3, 146. So auch: Fabulánt, m., –en; –en: Einer der fabelt.
Zsstzg. nam. zu 2, vgl. dichten etc., z. B.: Án-: Goldkrone, die ihr [der Schlange] .. der Aberglaube anfabelt. Linck Schl. 43; Einige dem Dichter angefabelte Ungereimtheiten. V. Sh. 2, 578; Ant. 2, 117. Hín- etc.: Daß er an die Stelle, wo das unaufgelöste Problem liegt, gerne ein Phantasiebild hinfabelt. G. 3, 307. Rhademanthys, den man aus dem Okeanos in den Hades hinabgefabelt. 1, 217. Die Architektur, deren Typen man jetzt in Waldlauben und Felsengrotten nachträglich hin- einfabelt, die man aber gewiß dort nicht zuerst gefunden. Heine Sal. 1, 45; Was nach und nach hinzu gefabelt wurde. W. 18, 125 etc., s. [3].
Um-: Nun ward auch Memnon zum Afrikaner umgefabelt. V. Ant. 2, 154.
Zurück-: Den allmählich in die Vorzeiten zurückgefabelten Stiftern. 436, die man fabelnd dorthin zurückversetzte etc.